ZDF heute Sendung vom 06.02.2021 - Extremes Winterwetter in Deutschland
Heftige Schneefälle, Sturm und Eisregen:
Deutschland droht das größte Wetterchaos seit Jahren.
Einen Tag früher als geplant:
Erste Impfdosen von AstraZeneca sind jetzt auch in Deutschland.
Vor dem Corona-Gipfel diskutieren die Bundesländer über Lockerungen.
Erstmals seit den Olympischen Spielen 2018:
Die Nordischen Kombinierer
feiern beim Weltcup in Klingenthal einen Dreifacherfolg.
Guten Abend und willkommen, schön, dass Sie dabei sind,
wie auch Rudi Cerne für den Sport.
Bleiben Sie, wenn's geht zuhause, zumindest wenn Sie gerade
im Norden oder/und in der Mitte des Landes sind.
Denn dort tobt sich in dieser Nacht der Winter aus,
gewarnt wird vor extremem Unwetter.
Im Süden dagegen ein Hauch von Frühling.
Wetterextreme, wie sie Deutschland selten erlebt.
Und Meteorologen warnen: Das Schlimmste kommt noch.
Besonders betroffen: ein Streifen in der Mitte Deutschlands.
Dort gibt es jetzt immer stärkeren Schneefall,
außerdem heftige Schneeverwehungen.
Und im südlichen Teil von all dem: Eisregen, mit spiegelglatten Straßen.
Einige Zugverbindungen sind bereits gesperrt
und Räumtrupps alarmiert.
Volker Duczek.
Schneematsch und darunter Eis:
für Autofahrer eine unheilvolle Mischung.
Auch in Thüringen.
Vier Menschen werden in Schleusingen in ihrem Auto verletzt,
als der Fahrer den Wagen nicht mehr zum Stehen bringen kann.
Für die Nacht wird in Thüringen mit sehr viel Neuschnee gerechnet.
Ganz im Norden, nahe Flensburg,
wirbelt der Wind den alten Schnee an neue Stellen: mannshohe Verwehungen.
Und in den nächsten Stunden kommt auch hier noch mehr runter.
Die Bahn hat vorgesorgt
und das Personal an den Bahnhöfen aufgerüstet.
Für heute und morgen sind die Fernverkehrszüge von Hamburg
in Richtung Norden und in Richtung Ostsee gestrichen.
Wir haben uns jetzt schon Hotelkapazitäten gesichert
für alle die, die nicht weiterkommen sollten.
Außerdem haben wir eine Kulanzregelung:
Alle Tickets, die gekauft wurden,
können auch nach diesem Wochenende genutzt werden,
sieben Tage gültig nach Ende der Störung.
Eisesglätte bei Rathenow im Brandenburgischen:
Hier ist ein Milchlaster mit 24.000 Litern in den Graben geschliddert.
Der Fahrer ist bei jedem Wetter unterwegs.
Ich muss halt raus, die Kühe geben jeden Tag Milch.
Kein warmes Wasser und keine Heizung.
In Berlin-Lichtenberg verlegt das Bezirksamt 100 Wohnungslose
aus einer Notunterkunft in ein sicheres Quartier.
Viele Bewohner sind überrascht, als sie mitten in der Nacht
eines der größten Obdachlosencamps der Hauptstadt verlassen müssen.
Wir haben unsere Kollegen
in zwei der mutmaßlich am stärksten betroffenen Regionen geschickt.
Wir beginnen in Niedersachsen an der A7 in Seesen am Harz.
Dort steht Fabian Köhler.
In der Nacht werden heftige Schneefälle erwartet.
Um welche Dimensionen geht's da?
Die Situation hier momentan ist die Ruhe vor dem Sturm.
Das hat leicht angefangen zu schneien.
Die Autobahnmeisterei sagte,
sie seien hier gut vorbereitet, alle Mitarbeiter sind im Dienst.
Hier könnten 40 cm Schnee fallen.
Das stellt die Räumdienste vor große Herausforderungen.
Auch der kalte Ostwind könnte zu Schneeverwehungen führen.
Sie könnten vor allem auf den Nebenstrecken auftreten.
Nicht nur auf den Autobahnen.
Deshalb sollen die Leute zu Hause bleiben.
Wir gehen 300 km weiter Richtung Westen
zu Kerstin Edinger ins Bergische Land in die Nähe von Olpe.
Worauf müssen sich die Menschen bei euch einstellen?
Auch hier ist die Lage noch ruhig.
Ich stehe auf dem Bauhof, hinter mir stehen die Streufahrzeuge.
Sie werden wohl heute Abend ausrücken müssen.
Hier bereiten sich alle vor: THW, Feuerwehr, Rettungsdienste.
Man kennt sich gut mit Eis und Schnee aus,
aber es ist ja schon eine Ausnahmesituation.
Man erwartet Eisregen.
Die kalte Luft wird sich am Boden absetzen
und so zu Eisglätte führen.
Man hat die Menschen aufgerufen, zu Hause zu bleiben.
Alle aktuellen Entwicklungen finden Sie bei uns in einem Liveblog,
online in der ZDFheute-App.
60.000 Menschen in Deutschland
sind bislang an oder mit Covid-19 gestorben.
Am 18. April plant Bundespräsident Steinmeier
eine zentrale Gedenkfeier für sie.
Soweit es in der Pandemie möglich ist,
sollen Angehörige und die gesamte Staatsspitze teilnehmen.
Aktuell meldet das Robert Koch- Institut weiter sinkende Zahlen:
10.485 Neuinfektionen innerhalb von 24 Stunden.
Das sind 1.836 weniger als vergangenen Samstag.
689 weitere Menschen starben an oder mit dem Virus.
Wenn die Zahlen weiter sinken und die Virusmutationen
keinen Strich durch die Rechnung machen,
dann werden Lockerungen wahrscheinlicher.
Auch hier stellt sich die Frage nach der Reihenfolge.
Welche Schulen dürfen als erste wieder aufmachen?
Und wie ist es mit der Kultur?
Pablo Silalahi.
Die Deutsche Oper in Berlin: eines der größten Opernhäuser Deutschlands
ist während des Shutdowns menschenleer.
Auch die Kultur hofft auf Lockerungen.
Wie die aussehen könnten,
dazu haben die Länder jetzt einen Dreistufenplan vorgelegt.
Musik und Kunstschulen zuerst, dann Museen und Galerien.
Theater und Kinos zuletzt.
Auch in der Politik sind Lockerungen
angesichts sinkender Infektionszahlen wieder Thema.
Der CDU-Chef hat dabei eine klare Priorität.
Schule, Bildung, Kinderbetreuung muss absolute Priorität haben.
Ehe wir irgendein Geschäft oder etwas anderes öffnen,
muss die Bildung für unsere Kinder wieder in Gang gesetzt werden.
Auch CSU-Chef Söder spricht von einer Lockerungsperspektive,
mahnt aber zur Vorsicht.
Wenn die Zahlen sinken, und das tun sie,
dann haben wir mehr Perspektiven.
Aber wir müssen es so machen, dass wir keinen Rückfall riskieren.
Am Mittwoch wollen Bund und Länder über das weitere Vorgehen beraten.
Der Ministerpräsident von Nieder- sachsen dängt auf konkrete Maßnahmen
für ganz Deutschland.
Ein Kriterium für eine Lockerung sind Fortschritte bei der Impfung.
Und da gibt es gute Nachrichten:
Bereits gestern traf die eigentlich für heute erwartete erste Lieferung
des Impfstoffs von AstraZeneca in Deutschland ein.
Insgesamt werden heute knapp 350.000 Dosen
an die Bundesländer ausgeliefert.
Eigentlich wollte die AfD in Sachsen an diesem Wochenende nur bestimmen,
wer die aussichtsreichen Listenplätze
für die Bundestagswahl im September bekommt.
Doch dann wurde am Dienstag bekannt, dass der Verfassungsschutz
die Sachsen-AfD als "Verdachtsfall" einstuft,
wegen rechtsextremistischer Bestrebungen.
Das hat die Stoßrichtung dieses Landesparteitags deutlich verändert.
Aus Dresden Cornelia Schiemenz.
Nur halbherzig kontrollieren die Ordner die Einhaltung
der Masken- und Abstandspflicht.
Als einzige Partei hält die AfD im Shutdown
einen Präsenzparteitag ab mit über 700 Delegierten –
die Bundestagswahl fest im Blick.
30 % in Sachsen, so das Ziel.
Das ist ein Ergebnis, was wir nach aktuellen Umfragen erreichen können
und das werden wir natürlich auch versuchen.
Thema in allen Reden:
die Heraufstufung des sächsischen Landesverbandes zum Verdachtsfall.
Man sieht sich als Opfer.
Der Verfassungsschutz möchte uns zwingen,
uns von sog. Radikalen zu trennen, um sein Plazet zu erringen.
Doch, liebe Freunde, wenn wir die AfD an den Wünschen
des Verfassungsschutzes ausrichten, ist das Experiment AfD gescheitert.
Der Verfassungsschutz beobachtet die Landesverbände in Sachsen-Anhalt,
Thüringen, Brandenburg und nun auch in Sachsen.
Außerdem: seit vergangenem Jahr den Flügel
sowie die Jugendorganisation "Junge Alternative für Deutschland.“
Möglichweise dauert es nicht mehr lange
und die gesamte AfD wird zum Verdachtsfall.
Die Zeichen stehen auf Beobachtung, auch im Bund.
Einfach weil die Koordination zwischen den verschiedenen Ämtern
des Verfassungsschutzes ja auch auf Kooperation angelegt ist
und es wenig Sinn macht,
wenn die einen beobachten und die anderen nicht.
Die Entscheidung liegt nun beim Bundesinnenminister
und sie könnte schon in den nächsten Wochen fallen.
In fünf Wochen
wird in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz gewählt.
Nach dem aktuellen Politbarometer haben derzeit
sowohl der grüne Ministerpräsident Kretschmann in Stuttgart
als auch die Sozialdemokratin Malu Dreyer in Mainz derzeit gute Chancen,
ihre Ämter zu verteidigen.
Heute schauen wir nach Rheinland-Pfalz.
Dort bewegt die Menschen neben Corona
vor allem der Bereich Bildung und Schule.
Bobby Cherian berichtet.
An der Brüder-Grimm-Grundschule in Ingelheim machen sie das,
was möglich ist: Notbetreuung, Videotelefonie.
Dass zz. so viel über Bildung gesprochen wird,
begrüßt Schulleiter Großmann.
Was ihn stört: fast immer gehe es um versäumten Lernstoff.
Viel wichtiger: die Vermittlung sozialer Kompetenzen in der Schule
und die Wertschätzung dafür.
Kompetenzen wie Teamfähigkeit, interdisziplinäres Denken,
Flexibilität, Kreativität, das fehlt einfach so.
Und das wird in der öffentlichen Diskussion
oftmals reduziert auf die Stoffvermittlung.
Im rheinland-pfälzischen Landtagswahlkampf
steht das Thema “Bildung“ hoch im Kurs.
Digitalisierung, mehr Lehrer*innen, flexible Betreuung,
damit werben die Parteien unter anderem.
Die wichtigste Aufgabe für Bildungsforscher Maaz:
Chancengleichheit schaffen.
Die habe in der Pandemie besonders gelitten.
Die dringlichsten Felder werden sicherlich,
individuell auf die einzelnen Leistungsstände der Schüler*innen
einzugehen, Ungleichheiten abzubauen,
die Digitalisierung nachhaltig vorzubereiten
und den Ganztag strategischer zu nutzen.
Darüber hinaus haben viele Bürger*innen eigene Erwartungen
an die Bildungspolitik.
Kriegt jedes Kind einen Kita-Platz?
Das ist auch ein ganz schwieriges Thema aktuell.
Wie gesagt, ich kenne ganz viele Leute,
die warten eins bis anderthalb Jahre auf einen Kita-Platz.
Thema Digitalisierung, das zieht sich ja nicht nur durch die Schule,
sondern auch durch die Wirtschaft.
Wir hinken da einfach hinterher.
Die Bildung, eines der wichtigsten Themen im Landtagswahlkampf
und weit über den Wahltermin hinaus.
Jetzt zu einem Thema, das immer noch ein Riesentabu ist:
dass Frauen beschnitten werden, um ihre Jungfräulichkeit sicherzustellen
oder wegen "spiritueller Reinheit".
Heute, am internationalen Tag gegen weibliche Genitalverstümmelung,
sollen Opfer zu Wort kommen.
Betroffen sind weltweit 200 Mio. Frauen,
die meisten in Afrika und in Asien.
Aber auch hier unter uns in Deutschland leben geschätzt
etwa 70.000 Frauen, die eine Verstümmlung erlitten haben.
Und tausende Mädchen sind auch hier gefährdet.
Stephanie Gargosch.
Shadia Abdelmoneim stammt aus dem Sudan.
Dort wurden ihre Genitalien verstümmelt und zugenäht,
gegen ihren Willen, nach der Geburt der Tochter.
Die Hebamme hat mich einfach beschnitten.
Sie hat mich nicht gefragt,
sie dachte, das ist etwas Normales, was sie tun muss.
Sie litt still, bis sie vom Desert Flower Center in Berlin hört.
Hier helfen sie Beschnittenen, operieren, lindern Schmerzen,
hören zu.
Dann versuche ich, ihnen mit einfachen Worten zu erklären,
was die Beschneidung für Konsequenzen hat
und was auch verändert seien könnte.
In vielen Ländern Afrikas, aber auch in Asien,
hat die Verstümmelung Tradition.
Beschnitten wird oft mit Rasierklingen oder Glasscherben.
Etwa 10 – 20 % von ihnen sterben dabei.
Auch in Deutschland sind immer mehr Frauen betroffen.
Es ist vor allem auf Einwanderung aus Ländern zurückzuführen,
in denen weibliche Genital- verstümmelung praktiziert wird.
Und wir gehen davon aus, dass Mädchen, die aus Communitys kommen,
in denen weibliche Genital- verstümmelung praktiziert wird,
auch fernab vom Herkunftsland gefährdet sind.
Shadia hat auch davon gehört.
Die Mädchen würden in den Ferien zur Beschneidung zurückgeschickt.
Das ist keine Kultur, das ist Kriminalität.
Wir müssen das entschieden bekämpfen,
vor allem auch hier in Deutschland.
Menschenrechte sind Menschenrechte und Verletzungen sind Verletzungen.
Nun will sie auch anderen Frauen zeigen,
dass allein sie über ihren Körper bestimmen dürfen.
Nach dem Militärputsch in Myanmar
hat die Regierung das Internet fast komplett sperren lassen.
Damit will sie die Proteste verhindern,
die sich meist über Soziale Medien organisieren.
Trotzdem gingen wieder hunderte Menschen auf die Straße,
um gegen die Machtübernahme zu demonstrieren.
Das Militär in Myanmar
hatte sich vor knapp einer Woche zurück an die Staatsführung geputscht
und Regierungschefin Aung San Suu Kyi festgesetzt.
Und jetzt bist du dran, Rudi, mit Wintersport.
Zwei Medaillen für deutsche Pilotinnen
bei der Bob-WM in Altenberg.
Kim Kalicki aus Wiesbaden gewinnt im Zweier-Bob nach vier Läufen Silber
vor Laura Nolte aus Winterberg.
Ganz vorn wieder Kaillie Humphries, USA.
Im Schneetreiben von Altenberg fahren Kim Kalicki
und Ann-Christin Strack zwar im dritten Durchgang die Tagesbestzeit,
können Humphries am Ende aber nicht mehr abfangen.
Platz 2 mit 35 Hundertstel Rückstand nach vier Läufen.
Klar, man muss immer angreifen.
Ich denke, es war ein Schritt in die richtige Richtung,
dass wir die Laufbestzeit hatten, aber wir wissen halt,
dass Kaillie nervenstark ist.
Ihr Schlitten läuft super, sie fährt super,
dementsprechend sind wir auch erst mal vom 2. Platz ausgegangen.
Die Junioren-Weltmeisterin Laura Nolte
gewinnt mit Anschieberin Deborah Levi Bronze.
Auf dem undankbaren 4. Platz landet Stephanie Schneider,
Olympiasiegerin Mariama Jamanka wird Sechste.
Die beste Linie auf der anspruchsvollen Bahn
findet aber Titelverteidigerin Humphries.
In der Männerkonkurrenz nimmt Rekordweltmeister Francesco Friedrich
Kurs auf seinen zehnten WM-Titel.
Nach zwei von vier Läufen liegt er im Zweier-Bob souverän an der Spitze.
20. Spieltag in der Fußball- Bundesliga, hier sind die Ergebnisse: Mehr zum Fußball im aktuellen sportstudio.
Zu Gast nach 80 Tagen auf dem Meer: Weltumsegler Boris Herrmann.
Die deutschen Kombinierer sind in blendender Verfassung
und belegen die Plätze 1 bis 3 beim Heim-Weltcup in Klingenthal.
In Abwesenheit des norwegischen Dominators Jarl Magnus Riiber
siegt Vinzenz Geiger vor Fabian Rießle und Eric Frenzel.
Seit den Olympischen Spielen 2018 gab es ein solches Bild nicht mehr.
Ein Dreifacherfolg mit Vinzenz Geiger an der Spitze.
Nach einem Sprung auf 131,5 m geht Geiger von Rang 14 aus ins Rennen.
In der dritten von fünf Runden
tut sich im Langlauf eine starke Spitzengruppe zusammen:
mit dabei fünf Deutsche.
Am letzten Anstieg die Attacke von Geiger.
Die entscheidenden Meter, die er hier gutmacht,
bringt er bis ins Ziel.
Dritter Saisonsieg für den Oberstdorfer.
Dahinter der Sprint um die Podestplätze: Rießle vor Frenzel.
Rydzek wird Fünfter.
Die deutschen Kombinierer in Top- form, knapp drei Wochen vor der WM.
Während wir uns hier auf gewaltige Schneemengen einstellen,
sieht der Winter in Andorra plötzlich ganz anders aus.
Dort sind die eigentlich schneebedeckten Pyrenäen
förmlich "eingesandet",
mit einer gelben Staubschicht aus der afrikanischen Wüste Sahara.
Auch in den Schweizer Alpen trübt der Saharastaub die Luft,
ein Gelbstich am Himmel.
Wie auch in Bayern.
Es gilt, wie berichtet,
die Warnung vor extremem Unwetter in der Mitte Deutschlands.
Mehr dazu und die genaue Prognose hat gleich Katja Horneffer.
Das Wetter wird auch Thema sein im heute journal um 22.45 Uhr,
mit Christian Sievers.
Passen Sie auf sich auf, haben Sie einen schönen Abend
und bis morgen, wenn Sie mögen, tschüss.