Bevor Adolf Hitler berühmt wurde… | KURZBIOGRAPHIE
Es finden sich keine Worte für das Leid,
das Adolf Hitler mit seiner Schreckensherrschaft
und dem Zweiten Weltkrieg Millionen von Menschen angetan hat.
Wie aber konnte der Österreicher überhaupt
zu einem skrupellosen Kriegstreiber und fanatischen Massenmörder werden?
Ein Blick in seine Lebensgeschichte
verrät zumindest etwas über sein Wesen und seine Prägung.
(Stiftkratzen)
Prügel, strenge Disziplin und knappe Kommandos.
Adolf leidet unter seinem tyrannischen Vater.
Denn Alois Hitler, ein Zollbeamter aus Niederösterreich,
erzieht seine vier Kinder mit unbedingtem Gehorsam.
Wärme erlebt der Junge stattdessen bei seiner Mutter Klara.
Die Hausfrau liebt ihren einzigen Sohn innig
und wird ihm, im Gegensatz zum strengen Vater,
vieles durchgehen lassen.
Doch seinen Vater bewundert Adolf wohl trotzdem.
Wohl auch,
weil er einen außergewöhnlichen Aufstieg hingelegt hat.
Aus ärmlichen Verhältnissen hatte sich Alois
vom Schuster zum Beamten hochgearbeitet.
Auch deshalb hält sich der 55-Jährige für etwas Besseres, sagen Historiker.
Eine Selbstüberschätzung, die auch sein Sohn noch zeigen wird.
Eine andere Parallele fällt aber schon früher auf.
Beim Kriegnachspielen und den Streichen seiner Straßenbande
ist Adolf herrisch.
Er sagt, wo's langgeht und gefährdet damit wohl sogar andere Kinder.
Adolfs Vater reagiert darauf mit Prügelexzessen,
denen der Junge schutzlos ausgeliefert ist.
Also flüchtet Adolf in seine Fantasie,
wo vor allem Karl Mays Geschichten eine Rolle spielen.
Ruhig ertragen die Figuren darin Folter und Strafen
oder stehen sogar selbst als Häuptlinge über allem.
Genau das scheint der Zehnjährige auch zu wollen.
Denn auf der Realschule wird sich Adolf immer weniger unterordnen.
Er provoziert die Lehrer und gilt schon als Bösewicht.
Zum Lernen ist er zu faul
und hält sich trotzdem für was Besseres.
Aber nicht nur damit fällt er auf.
Adolf fordert unbedingten Gehorsam von seinen Mitschülern.
So teilt er sie zum Beispiel einmal nach ihrer Herkunft auf,
rechts und links sollen sie sich dafür hinstellen.
Manche sehen darin heute einen Vorboten
seiner späteren Verbrechen an den europäischen Juden
und vielen anderen Minderheiten.
Klar, dass seine Klassenkameraden schon damals nicht viel
von dem selbstverliebten und aggressiven Jungen halten.
Doch trotzdem ist der 14-Jährige
in seiner völkischen, also rechten Einstellung,
kein Außenseiter.
Viele Oberösterreicher verachten damals die Nationen,
die sich in ihrem Heimatland mischen.
Durch einen Krieg waren sieben Länder,
unter anderem Ungarn, Kroatien und Slowenien, dazugekommen.
Etliche Menschen wünschen sich nun, zum Deutschen Reich zu gehören,
allein schon, weil da nur Deutsch gesprochen wird.
Adolfs Weltanschauung hat hier erste Wurzeln,
schätzen Historiker.
Ganz sicher wissen sie aber,
dass sein Vater eine ähnliche Einstellung teilt.
Als der mit 65 Jahren plötzlich an einer Lungenblutung stirbt,
wird sein Sohn noch seltsamer.
Während andere Teenies nun ihre Zukunft anpacken,
versinkt Adolf immer mehr in Fantasiewelten.
Das Zeichnen ist nun sein Ding.
Künstler will er werden, oder Architekt.
Fast verpatzt er seinen Schulabschluss
und sieht das nur als Bestätigung, zu Höherem, also zur Kunst,
berufen zu sein.
Mutter Klara versucht, Adolf vor sich selbst zu schützen,
indem sie auf ihn einredet.
Denn ohne Job und auf ihre Kosten
lebt der 16-Jährige nun in den Tag hinein.
Er fantasiert die ganze Stadt Linz auf dem Papier neu
und entdeckt den Komponisten Wagner für sich.
Zwei Jahre geht das so,
bis sich Adolf das Erbe seines Vater schnappen will,
das eigentlich auch seinen Geschwistern gehört,
um sich in Wien als Künstler zu versuchen.
Rücksichtslos werde er noch seinen Weg gehen,
prophezeit ihm Mutter Klara.
Wie recht sie damit noch einmal haben würde,
ahnt sie sicher nicht, als ihr Sohn sie wenig später
sehr liebevoll wegen einer Krebserkrankung
in den Tod begleitet.
Der Verlust trifft den 18-Jährigen schwer.
Nie wieder wird er wohl
so eine enge Bindung zu jemandem aufbauen.
(Traurige Musik)
Dieses Loch lässt sich auch
mit seinem Wiener Künstlertraum nicht stopfen.
Zweimal wird er an der Kunstakademie abgelehnt,
weil er keine Menschen zeichnen kann.
Und als sein Taugenichts-Lifestyle
auch die letzten Reste des Erbes auffrisst,
landet Adolf quasi auf der Straße.
Grade so kann er sich in den nächsten fünf Jahren
mit kleinen Malereien sein Leben finanzieren.
Währenddessen wird der Einfluss, den die Politik auf ihn hat,
immer größer.
Das ist auch erst mal nichts Ungewöhnliches in dieser Zeit,
denn die europäischen Nationen stehen ständig in Kriegsbereitschaft
um ihre Territorien.
An den Stammtischen
der judenfeindlichen und nationalistischen Szene Wiens
sowie in entsprechenden Büchern findet Adolf neuen Halt.
Seine rechte Einstellung verstärkt sich dadurch so massiv,
dass sie sein neuer Lebensinhalt wird.
Dabei geht er sogar so weit, dass er Österreich total ablehnt
und sich ein Großdeutsches Reich erträumt,
das andere Nationen einschließt und beherrscht.
Als der 23-Jährige seine Konsequenzen zieht
und 1913 nach München auswandert,
steht der Erste Weltkrieg schon vor der Tür.
Ohne Zögern dient Adolf
seinem Traumland an der Westfront als Bote.
Die vielen Schlachtsiege über sein Heimatland
bestätigen den spinnerten Österreicher,
wie seinen Kameraden ihn nennen,
nur noch mehr in seinem Österreich-Hass.
Umso geschockter ist er,
als das Deutsche Reich den Krieg plötzlich verliert.
Weil sich das Militär die Niederlage nicht eingesteht,
wird die Schuld auf die linken Strömungen
und die jüdische Bevölkerungsgruppe im Land geschoben.
Ein gefundenes Fressen für den 29-Jährigen,
der gern die Schuld bei anderen sucht.
Fest glaubt er an diese Propagandageschichten.
Sie sind der Anstoß für seinen radikalen Judenhass
und wecken seinen Wunsch, als Politiker aktiv zu werden.
Adolf will ein Großdeutsches Reich, in dem so etwas nie wieder passiert.
Warum aber grade dieser junge Mann aus Österreich
den verheerendsten Krieg der Menschheitsgeschichte
entfachen konnte und wie seine Psyche genau gestrickt war,
lässt sich wohl nie ganz klären.
Fest steht aber, dass die Figur des Führers,
die Hitler später gemeinsam mit seiner Partei, der NSDAP,
erschaffen wird, nicht 100 Prozent der Wahrheit entspricht.
Gezielt wird Hitler
seine Lebensgeschichte nämlich anders erzählen
und zu seiner Mythenbildung selbst immer wieder beitragen.
So gelingt es ihm zum Beispiel,
seine Zeit als Spinner und Nichtsnutz zu vertuschen
und stattdessen den starken Führer zu verkörpern,
den viele Deutsche sich damals wünschen.
Du willst wissen, wie die Nazis Sprache gezielt einsetzten?
Dann klick hier.
Und eine weitere interessante Biografie
ist hier ebenfalls verlinkt.
Bis zur nächsten Lebensgeschichte! "Der Biograph".
(Unruhige Musik)