heute journal vom 25.09.2021 - Vor der Bundestagswahl - Der Kampf um die Unentschlossenen; Nach drei Jahren Hausarrest
Diese Untertitel sind live produziert.
Und jetzt das heute journal mit Gundula Gause und Claus Kleber.
Guten Abend.
Wenn wir in den Nachrichten permanent von Kopf-an-Kopf-Rennen sprechen,
dann ist das für News-Leute und Zuschauer irgendwann kalter Kaffee.
Nicht für die Beteiligten: Für die heißt Kopf an Kopf,
dass in den letzten Stunden des letzten Endspurts
noch was zu holen sein könnte.
Niemand will morgen Nacht mit dem Gedanken ins Bett,
dass am Samstag doch noch was zu holen gewesen wäre.
Außerdem: Wie sähe das aus, nachlassen heute?
Also war nach Schlusskundgebungen gestern Nachlauf heute.
Karl Hinterleitner packt das Bemerkenswerteste zusammen.
Die größte Bühne heute hatte Armin Laschet:
Auftritt mit der Kanzlerin in Aachen.
Nicht immer waren sich in der Vergangenheit alle ganz sicher,
ob Merkels Unterstützung für Laschet wirklich von Herzen kommt.
Heute nimmt der Kandidat ihre Anwesenheit als gutes Omen.
2017, vor vier Jahren, vier Monaten und 13 Tagen
waren wir auch hier auf diesem Platz,
einen Tag vor der Landtagswahl.
Alle haben gesagt: Ob das gut geht?
Damals war Angela Merkel genau hier und ich bin sicher,
weil sie heute wieder hier ist, wird es auch morgen gelingen.
Die CDU wird stärkste politische Kraft.
Der direkte Konkurrent ums Kanzleramt - gut gelaunt:
Olaf Scholz, zeitgleich in Potsdam.
Sein Wahlkampf hätte kaum besser laufen können.
Deutliche Gewinne in diesem Jahr,
und im Sommer überholte die SPD die Union.
In seiner Rede heute stellt Scholz soziale Themen in den Mittelpunkt.
Kinderarmut, Wohnungsnot und den Mindestlohn.
Ich habe mich immer dafür eingesetzt,
dass Deutschland einen Mindestlohn bekommt,
weil ich einfach zu viele kenne, die zu wenig verdienen.
Und ich möchte, dass wir jetzt noch mal einen großen Schritt machen
und dafür sorgen, dass der Mindestlohn,
den wir heute in Deutschland haben, nach oben gesetzt wird,
dass er auf zwölf Euro angehoben wird.
Nur einen Steinwurf entfernt:
Scholz' direkte Wahlkreis- Konkurrentin in Potsdam,
Annalena Baerbock.
Bundesweit führte die Grünen-Chefin das Trio in den Umfragen einmal an.
Jetzt werden sie und ihre Partei wohl aller Voraussicht nach
auf Platz drei landen.
Baerbock heute noch einmal mit dem grünen Kernthemen:
Wir haben in der Pandemie,
aber auch im Wahlkampf überall gespürt,
dass Menschen sagen: Wir können das doch mit dem Klimaschutz vor Ort.
Wir können bessere Kitas und Schulen schaffen.
Im Gesundheitsbereich sind Pfleger*innen
über sich hinausgewachsen.
Dieser Wunsch nach Erneuerung,
darum geht es jetzt am Sonntag, das zu wählen
und mit voller Kraft in eine neue Bundesregierung einzubringen.
Es war der letzte Showdown der drei Kandidierenden im Wahlkampf,
der damit jetzt endgültig vorbei ist.
In weniger als 24 Stunden ist klar,
wer beim Rennen ums Kanzleramt als Erster ins Ziel kommt.
Mann/Frau hat sich ja daran gewöhnt,
dass sofort nach Schließung der Wahllokale 18.01 Uhr
schon ziemlich klar ist, wie das Ergebnis wird.
Auch, wenn diese Prognosen wesentlich auf Befragungen von Wählern beruhen,
die gerade aus dem Wahllokal kamen.
Die Demoskopen haben erfahrungsgemäß ganz gut raus,
wie diese Angaben gewichtet und getuned werden müssen -
normalerweise.
Theo, morgen ist wohl nicht normal?
Das kann man mit Fug und Recht sagen.
Der Anteil der Briefwähler ist hoch.
Bei der Union ist Kanzleranspruch
und kapitale Krise ganz nah beieinander.
Sollte sie auf Augenhöhe mit der SPD sein, wird Armin Laschet
die Regierungsbildung beanspruchen.
Wie groß darf der Abstand zur SPD sein, um dennoch zu sondieren?
Die CSU hat die Latte für ihn sehr hoch gelegt.
Nur wer vorne ist, darf ans Kanzleramt klopfen.
Stefan Leifert ist Chef des großen ZDF-Landesstudios in München.
Die CSU hat sich ja ziemlich zusammengenommen,
nachdem ihr Markus Söder Armin Laschet unterlegen war
und nicht Kanzlerkandidat sein durfte.
Was wird in München los sein, wenn der morgen Abend nicht liefern kann?
Und als Zweiter durchs Ziel geht?
Dann würden bei der CSU alle Messer rausgeholt,
die in den letzten Wochen so gründlich geschärft wurden.
Das Minimalziel hat die CSU ausgegeben:
Die Union muss auf Platz 1 landen.
Sollte das nicht der Fall sein, würde sich der Unmut Bahn brechen,
der sich angestaut hat.
Von Schuld und Verantwortung
soll möglichst wenig bei der CSU hängen bleiben.
Das würde es für Armin Laschet schwierig machen,
als Zweitplatzierter Sondierungsgespräche
für eine Jamaika-Koalition zu führen.
Die CSU hat in zwei Jahren Landtagswahlen zu bestreiten.
Das ist für sie wichtiger als die Bundestagswahlen.
Sollte die Union auf Platz 2 landen, kommen turbulente Tage auf sie zu.
Im Moment wird gerechnet.
Je kleiner der Abstand zwischen Union und SPD wird, desto schwerer
wird es für CSU, dagegen zu opponieren.
Wählerinnen und Wähler treffen ja, was Kanzler angeht,
nur die Vorentscheidungen.
Wer es wird, vereinbaren Koalitionen.
Ist schon irgendwas abzusehen, wie das anlaufen wird?
Es hat bereits erste Kontakte gegeben.
Morgen startet ein dreistufiges Verfahren.
Erst danach würden formelle Koalitionsverhandlungen folgen.
Alle wollen eine Wiederholung von 2017 vermeiden.
Aber noch nie gab es
so viele Koalitionsmöglichkeiten wie bei dieser Wahl.
Die fast 2,5 Mio. Wahlberechtigten in Berlin wählen morgen
auch ein neues Abgeordnetenhaus und zwölf neue Bezirksparlamente.
Außerdem können sie bei einem Volksentscheid darüber abstimmen,
ob große Wohnungskonzerne enteignet werden sollen.
Für die SPD warb Spitzenkandidatin Giffey noch einmal um Stimmen,
ebenso wie die Kandidatin der Grünen, Jarasch.
Die Linke will das rot-rot-grüne Bündnis
im Abgeordnetenhaus fortsetzen.
Dagegen kämpft die CDU, ebenso wie FDP und AfD.
Alle umwarben noch einmal unentschlossene Wähler.
Und auch in Mecklenburg-Vorpommern wird parallel zur Bundestagswahl
ein neuer Landtag gewählt.
Laut Umfragen liegt die SPD
mit Ministerpräsidentin Schwesig erneut vorn.
Der CDU um Spitzenkandidat Sack drohen weitere Verluste,
trotzdem setzt sie auf Fortsetzung der Großen Koalition in Schwerin.
Die AfD kann mit einem Wiedereinzug in den Landtag rechnen,
ebenso wie die Linke.
Grüne und FDP hoffen auf den Wiedereinzug ins Landesparlament.
Die Mitnahme von Masken in Fahrzeugen soll Pflicht werden.
Ab kommendem Jahr gehören demnach zwei Mund-Nase-Bedeckungen
in die Verbandskästen von Autos, Lkw und Bussen.
Sonst droht ein Bußgeld, so Pläne des Bundesverkehrsministeriums.
Die aktuellen Corona-Zahlen: Die bundesweite 7-Tage-Inzidenz
ist wieder gesunken, laut Robert Koch-Institut auf 60,6.
Shenzhen heute Abend:
Hier darf eine schwer geprüfte, einfache chinesische Bürgerin
nach drei harten Jahren in Vancouver/Kanada
endlich wieder heimischen Boden betreten.
So beschreibt es Frau Meng.
In der Ferne habe sie die Wärme und Sorge der chinesischen Nation
und des Volkes gespürt.
Vielleicht hat es den Schmerz der Frau Meng auch gelindert,
dass sie ihre Quasi-Untersuchungshaft
in einer ihrer eigenen Millionen-Dollar-Villen in Vancouver
verbringen durfte, inklusive Freigang für Einkaufstrips.
Während US- und kanadische Behörden nachzuweisen suchten,
dass Frau Meng illegale Geschäfte mit Iran gemacht hatte.
Frau Meng ist bei Huawei,
dem großen Hightech-Konzern ihres Vaters, Finanzchefin.
China hat für noch mehr gesorgt als für anwaltlichen Beistand.
Es fanden sich Kanadier in China,
gegen die Frau Meng freigetauscht werden konnte.
Die haben ein anderes Schicksal hinter sich.
Johannes Hano berichtet.
In rotem Kostüm auf rotem Teppich:
Wie eine Filmdiva stieg Meng Wanzhou,
Finanzchefin des chinesischen Technologieriesen Huawei,
nach ihrer Landung in Shenzhen aus dem Flugzeug.
Die Ankunft, eine schwülstige Inszenierung.
Seit mehr als 1.000 Tagen Leidens
bin ich endlich wieder in der Heimat.
Das lange Warten in einem fremden Land war Folter.
Meine Füße wieder auf dem warmen Boden des Heimatlandes zu haben,
erregt mich mehr, als ich es beschreiben kann.
Mutterland, ich bin zurück.
Eine ganz andere, eine leise Ankunft,
heute Nacht im kanadischen Calgary.
Nach knapp drei Jahren Einzelhaft in China waren die beiden Michaels,
wie sie in Kanada genannt werden, zurück in der Freiheit,
begrüßt von Kanadas Premierminister Justin Trudeau.
Michael Kovrig, Ex-Diplomat und Menschenrechtsaktivist
und der Geschäftsmann Michael Spavor
wurden Opfer im großen Spiel der Mächte.
Im Dezember 2018 wurden sie in China unter fadenscheinigen Vorwürfen
wegen angeblicher Spionage verhaftet.
Ganz Kanada heute erleichtert.
Diese beiden Männer sind durch unvorstellbare Qualen gegangen.
1.000 Tage lang haben sie Stärke,
Durchhaltevermögen und Widerstandskraft gezeigt.
Sie haben uns alle inspiriert.
Kovrig und Spavor waren 2018 in China verhaftet worden,
kurz nachdem kanadische Behörden
Meng Wanzhou auf Bitten der USA wegen Bankbetrug und dem Verstoß
gegen das Iran-Embargo festgenommen hatten.
Unter lockerem Hausarrest in ihrer Vier-Millionen-Dollar-Villa
in Vancouver wehrte sie sich gegen die Auslieferung.
Als die US-Behörden das Verfahren gestern unter Auflagen aussetzten,
werden die beiden Michaels aus ihrer Einzelhaft
in China entlassen und Meng Wanzhou sitzt im Flieger nach Shenzhen.
Dort wusste sie bei ihrer Ankunft,
bei wem sie sich dafür bedanken musste.
Präsident Xi Jinping kümmert sich um Sicherheit
und Wohlbefinden eines jeden einzelnen chinesischen Bürgers.
Und er hat sich auch um mich gekümmert.
Das hat mich tief berührt.
Auch wenn Chinas Kommunisten einen Zusammenhang bestreiten,
der Fall macht klar:
Alle, die in China Geschäfte machen oder sich dort engagieren,
müssen ab jetzt damit rechnen, zur Verhandlungsmasse zu werden,
wenn es Chinas Führung passt.
Das ist das Live-Bild des kanarischen Fernsehens
vom Ausbruch des Vulkans auf Palma, der kleinsten kanarischen Insel.
Gewaltig brodelnde Lava aus immer wieder neu aufbrechenden Spalten.
Unbeirrbare Kraft der Natur,
der Menschen absolut gar nichts entgegenzusetzen haben.
Sie können nur hilflos zuschauen -
und, wenn es so weit ist, der Katastrophe davonlaufen.
Ein Ende ist nicht abzusehen.
Thomas Walde mit Bildern von heute und den letzten Tagen.
Am Flughafen von La Palma landet am Mittag nur die Asche.
Der Flugbetrieb ist weitgehend eingestellt.
Und darum sitzen viele Touristen – im wörtlichen Sinne -
auf gepackten Koffern.
Am Hafen von La Palma versuchen sie, von der Insel zu kommen.
Vielen bleibt nur dieses Verkehrsmittel.
Wir sind vor vollendete Tatsachen gestellt worden,
dass leider der Flug ausfällt.
Jetzt versuchen wir, mit dem Schiff nach Teneriffa zu fahren
und haben dann auf eigene Kosten einen Flug gebucht
von Teneriffa nach Köln.
Wir müssen weg, ja.
Und jetzt fahren wir mit dem Boot nach Teneriffa.
Zuvor hatten die Behörden
die Evakuierungen weiterer Orte angeordnet.
Denn der Cumbre Vieja
hatte sich nach einer Woche der Eruptionen nicht beruhigt.
Immer wieder überrascht er die Experten.
Eine neue Eruption hat sich gerade ereignet,
und wir müssen schnell hier weg,
weil sich gerade ein neuer Riss an der Flanke des Kegels geöffnet hat.
Experten sagen, die akute Phase des Vulkans sei hochexplosiv.
Dabei sind auch Anwohner,
die bislang nicht gezwungen waren zu gehen, bereits erschöpft.
Du fegst Asche weg, um dich abzulenken,
weil du nicht den ganzen Tag damit verbringen kannst,
dieses Monster anzusehen,
wie es deine Leute und deine Insel auffrisst.
Ich fühle Hilflosigkeit, weil du es so aus der Nähe siehst,
aber deinen Bekannten nicht helfen kannst, sie sind wie Familie.
Die Explosionen, der Ascheregen und der Lärm
zermürben die Anwohner weiter.
Und ein Ende ist bislang nicht absehbar.
Es fehlt noch der Samstagsservice: Wetteraussichten und Lottozahlen.
Sie lauten, ohne Gewähr:
Das Wetter wird ab morgen erstmal unbeständig und regnerisch.
Einige teils kräftige Schauer und Gewitter gibt es morgen im Südwesten,
sonst ist es nach Auflösung der Nebelfelder bewölkt,
aber es bleibt trocken.
Die neue Woche beginnt wechselhaft mit Schauern und Gewittern.
Eines wissen wir über morgen Abend:
Schon um 17 Uhr startet eine bis in die Nacht gehende,
ununterbrochene Kette umfassender Live-Information
über den Ausgang der Wahl und seine Folgen.
Alles vom Sport jetzt im sportstudio mit Sven Voss,
der den Wolfsburg-Trainer zu Gast hat, Mark van Bommel.
Tschüss.