Bevor Cardi B berühmt wurde… | KURZBIOGRAPHIE
(Treibende Musik) "If I overcame that shit
I know you can make it too."
(Polizeisirene) "Wenn ich es geschafft habe,
dann könnt ihr es auch.",
macht Cardi B ihren Fans heute Mut.
Doch in ihrer Jugend war von dieser Zuversicht
kaum etwas zu spüren.
Denn ihr Leben begann dort,
wo das eigene Schicksal so gut wie vorherbestimmt ist.
(Ploppgeräusche, Stiftekritzeln)
(Rhythmische Musik)
Unter ihrem bürgerlichen Vornamen Belcalis
wuchs Cardi B in einer Nachbarschaft heran,
wo neben Afroamerikanern mehrheitlich Hispanics wohnten.
Aber auch karibisch-amerikanische Menschen,
zu denen ihre Eltern gehörten. (Straßenrauschen)
Cardis Vater kommt nämlich aus der Dominikanischen Republik,
ihre Mutter vom karibischen Inselstaat Trinidad und Tobago.
(Treibende Musik) Beide haben ständig gearbeitet,
um sich die ewig steigenden Mieten hier leisten zu können.
Mit ihrem spärlichen Einkommen
hatte es die Familie allerdings wenig besser als der Durchschnittsbewohner.
(Rhythmische Musik)
(Treibende Musik) Doch wenn die junge Cardi
mit ihrer Schwester die Großmutter
auf der anderen Seite des Harlem Rivers besuchte,
waren die Geldsorgen plötzlich vergessen.
(Stimmengewirr) Hier war immer was los.
Und Oma tischte leckeres dominikanisches Essen auf.
(Karibische Musik)
Wieder daheim sah es hingegen nicht ganz so rosig aus.
Als Cardi B zehn Jahre alt war,
ließen sich ihre Eltern nämlich scheiden.
Zum neuen Stiefvater hatte sie eine eher angespannte Beziehung,
und auch mit ihrer Mutter krachte es immer häufiger,
weil ihre Noten den Bach hinunter gingen.
Was ihre Mom nicht wusste,
Cardi schwänzte den Unterricht,
um tagsüber mit ihren Freunden zu feiern.
Apropos Freunde,
mit 16 Jahren war wohl auch ihre Clique das,
was ihre Mutter zu Recht als einen schlechten Umgang bezeichnen würde.
Denn Cardi B schloss sich der "United Blood Nation" an,
einer Gang, die auch unter dem Namen "Bloods" bekannt ist,
und ihr Geld mit dem Verticken von illegalen Drogen verdient.
(Polizeisirenen)
Klingt krass?
In Cardi Bs Umfeld sei das aber wohl das Normalste der Welt gewesen.
Sagte sie zu dem Thema.
Wenn sie sich dann doch ab und zu mal in der Schule blicken ließ,
dann am liebsten im Geschichtsunterricht.
(Stimmengewirr) Sie war fast schon besessen davon,
das politische System in den USA zu verstehen,
und interessierte sich sehr für frühere Präsidenten.
Insbesondere Roosevelt hatte es ihr angetan.
Außerdem war sie Mitglied der Musical-Gruppe.
Doch wegen zu schlechter Noten wurde sie davon oft ausgeschlossen.
(Stimmengewirr)
Auch wenn es zwischendurch nicht danach aussehen sollte,
und es in ihrer Hood fast schon normal ist, die Schule abzubrechen,
machte Cardi dennoch ihren Abschluss.
(Triumphierende Musik) Wie es danach weitergehen sollte?
Cardi war desillusioniert.
Zwar träumte sie von einer Musikkarriere,
war aber realistisch genug, um zu wissen,
dass das wohl niemals etwas werden würde.
(Treibende Musik) Also schrieb sie sich kurzerhand
für ihr Lieblingsfach am Community College ein.
Einer staatlichen Hochschule, die alle Bewerber aufnimmt.
Vom Bildungsniveau her,
absolut nicht mit privaten oder Elite-Unis in den USA zu vergleichen.
Dafür aber um einiges günstiger.
(Lockere Musik) Trotzdem ...
billig ist was anderes.
Und so musste Cardi sich das Geld für die Gebühren
selbst hart erarbeiten.
Häufig kam sie hungrig zur Arbeit,
denn etwas zu essen konnte sie sich kaum leisten.
Und auch die Fahrt zum College
kostete jeden Tag fünf Dollar.
Ihr Wochenlohn war für eine Vollzeitbeschäftigung
ziemlich mager.
Gerade wegen dieser finanziell schwierigen Zeiten,
setzt sie sich heute übrigens für eine gerechtere Sozialpolitik
und kostenloses Studieren ein.
(Düstere Musik) Doch die Armut war nicht das Einzige,
was der 18-Jährigen das Leben damals zur Hölle machte.
Weil ihre Mutter sie wegen ständiger Differenzen
zu Hause rausgeworfen hatte,
zog sie bei ihrem Freund ein,
und das Unglück nahm seinen Lauf. (Knall)
Trotzdem lebt Cardi bei ihm,
ohne ihn hätte sie schließlich kein Dach über dem Kopf gehabt.
(Treibende Musik) Was also tun für schnelles Geld
und eine eigene Wohnung?
Cardi entschied sich, in einem Stripclub als Tänzerin anzufangen.
Natürlich gab es auch Nächte,
in denen sie mit Minus nach Hause ging,
aber im Durchschnitt kam sie jede Nacht auf 200 bis 300 Dollar Gewinn.
Geld mit dem sie sich endlich unabhängig machen konnte.
(Treibende Musik) Finanziell eine lukrative Sache,
oft aber musste sie sich mit dominanten Gästen herumschlagen.
Für viele Frauen bedeutete der Einstieg ins Strip-Geschäft
den Anfang vom Ende.
(Leises Lachen) Aber Cardi blieb eisern,
und konzentrierte sich aufs Geldverdienen.
Sie wollte den armen Verhältnissen unbedingt entkommen,
sich eine Wohnung kaufen
und einen Puffer für schlechte Zeiten anlegen.
(Treibende Musik)
Doch selbst im Stripclub
bestimmten Hautfarbe und Herkunft über den Verdienst.
Cardi bemerkte schnell,
dass sie mehr Kohle machte, wenn sie spanisch sprach.
Ein absolutes Unding,
wie sie bis heute meint.
Außerdem erkennt sie:
Sie wusste, dass sie mit einem optimierten Körper
mehr Cash machen könnte.
Also, ließ sie sich den Po vergrößern.
Doch nicht etwa bei einem anerkannten Schönheitschirurgen,
für die illegalen Injektionen zahlte sie mit 800 Dollar
zwar nur einen Bruchteil des herkömmlichen Preises,
dafür hatte sie fünf Tage lang
höllische Schmerzen,
da der Eingriff ohne Betäubung erfolgt war.
(Lockere Musik) Und trotz übler Beschwerden
kehrte sie sogar für eine weitere Injektion zurück.
Und merkte, dass die vermeintliche Ärztin verschwunden war.
Eine andere Patientin war nämlich wegen ihrer Pfuscherei verstorben.
Schon abgebrüht,
solch ein Risiko einzugehen,
nur um beim Strippen etwas mehr Geld zu machen.
Doch die finanzielle Unabhängigkeit schien ihr alles zu bedeuten.
Mit der verdienten Kohle konnte sie nicht nur endlich ihre Rechnungen,
Mietkosten und ihr Essen bezahlen,
sondern hatte am Ende des Monats sogar noch ein bisschen was übrig,
um doch noch in ihren Traum zu investieren.
(Lockere Musik) Rund zwei Jahre
hielt sie vor ihrer Familie geheim, dass sie strippte.
Aber irgendwann musste sie's ihnen gestehen,
denn ihr Instagram-Account, auf dem sie ohne Hand vorm Mund
von ihrem Job erzählte,
wurde immer bekannter.
Ihre Follower liebten sie für ihre kurzen Clips,
ihre Unverblümtheit und ihren derben Humor.
(Locker Musik)
Dass sie weder in den Stripclub
noch zum Community College zurückgehen würde,
um ihr Studium zu beenden,
wusste sie spätestens, als eines ihrer Insta-Videos viral ging.
Auftritte in einer Reality-Show folgten,
und schließlich die Veröffentlichung ihrer Debüt-Single
im Jahr 2015.
Started from the bottom now we are here?
Ganz so einfach ist es nicht.
Und Cardis Happy End definitiv eine Ausnahme.
(Treibende Musik) Tausende Menschen
in ärmlichen Vierteln träumen auch heute von einem besseren Leben.
Sie werden in ein System hineingeboren,
das sie nicht dieselben Chancen zuteil werden lässt,
obwohl sie einen gewaltigen Anteil
an der amerikanischen Bevölkerung ausmachen.
Sagte Cardi B vor Kurzem in einem Interview
mit dem Präsidentschaftskandidaten Joe Biden.
(Dynamische Musik)
Wer noch tiefer in die Geschichte des Rassismus
in den USA einsteigen möchte,
der sollte sich dieses Video von "MrWissen2go"
unbedingt ansehen.
Und eine weitere spannende Kurzbiografie
ist hier ebenfalls verlinkt.
Bis zur nächsten Inspiration,
"Der Biograph".