heute journal vom 3.04.2021
Ihnen allen guten Abend an einem Karsamstag 2021,
an dem das deutsche Staatsoberhaupt seinen Landsleuten
aus dem Herzen spricht und den Regierenden ins Gewissen.
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier mahnt Klarheit an,
Entschiedenheit und pragmatische Regelungen, also exakt das,
wonach dieses Land an Ostern nach wie vor sucht.
Die Menschen brauchen Orientierung sagt der Bundespräsident.
Wir beginnen heute Abend mit Simone Friedrich über ein Land,
in dem der eine Teil längst gefühlt sein eigenes Ding macht
und der andere sorgenvoll auf Ansteckungsdaten
und Corona-Regeln schaut, die, beide, ständig schwanken.
Zwei Meter Abstand, an der Küste eher kein Problem.
Die meisten haben sich an den Appell gehalten,
sind zuhause geblieben.
Für Tagestouristen sind einige Gebiete
über Ostern sowieso gesperrt.
Die See, Sonne und Sand gibt's in Cuxhaven nur für die,
die auch hier leben.
Wir haben Glück, dass wir das jetzt haben.
Ich kann die anderen verstehen, die mal raus möchten.
Ich wäre auch neidisch,
hätte ich die Möglichkeit jetzt nicht.
Hotels, Bäder, Läden: geschlossen, wie fast überall in Deutschland.
Die Behörden kontrollieren.
Die Wirtschaft leidet, die Bildung bleibt auf der Strecke,
Frust breitet sich aus.
Von einer "Krise des Vertrauens"
spricht Bundespräsident Steinmeier inzwischen.
Die Pandemie hält unserem Land den Spiegel vor:
Der Hang zum Alles-regeln-wollen, unsere Angst vorm Risiko,
das Hin- und Herschieben von Verantwortung.
Wie wir das ändern
und wie wir auch unsere Institu- tionen krisentauglicher machen,
all das wird aufzuarbeiten sein.
Wir zweifeln viel, aber wir können auch viel.
Und aufs Können, nicht aufs Zweifeln kommt es jetzt an.
Wir leben zusammen in diesem Land
und wir wollen gemeinsam eine gute Zukunft.
Also haben wir doch Vertrauen in uns, und geben wir aufeinander acht.
Kein Vertrauen in die Politik und kein Verständnis
für die Corona-Regeln bei der Querdenken-Bewegung.
In Stuttgart sind mehr als 10.000 auf dem Wasen zusammengekommen,
ohne Masken, ohne Abstandsregeln.
Größtenteils blieb es friedlich, so die Polizei -
die sich aber gegen Kritik wehren muss,
weil sie kaum eingeschritten war, sondern die Regelverstöße
später mithilfe von Videoaufnahmen ahnden will.
Dort zählt für uns als Gradmesser
die Friedlichkeit der gesamten Versammlungslage.
Deswegen haben wir keine Möglichkeiten und keinen Anlass,
mit einer bestimmten Robustheit oder Härte
gegen friedliche Versammlungsteilnehmer vorzugehen.
♪ Die Impfung wird noch Pflicht, das will ich aber nicht. ♪
Eine schwierige Gemengelage zu Ostern in Deutschland
nach mittlerweile 13 Monaten in der Pandemie.
Es gehört zu den Erfahrungen dieser Pandemie,
dass man sich immer wieder die Augen reibt, vor Verwunderung.
Wir erinnern uns alle noch gut an die Schlagzeilen aus Portugal,
völlig überlastete Krankenhäuser,
als die Bundeswehr mit Notärzten vor Ort half.
Das ist gerade mal ein paar Wochen her: Inzidenz 878.
Und jetzt: Inzidenz 31.
So schnell kann das gehen.
Portugal ist für deutsche Urlauber kein Risikogebiet mehr.
Und sie wollen dort jetzt wieder konsequent öffnen.
Nach dem harten Lockdown eine klare Perspektive.
Dieses wunderschöne Land ganz im Westen Europas
geht seinen besonderen Weg, es bleibt ihm auch nicht viel anderes übrig,
wie Christel Haas berichtet.
Dieser Ort zeigt den Weg,
den Portugal gegangen ist in den letzten Monaten.
Erst Sporthalle, dann Notkrankenhaus, jetzt Impfzentrum.
Die Ärztin Eunice Carapiço hat hier das Sagen,
500 Impfungen verabreicht ihr Team pro Tag.
Diese Halle symbolisiert den Wandel.
Hier wurden Corona-Patienten behandelt,
und jetzt ist es ein Ort der Vorsorge.
Es liegt weniger am Impfen,
dass die Infektionszahlen so rasant gesunken sind,
es liegt wohl eher am strikten Lockdown.
Niemand darf seine Gemeinde verlassen.
Und das wird respektiert.
Der Strand von Carcavelos unweit von Lissabon
ist normalerweise ein beliebtes Freizeitziel.
Jetzt sind nur die unterwegs, die auch hier wohnen.
Diesen Kraftakt müssen wir leisten, um die Krise zu meistern.
Ich weiß, es ist für viele sehr schwierig.
Wir müssen alles sehr langsam angehen,
damit wir nicht wieder solche Zustände haben wie an Weihnachten.
Kurz nach Weihnachten kam für Portugal der Corona-Schock.
Das Land war das am schlimmsten betroffene in der EU.
Jetzt gilt es als Vorbild.
Woran das liegt?
Die Portugiesen, sagen Experten, hätten ihre Lektion gelernt
und die verordneten Maßnahmen genau und strikt befolgt.
Die Menschen haben verstanden, dass sie die Masken korrekt tragen
und sich an die Abstandsregeln halten müssen.
Und das haben sie extrem gut gemacht.
Wir wissen, dass diese einfachen Regeln sehr effektiv sind,
um das Virus einzudämmen.
Das Land öffnet sich vorsichtig.
Grundschulen, Friseure und Straßenverkauf.
Auch wenn die Infektionszahlen wieder leicht ansteigen,
will die Regierung ihren Lockerungsfahrplan fortsetzen.
Ab Montag können die Terrassen wieder öffnen,
aber es dürfen nur vier Personen zusammensitzen.
Auch im Freien müssen alle Vor- sichtsmaßnahmen eingehalten werden.
Portugal zahlt einen hohen Preis für seinen Corona-Weg.
Die Zahl der Arbeitslosen ist um fast 37 % gestiegen,
immer mehr Menschen sind auf gespendete Lebensmittel angewiesen.
Doch jetzt steigt die Hoffnung,
dass Wirtschaft und Tourismus bald wieder anziehen.
Portugal hat sein gutes Image zurück.
Wir haben Vertrauen geschaffen,
damit die Touristen bald wiederkommen.
Die Portugiesen wollen daran glauben,
dass sie einen Weg aus der Krise gefunden haben.
Die Ältesten und die Verwundbarsten zu schützen,
das war die größte Herausforderung und es wird wohl in die Geschichte
dieser Pandemie auch als das größte Versagen eingehen.
Letztes Jahr an Ostern waren die Pflegeheime dicht,
Trennung und Einsamkeit taten weh.
Und dennoch kommt der Großteil der Menschen,
die wir in den letzten zwölf Monaten an Corona verloren haben,
aus Alters- und Pflegeheimen.
An diesem Osterfest soll es anders werden, berichtet Markus Wolsiffer.
Jutta Hauke kennt das Prozedere:
Nur mit negativem Corona-Schnelltest darf sie ins Seniorenheim.
Ob sie ihre Mutter heute sehen wird: abhängig von einer kleinen Linie.
Corona-negativ.
Jutta Hauke darf eintreten
und ihrer Mutter Katharina Horn endlich wieder öfter nah sein.
Bislang waren nur zwei Besuche pro Woche erlaubt.
Mit den neuen Regeln sind es zwei am Tag.
Für viele Familien ist das eine große Erleichterung.
Es ist sehr gut, dass man wieder spontaner kommen kann.
Man kann sagen, "Komm, das Wetter ist schön.
Wir gehen mal raus und unternehmen was zusammen".
Man kann sie wieder abholen und zum Friedhof fahren.
Dinge, die immer wichtig gewesen sind.
Die 90-jährige Katharina Horn ist an Demenz erkrankt.
Das Vinzenz von Paul-Haus in Idstein ist darauf spezialisiert.
Eingerichtet nach dem psychobiografischen Pflegemodell,
alte Möbel, Schallplatten, die Stars von früher:
All das soll Erinnerungen wecken an schöne, vergangene Tage.
Katharina Horn redet nicht viel,
aber sie freut sich darauf, wieder mehr Kontakt zu haben.
Wenn ich alleine bin, denn mein Mann ist ja gestorben,
ist das schon blöd, wenn man alleine ist im Haus.
Wenn die Enkel kommen oder Jutta oder Stefan,
wenn die Verwandtschaft kommt, freue ich mich.
Mutter und Tochter sind beide geimpft.
Sie wollen die neuen Möglichkeiten nutzen,
wieder mehr Nähe und Vertrautheit schaffen.
Neulich hatten wir das nette Erlebnis,
als wir an einem Spielplatz vorbeigingen,
dass sie mich fragte, ob ich mal drauf gehen möchte.
Da gibt es natürlich lustige Momente,
die man dann gemeinsam erlebt, wo alte Erinnerungen wach werden.
Dass Bewohner über Ostern sogar raus zu ihren Familien dürfen,
freut auch Pflegedienst- leiterin Jennifer Huber.
Sie macht sich aber Sorgen,
dass die Hygieneregeln vielleicht vergessen werden.
Und auch im Pflegeheim gibt es einiges zu beachten.
Für uns war es eine Herausforderung, das so schnell noch umzusetzen,
gerade für die Osterfeiertage.
Ich gehe davon aus, dass sie uns die Bude einrennen werden.
Ostern darf für viele nicht ausfallen.
Das wissen die Verantwortlichen und sie sind vorbereitet.
Weil gemeinsame Gottesdienste nicht möglich sind,
braucht es kreative Lösungen.
Im Vinzenz von Paul-Haus kommt der Altar
deshalb auf Rädern zu den Menschen.
Dieser Küchenwagen wird wirklich als kleiner Altar angesehen.
Der Pfarrer steht dahinter und vermittelt den Glauben.
Corona hat dem Altvertrauten seine alltägliche Sicherheit genommen,
in den Senioren- und Pflegeheimen spüren das die Menschen besonders.
Dass sie nun weniger alleine sind und mehr Kontakt haben dürfen,
für viele ist es die frohe Botschaft zum Osterfest.
Die Nachrichtenübersicht an diesem Samstag beginnt in Stuttgart,
mit Kay-Sölve Richter.
In Baden-Württemberg haben Grüne und CDU
nun offiziell Koalitionsgespräche angekündigt.
Bei den Sondierungen habe man bereits Eckpunkte vereinbart,
so Ministerpräsident Kretschmann,
der ein ambitioniertes Klimaschutzprogramm ankündigte
und einen "echten Neuaufbruch".
Diese Botschaft dürfte auch an den grünen Landesvorstand gerichtet sein,
der gegen Grün-Schwarz zunächst Bedenken geäußert hatte.
Wieder Proteste - wieder Tote: In Myanmar wurden bei Demonstrationen
gegen das Militär mehrere Menschen getötet, die genaue Zahl ist unklar.
Insgesamt sollen seit dem Militärputsch vor zwei Monaten
mindestens 550 Menschen getötet und 2.750 festgenommen worden sein.
Das berichten Menschenrechtler.
Von vielen Verhafteten fehle jede Spur.
Im Osten des Landes fliegt das Militär offenbar auch Luftangriffe
auf Rebellengebiete.
Ziel ist die Volksgruppe der Karen.
Nach dem Angriff auf das Kapitol in Washington
ist das Motiv des Täters weiter unklar.
Ermittler gehen derzeit
nicht von einem terroristischen Hintergrund aus.
Als Zeichen des Respekts für die Opfer
ließ US-Präsident Biden die Flaggen auf Halbmast setzen.
Der Angreifer hatte mit einem Auto eine Absperrung durchbrochen
und dabei zwei Polizisten verletzt.
Einer von ihnen starb später im Krankenhaus.
Als der Mann mit einem Messer auf weitere Beamte losging,
wurde er getötet.
Normalerweise würde der Papst jetzt gerade die Osternacht feiern,
doch wegen der nächtlichen Ausgangssperren
hat er den Gottesdienst dieses Jahr vorgezogen.
Er gehört zu den wichtigsten Oster- feierlichkeiten, denn die Christen
gedenken in der Osternacht der Auferstehung Jesu.
Traditionell wird dabei das Licht Christi, als Osterkerze,
in den dunklen Petersdom getragen.
Es ist ein royaler Umzug,
der da heute durch die abgesperrten Straßen von Kairo führt.
Vier Königinnen, 18 Könige aus dem alten Ägypten in einer,
wie es offiziell heißt, "Goldenen Parade der Pharaonen".
Die Mumien waren seit mehr als einem Jahrhundert
in einem Museum untergebracht, das jedem Besucher den Atem raubte,
wegen der schieren Menge seiner Schätze
und wegen der oft desolaten Art, wie sie untergebracht waren.
Das neue Nationalmuseum der ägyptischen Zivilisation hat alles,
was ein Museum sich nur wünschen kann.
Es steht kurz vor der Eröffnung, das allerdings schon seit vielen Jahren.
Aus Kairo Oliver Deuker.
Die über 3.000 Jahre alten Könige – verehrt damals und heute.
Die Goldene Parade der Pharaonen,
eine Hommage an die ägyptische Geschichte
und ein Mega-Event, aufwändig inszeniert.
So ein Ereignis wird es nicht wieder geben in meinem Leben,
das musste ich live sehen.
Ich sehe die Geschichte meiner Vorfahren,
ich bin stolz auf unsere Vergangenheit.
22 Pharaonen, einbalsamiert, mumifiziert für die Ewigkeit,
für das Jenseits.
Ramses II. regierte 66 Jahre lang.
Seine Mumie ist wohl die bekannteste,
die in das neugebaute Nationalmuseum für ägyptische Zivilisation
ziehen wird.
Wir entwarfen das Museum,
um dort die Mumien in ihren Gräbern zu zeigen, wie sie bestattet wurden.
Es wird erklärt, wie die Mumifizierung durchgeführt wurde,
wir zeigen die Reise der Mumien in Jenseits,
die Sarkophage der Könige und all ihre Gegenstände.
Akribisch, von langer Hand wurde der Umzug der Mumien geplant.
Die Transportbehälter voll mit Technik.
Wichtig sind Temperatur und Luftgehalt,
dazu darf es keine Erschütterungen geben,
damit die Könige keinen Schaden nehmen, halten für die Ewigkeit.
Schauen wir noch kurz auf Lotto und Wetter.
Zuerst die Lottozahlen:
Das Wetter schenkt uns einen herrlichen Ostersonntag,
zumindest weitgehend.
Hier sind die Aussichten:
Im Osten und Süden scheint meist die Sonne,
im Südwesten bleibt der Himmel sogar durchgehend blau.
Nur im Nordwesten können die Wolken auch mal dichter sein.
Auch dort bleibt es aber trocken.
Im Norden kommt noch ein lebhafter Westwind dazu.
Danach wird es dann kühl mit Regen-, Schnee- und Graupelschauern,
dazu kommen Gewitter und stürmischer Wind.
Also: morgen nochmal genießen.
Auch Ostersonntag ist das heute-journal-Team für Sie da,
und zwar sehr gerne.
Für heute, danke, dass Sie dabei waren.