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Der Biograph, Bevor Adolf Hitler berühmt wurde… | KURZBIOGRAPHIE (1/2)

Bevor Adolf Hitler berühmt wurde… | KURZBIOGRAPHIE (1/2)

Unter Adolf Hitlers Herrschaft ermordete Deutschland

im Zweiten Weltkrieg Millionen unschuldiger Menschen

in ganz Europa.

Darunter drei Millionen Kriegsgefangene

der damaligen Sowjetunion

sowie sechs Millionen jüdische Männer, Frauen und Kinder.

Schreckliche Taten, die bist heute unvergessen sind.

Persönlich hat Adolf Hitler vermutlich niemanden getötet.

Er gab die Massenmorde aber in Auftrag.

Doch warum tat er das?

Wie kam es dazu, dass Hitler so grausam wurde?

Das ist nicht leicht zu beantworten.

Er hat zwar selbst ein Buch über seine frühen Jahre geschrieben,

doch in "Mein Kampf" finden sich viele Lügen, Legenden und Vorurteile.

Für unsere Biographie ist dieses Werk deshalb

keine geeignete Vorlage.

Besser ist ein Blick auf die Fakten seines Lebens

und ein Verständnis der damaligen Zeit.

Denn früher dachten und handelten die Menschen oft ganz anders

als wir heute.

So war es auch bei Adolf Hitler.

(Ploppgeräusche, Stiftekritzeln)

Stopp! Im Dezember 2021 haben wir schon einmal

ein Video über Adolf Hitler veröffentlicht.

Damals ist uns jedoch ein gravierender Fehler unterlaufen,

der unter anderem vom Historikerverband kritisiert wurde.

Wir haben uns gedacht, das geht besser,

uns mit dem Verband ausgetauscht und gemeinsam mit dem Geschichtsprofessor

und Experten für Hitlers Jugend Thomas Sandkühler

eine neue Hitlerbiographie geschrieben.

Deshalb gibt es jetzt eine überarbeitete Version,

diesmal sogar im zweiteiligen XXL-Format.

Als Adolf Hitler 1889 in Braunau,

einer Kleinstadt in Österreich, zur Welt kommt,

sieht Europas Landkarte ganz anders aus als heute.

Es gibt vier große Reiche: Deutschland, Österreich-Ungarn,

Russland und das Osmanische Reich.

Die Kaiser von Deutschland, Österreich und Russland

regieren große Gebiete mit vielen Menschen

unterschiedlicher Sprache und Herkunft.

Österreich ist damals ganz schön multikulti.

Menschen verschiedener Nationalität leben in dem Staat.

Viele deutschsprachige Österreicher aber wollen ihre Kultur

und Sprache an erster Stelle sehen.

Sie behaupten deshalb, tschechische, polnische und jüdische Menschen

seien von Natur aus minderwertig, böse und hinterhältig.

Man verehrt den deutschen Reichskanzler Bismarck

und hält den österreichischen Kaiser Franz Joseph für einen Tattergreis.

Unfähig, die Herausforderungen seiner Zeit anzupacken.

Wer so denkt, lehnt das eigene Land Österreich-Ungarn ab.

Will lieber Deutscher sein und nennt sich deshalb

deutschnational.

Adolf hat keine schöne Kindheit.

Sein Vater Alois Hitler, ein deutschsprachiger Zollbeamter,

hat schon mehrere Eheversuche und Kinder im Gepäck,

als er Klara heiratete.

Die Mutter von Adolf ist deutlich jünger als ihr Mann

und sogar mit ihm verwandt.

Eventuell war Alois ihr Onkel.

Vater Alois ist zwar fleißig und geschäftstüchtig,

aber auch autoritär und gewalttätig.

Oft verprügelt er seinen Sohn,

besonders wenn er Alkohol trinkt.

Mutter Klara liebt ihren Sohn dagegen sehr,

kann aber nichts gegen die väterlichen Schläge tun.

Gut möglich, dass Alois auch sie schlägt.

Denn er behandelt sie eher wie ein Kind,

nicht wie seine Ehefrau.

(Schlag)

Vielleicht versucht Adolf seine Mutter deshalb auch zu schützen,

indem er die Gewalt des Vaters durch Aufsässigkeit von ihr weg

und auf sich lenkt.

Sehr gut möglich, dass in dieser Familie Angst,

Schuldgefühle und uneingestandener Hass

die Beziehungen prägen. (Angespannte Musik)

Trost findet der kleine Adolf in den Wildwest- und Abenteuerromanen

des deutschen Schriftstellers Karl May.

Hier gibt es mutige Helden und starke Häuptlinge.

Eine Flucht aus der erdrückenden Atmosphäre seines Elternhauses.

Immer wieder zieht die Familie um.

Je nachdem, wo der Vater gerade die Grenze zu Deutschland bewacht.

Längere Zeit verbringen sie so auch in der Umgebung von Linz.

Adolf muss sich also on top

auch immer wieder an neue Umgebungen anpassen.

(Unruhige Klaviermusik)

Kein Wunder, dass er ein schwacher Schüler ist.

Adolf ist zwar intelligent aber auch faul.

Lieber spielt er sich als Klassenrowdy auf,

und verlangt von seinen Mitschülern Gehorsam.

Vielleicht lässt er damit auch an ihnen aus,

was er beim Vater erträgt.

In "Mein Kampf" liest man später,

die Mitschüler hätten sich bereitwillig untergeordnet,

und auch, dass Hitler der Schrecken seiner Lehrer gewesen sei.

Beides ist übertrieben.

Stattdessen ist er begeistert von seinem Geschichtslehrer.

Deutsche Geschichte und Helden stehen hoch im Kurs.

Ebenso wie der deutsche Reichskanzler Bismarck.

So wird Adolf schon früh zu einem Fan des deutschen Reichs.

Und bekommt gute Noten in Geschichte.

Da passte es auch gut, dass Adolf ein hervorragendes Gedächtnis hat.

Er liest viel, schnell und hat eine besondere Lesetechnik.

Bücher und Texte verschlingt er nicht von Anfang bis Ende,

sondern nur in Teilen.

Was ihm gefällt, merkt er sich gut.

Den Rest vergisst er.

Normalerweise können Bücher den Horizont eines Menschen erweitern,

Adolf Hitler aber liest, um seine Gedanken zu bestätigen.

Er verengt seinen Horizont.

Talent hat Adolf auch im Zeichnen.

Der 14-Jährige träumt davon, Architekt zu werden,

besser noch: Kunstmaler.

Alois hingegen will, dass sein Sohn auch Beamter wird.

So wie er.

Wieder eine Möglichkeit, sich dem Vater zu widersetzen,

wieder Zurechtweisungen und Prügel. (Beklemmende Musik)

Besonders traurig dürfte Adolf also nicht gewesen sein,

als sein Vater wenig später

im Jahr 1903 plötzlich stirbt.

Der Haustyrann ist tot.

Vielleicht will Mutter Klara gegenüber ihrem Sohn gutmachen,

was er zu Lebzeiten des Vaters erlitten hatte.

Adolf ist ihr Liebling, seine Geschwister müssen das hinnehmen.

Klara lässt ihm alles durchgehen und erfüllt ihm jeden Wunsch.

Eine Strafe muss Adolf also nicht fürchten.

als er zwei Jahre später die Realschule

ohne Abschluss verlässt. (Unruhige Musik)

Vorher musste er seinen tyrannischen Vater fürchten,

jetzt kann er tun, was er will.

So wird aus dem Prügelknaben ein verwöhntes Muttersöhnchen,

das sich wie ein junger Herr aus der besseren Gesellschaft kleidet

und in den Tag hineinlebt.

Er träumt von einer großen Zukunft als Künstler,

während andere Jugendliche eine Ausbildung machen,

um Geld zu verdienen. (Unruhige Musik)

Auch eine Freundin hat er nicht.

Adolf ist zu schüchtern, um Mädchen anzusprechen.

Nur August Kubizek, ein Junge im gleichen Alter, hört ihm zu.

Er bewundert ihn für seine großen Ideen und überzeugenden Reden.

Adolf braucht schon damals sein Publikum,

das ihm zuhört und ihn bejubelt.

Im Mittelpunkt zu stehen, gefällt ihm.

Auch wenn er allem Anschein nach

ein einsamer, verunsicherter Mensch ist.

Mit Kubizek besucht er auch die Opern des deutschen Komponisten

Richard Wagner.

Sie sind damals total angesagt

und werden auf allen europäischen Bühnen gespielt.

Auch Adolf ist Fan von der wunderschönen Musik

und den Heldengestalten der Oper,

die er auch aus dem Geschichtsunterricht

und seinen Büchern kennt.

Der Teenager ist wie im Rausch. (Klassische Musik)

Besonders gefällt ihm die Gestalt eines großen Volksführers.

So einer will Adolf auch sein

oder eben Kunstmaler.

Anfang 1907 erkrankt Adolfs Mutter schwer

an Brustkrebs.

Liebevoll und aufopfernd pflegt er sie.

An Adolfs große Hingabe erinnert sich später

sogar noch der Hausarzt der Familie:

Dr. Bloch.

Weil Bloch Jude ist, wird später behauptet,

Adolf Hitlers Judenhass sei durch dessen Behandlungsfehler

am Krebs seiner Mutter entstanden.

Aber das stimmt nicht. (Traurige Musik)

Als Klara wenig später stirbt,

ist Adolf schwer getroffen.

Sein ganzes Leben lang wird er nicht mehr fähig sein,

einen Menschen so zu lieben.

Adolfs Einsamkeit wächst,

er zieht sich in sich selbst zurück.

Mit 19 Jahren zieht Adolf Hitler nach Wien.

Die österreichische Hauptstadt ist zur Jahrhundertwende

eine Millionenstadt.

Menschen aller Nationen suchen hier ihr Glück.

Den Kontakt zu seinen Geschwistern bricht Adolf übrigens ab.

Obwohl die meisten Bewerber an Kunstakademien

bis heute abgelehnt werden,

rechnet Hitler damals fest damit,

in Wien seine große Karriere als Kunstmaler zu starten.

Zweimal versucht er, die Aufnahmeprüfung zu schaffen,

doch seine eingereichten Bilder sind einfach zu schlecht.

Und einen dritten Versuch gibt's für niemanden.

Adolfs Traumblase vom Künstlerleben platzt schlagartig.

Gleichzeitig sieht er, wie sein Freund Kubizek

die Aufnahmeprüfung an der Wiener Musikakademie besteht.

(Beklemmende Musik)

Aber anstatt sich seinen Misserfolg einzugestehen,

fühlt sich Adolf ungerecht behandelt.

Er schiebt das Scheitern seiner Pläne anderen in die Schuhe.

Aus Groll wächst allmählich Hass.

Auf Professoren der Akademie,

Tschechen, die laut Hitlers Auffassung Österreich überfremden,

auf Sozialisten und vermutlich auch auf Juden.

Denn in der Gesellschaft des damaligen Wiens ist der Judenhass,

also Antisemitismus, so verbreitet wie in keiner anderen Stadt Europas.

(Bedrohliche Musik)

Noch lebt Adolf ganz gut,

dank seinem elterlichen Erbe.

Das Problem ist nur:

Adolf will immer noch nicht arbeiten,

und steckt sein Geld lieber in Opernstehplätze,

statt es zu sparen.

Der finanzielle Abstieg steht also vor der Tür.

Um sich über Wasser zu halten,

malt Adolf zahlreiche Sehenswürdigkeiten Wiens

mit Wasserfarben auf Postkarten und bietet sie Touristen an.

Für seine größeren Gemälde findet er Abnehmer

bei Bilderrahmenhändlern, die ihre Rahmen damit schöner aussehen lassen.

Einige von ihnen sind Juden,

mit denen er sogar befreundet gewesen sein soll.

In "Mein Kampf" behauptet er zwar später:

Die Begegnung mit einem osteuropäischen Juden

in einer Wiener Gasse

habe ihn schlagartig zum Judenhasser gemacht.

Doch vieles spricht dafür, dass diese Geschichte erfunden ist.

Denn Judenhass lernt Adolf eher aus den Texten antisemitischer Heftchen,

die an Kiosken massenhaft und billig verkauft werden.

Vorzugsweise in den Stadtvierteln,

deren Bewohner Angst vor Zuwanderung und gesellschaftlichem Abstieg haben:

Arbeiter und kleine Leute.

Leute wie Adolf Hitler, der unter ihnen wohnt.

(Bedrohliche Musik)

Durch Parolen gegen Zuwanderer und angebliche Volksfeinde

versuchen deutschnationale und rechtsradikale Gruppen,

Anhänger zu gewinnen.

Der Bürgermeister von Wien

Karl Lueger macht es vor.

Er macht Politik für die Massen und hetzt gegen Zuwanderer

sowie Juden, denen er die Schuld für gesellschaftliche Probleme

in die Schuhe schiebt.

Nachweislich hat Hitler viel von Lueger gelernt.

Ende 1909 ist Adolf Hitler dann endgültig Pleite.

Ihm bleibt nur noch das Leben in einem Obdachlosenheim,

am unteren Rand der Gesellschaft.

Für jemanden, der sich gern gut kleidet und etwas Besseres sein will,

muss das demütigend gewesen sein.

Hitler ist in diesem Moment ganz unten angekommen.

Die Geschichte hätte also auch anders ausgehen können.

Doch ausgerechnet im Obdachlosenheim

entdeckt Hitler ein Talent, das ihm später

auf seinem Weg zum Diktator enorm helfen wird.

Um was es sich dabei handelt und wie die Geschichte weitergeht,

erfährst du in Teil zwei.

Und ein interessantes Video von "MrWissen2go"

ist hier ebenfalls verlinkt.

Bis zur nächsten Lebensgeschichte,

"Der Biograph".

Bevor Adolf Hitler berühmt wurde… | KURZBIOGRAPHIE (1/2) Before Adolf Hitler became famous... | BRIEF BIOOGRAPHY (1/2) Avant qu'Adolf Hitler ne devienne célèbre... | BIOTHÈQUE COURTE (1/2) Prima che Adolf Hitler diventasse famoso... | BREVE BIOGRAFIA (1/2) Adolf Hitler ünlü olmadan önce... | KISA BİYOGRAFİ (1/2)

Unter Adolf Hitlers Herrschaft ermordete Deutschland |||rule|| Under Adolf Hitler's rule, Germany murdered

im Zweiten Weltkrieg Millionen unschuldiger Menschen

in ganz Europa.

Darunter drei Millionen Kriegsgefangene Including three million prisoners of war

der damaligen Sowjetunion

sowie sechs Millionen jüdische Männer, Frauen und Kinder.

Schreckliche Taten, die bist heute unvergessen sind. Terrible deeds that are not forgotten until today.

Persönlich hat Adolf Hitler vermutlich niemanden getötet.

Er gab die Massenmorde aber in Auftrag. But he ordered the mass murders.

Doch warum tat er das?

Wie kam es dazu, dass Hitler so grausam wurde?

Das ist nicht leicht zu beantworten.

Er hat zwar selbst ein Buch über seine frühen Jahre geschrieben, Although he himself wrote a book about his early years,

doch in "Mein Kampf" finden sich viele Lügen, Legenden und Vorurteile. but in "Mein Kampf" there are many lies, legends and prejudices.

Für unsere Biographie ist dieses Werk deshalb

keine geeignete Vorlage. ||template no suitable template.

Besser ist ein Blick auf die Fakten seines Lebens

und ein Verständnis der damaligen Zeit. and an understanding of the time.

Denn früher dachten und handelten die Menschen oft ganz anders

als wir heute.

So war es auch bei Adolf Hitler.

(Ploppgeräusche, Stiftekritzeln)

Stopp! Im Dezember 2021 haben wir schon einmal

ein Video über Adolf Hitler veröffentlicht.

Damals ist uns jedoch ein gravierender Fehler unterlaufen, |||||serious||occurred

der unter anderem vom Historikerverband kritisiert wurde. ||||historical association||

Wir haben uns gedacht, das geht besser,

uns mit dem Verband ausgetauscht und gemeinsam mit dem Geschichtsprofessor |||association||||||history professor

und Experten für Hitlers Jugend Thomas Sandkühler ||||||Sand cooler

eine neue Hitlerbiographie geschrieben. ||Hitler biography|

Deshalb gibt es jetzt eine überarbeitete Version,

diesmal sogar im zweiteiligen XXL-Format. |||two-part||

Als Adolf Hitler 1889 in Braunau, ||||Braunau

einer Kleinstadt in Österreich, zur Welt kommt,

sieht Europas Landkarte ganz anders aus als heute.

Es gibt vier große Reiche: Deutschland, Österreich-Ungarn,

Russland und das Osmanische Reich. |||Ottoman|

Die Kaiser von Deutschland, Österreich und Russland

regieren große Gebiete mit vielen Menschen

unterschiedlicher Sprache und Herkunft.

Österreich ist damals ganz schön multikulti. |||||multicultural Austria was pretty multicultural back then.

Menschen verschiedener Nationalität leben in dem Staat.

Viele deutschsprachige Österreicher aber wollen ihre Kultur

und Sprache an erster Stelle sehen.

Sie behaupten deshalb, tschechische, polnische und jüdische Menschen

seien von Natur aus minderwertig, böse und hinterhältig. ||||inferior|||

Man verehrt den deutschen Reichskanzler Bismarck |honored||||

und hält den österreichischen Kaiser Franz Joseph für einen Tattergreis. |||Austrian||||||

Unfähig, die Herausforderungen seiner Zeit anzupacken. Unable to tackle the challenges of his time.

Wer so denkt, lehnt das eigene Land Österreich-Ungarn ab. Anyone who thinks this way rejects their own country, Austria-Hungary.

Will lieber Deutscher sein und nennt sich deshalb Prefers to be German and therefore calls himself

deutschnational. German national German national.

Adolf hat keine schöne Kindheit.

Sein Vater Alois Hitler, ein deutschsprachiger Zollbeamter, ||||||customs officer

hat schon mehrere Eheversuche und Kinder im Gepäck, |||marriage attempts||||

als er Klara heiratete.

Die Mutter von Adolf ist deutlich jünger als ihr Mann

und sogar mit ihm verwandt.

Eventuell war Alois ihr Onkel.

Vater Alois ist zwar fleißig und geschäftstüchtig,

aber auch autoritär und gewalttätig. ||||violent

Oft verprügelt er seinen Sohn,

besonders wenn er Alkohol trinkt.

Mutter Klara liebt ihren Sohn dagegen sehr,

kann aber nichts gegen die väterlichen Schläge tun. but can do nothing against the paternal blows.

Gut möglich, dass Alois auch sie schlägt.

Denn er behandelt sie eher wie ein Kind,

nicht wie seine Ehefrau.

(Schlag)

Vielleicht versucht Adolf seine Mutter deshalb auch zu schützen,

indem er die Gewalt des Vaters durch Aufsässigkeit von ihr weg |||||||rebellion|||

und auf sich lenkt. and draws attention to itself.

Sehr gut möglich, dass in dieser Familie Angst,

Schuldgefühle und uneingestandener Hass ||unacknowledged|

die Beziehungen prägen. (Angespannte Musik) ||shape||

Trost findet der kleine Adolf in den Wildwest- und Abenteuerromanen |||||||||adventure novels

des deutschen Schriftstellers Karl May.

Hier gibt es mutige Helden und starke Häuptlinge. |||||||chiefs Here there are brave heroes and strong chiefs.

Eine Flucht aus der erdrückenden Atmosphäre seines Elternhauses. ||||suffocating|||

Immer wieder zieht die Familie um.

Je nachdem, wo der Vater gerade die Grenze zu Deutschland bewacht. Depending on where the father is guarding the border with Germany.

Längere Zeit verbringen sie so auch in der Umgebung von Linz. They also spend a long time in the Linz area.

Adolf muss sich also on top

auch immer wieder an neue Umgebungen anpassen.

(Unruhige Klaviermusik)

Kein Wunder, dass er ein schwacher Schüler ist. No wonder he's a weak student.

Adolf ist zwar intelligent aber auch faul.

Lieber spielt er sich als Klassenrowdy auf, |||||class bully|

und verlangt von seinen Mitschülern Gehorsam. and demands obedience from his classmates.

Vielleicht lässt er damit auch an ihnen aus, Maybe he's taking it out on them too,

was er beim Vater erträgt. ||||endures

In "Mein Kampf" liest man später,

die Mitschüler hätten sich bereitwillig untergeordnet, |||||subordinated

und auch, dass Hitler der Schrecken seiner Lehrer gewesen sei.

Beides ist übertrieben.

Stattdessen ist er begeistert von seinem Geschichtslehrer. Instead, he is smitten with his history teacher.

Deutsche Geschichte und Helden stehen hoch im Kurs. German history and heroes are very popular.

Ebenso wie der deutsche Reichskanzler Bismarck. Just like the German Chancellor Bismarck.

So wird Adolf schon früh zu einem Fan des deutschen Reichs.

Und bekommt gute Noten in Geschichte.

Da passte es auch gut, dass Adolf ein hervorragendes Gedächtnis hat. It was also fitting that Adolf has an excellent memory.

Er liest viel, schnell und hat eine besondere Lesetechnik. ||||||||reading technique

Bücher und Texte verschlingt er nicht von Anfang bis Ende, |||devours||||||

sondern nur in Teilen.

Was ihm gefällt, merkt er sich gut.

Den Rest vergisst er.

Normalerweise können Bücher den Horizont eines Menschen erweitern,

Adolf Hitler aber liest, um seine Gedanken zu bestätigen.

Er verengt seinen Horizont. |narrows||

Talent hat Adolf auch im Zeichnen.

Der 14-Jährige träumt davon, Architekt zu werden,

besser noch: Kunstmaler.

Alois hingegen will, dass sein Sohn auch Beamter wird. |||||||official|

So wie er.

Wieder eine Möglichkeit, sich dem Vater zu widersetzen, Another way to defy the father

wieder Zurechtweisungen und Prügel. (Beklemmende Musik) |rebukes|||Oppressive|

Besonders traurig dürfte Adolf also nicht gewesen sein,

als sein Vater wenig später

im Jahr 1903 plötzlich stirbt.

Der Haustyrann ist tot. |house tyrant||

Vielleicht will Mutter Klara gegenüber ihrem Sohn gutmachen,

was er zu Lebzeiten des Vaters erlitten hatte. what he had suffered while his father was alive.

Adolf ist ihr Liebling, seine Geschwister müssen das hinnehmen. ||||||||accept

Klara lässt ihm alles durchgehen und erfüllt ihm jeden Wunsch.

Eine Strafe muss Adolf also nicht fürchten.

als er zwei Jahre später die Realschule

ohne Abschluss verlässt. (Unruhige Musik)

Vorher musste er seinen tyrannischen Vater fürchten, ||||tyrannical||

jetzt kann er tun, was er will.

So wird aus dem Prügelknaben ein verwöhntes Muttersöhnchen, ||||whipping boy||spoiled|mama's boy

das sich wie ein junger Herr aus der besseren Gesellschaft kleidet who dresses like a young gentleman from better society

und in den Tag hineinlebt. ||||lives into and live into the day.

Er träumt von einer großen Zukunft als Künstler,

während andere Jugendliche eine Ausbildung machen, while other young people are studying

um Geld zu verdienen. (Unruhige Musik)

Auch eine Freundin hat er nicht.

Adolf ist zu schüchtern, um Mädchen anzusprechen.

Nur August Kubizek, ein Junge im gleichen Alter, hört ihm zu. ||Kubizek||||||||

Er bewundert ihn für seine großen Ideen und überzeugenden Reden. |admired|||||||convincing|

Adolf braucht schon damals sein Publikum,

das ihm zuhört und ihn bejubelt.

Im Mittelpunkt zu stehen, gefällt ihm.

Auch wenn er allem Anschein nach

ein einsamer, verunsicherter Mensch ist. ||unsure||

Mit Kubizek besucht er auch die Opern des deutschen Komponisten

Richard Wagner.

Sie sind damals total angesagt ||||popular

und werden auf allen europäischen Bühnen gespielt.

Auch Adolf ist Fan von der wunderschönen Musik

und den Heldengestalten der Oper, ||heroic figures||

die er auch aus dem Geschichtsunterricht

und seinen Büchern kennt.

Der Teenager ist wie im Rausch. (Klassische Musik)

Besonders gefällt ihm die Gestalt eines großen Volksführers. |||||||people's leader

So einer will Adolf auch sein

oder eben Kunstmaler.

Anfang 1907 erkrankt Adolfs Mutter schwer ||Adolf's||

an Brustkrebs.

Liebevoll und aufopfernd pflegt er sie. ||selflessly||| He cares for them with love and self-sacrifice.

An Adolfs große Hingabe erinnert sich später

sogar noch der Hausarzt der Familie:

Dr. Bloch.

Weil Bloch Jude ist, wird später behauptet,

Adolf Hitlers Judenhass sei durch dessen Behandlungsfehler ||||||treatment error

am Krebs seiner Mutter entstanden.

Aber das stimmt nicht. (Traurige Musik)

Als Klara wenig später stirbt,

ist Adolf schwer getroffen.

Sein ganzes Leben lang wird er nicht mehr fähig sein,

einen Menschen so zu lieben.

Adolfs Einsamkeit wächst,

er zieht sich in sich selbst zurück.

Mit 19 Jahren zieht Adolf Hitler nach Wien.

Die österreichische Hauptstadt ist zur Jahrhundertwende

eine Millionenstadt.

Menschen aller Nationen suchen hier ihr Glück.

Den Kontakt zu seinen Geschwistern bricht Adolf übrigens ab.

Obwohl die meisten Bewerber an Kunstakademien |||||art academies

bis heute abgelehnt werden,

rechnet Hitler damals fest damit,

in Wien seine große Karriere als Kunstmaler zu starten.

Zweimal versucht er, die Aufnahmeprüfung zu schaffen,

doch seine eingereichten Bilder sind einfach zu schlecht. ||submitted|||||

Und einen dritten Versuch gibt's für niemanden.

Adolfs Traumblase vom Künstlerleben platzt schlagartig. |dream bubble||artist life||suddenly Adolf's dream bubble of being an artist suddenly bursts.

Gleichzeitig sieht er, wie sein Freund Kubizek

die Aufnahmeprüfung an der Wiener Musikakademie besteht. |admission exam||||music academy| passes the entrance examination to the Vienna Academy of Music.

(Beklemmende Musik)

Aber anstatt sich seinen Misserfolg einzugestehen,

fühlt sich Adolf ungerecht behandelt.

Er schiebt das Scheitern seiner Pläne anderen in die Schuhe. He blames others for the failure of his plans.

Aus Groll wächst allmählich Hass. |grudge|||

Auf Professoren der Akademie,

Tschechen, die laut Hitlers Auffassung Österreich überfremden, ||||view||overforeign Czechs, who, according to Hitler, are invading Austria,

auf Sozialisten und vermutlich auch auf Juden.

Denn in der Gesellschaft des damaligen Wiens ist der Judenhass,

also Antisemitismus, so verbreitet wie in keiner anderen Stadt Europas.

(Bedrohliche Musik)

Noch lebt Adolf ganz gut,

dank seinem elterlichen Erbe. |||inheritance

Das Problem ist nur:

Adolf will immer noch nicht arbeiten,

und steckt sein Geld lieber in Opernstehplätze, ||||||opera standing tickets

statt es zu sparen.

Der finanzielle Abstieg steht also vor der Tür. So the financial descent is just around the corner.

Um sich über Wasser zu halten,

malt Adolf zahlreiche Sehenswürdigkeiten Wiens

mit Wasserfarben auf Postkarten und bietet sie Touristen an.

Für seine größeren Gemälde findet er Abnehmer ||||||buyers

bei Bilderrahmenhändlern, die ihre Rahmen damit schöner aussehen lassen. |picture frame dealers|||||||

Einige von ihnen sind Juden,

mit denen er sogar befreundet gewesen sein soll.

In "Mein Kampf" behauptet er zwar später:

Die Begegnung mit einem osteuropäischen Juden

in einer Wiener Gasse

habe ihn schlagartig zum Judenhasser gemacht. ||||Jew hater|

Doch vieles spricht dafür, dass diese Geschichte erfunden ist.

Denn Judenhass lernt Adolf eher aus den Texten antisemitischer Heftchen,

die an Kiosken massenhaft und billig verkauft werden.

Vorzugsweise in den Stadtvierteln, Preferably|||city neighborhoods

deren Bewohner Angst vor Zuwanderung und gesellschaftlichem Abstieg haben:

Arbeiter und kleine Leute.

Leute wie Adolf Hitler, der unter ihnen wohnt.

(Bedrohliche Musik)

Durch Parolen gegen Zuwanderer und angebliche Volksfeinde |slogans|||||people's enemies

versuchen deutschnationale und rechtsradikale Gruppen, |German nationalist||right-wing radical|

Anhänger zu gewinnen.

Der Bürgermeister von Wien

Karl Lueger macht es vor. |Lueger||| Karl Lueger demonstrates it.

Er macht Politik für die Massen und hetzt gegen Zuwanderer

sowie Juden, denen er die Schuld für gesellschaftliche Probleme

in die Schuhe schiebt.

Nachweislich hat Hitler viel von Lueger gelernt. Evidently|||||| There is evidence that Hitler learned a lot from Lueger.

Ende 1909 ist Adolf Hitler dann endgültig Pleite.

Ihm bleibt nur noch das Leben in einem Obdachlosenheim,

am unteren Rand der Gesellschaft.

Für jemanden, der sich gern gut kleidet und etwas Besseres sein will,

muss das demütigend gewesen sein. ||humiliating||

Hitler ist in diesem Moment ganz unten angekommen.

Die Geschichte hätte also auch anders ausgehen können.

Doch ausgerechnet im Obdachlosenheim But of all things in the homeless shelter

entdeckt Hitler ein Talent, das ihm später

auf seinem Weg zum Diktator enorm helfen wird.

Um was es sich dabei handelt und wie die Geschichte weitergeht,

erfährst du in Teil zwei.

Und ein interessantes Video von "MrWissen2go"

ist hier ebenfalls verlinkt.

Bis zur nächsten Lebensgeschichte,

"Der Biograph".