heute journal vom 24.10.2021 - Unterschiede in Europa - Wo stehen wir in der Pandemie?; Warten auf Rettung - Afghanische
Diese Untertitel sind live produziert.
Das "heute journal" mit Heinz Wolf und Marietta Slomka
Guten Abend, in mehreren Bundesländern gehen
an diesem Wochenende die Herbstferien zu Ende.
Wer verreist war, kehrt in ein Land mit steigenden Corona-Zahlen zurück.
Und einige werden selbst das Virus aus dem Urlaub mitbringen.
Das war bisher bei jeder Reisewelle so.
Es ist also kein schlechter Zeitpunkt für den Weltgesundheitsgipfel,
der gerade in Berlin abgehalten wird.
Der World Health Summit geht auf eine Initiative der Charité zurück.
Seit seiner Gründung befasst er sich
mit internationalen Gesundheitsthemen.
Und was könnte internationaler sein als eine Pandemie.
Nur dass sie nach wie vor nicht international bekämpft wird.
Selbst innerhalb Europas werden von Regierungen
sehr unterschiedliche Entscheidungen getroffen.
Und auch die Bevölkerungen verhalten sich unterschiedlich.
Linda Kierstan und Annette Hilsenbeck
zeigen das am Beispiel von Lettland und Italien.
Das Virus ist das gleiche, die Lage in den beiden Ländern
aber völlig unterschiedlich.
Er ist wieder da, der Lockdown in Lettland.
Seit vier Tagen ist fast alles dicht - Geschäfte, Sportstätten.
Es gilt Homeoffice-Pflicht, Homeschooling.
Zwischen 20 und 5-Uhr darf sogar nur der raus,
wer einen guten Grund hat.
Die schlechten Zahlen machen das nötig.
Denn nirgendwo sonst in Europa ist die Inzidenz höher.
Sie liegt bei 836,9.
Natürlich ist es schwierig.
Früher pulsierte hier das Leben, jetzt passiert gar nichts mehr.
Bisher waren die Letten ohne so strenge Einschränkungen
durch die Pandemie gekommen.
Eine Impfung erschien vielen nicht notwendig.
Doch dann stiegen die Neuinfektionen rapide.
Der Regierung blieb nur noch die Notbremse.
Ich muss alle Geimpften dazu aufrufen werden,
darauf vorbereitet zu sein, diese Last zu ertragen,
was unfair ist.
Nur knapp die Hälfte ist geimpft, 48,5 Prozent.
Viele sind skeptisch.
Minderheiten wie etwa die russische
werden von der Impfkampagne kaum erreicht.
Hinzu kamen Fehlinformationen.
Mittlerweile gibt es eine Impfpflicht
für den medizinischen und öffentlichen Bereich.
Hätten wir vor drei Wochen angefangen, etwas zu tun,
wäre kein Lockdown oder eine Ausgangssperre nötig gewesen,
weil das verpasst wurde und die lettischen Krankenhäusern
in einem nicht allzu guten Zustand sind, ist der notwendig.
Die meisten Intensivpatienten sind ungeimpft.
Das erhöht den Druck, mehr Menschen von einer Impfung zu überzeugen
und so die Zahlen zu senken.
Die Inzidenzen sind in Europa sehr ungleich verteilt.
Rot steht für viele Infektionen, Grün für wenige.
Das liegt auch an den Impfquoten.
Aber nicht nur, denn nicht jedes Land mit einer hohen Impfquote,
hat automatisch eine geringe Inzidenz.
Andere Maßnahmen spielen eine Rolle, wie etwa das Beispiel Italien.
Dolce Vita - das süße Leben in Italien, es ist wieder zu spüren.
Die Pandemie scheint im Griff.
Die Zahl der Corona Neuinfizierten seit längerem stabil niedrig.
Die Inzidenz 33,1.
Ohne Probleme essen gehen, drinnen oder draußen.
Wo immer ich will ein Aperitivo trinken, Bekannte treffen,
das ist einfach wunderschön.
Einen Grund: Bereits 74,8 Prozent der Gesamtbevölkerung
sind vollständig immunisiert.
Lieber sich impfen lassen.
Das Trauma des vergangenen Jahres mit vielen Corona-Opfern,
hartem Lockdown, will keiner mehr erleben.
Volk und Regierung sind sich da selten einig.
Ich möchte nochmals allen Bürgern danken,
die sich haben impfen lassen.
Auch denen, die sich erst in den letzten Wochen
dazu entschieden haben, nachdem sie ihre Bedenken überwunden haben.
Denn das erlaubt uns Schulen, Unternehmen und andere Orte,
wo wir uns begegnen, offen zu halten.
Dazu hat Premier Draghi strenge Maßnahmen verordnet,
die Kontrolle des Greenpass fast überall, sogar am Arbeitsplatz.
Der belegt, dass man geimpft, genesen oder frisch getestet ist.
Es ist eine Sache des Bewusstseins, nicht der Freiheit.
An andere zu denken, nicht nur an sich selbst.
Italiener haben wieder gezeigt, wenn du ein Opfer bringst
und den Regeln folgt, dann ist das gut für alle.
So genießen sie in Italien das Leben wieder und bleiben doch vorsichtig.
Derweil die Zahlen bei uns weiter nach oben schnellen.
Und darüber wollen wir sprechen, mit dem Bundesgesundheitsminister.
Schönen guten Abend Herr Spahn.
Schönen guten Abend Frau Slomka.
Würden Sie vor dem Hintergrund dieser Zahlen sagen,
dass Corona weiterhin eine ernsthafte Gefahr
für die öffentliche Gesundheit darstellt?
Corona ist immer noch eine große Herausforderung für jeden einzelnen,
weil unser Alltag weiterhin bestimmt ist von Vorsichtsmaßnahmen.
3G im Innenraum, Maske in Bus und Bahn, aufeinander acht geben.
Übrigens nicht nur wegen Corona, auch andere Atemwegserkrankungen
werden uns jetzt im Herbst und Winter beschäftigen.
Und ja, es wird auch für das Gesundheitswesen,
wie immer in Herbst und Winter eine besonders schwierige Zeit werden.
Und deswegen ist es auch wichtig,
dass einige Maßnahmen weiterhin gelten.
Gleichzeitig, weil das ihre Frage ja impliziert, die epidemische Lage,
der Ausnahmezustand vom Bundestag festgestellt,
der kann aus meiner Sicht beendet werden.
Weil vier von fünf Erwachsene geimpft sind,
das RKI ist klar, Geimpfte haben ein moderates Risiko.
Und diese Balance jetzt zu halten,
vom Ausnahmezustand in den Zustand besonderer Vorsicht,
darum geht es.
Aber ein Zustand besonderer Vorsicht ist bisher nicht gesetzlich definiert
Und wir haben eine epidemische Lage nationaler Tragweite.
Die hat eine klare gesetzliche Definition.
Nämlich, dass von diesem Virus eine ernsthafte Gefahr
für die öffentliche Gesundheit ausgeht.
Warum jetzt, wenn die Zahlen gerade wieder nach oben gehen?
Und es ganz klar ist, dass es eine ordentliche vierte Welle gibt.
Warum ausgerechnet jetzt, die Epidemie für beendet erklären?
Das ist ja ausdrücklich nicht das, worum es geht.
Die Pandemie, die Epidemie für beendet zu erklären.
Wir haben festgehalten, auch ich sage beständig wie viele andere auch
wir brauchen im Herbst und Winter weiter Vorsichtsmaßnahmen,
vor allen Dingen 3G im Innenraum.
Vor allem medizinische Schutzmasken, AHA-Regeln im Einzelhandel
und unser Ziel ist, das haben Bund und Länder vereinbart
mit Hilfe auch des Impfforstschrittes,
mit diesen beiden Maßnahmen jetzt durch Herbst und Winter zu kommen.
Übrigens ein Drittes muss noch dazu kommen, wenn ich das sagen darf,
die Auffrischimpfungen sind sehr wichtig,
ich möchte auch ausdrücklich werben, dass vor allem die über 60-Jährigen
die auch wahrnehmen.
Die Bundesländer sind überhaupt nicht begeistert davon,
dass ihnen diese einheitliche gesetzliche Grundlage
weggenommen wird.
Die würden es lieber beibehalten.
Wir haben diese Diskussion, das ist ein Absatz im Infektionsschutzgesetz
auf den die Länder, die Kommunen ihre Maßnahme rechtlich gründen.
Diese Diskussion haben wir auch schon im Sommer geführt.
Es ist durch eine Rechtsänderung möglich, dass das auch losgelöst
von diesem Ausnahmezustand weiterhin möglich ist.
Die Länder, für die Behörden, die Maßnahmen zu ergreifen.
Das unterstütze ich auch ausdrücklich.
Das ist auch, wo wir im Kontakt sind und wo wir beraten und unterstützen
auch die drei Parteien, die gerade die neue Regierung bilden
Das ist eine besondere Zeit
im Übergang von einer Regierung zur nächsten.
Und auch dort ist erklärtes Ziel, durch eine Veränderung im Gesetz,
den Ländern, den Kommunen weiterhin vor allem 3G
und Maske in Bus und Bahn weiter möglich zu machen.
Intensivmediziner sagen, es wird schon wieder kritisch.
Es wäre ein völlig falsches Signal,
sozusagen der Ausnahmezustand ist beendet.
Das ist die Herausforderung, wir müssen auf beide schauen.
Wir haben schon ziemlich viel geschafft.
Wie gesagt, vier von fünf Erwachsene sind schon geimpft.
Wie kommen Sie auf die 80 %?
Nehmen Sie die beim RKI gemeldeten Zahlen?
Das sind die beim RKI gemeldeten Zahlen.
Wahrscheinlich werden es noch mehr sein,
Sie haben darauf hingewiesen.
Nicht jede einzelne Impfung, bei über 100 Millionen Impfungen
ist tatsächlich gemeldet worden.
Da geht bei neun oder zehn Monaten,
im Alltag auch mal eine Meldung durch.
deswegen ist es auch wichtig, dass wir neben den Meldungen
auch die Umfragen haben.
Aber schon die gemeldeten Impfungen, führen dazu, dass vier von fünf
Erwachsene in Deutschland geimpft sind.
Das Risiko ist damit auch moderat, sagt das RKI für diese Erwachsenen.
Und das ist ja erst mal etwas, das Zuversicht macht.
Dass wir schon ein ganzes Stück des Weges gegangen sind.
Und jeder von uns merkt das im Alltag.
Mit einer Inzidenz von 100 wären wir vor sechs, sieben Monaten
jetzt in einer ganz anderen Situation.
Auf der Intensivstation liegen momentan wieder genauso
viele Leute wie im letzten Herbst.
Die ganze Impfquote ist bei 65 %, wegen den Kindern.
Warum lassen Sie die Kinder da außen vor?
Wir haben fünf und 20 Million Ungeimpfte Menschen.
Nein, ich lasse niemanden außen vor.
Ganz im Gegenteil, ich werbe sehr dafür, auch bei den Ländern,
dass in den Schulen und in den Pflegeeinrichtungen,
da wo die besonders Verwundbaren sind, die jüngsten und die ältesten.
Das dort weiter regelmäßig getestet wird.
Dass es dort besondere Schutzmaßnahmen gibt,
das vor allem auch da,
in den Altenheimen die Auffrischimpfungen stattfinden.
Das müssen wir natürlich auch weiter tun.
Da bin ich bei Ihnen, deswegen ist es jetzt wichtig,
darauf hinzuweisen, es ist jetzt nicht normal,
es ist nicht alles wie vorher.
Da sind wir noch nicht,
wir sind jetzt in einem Zustand besonderer Vorsicht.
Wo auch bestimmte Schutzmaßnahmen weiterhin gelten.
Und gleichzeitig können wir den Ausnahmezustand,
wo der Bundesminister für Gesundheit, etwa durch Verordnungen,
viele Ausnahmeregelungen treffen kann,
diesen Zustand braucht es nicht mehr.
Und dann finde ich wichtig, einen Ausnahmezustand,
bei dem per Verordnung regiert werden kann, zu beenden.
Und das ist eine kommunikative Herausforderung.
aber ich denke, die schaffen wir gemeinsam.
Dankeschön Herr Spahn für das Gespräch.
Das Interview haben wir vor der Sendung aufgezeichnet.
Derweil geht in der CDU das Ringen um den künftigen Parteivorsitz weiter.
Sollte auch Jens Spahn offiziell seinen Hut in den Ring werfen,
würde zum Kreis der Konkurrenten wohl auch Friedrich Merz gehören.
Der in Sachen Corona übrigens nachdrücklich
eine schnelle Rückkehr zur Normalität fordert.
Da herrscht also Einigkeit.
In der neuen Ampel hingegen könnte es zu dem Thema noch Diskussionen geben.
Apropos Ampel: wird das die Zukunft sein?
Dreier-Bündnisse,
weil zwei Parteien nicht mehr genug Stimmen zusammen bekommen?
Ist die Zeit der Volksparteien, die weit über 30 % einfahren, vorbei?
Der Frage ist Torge Bode nachgegangen.
Die CDU erhält 49 %.
Wir bleiben die große Volkspartei
Christlich Demokratische Union Deutschland.
Meine Damen und Herren weiterhin Kopf-an-Kopf-Rennen.
Manche hatten uns schon abgeschrieben,
Volksparteien ade.
Bundestagswahl 2021, die SPD jubelt 25,7 %.
Auf der anderen Seite, Schock für die Union
die Wahl verloren mit 24,1 %.
Beide Volksparteien vereint der Absturz auf weit unter 30 %.
Darf man sich da überhaupt noch Volkspartei nennen?
Darüber reden zwei, wie sie selbst sagen,
junge Vertreter von Volksparteien.
Mein Name ist Sarah Beckhoff.
Ich bin 27, Jahre alt
und Kreisvorsitzende der Jungen Union Dortmund.
Mein Name ist Yannic Han.
Ich bin 35 Jahre alt und Vorsitzender der SPD Berlin-Mitte.
Ich glaube nicht, dass man noch Volksparteien
an den Prozenten ablesen kann, weil sich das immer mehr annähert.
Sondern ich glaube, dass ist einmal wieviel Mitglieder hat man
und wer ist Mitglied, wie divers sind die,
welche sozialen Hintergründe bringen die mit.
Also ich glaube, man muss davon Abschied nehmen,
das jetzt irgendeine Partei noch einmal 40 % + irgendwie erreicht.
Die Zeiten ändern sich.
Mit Jungpolitikerin Sarah Beckhoff
im Dortmunder Museum für Arbeitswelten.
Braucht es heutzutage überhaupt noch Volksparteien?
Ist der Zug für das Konzept Volkspartei
nicht schon längst abgefahren?
Eine Volkspartei hat die Aufgabe, die Gesellschaft zusammenzuhalten,
und das ist keine leichte Aufgabe.
Ich glaube aber momentan, dass wir in Deutschland sehen,
dass sich die Gesellschaft auch leicht spalten lässt
in verschiedenen Lager.
Und die Volkspartei muss diese Lager ernst nehmen und auch versöhnen.
Eine Wählergruppe hat man vielleicht zu lange aus dem Blick verloren.
So sehen es die Jungpolitiker.
Denn junge Menschen fänden sich nicht unbedingt
in den Volksparteien wieder.
Sie haben wenig Sprache in der Politik,
weil wir eine sehr starke Überalterung auch der Systeme,
des Parlamentes sehen, der Bundesregierung auch.
Und ich glaube, dass man die besonders in den Blick nehmen muss
und auch eine Sprache finden muss,
wie man die in dem Prozess einbeziehen kann.
Ich als junge Frau kann auch Politik machen für meine Oma
oder für meinen Vater oder für meinen Bruder
mit einem anderen Schulabschluss, solange ich weiß,
wie die Interessen in der Gesellschaft aussehen.
Und wie sieht die Zukunft der Volksparteien aus?
Wird es Volksparteien überhaupt noch geben?
Also, in die Glaskugel kann ich nicht schauen.
Ich würde mir sehr wünschen, dass die CDU wieder dahin kommt,
40 % auch bundesweit zu erlangen.
Ich glaube, die SPD muss den Anspruch Volkspartei behalten,
aber mit einem klaren Linken Anspruch.
Und dann glaube ich, wird es auch gut für die Zukunft.
Politik bedeutet immer dicke Bretter bohren
und einfach ist es glaube ich nicht, wichtig ist, dass man nicht aufgibt.
Und ich glaube an das Konzept der Volkspartei.
Und jetzt macht Heinz Wolf weiter mit den Nachrichten.
Und da zuerst mit dem Konflikt mit der Türkei.
Nach der angedrohten Ausweisung von zehn Botschaftern aus der Türkei
beraten die betroffenen Staaten, darunter Deutschland und die USA,
über eine angemessene Reaktion.
Aus dem Umfeld des Auswärtigen Amts in Berlin verlautete:
"Wir haben die Äußerungen des türkischen Staatspräsidenten Erdogan
Mit einer europäischen Staaten nicht mit verkehren wollen.
Dass das die selbe Reaktion zur Folge haben muss.
Anlass für den Eklat ist der Fall des in der Türkei
inhaftierten Unternehmers und Kulturförderers Osman Kavala,
dessen Freilassung die zehn Botschafter gefordert hatten.
Innenminister Seehofer will die Kontrollen
im deutsch-polnischen Grenzgebiet falls nötig weiter verstärken.
Das sagte er der "Bild am Sonntag".
Schon jetzt sind acht Hundertschaften
zur Verstärkung der Bundespolizei vor Ort,
um Migranten zu überprüfen, die über Belarus und Polen
nach Deutschland kommen.
In der Nacht griff die Polizei auch rund 50 Rechtsextremisten auf,
die patrouillieren wollten.
Dazu hatte eine rechts-extreme Partei aufgerufen
Vom Süden Mexikos aus haben sich mehr als 2000 Migranten aus Mittelamerika
auf den Weg in Richtung USA gemacht.
Unter einer Brücke durchbrachen sie eine Barriere der Sicherheitskräfte
und setzten anschließend ihren Weg fort.
Viele berichteten, dass sie seit Monaten
auf die Bearbeitung ihrer Asylanträge warten mussten.
Die meisten Migranten stammen aus Honduras, El Salvador und Haiti.
In Kolumbien ist der meistgesuchte Drogenboss des Landes Dairo Úsuga
alias "Otoniel" verhaftet worden.
Rund 500 Einsatzkräfte waren an Úsugas Festnahme
in einem Waldgebiet beteiligt.
Der Chef des größten Drogenkartells des Landes war zehn Jahre
auf der Flucht.
Auf ihn war eine Belohnung von fast sechs Millionen Dollar ausgesetzt.
Kolumbiens Präsident Duque nannte es den bisher
schwersten Schlag gegen den Drogenhandel in diesem Jahrhundert
und verglich es mit dem Fall Pablo Escobar.
Die Tage im August, als das Chaos in Kabul ausbrach,
haben sich ins Gedächtnis gebrannt.
Die Bilder der Verzweiflung.
Menschen, an ein Flugzeug klammern,
die vor den Toren des Flughafens stehen und nicht durchkommen.
Es waren unerträgliche Szenen.
Und Zeugnisse politischen Versagens.
Denn dass man vor dem Abzug der Amerikaner wenigstens
die afghanischen Bundeswehr- Mitarbeiter rausgeholt haben muss,
das war über Wochen und Monate gefordert worden.
Allen voran von Bundeswehrsoldaten,
denen das Schicksal ihrer ehemaligen Mitarbeiter am Herzen lag.
In den Tagen der Luftbrücke wurden von der deutschen Luftwaffe
rund 5300 Menschen ausgeflogen.
Nur wenige Hundert davon waren Bundeswehr-Ortskräfte.
Wie viele jetzt noch in Afghanistan ausharren, ist unklar.
Was wird aus ihnen?
Katrin Eigendorf berichtet.
Es kommt selten vor, dass Sultan Massud Azimi
mit seinen drei Kindern vor die Tür geht.
Meistens verbringen sie den ganzen Tag in der Wohnung,
die sie provisorisch bezogen haben, seitdem sie aus Masar-i-Sharif
nach Kabul geflohen sind.
Ich habe Angst.
Ich befürchte, dass mich jemand erkennt
in der Öffentlichkeit.
Meine größte Befürchtung ist, wegen meinen Kinder.
Wenn etwas mit mir passiert.
Was wissen wir vom Leben, gar nichts.
Azimi hat sein ganzes Hab und Gut verkauft.
Nur die Ausweise und Zeugnisse aus seiner Zeit bei der Bundeswehr
bewahrt er wie ein Schatz.
Acht Jahre lang, von 2007 bis 2015
hat er als Sprachvermittler gearbeitet.
In der Hoffnung auf einen der Evakuierungsflüge zu gelangen
flohen sie, wie so viele andere, nach Kabul.
Auch sie kämpften im Gedränge des Flughafens, riskierten ihr Leben
und blieben schließlich zurück.
Ein Antrag auf ein Visum hat der Familienvater gestellt.
Die Antwort liest er uns vor:
Vielen Dank für Ihre Nachricht.
Sobald Ihr Antrag bearbeitet ist,
werden Sie weitere Informationen erhalten.
Mit freundlichen Grüßen, Stelle der Bundeswehr.
Bis jetzt warten wir immer noch.
Seitdem die Taliban in Kabul die Macht übernommen hat,
geht die Angst um, v.a. bei denen,
die für ausländische Militärs gearbeitet haben.
Doch es sind auch die Zukunftsaussichten,
die sich deutlich verschlechtert haben.
Als Lehrerin kann Pavarna nicht mehr arbeiten.
Auch die Kinder sind zuhause.
Unsere wirtschaftliche Lage war gut.
Mein Mann hat gearbeitet, meine Kinder sind zur Schule gegangen,
sie hatten eine gute Ausbildung.
Und meine Kinder sind begabt.
Jetzt gehen sie nicht zur Schule und wir sitzen zuhause rum.
Auch ich habe eine gute Ausbildung und jetzt keinen Job mehr.
Trotz Sorge um seine Sicherheit möchte Azimi sich offen
vor der Kamera zeigen.
Er möchte, dass seine Geschichte in Deutschland gehört wird.
Wir erwarten von der deutsche Bundesregierung,
den Evakuierungs-Prozess zu beschleunigen.
Wir haben wirklich Probleme:
Unserer Kinder gehen nicht zur Schule, meine Frau hat Angst,
raus zu gehen.
Mit mehr als 100 anderen Ortskräften hat Azimi eine Gruppe gebildet.
Sie wollen sich gegenseitig informieren über neue Entwicklungen.
Bis dahin bleibt nur warten.
Und jetzt nochmal Heinz mit Meldungen vom Sport an diesem Wochenende.
Zuerst zur Fußball-Bundesliga.
Da gab es heute drei Spiele mit diese Ergebnissen:
1. FC Köln - Bayer Leverkusen 2:2 Stuttgart - Union Berlin 1:1
Bochum - Eintracht Frankfurt 2:0
Der VfL Wolfsburg trennt sich von Trainer Mark van Bommel.
Nach starkem Saisonstart blieb der VfL zuletzt
acht Pflichtspiele sieglos.
In der Bundesliga steht Wolfsburg aktuell auf Platz 9.
Zum Abschluss der Bahnrad-WM in Frankreich hat Lea Sophie Friedrich
heute ihre dritte Goldmedaille gewonnen.
Die 21-jährige holte nach Gold im Teamsprint und im 500m Zeitfahren
auch noch im Keirin-Wettbewerb den WM-Titel.
Insgesamt gab es für das deutsche Bahnrad-Team sechsmal Gold,
zweimal Silber und dreimal Bronze.
Bei der Kunstturn-WM in Japan hat Pauline Schäfer-Betz Silber gewonnen.
Nach einer starken Kür am Schwebebalken,
machte die 24-Jährige in ihrem dritten WM-Finale
ihren Medaillensatz komplett.
Der Sieg ging an die Japanerin Urara Ashikawa.
Ihre Teamkollegin Mai Murakami belegte den dritten Platz.
Der Friedenspreis des Deutschen Buchhandels
war immer ein gesellschaftspolitisches Statement,
kein Literaturpreis im engeren Sinne.
Der Friedenspreis will zur Völkerverständigung beitragen
und sich an aktuellen Debatten beteiligen.
Das ist auch in diesem Jahr gelungen, angesichts des Streits,
wer auf der Frankfurter Buchmesse ausstellen sollte und wer nicht.
Die diesjährige Preisträgerin, Zizi Dangaremga
ist nicht nur Schriftstellerin, sondern auch Feministin,
politische Aktivistin und eine herausragende Stimme Afrikas.
Die britische BBC setzte ihren ersten Roman auf die Liste
der "Hundert Bücher, die die Welt verändert haben".
Allerdings erst 30 Jahre nachdem das Buch erschienen war.
Wohl kein untypisches Beispiel für die jahrzehntelange Ignoranz
gegenüber Literatur aus der ehemaligen Kolonie.
Sandra Theiss und Peter Wagner stellen uns die Preisträgerin vor.
Die Geschichte von Tsitsi Dangaremba ist wie die
des gesamten afrikanischen Kontinents
untrennbar mit dem Kolonialismus verbunden.
Als sie hier 1959 geboren wird, heißt Simbabwe noch Rhodesien,
eine Kolonie des britischen Empires.
Ihr Elternhaus ist später bei einem Unfall abgebrannt.
Auf diesem Boden habe ich wohl meine ersten Schritte gemacht.
Irgendwo hier war das Schlafzimmer meiner Eltern, das Kinderzimmer,
das Wohnzimmer, die Küche - alles ist weg.
Ihr Vater ist Lehrer an einer Missionsschule.
Sie kommt in den Genuss von Bildung, studiert Psychologie.
Mit 29 veröffentlicht sie ihren ersten Roman einer Trilogie.
Die Figur erlebt Unterdrückung, das Patriachart, Rassismus.
Themen, die auch das Leben der Autorin prägen
und ihren friedlichen Kampf für Freiheit und Gerechtigkeit.
Dafür wird Tsitsi Dangaremba mit dem Friedenspreis
des deutschen Buchhandels ausgezeichnet - als zwölfte Frau
unter bisher 72 Preisträgern.
Für sie hat die anzutreffende Gewalt einen Ursprung.
Diese Gewalt ist bei allen imperialen Unternehmungen
des westlichen Viertels der Welt üblich.
Ein Prozess, der im 15.Jahrhundert begann.
Es liegt auf der Hand, dass Frieden unter den Bedingungen
nicht gedeihen kann.
Deshalb spricht sich Dangaremba für eine erneuerte Aufklärung aus,
für veränderte Denkmuster.
Unsere Entscheidung, was und wie wir denken,
ist letztendlich eine Entscheidung zwischen Gewalt
oder friedenfördernden Inhalten und Narrativen.
Auma Obama, die Halbschwester des ehemaligen US-Präsidenten
und Tsitsi Dangaremba kennen sich
seit gemeinsamen Studienzeiten in Berlin.
Ihre Laudatio ist ebenso herzlich wie persönlich.
Bestimmt hättest du gerne aufgegeben.
Der Versuchung nachgegangen, ein normales Leben zu führen.
Warum sich mühsam Gehör verschaffen, wenn man auch irgendwie so
durch das Leben kommen könnte.
Du bist nicht gewöhnlich, Tsitsi.
Als Frankfurts OB Feldmann einen anderen Umgang mit rechten Verlagen
auf der Buchmesse fordert,
unterbricht die grüne Stadtverordnete Mahn
mit einem engagierten Appell gegen Rassismus.
Wenn wir dulden, dass rechtsradikale Menschen
mit menschenverachtenden Ideologien eine Plattform hier in Frankfurt,
in meiner Stadt, in meiner Heimat bekommen,
dann beteiligen wir uns aktiv am nächsten Hanau.
Es war eine außergewöhnliche Friedenspreisverleihung,
geprägt von drei außergewöhnlichen Frauen.
Und jetzt noch wie immer am Sonntag unser Ausblick auf die nächste Woche.
Da steht politisch einiges an,
Laura Barnick hat die wichtigsten Termine zusammengestellt.
2018 übergab Frank Walter Steinmeier Angela Merkel
ihre letzte Ernennungsurkunde zur Kanzlerin.
Am Dienstag wird er ihr die Entlassungsurkunde überreichen.
Zuvor wird sich der Bundestag zum 20. Mal neu konstituieren.
Die SPD stellt Bärbel Bas als neue Bundestagspräsidentin zur Wahl.
Am Mittwoch soll der CDU-Politiker Hendrik Wüst zum Ministerpräsidenten
von Nordrhein-Westfalen gewählt werden.
Der bisherige Verkehrsminister
will Armin Laschet als Landesvater ablösen.
Im Mai stehen dann in NRW Landtagswahlen an.
will Armin Laschet als Landesvater ablösen.
Im Mai stehen dann in NRW Landtagswahlen an.
Am Samstag werden sich in Rom die führenden Köpfe
der 20 wichtigsten Industrie und Schwellenländer
zu Beratungen treffen.
Neben Afghanistan und der Klimakrise
beraten die G20 auch über die Pandemie.
Wegen Corona haben die Präsidenten von China und Russland ihre Reise
nach Rom abgesagt.
Nach dem Klimagipfel 2019 in Madrid
kommen ab Sonntag erstmals wieder Politiker, Umweltschützer
und Klimaforscher in Glasgow zusammen.
Sie versuchen, Vereinbarungen auszuhandeln,
um die Klimaziele von Paris umzusetzen.
Dazu gehört auch, die Erderwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen.
Und noch der Ausblick auf das Wetter morgen.
Im Süden hält sich am Vormittag teils noch länger Nebel.
Im Nordwesten kommen am Nachmittag Wolken mit etwas Regen auf.
Sonst scheint häufig die Sonne.
Die Temperatur steigt auf 10 bis 19 Grad.
Am Dienstag ist es oft trübe und es kann im Westen regnen.
Ab Mittwoch bleibt es wieder trocken und vor allem am Donnerstag
scheint auch verbreitet die Sonne.
Dazu gibt es 9 bis 16 Grad.
Das wars von uns,
hier übernehmen morgen Bettina Schausten und Gundula Gause.
Und um 0.30 Uhr gibt's die nächste "heute express".
Ihnen eine gute Woche, auf Wiedersehen.