Bevor Adolf Hitler berühmt wurde… | KURZBIOGRAPHIE (1/2)
Unter Adolf Hitlers Herrschaft ermordete Deutschland
im Zweiten Weltkrieg Millionen unschuldiger Menschen
in ganz Europa.
Darunter drei Millionen Kriegsgefangene
der damaligen Sowjetunion
sowie sechs Millionen jüdische Männer, Frauen und Kinder.
Schreckliche Taten, die bist heute unvergessen sind.
Persönlich hat Adolf Hitler vermutlich niemanden getötet.
Er gab die Massenmorde aber in Auftrag.
Doch warum tat er das?
Wie kam es dazu, dass Hitler so grausam wurde?
Das ist nicht leicht zu beantworten.
Er hat zwar selbst ein Buch über seine frühen Jahre geschrieben,
doch in "Mein Kampf" finden sich viele Lügen, Legenden und Vorurteile.
Für unsere Biographie ist dieses Werk deshalb
keine geeignete Vorlage.
Besser ist ein Blick auf die Fakten seines Lebens
und ein Verständnis der damaligen Zeit.
Denn früher dachten und handelten die Menschen oft ganz anders
als wir heute.
So war es auch bei Adolf Hitler.
(Ploppgeräusche, Stiftekritzeln)
Stopp! Im Dezember 2021 haben wir schon einmal
ein Video über Adolf Hitler veröffentlicht.
Damals ist uns jedoch ein gravierender Fehler unterlaufen,
der unter anderem vom Historikerverband kritisiert wurde.
Wir haben uns gedacht, das geht besser,
uns mit dem Verband ausgetauscht und gemeinsam mit dem Geschichtsprofessor
und Experten für Hitlers Jugend Thomas Sandkühler
eine neue Hitlerbiographie geschrieben.
Deshalb gibt es jetzt eine überarbeitete Version,
diesmal sogar im zweiteiligen XXL-Format.
Als Adolf Hitler 1889 in Braunau,
einer Kleinstadt in Österreich, zur Welt kommt,
sieht Europas Landkarte ganz anders aus als heute.
Es gibt vier große Reiche: Deutschland, Österreich-Ungarn,
Russland und das Osmanische Reich.
Die Kaiser von Deutschland, Österreich und Russland
regieren große Gebiete mit vielen Menschen
unterschiedlicher Sprache und Herkunft.
Österreich ist damals ganz schön multikulti.
Menschen verschiedener Nationalität leben in dem Staat.
Viele deutschsprachige Österreicher aber wollen ihre Kultur
und Sprache an erster Stelle sehen.
Sie behaupten deshalb, tschechische, polnische und jüdische Menschen
seien von Natur aus minderwertig, böse und hinterhältig.
Man verehrt den deutschen Reichskanzler Bismarck
und hält den österreichischen Kaiser Franz Joseph für einen Tattergreis.
Unfähig, die Herausforderungen seiner Zeit anzupacken.
Wer so denkt, lehnt das eigene Land Österreich-Ungarn ab.
Will lieber Deutscher sein und nennt sich deshalb
deutschnational.
Adolf hat keine schöne Kindheit.
Sein Vater Alois Hitler, ein deutschsprachiger Zollbeamter,
hat schon mehrere Eheversuche und Kinder im Gepäck,
als er Klara heiratete.
Die Mutter von Adolf ist deutlich jünger als ihr Mann
und sogar mit ihm verwandt.
Eventuell war Alois ihr Onkel.
Vater Alois ist zwar fleißig und geschäftstüchtig,
aber auch autoritär und gewalttätig.
Oft verprügelt er seinen Sohn,
besonders wenn er Alkohol trinkt.
Mutter Klara liebt ihren Sohn dagegen sehr,
kann aber nichts gegen die väterlichen Schläge tun.
Gut möglich, dass Alois auch sie schlägt.
Denn er behandelt sie eher wie ein Kind,
nicht wie seine Ehefrau.
(Schlag)
Vielleicht versucht Adolf seine Mutter deshalb auch zu schützen,
indem er die Gewalt des Vaters durch Aufsässigkeit von ihr weg
und auf sich lenkt.
Sehr gut möglich, dass in dieser Familie Angst,
Schuldgefühle und uneingestandener Hass
die Beziehungen prägen. (Angespannte Musik)
Trost findet der kleine Adolf in den Wildwest- und Abenteuerromanen
des deutschen Schriftstellers Karl May.
Hier gibt es mutige Helden und starke Häuptlinge.
Eine Flucht aus der erdrückenden Atmosphäre seines Elternhauses.
Immer wieder zieht die Familie um.
Je nachdem, wo der Vater gerade die Grenze zu Deutschland bewacht.
Längere Zeit verbringen sie so auch in der Umgebung von Linz.
Adolf muss sich also on top
auch immer wieder an neue Umgebungen anpassen.
(Unruhige Klaviermusik)
Kein Wunder, dass er ein schwacher Schüler ist.
Adolf ist zwar intelligent aber auch faul.
Lieber spielt er sich als Klassenrowdy auf,
und verlangt von seinen Mitschülern Gehorsam.
Vielleicht lässt er damit auch an ihnen aus,
was er beim Vater erträgt.
In "Mein Kampf" liest man später,
die Mitschüler hätten sich bereitwillig untergeordnet,
und auch, dass Hitler der Schrecken seiner Lehrer gewesen sei.
Beides ist übertrieben.
Stattdessen ist er begeistert von seinem Geschichtslehrer.
Deutsche Geschichte und Helden stehen hoch im Kurs.
Ebenso wie der deutsche Reichskanzler Bismarck.
So wird Adolf schon früh zu einem Fan des deutschen Reichs.
Und bekommt gute Noten in Geschichte.
Da passte es auch gut, dass Adolf ein hervorragendes Gedächtnis hat.
Er liest viel, schnell und hat eine besondere Lesetechnik.
Bücher und Texte verschlingt er nicht von Anfang bis Ende,
sondern nur in Teilen.
Was ihm gefällt, merkt er sich gut.
Den Rest vergisst er.
Normalerweise können Bücher den Horizont eines Menschen erweitern,
Adolf Hitler aber liest, um seine Gedanken zu bestätigen.
Er verengt seinen Horizont.
Talent hat Adolf auch im Zeichnen.
Der 14-Jährige träumt davon, Architekt zu werden,
besser noch: Kunstmaler.
Alois hingegen will, dass sein Sohn auch Beamter wird.
So wie er.
Wieder eine Möglichkeit, sich dem Vater zu widersetzen,
wieder Zurechtweisungen und Prügel. (Beklemmende Musik)
Besonders traurig dürfte Adolf also nicht gewesen sein,
als sein Vater wenig später
im Jahr 1903 plötzlich stirbt.
Der Haustyrann ist tot.
Vielleicht will Mutter Klara gegenüber ihrem Sohn gutmachen,
was er zu Lebzeiten des Vaters erlitten hatte.
Adolf ist ihr Liebling, seine Geschwister müssen das hinnehmen.
Klara lässt ihm alles durchgehen und erfüllt ihm jeden Wunsch.
Eine Strafe muss Adolf also nicht fürchten.
als er zwei Jahre später die Realschule
ohne Abschluss verlässt. (Unruhige Musik)
Vorher musste er seinen tyrannischen Vater fürchten,
jetzt kann er tun, was er will.
So wird aus dem Prügelknaben ein verwöhntes Muttersöhnchen,
das sich wie ein junger Herr aus der besseren Gesellschaft kleidet
und in den Tag hineinlebt.
Er träumt von einer großen Zukunft als Künstler,
während andere Jugendliche eine Ausbildung machen,
um Geld zu verdienen. (Unruhige Musik)
Auch eine Freundin hat er nicht.
Adolf ist zu schüchtern, um Mädchen anzusprechen.
Nur August Kubizek, ein Junge im gleichen Alter, hört ihm zu.
Er bewundert ihn für seine großen Ideen und überzeugenden Reden.
Adolf braucht schon damals sein Publikum,
das ihm zuhört und ihn bejubelt.
Im Mittelpunkt zu stehen, gefällt ihm.
Auch wenn er allem Anschein nach
ein einsamer, verunsicherter Mensch ist.
Mit Kubizek besucht er auch die Opern des deutschen Komponisten
Richard Wagner.
Sie sind damals total angesagt
und werden auf allen europäischen Bühnen gespielt.
Auch Adolf ist Fan von der wunderschönen Musik
und den Heldengestalten der Oper,
die er auch aus dem Geschichtsunterricht
und seinen Büchern kennt.
Der Teenager ist wie im Rausch. (Klassische Musik)
Besonders gefällt ihm die Gestalt eines großen Volksführers.
So einer will Adolf auch sein
oder eben Kunstmaler.
Anfang 1907 erkrankt Adolfs Mutter schwer
an Brustkrebs.
Liebevoll und aufopfernd pflegt er sie.
An Adolfs große Hingabe erinnert sich später
sogar noch der Hausarzt der Familie:
Dr. Bloch.
Weil Bloch Jude ist, wird später behauptet,
Adolf Hitlers Judenhass sei durch dessen Behandlungsfehler
am Krebs seiner Mutter entstanden.
Aber das stimmt nicht. (Traurige Musik)
Als Klara wenig später stirbt,
ist Adolf schwer getroffen.
Sein ganzes Leben lang wird er nicht mehr fähig sein,
einen Menschen so zu lieben.
Adolfs Einsamkeit wächst,
er zieht sich in sich selbst zurück.
Mit 19 Jahren zieht Adolf Hitler nach Wien.
Die österreichische Hauptstadt ist zur Jahrhundertwende
eine Millionenstadt.
Menschen aller Nationen suchen hier ihr Glück.
Den Kontakt zu seinen Geschwistern bricht Adolf übrigens ab.
Obwohl die meisten Bewerber an Kunstakademien
bis heute abgelehnt werden,
rechnet Hitler damals fest damit,
in Wien seine große Karriere als Kunstmaler zu starten.
Zweimal versucht er, die Aufnahmeprüfung zu schaffen,
doch seine eingereichten Bilder sind einfach zu schlecht.
Und einen dritten Versuch gibt's für niemanden.
Adolfs Traumblase vom Künstlerleben platzt schlagartig.
Gleichzeitig sieht er, wie sein Freund Kubizek
die Aufnahmeprüfung an der Wiener Musikakademie besteht.
(Beklemmende Musik)
Aber anstatt sich seinen Misserfolg einzugestehen,
fühlt sich Adolf ungerecht behandelt.
Er schiebt das Scheitern seiner Pläne anderen in die Schuhe.
Aus Groll wächst allmählich Hass.
Auf Professoren der Akademie,
Tschechen, die laut Hitlers Auffassung Österreich überfremden,
auf Sozialisten und vermutlich auch auf Juden.
Denn in der Gesellschaft des damaligen Wiens ist der Judenhass,
also Antisemitismus, so verbreitet wie in keiner anderen Stadt Europas.
(Bedrohliche Musik)
Noch lebt Adolf ganz gut,
dank seinem elterlichen Erbe.
Das Problem ist nur:
Adolf will immer noch nicht arbeiten,
und steckt sein Geld lieber in Opernstehplätze,
statt es zu sparen.
Der finanzielle Abstieg steht also vor der Tür.
Um sich über Wasser zu halten,
malt Adolf zahlreiche Sehenswürdigkeiten Wiens
mit Wasserfarben auf Postkarten und bietet sie Touristen an.
Für seine größeren Gemälde findet er Abnehmer
bei Bilderrahmenhändlern, die ihre Rahmen damit schöner aussehen lassen.
Einige von ihnen sind Juden,
mit denen er sogar befreundet gewesen sein soll.
In "Mein Kampf" behauptet er zwar später:
Die Begegnung mit einem osteuropäischen Juden
in einer Wiener Gasse
habe ihn schlagartig zum Judenhasser gemacht.
Doch vieles spricht dafür, dass diese Geschichte erfunden ist.
Denn Judenhass lernt Adolf eher aus den Texten antisemitischer Heftchen,
die an Kiosken massenhaft und billig verkauft werden.
Vorzugsweise in den Stadtvierteln,
deren Bewohner Angst vor Zuwanderung und gesellschaftlichem Abstieg haben:
Arbeiter und kleine Leute.
Leute wie Adolf Hitler, der unter ihnen wohnt.
(Bedrohliche Musik)
Durch Parolen gegen Zuwanderer und angebliche Volksfeinde
versuchen deutschnationale und rechtsradikale Gruppen,
Anhänger zu gewinnen.
Der Bürgermeister von Wien
Karl Lueger macht es vor.
Er macht Politik für die Massen und hetzt gegen Zuwanderer
sowie Juden, denen er die Schuld für gesellschaftliche Probleme
in die Schuhe schiebt.
Nachweislich hat Hitler viel von Lueger gelernt.
Ende 1909 ist Adolf Hitler dann endgültig Pleite.
Ihm bleibt nur noch das Leben in einem Obdachlosenheim,
am unteren Rand der Gesellschaft.
Für jemanden, der sich gern gut kleidet und etwas Besseres sein will,
muss das demütigend gewesen sein.
Hitler ist in diesem Moment ganz unten angekommen.
Die Geschichte hätte also auch anders ausgehen können.
Doch ausgerechnet im Obdachlosenheim
entdeckt Hitler ein Talent, das ihm später
auf seinem Weg zum Diktator enorm helfen wird.
Um was es sich dabei handelt und wie die Geschichte weitergeht,
erfährst du in Teil zwei.
Und ein interessantes Video von "MrWissen2go"
ist hier ebenfalls verlinkt.
Bis zur nächsten Lebensgeschichte,
"Der Biograph".