heute journal vom 29.09.2021 - Vorsondierung mit Selfie - Was Grüne und FDP verbindet; Kalter Krieg um Meinungsfreiheit
Selfie mit Botschaften.
Erstens: Ein gemischtes Doppel, das weiß,
wie man zeitgemäß kommuniziert.
Zweite Botschaft: Eigentlich sind wir alle ganz nett.
Dritte Botschaft: Auf dem Weg ins Kanzleramt
kommt man an uns nicht vorbei.
Guten Abend.
Und noch eine kleine Botschaft sendete das Bild
an die Berichterstatter:
Ätsch, während ihr noch spekuliert habt, wo und wann wir uns treffen,
saßen wir in Wahrheit schon längst zusammen.
Kaum hatten die Vier das Bild letzte Nacht auf Instagram gepostet,
verbreitete es sich wie ein Lauffeuer.
Von Inhalten erfuhr man zwar nix, aber egal:
Dafür gab es genug über das Bild zu reden.
Heute legten beide Seiten nach und verkündeten ihren weiteren Fahrplan.
Ihren Fahrplan, wohlgemerkt.
Die Union dürfte sich freuen, dass auch sie jetzt doch schon
mitsondieren darf, zumindest mit der FDP.
Und die Sozialdemokraten sind eh noch in Feierstimmung.
Aus Berlin: Andreas Huppert.
Sie formieren sich fürs Gruppenbild,
bringen sich in Stellung, um den Wählerauftrag auszuführen.
Und der ist für die 206 SPD-Bundestagsabgeordneten
glasklar formuliert: Die nächsten vier Jahre werden wir regieren.
Wir haben den Auftrag von vielen Wählerinnen und Wählern,
die uns ein zusätzliches Votum gegeben haben,
dass der rote Balken so groß nach oben gegangen ist
und die stärkste Fraktion im Deutschen Bundestag zu sein,
zu regieren, und das können wir.
Rolf Mützenich ist alter und neuer Fraktionschef,
mit 97 % im Amt bestätigt.
Bei der Einweisung der 104 Neulinge
gibt er die Marschroute für die künftige Arbeit vor.
Jeder der einzelnen Abgeordneten weiß,
dass wir nur in einer Gemeinschaft stark sind.
Jeder soll seine Fachlichkeit, seine Überzeugung einbringen,
aber nach draußen sind wir die SPD-Bundestagsfraktion.
Aller Geschlossenheit zum Trotze: Am Ende des Tages könnte die SPD,
machtpolitisch gesehen, mit leeren Händen dastehen.
Denn für das Regieren braucht es Partner.
Die findet man beim Sondieren,
also beim "Wer kann mit wem am besten"-Spiel.
Gestern haben sich schon FDP und Grüne zum Reden getroffen.
Ausloten, was geht, was nicht.
Ein Selfie zu später Stunde mit Kurzkommentar – einziges Zeugnis.
Insofern freue ich mich drüber, dass das gestern ein gutes Gespräch war,
und sage aber auch, jetzt fehlt noch der dritte Partner
und das ist die Sozialdemokratie.
Es ist längst schon kein Geheimnis:
Die SPD will die Ampel, will mit FDP und Grünen regieren.
Liest man zwischen den Zeilen,
dann ist das auch der Grünen-Chefin liebste Koalition.
Wir haben am Wahlabend deutlich gemacht,
nachdem klar war, dass die SPD diese Wahl gewonnen hat,
dass wir zuerst Gespräche mit SPD und FDP führen werden.
Und v.a., dass wir einen Auftrag für eine progressive Regierung haben,
um dieses Land zu erneuern.
Ebenfalls kein Geheimnis: Die FDP steht eher auf Jamaika.
Statt der SPD favorisieren die Liberalen
das Bündnis mit den Zweitplatzierten von CDU und CSU.
Natürlich muss über inhaltliche Fragen gesprochen werden.
Vertieft kann man das allerdings nur in Koalitionsverhandlungen machen.
In welcher Konstellation es dazu kommt,
da kann ich heute nichts zu sagen, das ist zu früh.
Bis Sonntag will die FDP auch mit Union und SPD geredet haben.
Und so ist bei aller Euphorie über den Wahlsieg eines auch ganz klar:
dass der Weg von Olaf Scholz geradewegs ins Kanzleramt führt -
diese Messe ist wahrlich noch nicht gelesen.
Darüber rede ich gleich noch mit FDP-Generalsekretär Volker Wissing.
Doch erst fasst Benjamin Dzialowski kurz zusammen,
wo es bei FDP und Grünen die größten Problemzonen gibt.
Betrachtet man die Wahlprogramme von Grünen und FDP,
so lassen sie sich scheinbar leicht zu einem Gesamtbild zusammenfügen.
Auf den zweiten Blick wird es komplizierter.
Thema Klima: Die Grünen wollen Tempolimit 130,
den Kohleausstieg auf 2030 vorziehen
und ab dann nur noch komplett emissionsfreie Autos zulassen.
Die FDP möchte kein Tempolimit,
Kohleausstieg bei 2038 erstmal belassen
und auf die Innovationskraft der Autoindustrie vertrauen.
Ein Kompromissthema könnte der Emissionshandel sein.
Auf den setzt die FDP als Instrument des Marktes.
Und den Grünen könnte es die Chance bieten,
durch teure Zertifikate den CO2-Preis zu erhöhen.
Gut fürs Klima, auch zwischen den Parteien.
Thema Geld: Die FDP will auf keinen Fall die Schuldenbremse aufweichen
und auch nicht die Steuern erhöhen.
Die Grünen wollen Geld für Klimaschutz-Investitionen
und die Steuern für kleinere und mittlere Einkommen senken,
für größere Einkommen und Vermögen anheben.
Hier ist ein Kompromiss schwierig.
Möglich sind aber wohl Klimainvestitionen,
die über Sonderwege finanziert werden,
also nicht gegen die Schuldenbremse verstoßen.
Und dann noch das Thema Gesundheit: Hier wollen die Grünen
eine Bürgerversicherung für alle einführen,
die FDP am bestehenden System
von privaten und gesetzlichen Kassen festhalten.
Einigung in diesem Punkt wohl schwierig.
Als bürgerliche Parteien gibt es allerdings auch Gemeinsames:
bei den Bürgerrechten, der Gleichberechtigung,
der digitalen Bildung, dem Datenschutz, der Integration,
den Wählerschichten -
und wahrscheinlich auch dem Wunsch, bald endlich wieder zu regieren.
Ich begrüße jetzt Volker Wissing, Generalsekretär der FDP.
Guten Abend.
Wer hatte die Idee mit dem Selfie gestern bei den Gesprächen?
Wir haben über die Inhalte des Gesprächs
Stillschweigen zu halten.
Aber die Idee war gemeinsam.
Haben sie auch den Text gemeinsam aufgesetzt?
Wir haben ihn alle Vier gepostet.
Das ist schon ein kreativer gemeinsamer Akt.
Mit welchem Gefühl sind Sie nach Hause gegangen?
Wir haben einen Wählerauftrag bekommen,
dass wir gemeinsam sprechen sollen.
Das setzt voraus, dass man eine Vertrauensgrundlage hat.
Das war ein wichtiges Gespräch.
Man muss den Wählerauftrag ernst nehmen.
Gerade viele junge Menschen haben uns ihr Vertrauen geschenkt.
Ist das etwas Gemeinsames, die jungen Wähler?
Ja, wir haben beide bei den jungen Wählern und den Erstwählern
die Nase vorn.
Sie wollen mit der Union auch sprechen.
Sie treffen sich für Sondierungsgespräche zuerst.
Warum eigentlich?
Noch hat die CDU keinen festen Gesprächstermin
mit uns vereinbart.
Man muss schauen, wann genau das sein wird.
Am Sonntag werden wir mit der SPD sprechen.
Hat es einen Vorteil,
wenn man mit beiden Seiten gleichzeitig redet?
Was ist die Taktik dahinter?
Es ist wichtig, dass man mit allen bilateral spricht.
Man muss sich vertrauen und man muss wissen,
dass man miteinander arbeiten will.
Sind Sie sich sicher, dass Sie wissen,
wer bei der Union Ihr Ansprechpartner ist?
Die Parteien legen ihre Verhandlungsgruppen selbst fest.
Aber es kochen einige Konflikte hoch?
Es ist Sache der Gesprächspartner,
ihre Gesprächsrunden zusammenzustellen.
Bei uns ist die Sache klar.
Mit der Union sind Sie sich bei Jamaika näher.
Da wären Sie aber nicht so auffällig.
Aber bei der Ampel könnten Sie "Schlimmeres verhindern".
Wir wollen Klimaschutz mit Marktwirtschaft
in Verbindung bringen.
Die Aufgaben sind groß, uns kommt es auf die Inhalte an.
Wir haben gesagt, wir wollen uns nach der Wahl
an Inhalten orientieren, nicht an Personen.
Inhaltlich sind wir nah dran an der Union.
Aber am Ende muss es eben zusammenpassen.
Und es muss ein Programm sein,
das die Probleme unseres Landes löst.
Welche Konstellation ist für Ihre jüngeren Wähler
die bessere Variante?
Am Ende hat man, wenn man eine Regierung bilden möchte,
den Auftrag, dass die Gesellschaft als Ganzes besser wird.
Unsere Inhalte werden wir zum Maßstab machen,
mit wem wir am Ende zusammenarbeiten.
Und die Sicht der Grünen gibt es nachher im "heute journal up:date",
mit einem Interview mit Britta Haßelmann,
Erste parlamentarische Geschäftsführerin der Grünen,
die auch mit zum Sondierungsteam gehört.
Die neue AfD-Fraktion im Bundestag
ist zu ihrer konstituierenden Sitzung zusammengekommen.
Die beiden Spitzenkandidaten,
Alice Weidel und Co-Parteichef Tino Chrupalla,
wollen sich gemeinsam um den Vorsitz bewerben.
Die Wahl zum Fraktionsvorsitz soll wohl morgen
bei der Fortsetzung der Sitzung stattfinden.
Für die AfD wurden 83 Abgeordnete in den Bundestag gewählt.
Nach den Pannen am Wahltag in Berlin stellt Landeswahlleiterin Michaelis
ihr Amt zur Verfügung.
In einigen Wahllokalen waren die Stimmzettel ausgegangen
oder mit Dokumenten aus anderen Bezirken vertauscht worden.
Dadurch bildeten sich teils lange Schlangen.
Einige Wähler konnten erst nach 18 Uhr ihre Stimme abgeben.
Zur Corona-Lage in Deutschland:
Da gibt es bei den Infektionszahlen heute im Wochenvergleich
einen Anstieg.
Das Robert Koch-Institut meldet 11.780 Neuinfektionen
innerhalb von 24 Stunden, 1.326 mehr als vor einer Woche.
Es kamen binnen eines Tages 67 Todesfälle hinzu.
Die 7-Tage-Inzidenz steigt leicht auf 61,0.
EU-Kommissionpräsidentin von der Leyen hat Serbien und das Kosovo
zu einem Abbau der gegenseitigen Spannungen gedrängt.
Die hatten sich jüngst an einem Streit
über die gegenseitige Anerkennung von Autokennzeichen entzündet.
Von der Leyen war heute
im Rahmen einer mehrtägigen Reise durch die Region
im Kosovo und in Serbien.
Sie sagte, es sei sehr wichtig, zu deeskalieren
und an den Verhandlungstisch zurückzukehren,
um eine Lösung zu finden.
Mit Gebeten und Gedenkminuten hat die Ukraine
an die Opfer des Massakers an den Kiewer Juden
vor 80 Jahren durch deutsche Besatzungstruppen erinnert.
In der Schlucht Babyn Jar gedachten Präsident Selenskyj
und andere ukrainische Politiker der 34.000 Kiewer Juden,
die von deutschen Einsatztruppen allein am 29. und 30. September 1941
erschossen wurden.
Bis zum Ende der Besatzung 1943 wurden dort
mehr als 100.000 Menschen ermordet.
Wenn sich ausgerechnet Wladimir Putin über Zensur
und Einschränkung der Pressefreiheit beschwert,
ist das einerseits ein gewisser Ausweis für Humor.
Dahinter steckt allerdings ein ernstes Thema.
Bundesregierung und Europäische Kommission beklagen sich schon lange,
über die verschiedenen Formen, mit denen Russland in anderen Ländern
Desinformationskampagnen lanciert.
Vieles verdeckt, anderes ganz unverblümt.
Beim Internet-Kanal RT Deutsch etwa
ist die Finanzierung durch den russischen Staat offensichtlich.
Der deutsche Verfassungsschutz schätzt RT Deutsch
als Propagandasender ein, der gezielt Falschinformationen verbreitet.
Das wurde nun sogar YouTube zu bunt.
Der Internetkonzern ließ die Kanäle von RT Deutsch sperren.
Der Kreml schäumt und droht.
Andreas Kynast berichtet.
Den Alexander-Newski-Orden verleiht der russische Präsident
für zivile und militärische Verdienste.
Welche davon Margarita Simonjan leistet, ist nicht ganz klar,
denn die Chefin von Russia Today sieht sich im Informationskrieg
und ihren Sender als Waffe.
Mit solch militanter Sprache meldet sich Simonjan auch gestern zu Wort,
im ersten Programm, per Telefon.
Ich bin der Auffassung,
dass dies eine höchst politische Entscheidung gegen unser Land ist.
Es ist ein Medienkrieg, den Deutschland Russland erklärt hat.
Seit gestern YouTube zwei deutschsprachige RT-Kanäle
blockiert hat, ist in Moskau von Krieg, von Angriff,
von Vergeltung die Rede.
Dabei beteuert Berlin, überhaupt nichts gemacht zu haben.
Weil es da anderslautende Erzählungen
gerade auf russischen Kanälen gibt, will ich ganz klar sagen:
Das ist eine Entscheidung von YouTube.
Die Bundesregierung oder Vertreter der Bundesregierung
haben mit dieser Entscheidung nichts zu tun.
Wer das behauptet, der bastelt sich eine Verschwörungstheorie zurecht.
YouTube teilt mit, die Videos seien gesperrt,
"weil sie unsere Richtlinie gegen Covid-Missinformation
verletzt haben."
Kein neuer Vorwurf.
RT Deutsch wird von Pandemie-Beginn an
für Desinformation kritisiert.
"Bitte Gürtel enger schnallen",
das hat Bundespräsident Steinmeier nie gesagt.
Auch Karl Lauterbachs angeblicher Satz,
"könnten Sport komplett verbieten", ist falsch.
So geht es auf vielen Gebieten.
Zitat EU:
"China und Russland verstehen nur Sprache der Macht" - falsch.
RT, das sich gerade um die Lizenz für einen Fernsehsender bewirbt,
dementiert böswilliges Regelbrechen kategorisch.
Auf Grundsatzkritik reagiert die Geschäftsführerin von RT Deutsch
vor vier Monaten so:
Ich denke tatsächlich,
dass die ganze Welt im Krieg um Informationen steht.
Wenn man sich fragt, wo der Dritte Weltkrieg ist,
das ist im Informationsbereich.
In diesem Zusammenhang sind wir alle in diesem Krieg.
Als Vergeltung für die Sperrung RTs erwägt Präsident Putin,
YouTube sperren zu lassen.
Ordensträgerin Simonjan fordert noch mehr:
"Ich freue mich sehr darauf, dass mein Heimatland
unverzüglich die Deutsche Welle und andere deutsche Medien
in Russland verbieten
sowie die Büros von ARD und ZDF schließen wird."
Ausländische Medien,
aber v.a. YouTube sind Russlands Regierung ohnehin suspekt.
Videos wie von Kreml-Kritiker Nawalny
werden teils mehr als 90 Mio. Mal angesehen.
Die Kontrolle über YouTube,
die Gängelung, YouTube unter Druck zu setzen,
ist schon lange ein Thema auf Moskaus Agenda.
Wie auch immer Russland auf die Sperrung von RT reagiert,
es dürfte noch schwerer werden für echte Videojournalisten
und ihre Plattform YouTube.
Mit den Durchsuchungen gestern hat die sogenannte Cum-Ex-Affäre
ein weiteres Kapitel bekommen.
Zur Erinnerung:
Im Kern geht es um die Frage, ob im Jahr 2016
der Hamburger Privatbank Warburg Steuernachzahlungen erlassen wurden.
Die Nachzahlungen hingen mit "Cum-Ex-Deals" zusammen,
eine Art Hütchenspiel mit Aktien.
Diverse Banken hatten damit jahrelang Steuern hinterzogen.
Die Warburg Bank bestreitet das allerdings.
Die politische Frage ist:
Wurde die Traditionsbank von der Hamburger Finanzbehörde geschont?
Und welche Rolle spielten dabei einflussreiche SPD-Politiker?
Dabei geht es auch um die Rolle
des damaligen Ersten Bürgermeisters, Olaf Scholz.
Den Vorgängen rund um die Bank gehen inzwischen ja auch
parlamentarische Untersuchungsausschüsse nach.
Gestern dann also eine weitere Razzia.
Ralf Zimmermann von Siefart berichtet aus Hamburg.
Das einstige Geschäftsgebaren der Warburg-Bank
sorgt wieder für Nervosität, nicht nur im politischen Hamburg.
Nun also staatsanwaltschaftliche Durchsuchungen
der Kölner Sonderermittler.
Die sehen einen begründeten Anfangsverdacht.
Es haben sich im letzten Jahr sukzessive weitere Anhaltspunkte
ergeben nach Auswertung von Unterlagen,
die uns zur Verfügung standen, aber auch aufgrund von Erkenntnissen
aus den Gerichtsverhandlungen vor dem Landgericht in Bonn.
Diese Puzzlestücke haben wir zusammengesetzt
und einen Anfangsverdacht wegen Begünstigung bejaht.
Im Fokus: der ehemalige Hamburger
SPD-Bundestagsabgeordnete Johannes Kahrs.
Bis zu seinem Abschied aus der Politik 2020
Strippenzieher in der SPD und in Berlin,
mit einst engen Kontakten auch zu Olaf Scholz.
Kahrs soll womöglich versucht haben,
an die Warburg-Bank gerichtete Rückzahlungsforderungen
über 47 Mio. Euro durch die Steuerbehörden zu verhindern.
Der Verdacht der Ermittler: Begünstigung.
Durchsuchungen aber auch in der Hamburger Finanzbehörde.
Mit dem Verdacht gegen eine Beamtin, die bereits
im Hamburger Untersuchungsausschuss bestritten hatte,
dass es eine politische Einflussnahme
im Zusammenhang mit Warburg gegeben habe.
Erstaunen hier über die aus Köln geführten Durchsuchungen.
Das ist eine Frage, die die Justiz in Nordrhein-Westfalen
beantworten muss und mit Interesse sehen wir heute
die politischen Diskussionen in Düsseldorf.
Dort, im Rechtsausschuss des NRW-Landtages,
musste der CDU-Justizminister sich heute rechtfertigen
für das so kurz nach der Bundes- tagswahl erfolgte Vorgehen.
War doch in seinem Haus entschieden worden,
dass die Staatsanwaltschaft Köln
überhaupt im rot-grün regierten Hamburg durchsuchen konnte.
Bei reinen Fachgeschichten, wo der Verdacht besteht,
es könnte auch nur im Entferntesten ein politisches Interesse
an einer Entscheidung bestehen, hält der Minister sich klugerweise raus.
Das habe ich getan.
Hier steht der Verdacht im Raum, der muss dringend ausgeräumt werden,
dass es politische Einflussnahme auf Staatsanwaltschaften gegeben hat
Der Minister hat, Stand heute, mich davon nicht überzeugt.
Es hat ein Geschmäckle, so kurz nach der Bundestagswahl sowas zu machen.
Im Hamburger Untersuchungsausschuss konnte sich der Kanzlerkandidat
und einstige Bürgermeister Olaf Scholz an einige Vorgänge
in Sachen Warburg nicht genau erinnern.
Die politische Opposition
hält die nicht belegten Verdächtigungen gegen Scholz
weiter aufrecht - jetzt, so scheint's, erst recht.
Es muss konkrete Belege bei der Staatsanwaltschaft geben,
die sagt, es gibt einen Verdacht, der eine Durchsuchung rechtfertigt.
Diese Durchsuchung zeigt deutlich, dass diese Kohlen noch glühen,
dass das Thema noch sehr aktiv ist,
dass Herr Scholz immer noch im Feuer steht, auch Herr Tschentscher.
Und dass es nicht so ist, wie die SPD uns klarmachen will,
dass es schon lange alles geklärt ist.
So schlägt das Geschehen rund um die Warburg-Bank
in Hamburg weiter hohe Wellen,
die zumindest nach dem Willen der Hamburger Oppositionsparteien
auch gerne noch nach Berlin schwappen sollten.
Mit Wirtschaft geht es weiter, Heinz.
Und mit dem Blick auf die Energiepreise.
Da meldet das Statistische Bundesamt nach den Zahlen für den August
einen deutlichen Preisanstieg bei Energieeinfuhren im Jahresvergleich.
Wie sich das auf die Heizkosten auswirkt,
auch dazu gibt es Berechnungen, Stephanie Barrett.
Ja, ganz konkrete Berechnungen vom Deutschem Mieterbund
und den Stadtwerken legen den Schluss nahe, Verbraucher müssen sich
in diesem Jahr warm anziehen, wenn es um die Heizkosten geht.
Nicht nur höhere Importpreise für Energie,
auch das kühlere Wetter sowie der seit Jahresbeginn geltende
nationale CO2-Preis auf fossile Energien
schlagen bei den Heizkosten zu Buche.
Besonders drastisch für Bewohner von Häusern mit Ölheizungen,
auf sie kommen in diesem Jahr Mehrkosten von 44 % zu,
Nutzer von Erdgasheizungen müssen sich
auf 13 % höhere Heizkosten einstellen.
Wer dagegen mit Fernwärme oder Holzpellets heizt,
kommt etwas besser weg.
Das Gelingen der Energiewende entscheidet sich auch
im Wohnungssektor.
Ein Viertel des Energieverbrauchs wird fürs Heizen
und die Warmwassererzeugung benötigt.
Dabei ist Gas unangefochtener Spitzenreiter:
Fast die Hälfte der gut 40 Mio. Wohnungen in Deutschland
nutzen Erdgas, es folgt mit ca. 25 % die Ölheizung auf Rang zwei.
Der Rest entfällt auf andere Heizarten.
Der Kostendruck auf fossile Energieträger wird
in den kommenden Jahren rasant steigen,
die CO2-Preise klettern künftig immer schneller.
Umso drängender wird die energetische Sanierung von Gebäuden.
Dämmung, gute Fenster und eine effiziente Heizung
können Heizkosten bis zu 50 % senken.
Doch dazu braucht es Kapital.
Der Bund wird mit seinem Fördertopf für energetische Sanierung
allein in diesem Jahr bis zu 18 Mrd. bewilligen.
Auch das Zinsniveau ist günstig für Sanierungen,
müssen sich nur noch die Lieferengpässe auflösen,
das könnte noch dauern.
Die Olympischen Winterspiele in Peking im kommenden Jahr
finden aufgrund der Corona-Pandemie ohne ausländische Zuschauer statt.
Das Sportereignis vom 4. bis zum 20. Februar werde
auf die chinesische Öffentlichkeit beschränkt sein,
teilte das Internationale Olympische Komitee mit.
Tickets werden demnach nur an in China lebende Fans ausgegeben.
Auf La Palma hat der glühend heiße Lavastrom
die Westküste der kleinen Kanareninsel erreicht
und stürzt seither über eine gut 100 Meter hohe Steilküste
in den Atlantik.
Behörden warnen vor gefährlichen Dämpfen,
die u.a. stark ätzende Salzsäure enthalten.
Dazu kommt starker Wind,
noch wird die Gaswolke offenbar in Richtung Meer geweht.
Vorsorglich ist für vier kleinere Ortsteile mit etwa 300 Bewohnern
eine Ausgangssperre verhängt worden.
Es gibt Unwetterwarnungen des Deutschen Wetterdienstes
vor orkanartigen Böen.
Aktuell für Teile von Schleswig-Holstein und Niedersachsen.
Schon am frühen Abend hat es in Kiel einen Tornado gegeben
und der hat nach Angaben der Polizei
mehrere Menschen durch die Luft gewirbelt und ins Wasser gespült.
Die Windhose erfasste sie offenbar, als sie ein Boot sichern wollten.
Sieben Personen seien z.T. schwer verletzt worden,
sechs wurden in Krankenhäuser gebracht.
Und jetzt die Zahlen vom Lotto am Mittwoch.
Sie lauten, wie immer ohne Gewähr:
Auch wenn noch nicht klar ist, wer neuer Kanzler wird:
Eine Frau wird es jedenfalls nicht.
Was bleibt nach 16 Jahren Kanzlerinnenschaft?
Gelten in den Schaltzentralen der Macht noch immer andere Spielregeln
für Frauen?
Eindeutig ja - so die Antwort, die Antje Pieper auf ihrer Reise
quer durch Europa überall zu hören bekam.
Gleich im Anschluss, im "auslandsjournal".
Um 0.45 Uhr gibt es dann unser "heute journal up:date"
mit Christopher Wehrmann.
Und uns morgen wieder, auf Wiedersehen.
Wir schauen auf den September: Der war deutschlandweit 1,9 Grad zu warm.
Örtlich lagen die Temperaturen 3 Grad über dem Durchschnitt
von 1961 bis 1990.
Und es war zu trocken.
In den letzten 15 Jahren war das der trockenste September.
In den nächsten Stunden ist v.a. ein Sturmtief Thema,
das an der Nordsee weiter Richtung Osten zieht.
Es bringt teilweise orkanartige Böen und vereinzelte Orkanböen mit.
In der Nacht gibt es volles Sturm-Programm nach Nordwesten hin,
z.T. mit Schauern, Gewittern, teils orkanartigen Böen
und vereinzelten Orkanböen.
Nach Südwesten hin lockert es auf.
Es klart auf und wird dementsprechend kalt.
Morgen gibt es im Norden weiterhin viele Wolken mit Regen.
Es weht weiterhin ein stürmischer Wind aus südwestlichen Richtungen.
Im Südwesten ist es deutlich freundlicher, v.a. Richtung Oberrhein
Am Freitag gibt es v.a. an der Nordsee noch viele Wolken
mit Regen.
Ansonsten ist es locker bewölkt bis sonnig.
Danach wird es wärmer.
Am Sonntag kommt neuer, kräftiger Regen im Westen auf.