heute journal vom 24.01.2021 - Anlass zur Sorge
Guten Abend.
Wir müssen wieder mit der Pandemie beginnen.
Es gibt offenbar eine neue Entwicklung:
die, die befürchtet wurde.
Die britische Variante macht sich breit in einer Berliner Klinik.
Wir wissen das, weil diese spezielle Klinik schon gezielt
auf die britische Variante testet.
Wer weiß, was in anderen Kliniken verborgen bleibt.
Ein Amtsarzt erklärt:
"Die Zahlen machen uns nicht glücklich." Vornehme Untertreibung.
Denn Covid-19 B 1.1.7 ist nicht irgendeine Variante.
Sondern ein anderes Kaliber, das sich viel schneller ausbreitet.
Auch, wenn es an sich nicht tödlicher wäre als die Ausgangsform,
kann es in kurzer Zeit die Zahl der Ansteckungen
derart explodieren lassen, dass am Ende viel mehr Menschen sterben.
Es besteht Anlass zur Sorge.
Stefanie Gargosch berichtet.
Kleidung, ein Regenschirm – Übergabe an die Krankenschwester
für die Lieben hinter den Kliniktüren.
Quarantäne seit gestern für 400 Patienten
und 1.700 Mitarbeiter des Humboldt-Klinikums.
Selbst Notfälle nehmen sie nicht mehr auf.
Das Krankenhaus hier,
wo wir eigentlich alle eingeliefert werden würden,
das ist jetzt leider wegen Quarantäne geschlossen.
Ist nicht schön für die Patienten, Besucher können nicht rein.
Für nicht infizierte Klinikmitarbeiter
gilt Pendelquarantäne, leben zwischen Wohnung und Arbeit.
Der Grund: die hochansteckende Virusmutante B.1.1.7 aus England.
Mindestens 14 Patienten und sechs Mitarbeiter
haben sich hier infiziert.
Gestern dann die Klinikschließung, die erste dieser Art in Deutschland.
Nun werden alle Patienten und Mitarbeiter getestet.
Die erste Tendenz: beunruhigend.
Am heutigen Tag ist es schon so, dass erste Ergebnisse eintrudeln,
die uns nicht glücklich machen.
Wir werden im Laufe der kommenden Stunden und des kommenden Tages
einen besseren Überblick haben, hoffen wir.
Es ist aber schon jetzt abzusehen, dass die Fallzahl steigt.
Dabei gilt das Humboldt-Klinikum als vorbildlich.
Seit Anfang des Jahres testet man auch auf die Mutante,
als einzige Klinik in Berlin, neben der Charite.
Nur weil wir ein Vorabscreening
von bereits positiven Tests gemacht haben,
ist uns diese Mutante aufgefallen.
Deswegen können wir dementsprechend gut handeln,
um die Bevölkerung, als auch die Mitarbeitenden im Klinikum
und Patienten zu schützen.
Die Sorge ist groß, dass die Virus- Variante sich unkontrolliert
in ganz Deutschland ausbreitet.
Die Sequenzierung, die Suche nach den Mutanten: immer dringlicher.
Natürlich muss man jetzt bundesweit die Sequenzierung hochfahren.
Man muss auch wissen, Sequenzieren ist nichts,
was man innerhalb einer oder zwei Stunden erledigt hat,
sondern es ist ein komplexes Verfahren.
Wir können auch nicht alle Proben sequenzieren,
sondern eben stichprobenartig, wie z.B. eben diese Klinik in Berlin.
Dann wird man sehen, wie eben die Verbreitung dieser Mutante
oder Mutanten tatsächlich ist.
Die Menschen in der Humboldt-Klinik hoffen nun,
dass es nicht so schlimm wird mit dem Mutanten B.1.1.7.
Es wird mehr denn je darum gehen, wie schnell und wie vollständig
die Wissenschaft ein Lagebild zusammenbekommt.
Denn dort, wo die Mutante B.1.1.7 sich breit macht,
wird die Lage nicht ein bisschen schwieriger,
sie wird grundlegend gefährlicher.
Das ist eine große Herausforderung.
Denn immer noch ist unser Bild von der Verbreitung des Virus SarsCov2,
auch in seiner Standardversion, nicht wirklich komplett.
Eva Schiller berichtet, was in Baden-Württemberg,
dort besonders in Tübingen,
an lebensnaher praktischer Arbeit getan wird.
Ein Modell, das ein Vorbild sein könnte - aber noch nicht sein darf.
Schnelltests auf dem Prüfstand: An diesem Drive-in nahe Heidelberg
überprüft Infektiologin Claudia Denkinger,
wie zuverlässig Schnelltests sind.
Jeder, der für einen verordneten PCR-Test anrollt,
macht zusätzlich noch den Schnelltest.
Das Ergebnis: Auch Schnelltests
fischen die meisten Infizierten aus den Testpersonen,
mit einer etwas höheren Fehlerquote als Labortests.
Wir haben das für verschiedene Schnelltests immer wieder gezeigt,
dass die guten Tests
vier aus fünf positiven Fällen rausziehen können.
Von denen, die hohe Viruslasten haben,
da können sie neun aus zehn rausziehen.
Also die, die für die meisten Übertragungen verantwortlich sind.
Dabei, so das Ergebnis dieser ersten größeren Studie,
macht es offenbar kaum einen Unterschied,
ob sich Probanden selbst testen oder getestet werden.
Bei neueren Schnelltests reicht ein Abstrich im Nasenflügel.
So, 15 Sekunden gegen die Nasenwand, auf beiden Seiten.
Praktisch wie Nase bohren.
Schnelltests für den Hausgebrauch -
immer mehr Wissenschaftler befürworten das.
Virologin Sandra Ciesek hat in einer Studie
Lehrer sich selbst testen lassen.
Die Tests haben Infizierte aufgespürt,
schon bevor sie Symptome entwickelten.
Wir konnten verhindern, dass einige Lehrer,
die von ihrer Infektion nichts wussten,
in die Schule gegangen sind.
Das kann Infektionsketten immer wieder unterbrechen.
Doch Jens Spahn winkt ab – Berichte, dass er den Verkauf von Schnelltests
schon Ende Januar erlauben wolle,
dementiert das Gesundheits- ministerium gegenüber dem ZDF.
Denn noch gebe es keine zertifizierten Tests für zu Hause.
Deswegen bin ich da zurückhaltend,
entgegen aller rechtlichen Regeln für Medizinprodukte
Schnelltests, die wir aktuell haben,
zu einem Heimtest zu machen für Jedermann.
Sonst hat es das Risiko von falschen Ergebnissen
und möglicherweise von falschem sich in Sicherheit wiegen.
Ja, da sind Risiken beim Selbsttesten,
aber es fehle generell an einer Schnellteststrategie
für Deutschland, findet Notärztin Lisa Federle.
In Tübingen zeigt sie seit Monaten, wie das funktionieren könnte.
Jeder der möchte, bekommt einen kostenlosen Schnelltest,
finanziert durch Spenden.
Die Inzidenz ist unter 50 gesunken,
Federle hat für ihre Strategie Preise gewonnen.
Aber das war's.
Das ist eine absolut verschenkte Chance,
denn wir haben so viele Schnelltests,
dass wir das durchaus schnell in Angriff nehmen können.
Diese Schnellteststrategie wäre jetzt besonders wichtig.
Durch die neue Mutation wissen wir gar nicht, was auf uns zu kommt.
Das heißt, wir müssen: testen, testen, testen.
Infektiologin Denkinger findet, dass auch Selbsttesten
unter kontrollierten Bedingungen sinnvoll wäre -
in Schulen, Kindergärten, Polizeidienststellen.
Das kann Shutdown und Maske nicht ersetzen,
aber da wäre zumindest eine Strategie statt ständiger Verbote.
Das Tübinger Modell -
jeder, der möchte, bekommt kostenlos einen Schnelltest -
wird von der Politik nicht als Vorbild akzeptiert.
Zu unsicher, heißt es.
Dabei kann die Aktion der Ärztin Lisa Federle
sich auf Zahlen berufen.
Der Landkreis Tübingen ist einer der wenigen,
der bundesweit schon jetzt unter die große Zielmarke,
eine Inzidenz unter 50 in sieben Tagen auf 100.000 Menschen, kommt.
Guten Abend, Frau Doktor Federle. Guten Abend.
Was ziehen Sie heute Abend für Schlüsse aus den Vorgängen
an der Berliner Klinik, die es plötzlich mit großen Zahlen
der gefährlichen britischen Variante zu tun?
Ich bin sehr besorgt und ich denke, umso wichtiger ist es,
dass wir eine ausreichende Kontrolle haben und regelmäßig testen,
weil es die einzige Prävention ist, um solche Fälle herauszufischen.
Es gibt im Moment auch noch viel zu wenig Labore,
die diese Sequenzierung durchführen können.
Wir erleben aber auch, dass die Politik auf Ihr Experiment
oder Ihr Vorbild reagiert mit dem Vorwurf,
das sei alles zu unsicher.
Diese Tests seien v.a. dann, wenn Laien sie ausführen,
viel zu unsicher.
Dann wären die Leute in falscher Sicherheit
und würden erst recht das Virus mit sich tragen.
Erstmal ist klar, dass man sowieso die AHA-Regeln einhalten muss.
Das sagen wir auch allen.
Aber das andere ist für mich genauso unsinnig,
wie wenn man sagen würde: Man nimmt auch kein Kondom,
nützt ja eh nichts, ist nicht 100 % sicher.
Die Politik argumentiert auch mit den Kosten, die das verursacht,
ohne einen wirklich verbindliches Ergebnis zu erzielen.
Auch deswegen hat das Tübinger Modell
noch nicht bundesweit Schule gemacht.
Ja, das finde ich extrem schade, weil ich glaube,
dass es eine relativ günstige Angelegenheit ist für die Politik.
Aber es fehlt einfach eine Teststrategie, ein Konzept.
Es ist aber durchaus möglich, das auszuarbeiten.
Ich hoffe, dass die Regierung das bald umsetzt,
weil gerade durch die neuen Mutationen
sind die Menschen gefährdet, und die fühlen sich ausgeliefert.
Wenn ich jetzt z.B. die Notbetriebe der Kitas
oder Grundschulen anschaue oder die Leute, die eben verkaufen müssen.
Dies sind dem Virus ausgesetzt und haben nicht mal die Möglichkeit,
das durch Testen festzustellen,
inwieweit sie was kriegen können oder nicht.
Nun habe ich vorhin schon die eindrucksvollen Zahlen
von Tübingen genannt - man ist bei einer ungefähr 45er-Inzidenz.
Das ist für den großen Rest des Bundesgebiets
ein fernes Ziel im Moment.
Glauben Sie, dass das ausschließlich auf Ihre speziellen Verfahren -
also Schnelltests für alle, Taxis für ältere Menschen
auf Kosten der Gemeinde und einige andere praktische Punkte -
zurückzuführen ist, dass es so leicht tatsächlich sein könnte?
Nein, das glaube ich nicht.
Ich glaube, es hat etwas damit zu tun,
dass wir die Bevölkerung in Tübingen aus sensibilisiert haben.
Eben dadurch, dass wir Schnelltests angeboten haben,
dass wir sie immer wieder darauf aufmerksam gemacht haben,
dass sie Masken tragen sollen,
da sie zu bestimmten Zeiten einkaufen gehen sollen.
Und wir haben von Anfang an mit dem Landratsamt zusammen
und mit der Stadt eng Hand in Hand gearbeitet mit meinem DRK.
Es hat von Anfang an eine Strategie gegeben.
Dadurch waren wir ständig am Ball und haben ständig nachjustiert.
Haben uns um die Heime gekümmert, haben, ohne dass wir
die Bezahlung zugesagt bekommen haben, angefangen zu testen.
Da hieß es, ich könnte es notfalls vom Sozialgericht einklagen.
Wir waren einfach am Ball.
Ich hatte tolle Unterstützung, auch der Bürger.
Ich glaube, das macht's schon aus.
Aber ich glaube, dass dieses Konzept,
dieses Modell schon durchaus auf andere Städte übertragbar wäre.
Beispiel: Mich hat jetzt der Landrat aus Pfaffenhofen
vor drei Wochen angerufen und mir vor ein paar Tagen gesagt,
sie hätten das dort jetzt genauso aufgebaut wie hier in Tübingen.
Ein Modell, das Vorbild sein könnte.
Danke nach Tübingen, Doktor Federle. Gerne.
Das Gespräch hatten wir vor einer guten Stunde.
Die Nachrichten schließen sich nahtlos an.
Neue Medikamente mit speziellen Antikörpern
sollen bestimmten Corona-Patienten
einen schweren Krankheitsverlauf ersparen.
Das Bundesgesundheitsministerium hat 200.000 Dosen
von zwei Antikörpermitteln für 400 Mio. Euro gekauft
und rechnet mit einer baldigen Zulassung in der EU.
Die Medikamente der US-Hersteller Eli Lilly und Regeneron
haben in den USA bereits eine Notfallzulassung.
Auch Ex-Präsident Trump war im Oktober damit behandelt worden.
Die Bundesregierung hat die Einreiseregeln
und die Grenzkontrollen verschärft.
Für Länder mit besonders hohen Corona-Infektionszahlen
oder besonders gefährlichen Virusvarianten
sind ein negativer Test und eine digitale Anmeldung Pflicht.
Das betrifft 30 Länder, darunter Spanien, Portugal,
Ägypten und Tschechien sowie die USA.
Am Frankfurter Flughafen wurden heute bereits
zahlreiche Reisende überprüft.
Ein Test kann im Transitbereich nachgeholt werden.
Wer den verweigert, wird zurückgewiesen.
In der Debatte über Sterbehilfe haben sich Wolfgang Huber,
der frühere Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland
und Peter Dabrock, der ehemalige Vorsitzende des Deutschen Ethikrates,
gegen einen "assistierten Suizid"
in kirchlichen Einrichtungen ausgesprochen.
In der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung"
warnen die beiden evangelischen Theologen davor,
den Tod von eigener Hand
zu einer Normalform des Sterbens werden zu lassen.
Die Kirchen sollten sich weiterhin für das Leben stark machen.
In Russland sind bei den Protesten
von Anhängern des inhaftierten Oppositionspolitikers Nawalny
rund 3.500 Menschen festgenommen worden, berichten Bürgerrechtler.
Allein in Moskau habe es mehr als 1.300 Festnahmen gegeben.
Zahlreiche Demonstranten seien schwer verletzt worden.
Die EU und andere Staaten
verurteilten das Vorgehen der Sicherheitskräfte.
Gestern hatten mehrere zehntausend Menschen in ganz Russland
für die Freilassung von Nawalny demonstriert
und gegen die Regierung von Präsident Putin.
Trotz einer massiven Corona-Welle und inmitten des Shutdowns
sind in Portugal heute Präsident- schaftswahlen abgehalten worden.
Nach ersten Prognosen
hat der konservative Amtsinhaber Rebelo de Sousa
schon in der ersten Runde die absolute Mehrheit erreicht
und sich damit gegen sechs Mitbewerber durchgesetzt.
Bis zuletzt hatte es Forderungen gegeben, die Wahl
wegen der Pandemie zu verschieben.
Aktuell hat Portugal
eine der höchsten Sieben-Tage- Inzidenzen weltweit.
Angeblich sind die USA und Deutschland
ziemlich beste Freunde, schon lang und für ewig.
Tatsächlich sind sie auch Konkurrenten
um wirtschaftliche und politische Macht.
Dafür, wie schwierig das sein kann,
obwohl der Präsident nicht mehr Donald, sondern Joe,
nicht mehr Trump, sondern Biden heißt,
gibt es ein mächtiges Exempel:
Nord Stream 2, eine Pipeline auf dem Boden der Ostsee,
von Russland nach Deutschland.
Sie ist fast fertig.
Donald Trumps Außenminister hat noch im letzten Moment,
quasi beim Rausgehen, Sanktionen verkündet,
um die letzten Kilometer zur Fertigstellung
endgültig zu blockieren.
Damit lässt sich das Thema
nicht mehr auf die lange Bank schieben oder totschweigen.
Die ziemlich besten Freunde haben ein Problem.
Andreas Kynast berichtet.
Das Schiff heißt "Fortuna"
und es ist seit Dienstag das fahrende Unglück.
Wer der "Fortuna" hilft, wer ihr Pipeline-Rohre liefert
oder Klopapier, muss mit sofortiger Strafe der USA rechnen,
die den Rohrleger, der Nord Stream 2 baut,
als blockiertes Eigentum bezeichnen.
Die erste Sanktion gegen die Ostseepipeline
war eine der letzten Entscheidungen der Regierung Trump.
Und ist eine der wenigen,
die die Regierung Biden nicht zurücknehmen dürfte.
Weil die teils erbitterten Pipeline-Gegner im Kongress
eine sehr selbstbewusste Mehrheit haben.
Schon vor der Biden-Regierung, schon seit zwei Jahren,
haben wir eine starke, parteiübergreifende,
praktisch einstimmige Unterstützung.
Nur noch 148 Kilometer fehlen Nord Stream 2, sie werden die schwersten.
Nicht nur die USA verschärfen den Streit,
auch das Europaparlament verlangt nach der Vergiftung Nawalnys
die Pipeline umgehend zu verhindern.
Aber Deutschland lässt weiterbauen.
Ich sage heute, dass die Sanktionen sowieso nochmal verstärkt werden,
aber, dass sich meine Grundeinstellung
noch nicht dahingehend verändert hat, dass ich sage,
das Projekt sollte es nicht geben.
Deutsche Ministerpräsidenten
sind die entschlossensten Verteidiger der Pipeline.
Armin Laschet, CDU, und Manuela Schwesig, SPD.
Um den Weiterbau zu unterstützen,
hat Mecklenburg-Vorpommern eine Stiftung gegründet,
sie aber nicht Nord-Stream-2-Stiftung genannt,
sondern "Stiftung Klima- und Umweltschutz MV".
In allererster Linie werden wir eine gute Stiftung haben,
mit der wir unser großes Thema Umwelt- und Klimaschutz
im Land voranbringen können.
Und, wenn es nötig ist, kann die Stiftung einen kleinen Beitrag
zur Ostsee-Pipeline leisten.
99 % des Satzungstextes gehen um Umwelt und Klima.
Aber 99 % des Geldes kommen von Gazprom.
Das ist keine Umweltstiftung, das ist eine Gazprom-Stiftung.
Im Grunde eine Tarnorganisation, die Frau Schwesig da gegründet hat.
So beispiellos feindselig die Sanktionen der Amerikaner sind,
ihre Argumente teilen viele Staaten, v.a. in Osteuropa.
Polen wünscht den USA viel Erfolg.
Ich lade alle deutschen Politiker, die diese Investition begrüßen,
dazu ein, die Gründe, die dahinterstehen,
der Familie von Nawalny zu erklären.
Auf der einen Seite der neue US-Präsident,
der Nord Stream 2 für einen fundamental schlechten Deal hält.
Auf der anderen die russische "Fortuna", die heute offiziell
mit dem Verlegen der letzten Rohre begann.
Der Wettlauf gegen die Zeit hat begonnen.
Eine weitere Hinterlassenschaft der Ära Trump
trifft den Ex-Präsidenten selbst.
Die Zeit, in der er für ordentliche Strafverfahren unerreichbar war,
weil ihm allenfalls
ein politisch gesteuertes Impeachment drohte, ist vorbei.
Der Bürger Trump, Präsident im Ruhestand,
wird sich mit seiner Vorgeschichte auseinandersetzen müssen.
Ganz normale, aber hochmotivierte Staatsanwälte
haben in den letzten vier Jahren ihre Akte "Trump" vervollständigt.
Wie Johannes Hano berichtet, steht da einiges drin.
Normalerweise können Ex-Präsidenten ihren Ruhestand in Frieden
und Wohlstand genießen.
Für Donald Trump aber wird es wohl ganz anders kommen.
Im ganzen Land stehen Staatanwälte in den Startlöchern,
haben auf diesen Moment gewartet.
Den Moment, in dem Donald Trump aus dem Amt scheidet
und seine Immunität verliert.
Er wird von Dunkelheit umschlossen werden.
Er wird sich mit Steuer-, Bank- und Versicherungsbetrug
und all den anderen Dingen beschäftigen müssen,
denen er ausgewichen ist.
Es kann durchaus sein, dass er auch zur Verantwortung gezogen wird
für das, was er als Präsident getan hat.
Scott Horton ist Top-Anwalt einer der größten Kanzleien der Welt,
berät Regierungen rund um den Globus und Politiker in Washington.
Und er hat sich intensiv mit Trumps juristischen Problemen beschäftigt.
Besonders ernst wird es für Donald Trump hier,
in seiner alten Heimatstadt New York.
Jahrelang hatte Donald Trump seine Steuerunterlagen geheimgehalten
und auch woher das ganze Geld für seine oft desaströs
verlustbringenden Geschäfte, wie z.B den Golfplatz
im schottischen Turnberry kommt.
New Yorks Staatsanwalt Cyrus Vance ist wohl mittlerweile
im Besitz der Steuerunterlagen.
Und alles deute auf eine Anklage hin, meint Horton.
Wir wissen von zwei Quellen,
Unterlagen, die Vance vor Gericht eingereicht hat und der Tatsache,
dass er Steuerforensiker angeheuert hat,
dass es fast als sicher gelten kann,
dass wohl bald schwerwiegende Anschuldigungen vorgebracht werden.
Schwer belastet wird Donald Trump
von seinem persönlichen Ex-Anwalt Michael Cohen.
Während eines Hearings vor dem US-Kongress behauptet er,
er sei dabei gewesen, als Trump sein Vermögen für Banken groß
und für die Steuer klein gerechnet habe.
Cohen aber präsentiert auch Beweise für andere Straftaten,
wie zum Beispiel die Kopie eines Schecks für die Schweigegeldzahlung
an den Pornostar Stormy Daniels.
Diesen Scheck, den Herr Trump ausgestellt hat,
von seinem persönlichen Bankkonto, nachdem er Präsident wurde.
Er hat mir damit das Schweigegeld zurückerstattet,
das ich bezahlt habe,
um seine Affäre mit einem Pornostar zu vertuschen,
um Schaden für seinen Wahlkampf abzuwenden.
Micheal Cohen wird zu drei Jahren Haft verurteilt.
In Cohens Urteil wird ein anonymisierter Mittäter ausgewiesen.
Und sein Mittäter, der die Zahlung überwacht und angestiftet hat,
das ist Donald Trump.
Nach den Strafmaßrichtlinien bedeutet das,
wenn Cohen drei bis fünf Jahre bekommt,
dann bekommt der Anstifter fünf bis acht Jahre.
Das ist sehr ernst, auch angesichts der Tatsache,
dass alles schon bewiesen ist.
Mit Ausscheiden aus dem Amt
kann Trump jetzt jederzeit angeklagt werden.
In einem anderen Fall, bei dem es um eine Vergewaltigung geht,
muss Donald Trump wohl demnächst eine DNA-Probe abgeben.
In Georgia wird ein Ermittlungsverfahren gegen ihn
wegen illegaler Wahlbeeinflussung geprüft
und Mitte Februar beginnt die Impeachment-Verhandlung im US-Senat
an deren Ende der Ausschluss
von allen politischen Ämtern in der Zukunft stehen könnte.
Wie es aussieht, könnte Donald Trump seine Rente
mehr in dunklen Gerichtsgebäuden verbringen,
als auf dem Golfplatz und mit seiner Frau.
In der Fußball-Bundesliga hat Bayern München
seinen Vorsprung an der Tabellenspitze weiter ausgebaut,
mit dem 4:0-Auswärtssieg gegen Schlusslicht Schalke 04.
Hoffenheim gewann ebenso klar gegen den 1. FC Köln, 3:0.
Nach der 1:4-Niederlage gegen Bremen
gab es gleich zwei wichtige Personal- entscheidungen bei Hertha BSC:
Nach langer Talfahrt trennt sich der Verein von Trainer Bruno Labbadia
und auch von Manager Michael Preetz.
Er muss nach 25 Jahren beim Club gehen.
Eine Reaktion auf die eklatante Ergebniskrise:
Mit nur einem Punkt aus den letzten vier Spielen
rangiert Hertha aktuell auf Platz 14.
Übernehmen sollen vorerst Sportdirektor Arne Friedrich
und Ex-Coach Pal Dardai.
Die deutschen Skispringer Markus Eisenbichler und Karl Geiger
sind beim Weltcup im finnischen Lahti auf Platz 2 und 3 gelandet.
Der Sieg ging an Robert Johansson aus Norwegen.
Den Abfahrtsklassiker auf der Streif in Kitzbühel
gewann der Schweizer Beat Feuz, sein zweiter Sieg binnen 48 Stunden.
Beste Deutsche waren Romed Baumann und Andreas Sander
mit den Plätzen 5 und 6.
Eine gute Basis für die WM in drei Wochen.
Es ist 2021.
Vor schier unvorstellbar langer Zeit, vor 1.700 Jahren,
wurde zum ersten Mal dort, wo jetzt Deutschland ist,
jüdisches Leben in einer Gemeinde dokumentiert: in Köln.
Daran wird zu erinnern sein, an die Geschichte.
An die Jahrtausendverbrechen des Holocaust
und aktuell wieder aufflammenden Antisemitismus.
Der dieses Mal auf massiven gesellschaftlichen Widerstand stößt.
In Hamburg soll dieser Widerstand in Stein präsent werden.
Mit dem Wiederaufbau der 1938 zerstörten großen Synagoge
der jüdischen Gemeinde Hamburga.
Fast schon selbstverständlich,
wie bereitwillig die Hamburger Bürgerschaft,
Bundestag und Bundesregierung kraftvolle Unterstützung -
auch in Form von Geld - zusagten.
Noch nicht geklärt
und schon innerhalb der Gemeinde heftig diskutiert ist nun,
ob man es sich damit nicht zu einfach macht.
Ralf Zimmermann von Siefarth berichtet.
Daniel Sheffer gehört zu den Initiatoren
für den Wiederaufbau der Bornplatz-Synagoge.
Schon seit Jahren wirbt die Jüdische Gemeinde Hamburgs
für die Wiedererrichtung am einstigen Standort,
wo ein Bodenmosaik seit Jahrzehnten die Lücke markiert,
die hier vom nationalsozialistischen Deutschland gerissen wurde.
Jüdisch und nicht-jüdisch: Wir können nicht zufrieden sein,
dass nach über 80 Jahren erst jetzt das entsteht,
was in unsere Stadt gehört.
Auch in Hamburg zerstörten die Nazis
in der Reichspogromnacht jüdisches Leben.
So eben auch die Synagoge, die, 1906 erbaut,
zu den bedeutendsten in ganz Deutschland zählte.
In das Grindelviertel hat schon lange wieder
jüdisches Leben zurückgefunden,
auch wenn z.B. das jüdische Gymnasium,
wie so oft im Deutschland unserer Tage,
unter ständigem Polizeischutz steht.
Doch ob sich durch den Wiederaufbau einer Synagoge
Antisemitismus bekämpfen lässt, bezweifeln viele,
wie etwa die Hamburger Auschwitz- Überlebende Esther Bejarano.
Ich glaube, wenn eine Synagoge gebaut werden würde,
dass der Antisemitismus noch größer wird.
Ihr Leben lang hat die 96-Jährige
gegen Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit gekämpft.
Der Wiederaufbau an gleicher Stelle, so nicht nur ihre Befürchtung,
könnte die Nazi-Zeit geradezu verharmlosen.
Durch die Losung "Nein zum Antisemitismus,
Ja zur Bornplatz-Synagoge", und ihrem historischen Bild,
wird eine Verknüpfung hergestellt, als könnte man den Antisemitismus
bekämpfen, indem man einfach die Synagoge wieder aufbaut.
Das ist leider viel zu kurz gesprungen.
Damit unterliegen alle der Suggestion,
dass sie wie bei einem kirchlichen Ablasshandel nur Ja stimmen müssen
und damit haben sie ihre Schuldigkeit getan.
Nicht nur der Bundestag, auch die Hamburgische Bürgerschaft
und der Senat haben einstimmig beschlossen,
das Projekt auch finanziell massiv zu unterstützen.
Mit über 100.000 Unterschriften
gibt es starken Rückenwind aus der Bevölkerung.
Wir sind jetzt an einem Punkt, wo es nicht mehr um das Ob geht,
sondern um das Wie, und das ist genau der richtige Impuls,
der jetzt gegeben wurde, sich auseinanderzusetzen darüber,
wie der Wiederaufbau erfolgt.
Ob er originalgetreu erfolgt, ob er ein moderner Bau wird.
Für jüdische Familien mit Kindern und Jugendlichen ist Hamburg
in den vergangenen Jahren immer mehr Zuzugsort geworden.
So formuliert der Initiator des Wiederaufbauprojekts
denn auch bereits ein Angebot an die Kritiker.
Ein Gebäude baut keinen Antisemitismus ab.
Dies wird auch ein Ort der Begegnung werden.
Dies wird ein Ort werden, in dem jüdisches Leben,
verschiedene Strömungen, sein Zuhause haben soll.
Dies wird ein Ort werden, in dem Geschichte immer auch
ein Teil der Gegenwart und unserer gemeinsamen Zukunft bleibt.
Mit einer Machbarkeitsstudie will Hamburg jetzt prüfen,
wie das jüdische Gotteshaus
im Herzen des Grindelviertels aussehen kann.
Und welchen Zweck es darüber hinaus
vielleicht schon in wenigen Jahren erfüllen soll.
Auch im Ausblick auf die kommende Woche
wird jüdisches Leben in Deutschland wieder aufscheinen.
Am Mittwoch wird es ein Jahr her sein,
dass der erste Corona-Fall in Deutschland entdeckt wurde.
Ein Mitarbeiter der Autozulieferfirma Webasto
hatte sich damals bei einer chinesischen Kollegin angesteckt.
Der Familienvater war der erste von bis heute 800 Covid-Patienten,
die in der München-Klinik Schwabing behandelt wurden,
davon 160 intensiv.
Ebenfalls am Mittwoch wird der Bundestag zum Holocaust-Gedenktag
an die Opfer des Nationalsozialismus erinnern.
Im Bundestag findet eine Gedenkstunde statt,
dazu wird eine der ältesten Thorarollen Deutschlands
nach ihrer Restauration ausgestellt.
Am 27.Januar 1945 hatten Soldaten der Roten Armee
das Vernichtungslager Auschwitz befreit.
Am Donnerstag wird das Urteil im Mordfall Lübcke erwartet.
Die Verteidigung des Hauptangeklagten Stephan E.
plädiert auf Totschlag.
Die Bundesanwaltschaft fordert lebenslange Haft
samt Sicherungsverwahrung wegen Mordes.
Der Kasseler Regierungspräsident war 2019
auf der Terrasse seines Wohnhauses getötet worden.
Bis Freitag werden die Teilnehmer der härtesten Segelregatta der Welt,
der Vendee Globe,
an der französischen Atlantikküste zurückerwartet.
Die Weltumseglung war im November mit über 30 Booten gestartet.
Chancen auf den Sieg erhofft sich auch
der deutsche Boris Herrmann mit der "Sea Explorer".
Das Wetter in der neuen Woche wird winterlich und überwiegend trübe.
Am Montag schneit es in der Südhälfte zeitweise, am Oberrhein mit Regen.
Im Norden ist es freundlicher.
Aber auch hier gibt es einzelne Schauer.
Bis Mittwoch wird es unbeständig mit Schnee und Schneeregen,
am Donnerstag deutlich milder:
Nur ganz im Osten schneit es dann noch, im Westen regnet es kräftig.
Ab morgen ist Bettina Schausten an dieser Stelle.
Ich sage bis bald.
Wir wünschen einen guten Start in die Woche.