heute journal vom 24.08.2021 - G7-Sondertreffen zu Afghanistan - Sicherheitsgarantien für freies Geleit?
Diese Untertitel sind live produziert.
Und nun das heute journal mit Claus Kleber und Kay-Sölve Richter.
Guten Abend.
Wer noch einen Beweis dafür brauchte,
wie grundlegend sich Macht- verhältnisse verschoben haben,
bekam ihn heute.
Europa bettelte, dass US-Truppen in Kabul
noch ein bisschen länger die Stellung halten.
Die Taliban bestanden darauf, dass sie pünktlich verschwinden.
Amerika musste sich entscheiden und entschied sich für die Taliban.
Die konnten ihre Forderung mit Drohungen befeuern
und rannten in Wahrheit offene Türen ein
bei einem kriegsmüden amerikanischen Präsidenten,
der seinem müde gewordenen Volk kein Opfer mehr zumuten darf.
So bestimmten Gotteskrieger vom Hindukusch
Beschlüsse eines virtuellen G7-Gipfels
der angeblich mächtigsten Industriestaaten.
Anne Gellinek berichtet:
Die Franzosen haben es schon am Morgen geahnt
und Konsequenzen gezogen.
Ab Donnerstag, also schon ab übermorgen,
wollen sie ihre Evakuierungsflüge aus Kabul stoppen,
wenn die Amerikaner den Flughafen
nicht länger als bis zum Monatsende absichern.
Es ist ein weiteres Eingeständnis der Europäer,
dass ohne die Militärmacht der Amerikaner nichts läuft.
Wenn die USA gehen, ist das Retten zu Ende.
Ohne die Vereinigten Staaten von Amerika können wir und die anderen
die Evakuierungsaktion nicht weiterführen,
das muss man ganz klar wissen.
Joe Biden weiß das und hat trotzdem anders entschieden.
Auf dem G7-Video-Treffen der großen sieben Industriestaaten
haben der Brite Johnson, der Franzose Macron
und Angela Merkel den Amerikaner bearbeitet - offenbar umsonst.
Ja, Sie haben Recht, es gibt keine Änderung am Zeitplan.
Die Mission wird Ende des Monats abgeschlossen sein.
Der mächtigste Mann der Welt sitzt ebenfalls in der Falle.
Noch gestern hatte er CIA-Chef William Burns nach Kabul geschickt,
um mit der Nummer 2 der Taliban zu verhandeln.
Doch die ließen sich nicht erweichen:
Die Ausländer sollen verschwinden,
die Afghanen dagegen im Land bleiben.
Die Europäer müssen sich nun auf die Einsicht von Islamisten verlassen:
Wir als G7 setzen den Taliban die Bedingung, dass sie den Menschen,
die das Land verlassen wollen, auch über den 31. August hinaus
sichere Wege aus dem Land garantieren.
Dabei wissen alle sieben, die um diesen Tisch sitzen,
dass sie in Afghanistan wenig bis gar keinen Einfluss mehr haben.
Nicht bei der Sicherung des Flughafens
und nicht bei der Gestaltung der Zukunft des Landes.
China, Pakistan, Indien, Russland, die wichtigsten Player,
saßen heute nicht mit am Tisch.
Der russische Außenminister kündigt schon mal an,
dass sein Land nicht mitspielt.
Die Amerikaner haben sich anscheinend vorgestellt,
dass sie, wenn sie abgezogen sind, einen Teil ihrer Truppen
und ihres Geräts in den Nachbarländern stationieren,
um Afghanistan beschießen zu können, wenn es sich nicht benimmt.
Die Amerikaner werden sich wohl tatsächlich in sieben Tagen
vom Flughafen zurückziehen.
Einfacher wird dadurch nichts.
Während die USA und Europa noch um eine Antwort ringen,
bestimmen die Taliban, was in Afghanistan geschieht,
mit dem Land und mit den Menschen.
Die Vergangenheit der Taliban ist eindeutig,
ihre aktuellen Auftritte sind es nicht.
Da prallen glaubwürdige Berichte von Greueltaten
auf sorgfältige Bilder von einer Art Taliban 2.0.
Luc Walpot beobachtet das.
Es war nur ein kurzer Satz.
Aber bei vielen Afghanen dürfte er Panik ausgelöst haben.
Wir werden afghanischen Bürgern nicht erlauben, auszureisen.
Wir brauchen diese Menschen für den Aufbau des Landes.
Er sagt es beiläufig, eine Randnotiz.
Die Taliban schließen die Tore.
Es folgen wolkige Wohlfühlversprechen.
Professionell inszeniert, im feinen Rahmen,
ohne Kalaschnikows, dezent im Ton, fernab der Realität.
Beispiel Pressefreiheit:
Wir verfolgen niemanden.
Wir haben ja eigens eine Amnestie angekündigt.
Es gibt auch keine Listen mit Namen, die wir suchen.
Alles was wir wollen, ist Frieden und Versöhnung.
Eine Journalistin darf fragen:
Ich werde aber zuhause in Herat verfolgt.
Vielleicht gibt es da im einen oder anderen Fall private Vorfälle.
Dem gehen wir natürlich nach.
Aber sie können als Presse beruhigt und in Sicherheit
auch in Herat arbeiten.
Nachfrage: "Entschuldigung, Ihre Zusicherungen sind nichts wert."
"Journalisten verlassen das Land."
Wir sorgen für Sicherheit, auch für die Medien.
Sie sind ja auch ohne Schwierigkeiten hierhergekommen.
Für Sicherheit solle demnächst auch wieder reguläre Polizei sorgen,
so die Ankündigung.
Wie wenig sicher das Land für viele Taliban-Gegner
in Afghanistan ist,
beklagte die Hochkommissarin für Menschenrechte heute in Genf.
Zu den Menschenrechtsverletzungen gehören
standrechtliche Hinrichtungen von Zivilisten und Mitgliedern
der afghanischen Sicherheitskräfte,
sowie Einschränkungen der Rechte von Frauen.
Frauenrechte, auch ein Thema,
bei dem der Taliban-Sprecher schöne Worte findet.
Wegen der Sicherheitslage sollten Frauen
noch nicht arbeiten gehen.
Da sind ja viele Bewaffnete unterwegs, die wissen nicht,
wie man sich Frauen gegenüber richtig verhält.
Deswegen ist es sicherer für die Frauen,
wenn sie erst einmal zuhause bleiben.
Insch'allah.
Insch'allah: So Gott will.
Über zwanzig Jahre waren es nicht nur ein paar Tausend Afghanen,
die ihre Hoffnung darauf gesetzt hatten, dass das was wird,
was die sogenannte Weltgemeinschaft ihnen versprochen hatte.
Der Schock des 11. September hatte den Versprechen
eine Aura der Ernsthaftigkeit gegeben,
die sich nicht erst jetzt, aber jetzt endgültig in Luft auflöst.
Diejenigen, die daran glaubten, haben ihr Leben aufs Spiel gesetzt.
So wie die Bürgermeisterin einer Stadt außerhalb von Kabul.
Sie stand mit Sicherheit auf den Todeslisten der Taliban.
Wir sind froh, dass sie letzte Nacht in Deutschland gelandet ist.
Ein Netz einflussreicher Menschen hat das möglich gemacht.
Katrin Eigendorf hat ihre Geschichte über die Jahre verfolgt.
Und stellt Zarifa Ghafari kurz vor.
Eine Afghanin, die auffällt:
Zarifa Ghafari ist die einzige Frau unter Männern,
und sie ist die Chefin.
Als Bürgermeisterin der Provinzmetropole Maidan Shar
ist sie angetreten, Korruption zu bekämpfen,
sich für Frauenrechte einzusetzen.
Wir begleiten sie, die bereits als 26-Jährige international
zur Hoffnungsträgerin für ein modernes Afghanistan geworden ist.
Doch der Mut hat seinen Preis:
Nur mit bewaffnetem Begleitschutz
kann sich Zarifa Ghafari fortbewegen.
Die Einschusslöcher in der Heckscheibe erinnern
an einen von mehreren Anschlägen, die sie überlebt.
Dass die Taliban nie wieder an der Macht beteiligt werden,
dafür tritt sie trotz aller Gefahren immer wieder öffentlich ein.
Und ihre Enttäuschung ist groß,
als die USA mit den Islamisten einen Friedensvertrag schließen.
Wir treffen uns im Juni in Kabul wieder,
kurz bevor die letzten deutschen Soldaten das Land verlassen haben.
Ihren Job als Bürgermeisterin hat sie aufgegeben.
Mit dem Vormarsch der Taliban sei er zu gefährlich geworden,
erzählt sie mir.
Doch sie will weiter kämpfen und hat eine neue Aufgabe gefunden.
Sie arbeitet für das Verteidigungsministerium
und kümmert sich um die Familien von Soldaten, die getötet wurden.
So wie ihr eigener Vater,
der nur wenige Monate zuvor von den Taliban erschossen wurde.
Wenig später, das ahnen wir bei unserem Gespräch noch nicht,
wird kein Platz mehr sein in Afghanistan für Frauen wie sie.
Doch Zarifa Ghafari wird ihre Vision weiter verfolgen,
jetzt aus der Ferne.
Wir erreichen Zarifa Ghafari
jetzt an einem sicheren Ort in Düsseldorf in Deutschland.
Guten Abend dorthin.
Ich danke Ihnen, guten Abend.
Wie haben Sie den Triumph der Taliban erlebt?
Waren Sie so überrascht wie die Politik fast überall im Westen?
Ja, wir waren genauso überrascht wie alle anderen.
Wir waren genauso geschockt, vielleicht noch schockierter
als alle anderen.
Und wir haben einen starken Schmerz empfunden,
den uns andere Menschen sicher nicht so nachempfinden können.
Es war wirklich hart und was besonders schrecklich war,
war, dass es nur ein paar Stunden brauchte,
um den 20-jährigen Kampf vieler Menschen zunichte zu machen.
Den Kampf v.a. der afghanischen Frauen, und Frauen wie ich,
Frauen meiner Generation.
Die afghanischen Frauen mussten sich in der Geschichte an jedes Regime,
an jede neue Situation im Land immer anpassen.
Jetzt haben wir Frauen 20 Jahre lang hart gekämpft.
Wir haben gekämpft und wir haben viel erreicht.
Wir haben allen gezeigt, dass wir keine Feinde für Afghanistan sind,
für seine Kultur, für seine islamischen Regeln
und für seine Traditionen.
Und wir haben etwas erreicht.
Und plötzlich kam es nun zu diesen Ereignissen.
Und all das hat großes Chaos verursacht.
Und es bedeutet für uns einen großen Verlust, und wir stehen sozusagen
wieder am Anfang.
Das war ganz furchtbar für uns, wie sich sicher jeder vorstellen kann.
Haben Sie inzwischen eine Erklärung gefunden,
wie das geschehen konnte,
dass so etwas so lange im Verborgenen blieb und dann
so über Nacht seinen Triumph feiern konnte?
Wer hätten auf jeden Fall niemals erwartet, dass die Taliban
in Kabul einmarschieren würden.
Aber sie haben Kabul erobert,
während sie in den Sozialen Medien verkündeten,
dass sie nicht nach Kabul vorrücken würden.
Und niemand wusste, dass sie bereits überall in Kabul waren,
dass sie überall waren.
Gleichzeitig war der Fall von Kabul etwas, dass sich niemand
hätte vorstellen können.
Für die aktuelle Krise in Afghanistan
gebe ich allen die Schuld, dem afghanischen Präsidenten,
den afghanischen Politikern, der internationalen Gemeinschaft,
den internationalen Politikern, den Medien,
den Bürgern vor Ort - alle sind schuld, alle.
Vielleicht bin sogar ich selbst mit schuld,
denn wir waren nicht da, als das Land uns brauchte.
Wir waren nicht bereit, das zu tun, was wirklich nötig gewesen wäre.
Wir haben uns nicht gegen das ausgesprochen,
was um uns herum geschah.
Wir haben uns einfach zurückgelehnt, sozusagen passiv zugeschaut.
Und das ist der Grund,
warum sich die Situation im Land jetzt so entwickelt hat.
Es ist schwer, das zu akzeptieren,
aber jeder hat seinen Teil dazu beigetragen,
dass die Errungenschaften der letzten 20 Jahre
jetzt zerstört wurden.
Um es klar zu sagen, die Schuld liegt leider hauptsächlich
bei der internationalen Gemeinschaft.
Es wurde immer gesagt: "Wir haben Milliarden von Dollar ausgegeben."
Ja, sie haben Milliarden von Dollar ausgegeben, das stimmt.
Was wir in den 20 Jahren erreicht haben,
das hat viele Menschenleben gekostet.
Das hat zu Blutvergießen geführt.
Das wurde mit dem Preis des Kampfes der Menschen vor Ort erreicht.
Und nun war das alles praktisch umsonst.
Und als die internationale Gemein- schaft uns beiseite stehen sollte,
als wir sie am meisten brauchten, ließ sie uns im Stich
und fing an mit diesem Abzug.
Sie sprechen so, als ob sie fürchteten,
dass das das Ende der Geschichte ist.
Dass diese Episode der Taliban jetzt für die nächsten Jahrzehnte
wieder neu auflegt.
Nein, das glaube ich nicht.
Wenn die Taliban bleiben wollen, dann müssen sie einige Realitäten
vor Ort akzeptieren.
Sie müssen mich akzeptieren.
Sie müssen meine Generation akzeptieren.
Sie müssen die Veränderungen akzeptieren,
die es in Afghanistan gegeben hat.
Die afghanische Frau ist nicht mehr die Frau von 2001
oder vielleicht 1997 oder '98.
Die afghanische Frau ist keine Frau, die einfach im Hintergrund bleibt.
Wir werden nicht zurückweichen, wir werden nicht aufgeben.
Wir haben uns immer sehr gut an neue Situation angepasst.
Aber das bedeutet nicht, das wir das Unrecht gegen unsere Generation,
gegen meine Generation hinnehmen werden.
Also, das sage ich ganz, ganz klar.
Der Appell einer mutigen Frau.
Danke schön, Zarifa Ghafari, und alles Gute Ihnen.
Vielen Dank.
Wir haben unser Gespräch am frühen Abend aufgenommen.
Zarifa Ghafari hat schlimme Tage und eine harte Reise hinter sich.
V.a. aber wollten wir uns mehr Zeit lassen, als unsere Sendung Platz hat.
Es lohnt sich, ihr ganz zuzuhören: online auf zdfheute.de.
Die politisch Verantwortlichen, auch in Berlin, müssen sich nun fragen
und fragen lassen, was da so katastrophal falsch gelaufen
und was nun zu tun ist.
Ein Bericht über den Stand der Dinge und Argumente,
beides überwiegend traurig, von Andreas Kynast.
Steilsichtanflug, so nennt es der Bundeswehrpilot:
möglichst lange in sicherer Höhe bleiben und erst kurz
vor der Landebahn sehr schnell sinken – auf den Flughafen Kabul,
das Tor zur Hölle.
Die Bundeswehr filmt diese Aufnahmen.
Es gibt keine Journalisten hier, keine Bodenkontrolle,
nur Notlösungen, nur Not.
Ausladen und Einsteigen bei laufenden Motoren.
Sechs Besatzungen, vier Flieger,
schon bald wird einer der letzte sein.
Wenn die Amerikaner beim 31.8. bleiben,
löst das einen gewissen Prozess aus,
für den dann die Planungen entsprechend zu machen sind.
Das tun wir.
Aber ich bitte um Verständnis, dass wir da nicht mehr ins Detail gehen.
Der "gewisse Prozess" heißt Rückzug, Ende, Katastrophe.
Ohne den Schutz der 6.000 US-Soldaten
muss die Bundeswehr aufgeben.
Während noch Tausende, Zehntausende, verzweifelt versuchen,
evakuiert zu werden, lässt Berlin heute endgültig wissen:
Wir werden nicht alle retten können.
Für den Ärger, ja die Wut auf dieses Geständnis
der Bundesregierung steht stellvertretend
Hauptmann Marcus Grotian, der in Kundus stationiert war
und ein Netzwerk für Ortskräfte gegründet hat.
Wir sind überwältigt von Fassungslosigkeit,
weil Regierungsparteien und Politiker die Warnungen missachtet,
die Hinweise und Lösungsmöglichkeiten ignoriert,
die Verantwortlichkeiten abgeschoben haben
und bis heute die eigenen Verfahrungen und Handlungen loben.
Dass gestern die Minister für Verteidigung und für Auswärtiges
persönliche Konsequenzen nicht ausgeschlossen haben,
weckt heute Interpretationsbedarf.
Ich trage die politische Verantwortung für alles,
was im Auswärtigen Amt geschieht,
insbesondere für die Fehler, die gemacht werden.
Normalerweise müsste es da
umgehend auch personelle Schlussfolgerungen geben.
Aber wir haben leider in dieser Regierung
eine Unkultur der Verantwortungslosigkeit.
Maas und Kramp-Karrenbauer wollen über die Konsequenzen sprechen,
sobald sich die akute Bedrohungslage entschärft.
Im Moment ist das Gegenteil der Fall.
Wir haben Signale sowohl aus den amerikanischen Quellen
wie aus den eigenen Einschätzungen,
dass es zunehmend zu Selbstmordattentätern kommt,
die in die Stadt einsickern aus dem Bereich des IS.
Das nimmt nun zu und führt zu erhöhten Vorsichtsmaßnahmen.
Für die Menschen, die sich auf Deutschland verlassen haben,
hat ein grausamer Countdown begonnen.
In sieben Tagen ist die US-Armee weg,
die Bundeswehr vermutlich schon früher.
Das Tor aus der Hölle schließt sich.
Nachrichten von Kay-Sölve Richter.
Vor dem Hintergrund steigender Infektionszahlen
hat Hamburg ein "2G-Optionsmodell" beschlossen.
Damit haben Veranstalter, Fitnessstudios oder Gastronomen
ab Samstag die Wahl:
Entweder, sie lassen auch Gäste rein, die zwar getestet sind,
nicht aber geimpft oder genesen.
Dann müssen sie sich weiter an alle Corona-Auflagen halten.
Oder sie verwehren dieser Gruppe den Eintritt.
Dann werden sie von einigen Beschränkungen befreit
und können z.B. mehr Gäste empfangen.
An der Technischen Universität Darmstadt
gibt ein mutmaßlicher Giftanschlag Rätsel auf.
Dort ermittelt eine 40-köpfige Mordkommission,
nachdem gestern sieben Menschen Vergiftungserscheinungen
aufgewiesen hatten.
Ein Student schwebte zeitweise in Lebensgefahr.
Alle Betroffenen hatten in der Hochschule
Lebensmittel zu sich genommen, z.B. Milch oder Wasser aus Behältern.
Inzwischen wurde darin eine Chemikalie nachgewiesen.
Um welche es sich handelt,
sagten die Ermittler aus taktischen Gründen nicht.
Die Hintergründe sind noch unklar.
Mindestens 180 Tote, Milliardenschäden -
das ist die Hochwasserbilanz in Deutschlands Westen.
Nun bestätigt eine Studie internationaler Wissenschaftler,
dass solche Flutkatastrophen
tatsächlich mit dem Klimawandel zusammenhängen.
Ohne ihn würden solche Unwetter
statistisch alle 2.000 Jahre auftreten.
Durch die bisherige Erderwärmung
seien sie in unserer Region bereits alle 400 Jahre zu erwarten.
Auch die Intensität nehme immer weiter zu.
Nach dem Lokführerstreik hat die Bahn für morgen
einen weitgehend normalen Zugverkehr angekündigt.
Noch in der Nacht sollen Personal und Züge
an die richtigen Bahnhöfe gebracht werden.
Heute sorgt der Arbeitskampf noch für Probleme:
Pendler und Urlauber müssen Ausfälle und Verspätungen hinnehmen.
So fahren von den Fernzügen nur 30 %.
Bis 2 Uhr lässt die GDL noch streiken.
Eine gute und eine schlechte Nachricht
gab es vom Statistischen Bundesamt: Auf der einen Seite
springt in Deutschland die Konjunktur wieder an.
Auf der anderen Seite verbucht der Staat
das zweitgrößte Defizit seit der Wiedervereinigung.
Die Pandemie hat enorme Löcher gerissen.
Wie ist das alles zu bewerten, Frank Bethmann in Frankfurt?
Die gute Nachricht geht nicht ohne die schlechte:
Denn hätte die Bundesregierung in der größten Corona-Not
im letzten Jahr nicht so entschlos- sen Geld in die Hand genommen,
die Wirtschaft wäre vermutlich noch längst nicht wieder auf Kurs.
Mit der Schuldenaufnahme finanzierte der Staat nämlich
v.a. die Corona-Überbrückungshilfen für Unternehmen,
den Kauf von Impfstoffen und Schutzausrüstungen
und das Kurzarbeitergeld an Millionen von Beschäftigten,
die vorübergehend durch die Pandemie nicht arbeiten konnten.
Das Abfedern des Staates war teuer.
81 Mrd. Euro beträgt das aktuelle Defizit.
Und das Minus droht weiter zu wachsen.
Denn Corona ist noch nicht vorbei, gleichzeitig warten
weitere Milliardenheraus- forderungen auf den Fiskus.
Nur ein Beispiel, die marode Infrastruktur:
3.000 Brücken müssen in Deutschland modernisiert werden.
Zudem gilt fast jeder fünfte Autobahnkilometer
inzwischen als sanierungsbedürftig.
Der Staat muss deutlich mehr investieren,
fordern Ökonomen seit vielen Jahren
und haben dabei nicht nur den schlechten baulichen Zustand im Kopf.
Zur ganzen Wahrheit gehört vielmehr auch:
ohne Schulden-Machen kaum noch Wachstum.
Diese Gleichung, immer mehr Schulden für immer mehr Wachstum,
ist auf Dauer leider eine ziemlich ungesunde Rechnung.
Der Chef der Bundesagentur für Arbeit, Scheele,
warnt vor einem massiven Mangel an Arbeitskräften.
Durch den demographischen Wandel nehme die Zahl
der potenziellen Beschäftigten schon in diesem Jahr
um fast 150.000 ab, sagte er der "Süddeutschen Zeitung".
In den kommenden Jahren werde es noch viel dramatischer.
Daher brauche es eine gezielte Zuwanderung
von 400.000 Menschen pro Jahr.
Außerdem müsse man auf Qualifizierung setzen.
Mit den Rolling Stones hat er Rockgeschichte geschrieben.
Bis ins hohe Alter stand er mit ihnen auf der Bühne.
Nun ist der Musiker Charlie Watts gestorben.
Seit 1963 war der Schlagzeuger
Ruhepol und rhythmisches Fundament der Stones.
Aber auch mit eigenen Projekten ging er auf Tour,
verlor nie seine große Liebe zum Jazz.
Die Fachwelt zählte ihn zu den besten Drummern überhaupt.
Charlie Watts wurde 80 Jahre alt.
Japans Hauptstadt Tokio ist offiziell im Corona-Notstand.
Und, mit einem Jahr Verspätung, mit Zögern und Zweifeln,
am Ende trotzdem noch einmal Gastgeberin
für Athlet*innen aus 160 Nationen.
Einen Monat nach den Wettbewerben der klassischen Olympiade
bekommen die besten der Sportler*innen mit Behinderung
ihre Spiele und ihre glänzend bunte Eröffnungsfeier.
Stephanie Schoeneborn berichtet davon.
Kraft finden, mutig sein, Hoffnung:
Die Eröffnungsfeier der Paralympics
zeigt ein nachdenkliches Japan sanfter Töne.
Und eines, das so energiegeladen ist,
dass es das wilde, vielfältige, bunte und inklusive Japan zeigt.
Ein Land, das elektrisieren will.
Mitreißend, verspielt, auffordernd
inmitten dieser Corona-geprägten Zeit.
Zuschauer gibt es keine, doch die Vorfreude schmälert das nicht.
Auch nicht der deutschen Fahnenträger
Michael Teuber und Mareike Miller.
Die Show hat sehr gut die Inklusion transportiert.
Sehr viele verschiedene Sportler wurden involviert
mit verschiedenen Behinderungsarten, mit den Einschränkungen,
mit Prothesen, im Rollstuhl.
Sowohl in der Show als auch im Transport der paralympischen Flamme.
Das war besonders schön.
Reno Tiede ist einer von 133 deutschen Athleten.
Er hat uns Handyaufnahmen geschickt,
ein Blick hinter die Kulissen aus dem paralympischen Dorf
mit seiner Goalball-Mannschaft.
Abgeschottet von den steigenden Corona-Fällen in Japan.
Heute ist es endlich soweit, der große Tag ist gekommen.
Die Eröffnungsfeier ist in wenigen Stunden.
Für uns beginnt jeder Tag mit einem Corona-Test
und der Cocoa-App.
Jetzt wird erst einmal hier reingespuckt
und dann kann's losgehen.
Die Stimmung ist v.a. euphorisch auf dem Weg zur Eröffnungsfeier.
Gleich ist es soweit.
Wir können schon die Musik hören draußen.
Wir sind voller Vorfreude und mal gucken,
ob wir die hier alle eingestimmt kriegen.
Also, auf geht's.
♪ Ole, Ole, Ole, Ole ♪
Die Sportler*innen haben sich seit fünf Jahren
auf diesen Tag vorbereitet, gehofft und gebangt,
dass die Paralympische Flamme wirklich wieder brennt
und die Spiele beginnen.
Ich habe die ganze Zeit Gänsehaut.
Es ist eine super Gelegenheit, hier dabei zu sein.
Alles ist erfüllt, was man sich erträumt hat.
Einfach grandios, phänomenal.
Trotz Masken und Corona - der Tag heute
gehört den 4.400 Athlet*innen,
die so hart für diesen Moment trainiert haben.
Einen alten Baum verpflanzt man nicht, heißt es.
Trotzdem wagen einige Senioren den Schritt und ziehen zu ihren Kindern,
um nicht allein zu sein.
Eine schöne Absicht.
Aber dafür müssen gleich zwei, manchmal drei Generationen
ihre Unabhängigkeit aufs Spiel setzen oder gleich aufgeben.
Gleich zeigt die "37°"-Reportage welche schönen Momente,
aber auch Herausforderungen
das Zusammenrücken der Generationen mit sich bringt.
Und um 0.05 Uhr bringt Sie Nazan Gökdemir
auf den aktuellen Stand im "heute journal up:date".
Tschüss, bis morgen.
Das ist so besonders, dass ich es unbedingt zeigen muss:
Morgen wird es in Akureyri im Norden Islands
bis zu 27 Grad geben.
Nicht in Reykjavik, da fällt Regen bei nur 14 Grad.
Aber Akureyri hat morgen den Hitzerekord.
Es ist da viel wärmer
als z.B. in Oslo, Stockholm, Berlin, Dublin oder London.
Dahinter stecken Hoch "Gaya" und das Tief "Nick".
Das Hoch "Gaya" bringt diese warme Luft
aus südlichen Gefilden nach Island.
Das Tief "Nick" allerdings wird die Lücke füllen,
die das Hoch jetzt lässt,
und bringt uns neuen Regen und wechselhaftes, kühles Wetter.
Heute Nacht ist es meist klar.
In einigen Mittelgebirgstälern
reicht es vielleicht schon für den ersten Bodenfrost.
Der Tag beginnt freundlich mit viel Sonne,
aber dann kommt das Tief "Nick" heran, bringt Wolken mit,
und spätestens nachmittags beginnt es in Norddeutschland zu regnen.
Dabei nimmt der Wind zu.
An der Ostsee kräftiger Westwind,
an der Nordsee kräftiger Nord-Nordwestwind.
Mit dieser Nordströmung wird es täglich immer kühler.
Uns erwarten kräftige Schauer, z.T. sogar Gewitter.
Es wird von Tag zu Tag so kalt, dass wir am Samstag
nur noch Temperaturen von 13 bis 19 Grad haben.