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YouTube | Y-Kollektiv - kurze Videodokumentationen und Reportagen, Adbusting: Kunst, Protest oder gefährlicher Extremismus? | Y-Kollektiv

Adbusting: Kunst, Protest oder gefährlicher Extremismus? | Y-Kollektiv

Unsere Y-Kollektiv-Reportagen kennt ihr ja schon, hört doch auch gerne mal in unseren Podcast rein,

den Link dazu findet ihr hier unten in der Infobox! Werbung kotzt mich halt an! Wenn

man einmal darauf achtet, sieht man sie überall: Werbeplakate. Ich begleite Menschen,

die sie einfach austauschen. Adbusting nennt man das. Das ist hier jetzt so ein Schlüssel,

wie man einfach die Werbekästen öffnen kann. Adbusting ist eine Mischung aus Protest und

Kunst. Und eine Straftat. Bist du aufgeregt? Ja, ist immer Aufregung dabei. Solche Aktionen sind sogar

schon im Verfassungsschutzbericht gelandet. In der Kategorie gewaltorientierter Linksextremismus. Dass

wir zwei Gruppen mit der Kamera begleiten können, ist etwas Besonderes! Diese Plakate sind Euch

vielleicht in den letzten Wochen aufgefallen. Der Unterschied zu dem Adbusting, was ich jetzt

aber begleitet habe, ist, dass das nicht einfach aufgehängt wurde ohne Erlaubnis, sondern es ist ne

bezahlte Kampagne, das läuft ganz normal über den Werbebetreiber. Die Leute, die wir treffen, machen

das ohne zu zahlen und ohne Erlaubnis. Und weil das nicht ganz legal ist, haben wir vereinbart, dass

wir sie jetzt erstmal ohne Kamera kurztreffen, uns besprechen und dann die Kamera wieder anmachen. Das

hier sind Klaus und Klaus. Sie gehören zu einer Gruppe, in der sich alle Klaus nennen.

Wie sie wirklich heißen, wie alt sie sind oder was sie so in ihrem Leben machen, sagen sie mir nicht.

Sie wollen anonym bleiben und dass wir ihre Stimmen nachsprechen. Denn was sie gleich tun werden, kann

eine Strafverfolgung nach sich ziehen. Und ihr habt euch jetzt gerade Westen angezogen – warum? Das ist

so der Unsichtbarkeitsmantel. Wenn man hier so mit Weste an den Vitrinen rumwerkelt, dann finden

Leute, dass das alles ganz normal ist und beachten das nicht weiter. Es ist wenig los heute, denn

die Lokführer streiken. Bist du aufgeregt? Ja, ist immer Aufregung dabei. Bisschen so Nervenkitzel? Ja,

schon. Der erste Schlüssel, den die beiden ausprobieren, greift nicht. Also das mit den

Schlüsseln ist alles so ein bisschen improvisiert, die kriegt man nicht so normal zukaufen. Die Kläuse

nutzen Schlüssel aus dem Baumarkt, die sie selber noch etwas angepasst haben. Krass. Also

niemand hat irgendwas gesagt. Hier stehen so ein paar Leute am Bahnsteig,

aber es ist auch recht ruhig, es ist ja auch Streik. Links

gibt es so eine kleine Leiste mit verschiedenen Knöpfen, wo sie hoch und runter fahren können.

Und dann ist das irgendwie schnell gemacht. Normalerweise springen die Kläuse danach direkt

in die S-Bahn, um schnell zu verschwinden. Weil die nächste erst in ein paar Minuten fährt, drehen wir

eine Runde im Park. Ich finde es bemerkenswert, mit welcher Ruhe die beiden da einfach so die Plakate

ausgetauscht haben. Ist das auch sozusagen Teil der, ich sag mal Performance, dass man so sich denkt,

ich bin berechtigt dazu, das zu machen? Ja. Ich find wir sind auch berechtigt, das zu

machen. Ich hab den Eindruck, dass die beiden sich gut überlegt haben, was sie vor der Kamera sagen.

Ihre Agenda ist klar: Kritik an der Bundeswehr. Die Bundeswehr steckt ja ziemlich viel Kohle immer in

ihre Plakatkampagnen, um so öffentlich wirksam Krieg zu normalisieren. Und da finden wir

braucht es einfach ne Gegenstimme zu. Und dass sie wegen Störpropaganda ermitteln,

also das LKA ermittelt wegen Störpropaganda. Und diesen Eingriff auf die Meinungsfreiheit

wollen wir nicht gelten lassen. Die pauschale Kritik auf den Plakaten teile ich so nicht.

Grundsätzlich finde ich es aber wichtig, dass man die Bundeswehr kritisieren kann – auch wenn sie

gerade in Afghanistan Menschenleben rettet. Das findet Klaus auch.Ok. Also nochmal

langsam. Im Mai wurden unter dem Motto „Tag ohne Bundeswehr“ bereitsähnliche Plakate im

Umkreis des Verteidigungsministeriums aufgehängt. Das Landeskriminalamt hat daraufhin Ermittlungen

eingeleitet. Unter anderem wegen des Verdachts der „Störpropagandagegen die Bundeswehr“. Darauf droht

eine Freiheitsstrafe von bis zu fünf Jahren. Die Kläuse nehmen das mit Humor und kleben

heute extra Sticker auf ihre Adbusts: „Achtung Störpropaganda“ steht da drauf. Komplett auf die

leichte Schulter nehmen sie es aber nicht. Sie tragen während der gesamten Aktion Handschuhe;

weil in der Vergangenheit bei Ermittlungen auch nach DNA-Spuren gesucht wurde. Was glaubt

ihr, wie lange das hängen bleibt? So einen Tag oder zwei ist der Schnitt. Ich komm morgen nochmal kurz

vorbei und gucke. Ja. Insgesamt sollen heute 30 Plakate gegen die Bundeswehr in ganz

Berlin gehängt werden. Wie viele Kläuse dafür unterwegs sind, verraten sie mir

nicht. Noch eine Vitrine, I know, aber achtet mal darauf, was Klaus da mit dem Gin-Plakat macht. Es

ist nämlich so: Die rechtlichen Vergehen beim Adbusting liegen meistens im Diebstahl oder

beider Sachbeschädigung. Wenn man allerdings nichts mitnimmt und auch nichts kaputt macht,

macht man sich auch nicht strafbar – so die Logik von Klaus. Kommst dran?

Ja. Super. Grundsätzlich könnte natürlich auch die Bundeswehr gegen

diese Adbusting-Aktion vorgehen. Auf Anfrage schreibt mir das Verteidigungsministerium,

dem die Bundeswehr unterstellt ist, dass es bisher keine Adbusting-Aktionen zur Anzeige gebracht

hat. Kritische Meinungsäußerungen gegen die Bundeswehr gehörten zur Meinungsfreiheit.

Die Bundeswehr wirbt sogar mit dem Slogan „Wir kämpfen auch dafür, dass Du gegen uns sein

kannst.“ Allerdings bedaure das Ministerium den Sachschaden, der beim Adbusting für den

Vermarkter entstehe. Stell dich mal so ein bisschen vors Plakat. Danke. Ich habe die Betreiber der

Werbevitrinen angeschrieben, um zu fragen, wie teuer der Schaden für sie eigentlich ist.

Leider wollten sie sich dazu nicht äußern. Ein Tag später, ich bin jetzt nochmal im Treptower Park,

um zu schauen, ob die Plakate nochhängen, die gestern aufgehängt wurden. Ah krass,

also es hängt noch. Zumindest an dieser Stelle. Es ist aber irgendwie ein bisschen verkruschelter als

gestern. Ja! Das zweite hängt auch noch. Hier ist so eine Ecke vom Sticker umgeklappt. Ich war

jetzt gerade nochmal ne gute Viertelstunde am Bahnsteig, hab so ein bisschen beobachtet, hab

auch einzelne Leute angesprochen, ob sie das Plakat gesehen haben, was sie davon halten. Es

hatte aber tatsächlich keiner von denen, die ich angesprochen habe, das überhaupt vorher bemerkt.

Einer meinte dann auch noch, dass er es für Otto Normalverbraucher nicht so verständlich findet,

was da steht. Selbsterklärend finde ich die Plakate gegen die Bundeswehr auch nicht. Mit dem,

was in Afghanistan gerade passiert ist, wirken die Sprüche sogar unpassend. Aber

die Kläuse schreiben mir nachher, sie hätten die Plakate auch trotz Afghanistan so aufgehängt,

vielleicht mit einem anderen Sticker. Sie wollen vor allem irritieren. Ob es angebracht ist, solche

Aktionen mit harten Mitteln wie Hausdurchsuchungen zu ahnden, darüber lässt sich streiten. Ich treffe

eine Person, die genau das macht, und zwar vor dem Bundesverfassungsgericht. Frida wurde selbst

beim Adbusting erwischt. Sie studiert Jura und möchte hier nicht unter ihrem Klarnamen

auftauchen. Sie hat einige Dokumente zu ihrem Fall mitgebracht: Ich habs auch dabei.

Hier. „Kein Dienst an der Waffe geht ohne Waffe.“Und dann haben wir das halt aufgehängt

und sind dann von einer Zivilstreife glaub ich, also zwei Polizeibeamten in Zivil, entdeckt worden.

Und die haben uns dann angesprochen und Personalien aufgenommen. Dass ein paar

Monate später die Polizei mit einem Durchsuchungsbeschluss vor ihrer Tür

steht, damit habe sie nicht gerechnet. Da kamen mehrere Beamte, ich weiß nicht mehr genau,

wie viele, ich glaub so fünf oder so und haben halt diesen Durchsuchungsbeschluss gehabt und

ich hab denen dann ziemlich schnell die Plakate, die ich hatte, gegeben, weil ich hatte fünf

Werbeplakate zuhause. Du warst zuhause? Ich war zuhause. Und dann haben sie auch noch mein

Telefon beschlagnahmt, was ich auch ziemlich krass finde, weil, also weil es voll der krasse Eingriff

ist. Also das sind so alle meine Kontakte, meine Fotos, meine Nachrichten, meine privaten Chats mit

allen Menschen, mit denen ich so spreche, meine E-Mail, Kontakte über meine Arbeit. Also alle

Dinge sind in meinem Telefon. Das Handy hat Frida kurz darauf wiederbekommen. Mittlerweile wurde das

ganze Verfahren gegen sie eingestellt. Wegen Geringfügigkeit. Trotzdem hat sie mithilfe

von zwei Jura-Professoren eine Beschwerde vor dem Bundesverfassungsgericht eingereicht. Sie halten

die Hausdurchsuchung für unverhältnismäßig. Die Entscheidung darüber steht noch aus. Das

Bundesamt für Verfassungsschutz wiederum ordnete 2018 Adbusting gewaltorientiertem Linksextremismus

zu. Warum? Das hat die Fraktion der LINKEN sich auch gefragt und eine Kleine Anfrage an die

Bundesregierung gestellt. Frida hat das Dokument ausgedruckt und mitgebracht. Also ich kürze jetzt

ab, findet man alles im Internet. Und dann steht hier: „ja, ist jetzt nicht als solche Ausdruck

einer linksextremistischen Gewaltorientierung, aber „Die Aktionsform des ‚Adbusting‘ ist im

Teil ‚Gewaltorientierter Linksextremismus‘ angesiedelt.“ In diesem Teil des Berichts

geht es unter anderem um physische Angriffe auf Beamte und Brandstiftungen an Polizeiautos;

keine Bagatellen also! Würdest du dich denn dem Teilbereich gewaltvoller Linksextremismus zuordnen

selber? Nö. Und bist du linksextremistisch? Nö. Also ich lehne auch die Kategorie Linksextremismus aber

auch ab. Also ich würde mich schon so als linkspolitisch bezeichnen. Und ich würde

schon sagen, da teilweise vielleicht auch so radikale Einstellungen zu vertreten im Sinne

von so grundsätzliche Fragen zu stellen. Aber ich finde das nicht extrem. Die Aktionen, auf die sich

der Verfassungsschutz bezieht, richten sich gegen die Bundeswehr oder die Polizei. Es gibt

aber auch noch ganz andere Formen des Adbustings: Hat schon was so. Kunst statt Werbung. Könnt ich

mich dran gewöhnen. Da ist zum Beispiel auch ein LKW, der hat Werbung drauf. Wenn man mal drauf

achtet, ist einfach überall Werbung, ne?Also es gibt so Zahlen, dass angeblich auf jeden

Menschen so 3.000 Werbebotschaften pro Tag prasseln. Auf der Straße, in der Bahn, im

Radio oder im Browser – wie viele Werbebotschaften wirtatsächlich täglich sehen, ist gar nicht so

einfach zu erheben. Es kursieren Einschätzungen von 300 bis 13.000. Alle ohne Quellenangabe für

die Zahlen. Aber so oder so: Wir sind einer ganzen Menge Werbung ausgesetzt! Hajo und Uwe gehören zum

Hamburger Adbusting-Kollektiv Fck Ads. Wie ihr euch denken könnt, nicht ihre echten Namen. Auch

sie wollen unerkannt bleiben. Ihre Aktion kritisiert allerdings nicht die Bundeswehr,

sondern Außenwerbung im Allgemeinen. Kunst statt Werbung heißt die Aktion. Dafür haben sie Werke

verschiedener Künstler:innen eingesammelt. Und die sind natürlich auch ganz interessiert daran, dass

sie sozusagen jetzt mal so ne Ausstellungsfläche bekommen, ne, so eine Art Open Air Galerie. Den

beiden geht es um die Frage, wer eigentlich den öffentlichen Raum gestalten darf. Ja es ist halt ne

Ermächtigung auch, ne, man ist dieser Werbung, dieser Manipulation so ausgesetzt und indem man

adbustet, tut man was dagegen. Und erlaubt sich einfach, was zu verändern, was man möchte und hat

der Machtlosigkeit dann einen Moment lang etwas

entgegengesetzt. Also hier, genau, das ist so ein Schlüssel, wie man einfach die Werbekästen öffnen

kann. Das ist jetzt selber gebastelt. Wir haben auch für verschiedene Städte eine Sammlung öffentlich

gemacht, wo man bisschen weiß, welche Schlüssel es gibt, so rum gesprochen. Wir verschicken die

sogar auch umsonst an Leute, die Interesse haben. Auch in Hamburg fällt es keinem auf,

dass Uwe und Hajo da gerade Kunst in die Vitrine hängen. Sie fotografieren die Aktion

zusätzlich für Instagram. Und was wäre so die Reaktion, die ihr euch auf der Straße

erhofft? Ach ich glaub, mir würde das auch reichen, wenn jemand vorbeigeht und sagt,

ach das ist ja schön, was da hängt, und vielleicht ein Foto macht, und muss ja gar nicht den

Kontext und so kennen. Aber das man irgendwie, ich glaub unterbewusst hoffe ich,

dass dann auch so ein kleiner Keim in einem gesät wird, wo man sich mal fragt, warum hängt denn

überall immer Werbung? Warum hängt danicht mal so was? Werbung kotzt mich halt an. Weil ganz wenige

Kapitalgesellschaften erkaufen sich das Recht, den öffentlichen Raum zu dominieren und überall

hängt Werbung für dieselben Sachen. Für Parship, Dating-Plattformen, für Nikotinprodukte. Was wäre

so eure Traumvorstellung von der Stadt? Ohne Werbung. Und was stattdessen? Da sollte ne

Sitzbank sein, da sollte ein Baum sein, da sollte ein Wasserspender sein, ne öffentliche Toilette,

da sollte aber auch Platz für Kunst sein und für Kommunikation. Aber halt von den

Menschen und nicht von den Kapitalgesellschaften und nicht von den Werbefutzis, die sich

da irgendwelche Scheiß-Kampagnen ausdenken. Gibt es Werbung, die ihr gut findet? Ist natürlich immer ne


Adbusting: Kunst, Protest oder gefährlicher Extremismus? Adbusting: Art, Protest or Dangerous Extremism? Adbusting: Arte, Protesto ou Extremismo Perigoso? | Y-Kollektiv

Unsere Y-Kollektiv-Reportagen kennt ihr ja schon,  hört doch auch gerne mal in unseren Podcast rein, You already know our Y collective reports, but feel free to listen to our podcast,

den Link dazu findet ihr hier unten in der  Infobox! Werbung kotzt mich halt an! Wenn You can find the link to it in the info box below! Ads piss me off! If

man einmal darauf achtet, sieht man sie  überall: Werbeplakate. Ich begleite Menschen, once you pay attention, you see them everywhere: advertising posters. I accompany people

die sie einfach austauschen. Adbusting nennt  man das. Das ist hier jetzt so ein Schlüssel, which they simply exchange. It's called adbusting. That's a key here now,

wie man einfach die Werbekästen öffnen  kann. Adbusting ist eine Mischung aus Protest und how to easily open the advertising boxes. Adbusting is a mixture of protest and

Kunst. Und eine Straftat. Bist du aufgeregt? Ja, ist  immer Aufregung dabei. Solche Aktionen sind sogar Art. And a crime. Are you excited? Yes, there is always excitement. Such actions are even

schon im Verfassungsschutzbericht gelandet. In der  Kategorie gewaltorientierter Linksextremismus. Dass already ended up in the constitution protection report. In the category of violent left-wing extremism. That

wir zwei Gruppen mit der Kamera begleiten können,  ist etwas Besonderes! Diese Plakate sind Euch we can accompany two groups with the camera is something special! These posters are yours

vielleicht in den letzten Wochen aufgefallen.  Der Unterschied zu dem Adbusting, was ich jetzt maybe noticed in the last few weeks. The difference to the adbusting what I do now

aber begleitet habe, ist, dass das nicht einfach  aufgehängt wurde ohne Erlaubnis, sondern es ist ne but accompanied is that it wasn't just hung up without permission, it's ne

bezahlte Kampagne, das läuft ganz normal über den  Werbebetreiber. Die Leute, die wir treffen, machen Paid campaign, this runs normally via the advertising operator. The people we meet do

das ohne zu zahlen und ohne Erlaubnis. Und weil das  nicht ganz legal ist, haben wir vereinbart, dass without paying and without permission. And because that's not entirely legal, we agreed that

wir sie jetzt erstmal ohne Kamera kurztreffen, uns  besprechen und dann die Kamera wieder anmachen. Das let's meet her briefly without the camera, talk about it and then turn on the camera again. The

hier sind Klaus und Klaus. Sie gehören zu  einer Gruppe, in der sich alle Klaus nennen. here are Klaus and Klaus. They belong to a group where everyone calls themselves Klaus.

Wie sie wirklich heißen, wie alt sie sind oder was  sie so in ihrem Leben machen, sagen sie mir nicht. They don't tell me what their real names are, how old they are or what they do in their lives.

Sie wollen anonym bleiben und dass wir ihre Stimmen  nachsprechen. Denn was sie gleich tun werden, kann They want to remain anonymous and that we repeat their voices. Because what they are about to do, can

eine Strafverfolgung nach sich ziehen. Und ihr habt  euch jetzt gerade Westen angezogen – warum? Das ist result in criminal prosecution. And you've just put on vests - why? That is

so der Unsichtbarkeitsmantel. Wenn man hier so  mit Weste an den Vitrinen rumwerkelt, dann finden

Leute, dass das alles ganz normal ist und beachten  das nicht weiter. Es ist wenig los heute, denn

die Lokführer streiken. Bist du aufgeregt? Ja, ist  immer Aufregung dabei. Bisschen so Nervenkitzel? Ja,

schon. Der erste Schlüssel, den die beiden  ausprobieren, greift nicht. Also das mit den

Schlüsseln ist alles so ein bisschen improvisiert,  die kriegt man nicht so normal zukaufen. Die Kläuse

nutzen Schlüssel aus dem Baumarkt, die sie  selber noch etwas angepasst haben. Krass. Also

niemand hat irgendwas gesagt. Hier  stehen so ein paar Leute am Bahnsteig,

aber es ist auch recht ruhig,  es ist ja auch Streik. Links

gibt es so eine kleine Leiste mit verschiedenen  Knöpfen, wo sie hoch und runter fahren können.

Und dann ist das irgendwie schnell gemacht. Normalerweise springen die Kläuse danach direkt

in die S-Bahn, um schnell zu verschwinden. Weil die  nächste erst in ein paar Minuten fährt, drehen wir

eine Runde im Park. Ich finde es bemerkenswert, mit  welcher Ruhe die beiden da einfach so die Plakate

ausgetauscht haben. Ist das auch sozusagen Teil der,  ich sag mal Performance, dass man so sich denkt,

ich bin berechtigt dazu, das zu machen? Ja.  Ich find wir sind auch berechtigt, das zu

machen. Ich hab den Eindruck, dass die beiden sich  gut überlegt haben, was sie vor der Kamera sagen.

Ihre Agenda ist klar: Kritik an der Bundeswehr. Die  Bundeswehr steckt ja ziemlich viel Kohle immer in

ihre Plakatkampagnen, um so öffentlich wirksam  Krieg zu normalisieren. Und da finden wir

braucht es einfach ne Gegenstimme zu. Und  dass sie wegen Störpropaganda ermitteln,

also das LKA ermittelt wegen Störpropaganda.  Und diesen Eingriff auf die Meinungsfreiheit

wollen wir nicht gelten lassen. Die pauschale  Kritik auf den Plakaten teile ich so nicht.

Grundsätzlich finde ich es aber wichtig, dass man  die Bundeswehr kritisieren kann – auch wenn sie

gerade in Afghanistan Menschenleben rettet.  Das findet Klaus auch.Ok. Also nochmal

langsam. Im Mai wurden unter dem Motto „Tag  ohne Bundeswehr“ bereitsähnliche Plakate im

Umkreis des Verteidigungsministeriums aufgehängt.  Das Landeskriminalamt hat daraufhin Ermittlungen

eingeleitet. Unter anderem wegen des Verdachts der  „Störpropagandagegen die Bundeswehr“. Darauf droht

eine Freiheitsstrafe von bis zu fünf Jahren.  Die Kläuse nehmen das mit Humor und kleben

heute extra Sticker auf ihre Adbusts: „Achtung  Störpropaganda“ steht da drauf. Komplett auf die

leichte Schulter nehmen sie es aber nicht. Sie  tragen während der gesamten Aktion Handschuhe;

weil in der Vergangenheit bei Ermittlungen  auch nach DNA-Spuren gesucht wurde. Was glaubt

ihr, wie lange das hängen bleibt? So einen Tag oder  zwei ist der Schnitt. Ich komm morgen nochmal kurz

vorbei und gucke. Ja. Insgesamt sollen heute  30 Plakate gegen die Bundeswehr in ganz

Berlin gehängt werden. Wie viele Kläuse  dafür unterwegs sind, verraten sie mir

nicht. Noch eine Vitrine, I know, aber achtet mal  darauf, was Klaus da mit dem Gin-Plakat macht. Es

ist nämlich so: Die rechtlichen Vergehen beim  Adbusting liegen meistens im Diebstahl oder

beider Sachbeschädigung. Wenn man allerdings  nichts mitnimmt und auch nichts kaputt macht,

macht man sich auch nicht strafbar –  so die Logik von Klaus. Kommst dran?

Ja. Super. Grundsätzlich könnte  natürlich auch die Bundeswehr gegen

diese Adbusting-Aktion vorgehen. Auf Anfrage  schreibt mir das Verteidigungsministerium,

dem die Bundeswehr unterstellt ist, dass es bisher  keine Adbusting-Aktionen zur Anzeige gebracht

hat. Kritische Meinungsäußerungen gegen die  Bundeswehr gehörten zur Meinungsfreiheit.

Die Bundeswehr wirbt sogar mit dem Slogan „Wir  kämpfen auch dafür, dass Du gegen uns sein

kannst.“ Allerdings bedaure das Ministerium  den Sachschaden, der beim Adbusting für den

Vermarkter entstehe. Stell dich mal so ein bisschen  vors Plakat. Danke. Ich habe die Betreiber der

Werbevitrinen angeschrieben, um zu fragen,  wie teuer der Schaden für sie eigentlich ist.

Leider wollten sie sich dazu nicht äußern. Ein Tag  später, ich bin jetzt nochmal im Treptower Park,

um zu schauen, ob die Plakate nochhängen,  die gestern aufgehängt wurden. Ah krass,

also es hängt noch. Zumindest an dieser Stelle. Es  ist aber irgendwie ein bisschen verkruschelter als

gestern. Ja! Das zweite hängt auch noch. Hier  ist so eine Ecke vom Sticker umgeklappt. Ich war

jetzt gerade nochmal ne gute Viertelstunde am  Bahnsteig, hab so ein bisschen beobachtet, hab

auch einzelne Leute angesprochen, ob sie das  Plakat gesehen haben, was sie davon halten. Es

hatte aber tatsächlich keiner von denen, die ich  angesprochen habe, das überhaupt vorher bemerkt.

Einer meinte dann auch noch, dass er es für Otto  Normalverbraucher nicht so verständlich findet,

was da steht. Selbsterklärend finde ich die  Plakate gegen die Bundeswehr auch nicht. Mit dem,

was in Afghanistan gerade passiert ist,  wirken die Sprüche sogar unpassend. Aber

die Kläuse schreiben mir nachher, sie hätten die  Plakate auch trotz Afghanistan so aufgehängt,

vielleicht mit einem anderen Sticker. Sie wollen  vor allem irritieren. Ob es angebracht ist, solche

Aktionen mit harten Mitteln wie Hausdurchsuchungen  zu ahnden, darüber lässt sich streiten. Ich treffe

eine Person, die genau das macht, und zwar vor  dem Bundesverfassungsgericht. Frida wurde selbst

beim Adbusting erwischt. Sie studiert Jura  und möchte hier nicht unter ihrem Klarnamen

auftauchen. Sie hat einige Dokumente zu  ihrem Fall mitgebracht: Ich habs auch dabei.

Hier. „Kein Dienst an der Waffe geht ohne  Waffe.“Und dann haben wir das halt aufgehängt

und sind dann von einer Zivilstreife glaub ich,  also zwei Polizeibeamten in Zivil, entdeckt worden.

Und die haben uns dann angesprochen und Personalien aufgenommen. Dass ein paar

Monate später die Polizei mit einem  Durchsuchungsbeschluss vor ihrer Tür

steht, damit habe sie nicht gerechnet. Da kamen  mehrere Beamte, ich weiß nicht mehr genau,

wie viele, ich glaub so fünf oder so und haben  halt diesen Durchsuchungsbeschluss gehabt und

ich hab denen dann ziemlich schnell die Plakate,  die ich hatte, gegeben, weil ich hatte fünf

Werbeplakate zuhause. Du warst zuhause? Ich  war zuhause. Und dann haben sie auch noch mein

Telefon beschlagnahmt, was ich auch ziemlich krass  finde, weil, also weil es voll der krasse Eingriff

ist. Also das sind so alle meine Kontakte, meine  Fotos, meine Nachrichten, meine privaten Chats mit

allen Menschen, mit denen ich so spreche, meine  E-Mail, Kontakte über meine Arbeit. Also alle

Dinge sind in meinem Telefon. Das Handy hat Frida  kurz darauf wiederbekommen. Mittlerweile wurde das

ganze Verfahren gegen sie eingestellt. Wegen  Geringfügigkeit. Trotzdem hat sie mithilfe

von zwei Jura-Professoren eine Beschwerde vor dem  Bundesverfassungsgericht eingereicht. Sie halten

die Hausdurchsuchung für unverhältnismäßig.  Die Entscheidung darüber steht noch aus. Das

Bundesamt für Verfassungsschutz wiederum ordnete  2018 Adbusting gewaltorientiertem Linksextremismus

zu. Warum? Das hat die Fraktion der LINKEN  sich auch gefragt und eine Kleine Anfrage an die

Bundesregierung gestellt. Frida hat das Dokument  ausgedruckt und mitgebracht. Also ich kürze jetzt

ab, findet man alles im Internet. Und dann steht  hier: „ja, ist jetzt nicht als solche Ausdruck

einer linksextremistischen Gewaltorientierung,  aber „Die Aktionsform des ‚Adbusting‘ ist im

Teil ‚Gewaltorientierter Linksextremismus‘  angesiedelt.“ In diesem Teil des Berichts

geht es unter anderem um physische Angriffe  auf Beamte und Brandstiftungen an Polizeiautos;

keine Bagatellen also! Würdest du dich denn dem  Teilbereich gewaltvoller Linksextremismus zuordnen

selber? Nö. Und bist du linksextremistisch? Nö. Also  ich lehne auch die Kategorie Linksextremismus aber

auch ab. Also ich würde mich schon so als  linkspolitisch bezeichnen. Und ich würde

schon sagen, da teilweise vielleicht auch so  radikale Einstellungen zu vertreten im Sinne

von so grundsätzliche Fragen zu stellen. Aber ich  finde das nicht extrem. Die Aktionen, auf die sich

der Verfassungsschutz bezieht, richten sich  gegen die Bundeswehr oder die Polizei. Es gibt

aber auch noch ganz andere Formen des Adbustings: Hat schon was so. Kunst statt Werbung. Könnt ich

mich dran gewöhnen. Da ist zum Beispiel auch ein  LKW, der hat Werbung drauf. Wenn man mal drauf

achtet, ist einfach überall Werbung, ne?Also  es gibt so Zahlen, dass angeblich auf jeden

Menschen so 3.000 Werbebotschaften pro  Tag prasseln. Auf der Straße, in der Bahn, im

Radio oder im Browser – wie viele Werbebotschaften  wirtatsächlich täglich sehen, ist gar nicht so

einfach zu erheben. Es kursieren Einschätzungen  von 300 bis 13.000. Alle ohne Quellenangabe für

die Zahlen. Aber so oder so: Wir sind einer ganzen  Menge Werbung ausgesetzt! Hajo und Uwe gehören zum

Hamburger Adbusting-Kollektiv Fck Ads. Wie ihr  euch denken könnt, nicht ihre echten Namen. Auch

sie wollen unerkannt bleiben. Ihre Aktion  kritisiert allerdings nicht die Bundeswehr,

sondern Außenwerbung im Allgemeinen. Kunst statt  Werbung heißt die Aktion. Dafür haben sie Werke

verschiedener Künstler:innen eingesammelt. Und die  sind natürlich auch ganz interessiert daran, dass

sie sozusagen jetzt mal so ne Ausstellungsfläche  bekommen, ne, so eine Art Open Air Galerie. Den

beiden geht es um die Frage, wer eigentlich den  öffentlichen Raum gestalten darf. Ja es ist halt ne

Ermächtigung auch, ne, man ist dieser Werbung,  dieser Manipulation so ausgesetzt und indem man

adbustet, tut man was dagegen. Und erlaubt sich  einfach, was zu verändern, was man möchte und hat

der Machtlosigkeit dann einen Moment lang etwas

entgegengesetzt. Also hier, genau, das ist so ein  Schlüssel, wie man einfach die Werbekästen öffnen

kann. Das ist jetzt selber gebastelt. Wir haben auch  für verschiedene Städte eine Sammlung öffentlich

gemacht, wo man bisschen weiß, welche Schlüssel  es gibt, so rum gesprochen. Wir verschicken die

sogar auch umsonst an Leute, die Interesse  haben. Auch in Hamburg fällt es keinem auf,

dass Uwe und Hajo da gerade Kunst in die  Vitrine hängen. Sie fotografieren die Aktion

zusätzlich für Instagram. Und was wäre so  die Reaktion, die ihr euch auf der Straße

erhofft? Ach ich glaub, mir würde das auch  reichen, wenn jemand vorbeigeht und sagt,

ach das ist ja schön, was da hängt, und vielleicht  ein Foto macht, und muss ja gar nicht den

Kontext und so kennen. Aber das man  irgendwie, ich glaub unterbewusst hoffe ich,

dass dann auch so ein kleiner Keim in einem gesät  wird, wo man sich mal fragt, warum hängt denn

überall immer Werbung? Warum hängt danicht mal so  was? Werbung kotzt mich halt an. Weil ganz wenige

Kapitalgesellschaften erkaufen sich das Recht, den öffentlichen Raum zu dominieren und überall

hängt Werbung für dieselben Sachen. Für Parship,  Dating-Plattformen, für Nikotinprodukte. Was wäre

so eure Traumvorstellung von der Stadt? Ohne  Werbung. Und was stattdessen? Da sollte ne

Sitzbank sein, da sollte ein Baum sein, da sollte  ein Wasserspender sein, ne öffentliche Toilette,

da sollte aber auch Platz für Kunst sein  und für Kommunikation. Aber halt von den

Menschen und nicht von den Kapitalgesellschaften  und nicht von den Werbefutzis, die sich

da irgendwelche Scheiß-Kampagnen ausdenken. Gibt es  Werbung, die ihr gut findet? Ist natürlich immer ne