Bevor Eno berühmt wurde… | KURZBIOGRAPHIE
Ein Brief sollte alles entscheiden.
Würde Eno mit seiner Mutter zurück in die Türkei
und seinen Vater in Deutschland zurücklassen müssen?
Nachdem die beiden fünf Jahre lang illegal hier gelebt hatten,
wollten sie nun endlich Gewissheit.
Wie es überhaupt so weit kommen konnte
und was genau es mit diesem Brief auf sich hatte,
dafür haben wir uns Enos Biografie und einige Interviews
einmal genauer angesehen.
(Ploppgeräusche)
Wiesbaden im Jahr 2005.
Der achtjährige Eno muss zusammen mit seiner schwangeren Mutter
einen Asylantrag begründen, um in Deutschland bleiben zu dürfen.
Also sagt er:
Eno weiß, dass das gelogen ist.
Er weiß auch, dass es eigentlich keinen Grund gibt,
warum sie Asyl erhalten sollten.
Sie wünschten sich einfach nur ein besseres Leben,
schreibt er in seiner Biografie.
Doch konnte er der Richterin das natürlich nicht verraten.
Denn die Wahrheit war:
Eigentlich befand er sich seit dem dritten Lebensjahr in Deutschland.
Gemeinsam mit seiner Mutter war er nämlich aus der Türkei gekommen,
nachdem sein Vater und Enos Geschwister
schon eine Zeit lang hier wohnten.
Enos Babba war inzwischen safe.
Er soll eine Scheinehe mit einer Deutschen eingegangen sein.
Und auch Enos Bruder und Schwester durften bleiben,
weil sie Ausbildungsplätze hatten.
Nur Eno und seine Mutter blieben übrig
und mussten sich deswegen über fünf Jahre lang
vor den Behörden verstecken.
Und das bedeutete zum Beispiel: Wenn einer von ihnen krank wurde,
mussten sie sich die Versicherten- karte bei Bekannten leihen.
Wenn andere Kinder ganz normal zur Schule gingen,
musste Eno zu Hause bleiben.
Während sie dort lesen und schreiben lernten,
konnte Eno mit acht Jahren weder das eine noch das andere.
Doch irgendwann hatten sie die Schnauze voll von dem Versteckspiel.
So konnte es nicht weitergehen.
Das Risiko, dass Eno und seine Mutter eines Tages erwischt werden
und zurück in die Türkei müssen, wurde zu groß.
Also trauten sie sich endlich und beantragten Asyl.
Ein großes Risiko, denn, wie gesagt ...
dadurch, dass sie in ihrem Heimatland weder verfolgt
noch von Krieg geplagt waren, stand ihnen der Schutz eigentlich nicht zu.
Insofern mussten sie sich etwas einfallen lassen.
Und da saßen sie nun vor Gericht und sollten erläutern,
warum sie nicht in die Türkei zurück wollten.
Nachdem Eno bereits seinen wütenden Opa vorgeschoben hatte,
war jetzt seine Mutter an der Reihe.
Für jemanden, der sich nicht auskennt,
klingt solch eine Story natürlich krass.
Man möchte helfen, man möchte beschützen.
Doch jemand, der tagtäglich mit solchen Fällen zu tun hat,
ist wahrscheinlich misstrauisch.
In seinem Buch beschreibt Eno, wie ihn die Richterin daraufhin anstarrte
und wie unangenehm ihm das war.
Auch, wenn es für ihre Entscheidung über den Antrag
natürlich keine Rolle spielte,
dachte sie in diesem Moment womöglich aber auch darüber nach,
wie sein Leben wohl verlaufen würde, wenn er in Deutschland bleibt.
Wenn sie irgendwie in die Zukunft hätte schauen können,
was hätte sie gesehen?
Hm. Zum Beispiel einen Jungen, der mit seinen Freunden
später mal in einen Fahrradladen einbrechen wird,
um jede Menge E-Bikes zu zocken.
Der dabei zwar ein schlechtes Gewissen hat,
das aber vom Gedanken ans Geld überdeckt wird.
Oder einen jungen Mann, der zehn Kilogramm Gras
an eine vermeintliche Rockerbande verkaufen will,
im letzten Moment jedoch gewarnt wird,
dass es sich dabei um eine Falle handelte.
Eigentlich sei er ja sowieso kein Drogendealer.
Aber ein Deal sei damals eben ein Deal gewesen.
(Langsame, rhythmische Musik)
Das alles sind Geschichten,
von denen Eno einmal in seiner Biografie erzählen wird.
Wir wissen natürlich nicht, ob sie im Detail wirklich so stimmen.
Und natürlich konnte die Richterin
Enos kriminelle Neigung damals auch nicht voraussehen
und hätte sie auch nicht in ihre Entscheidung mit einbezogen.
Doch wenn sie tatsächlich in die Zukunft hätte blicken können,
hätte sie ebenso sehen müssen, dass sich Eno einmal anstrengen würde,
die verpasste Zeit in der deutschen Schule nachzuholen.
Dass er sogar Fachabitur machen würde,
dass er sich für ein Studium einschreibt,
und dass er ganz nebenbei Vorbilder im Musikbereich finden würde,
die sein Leben einmal maßgeblich verändern sollten.
Denn sie trugen dazu bei,
dass irgendwann einmal Schluss war mit den kriminellen Aktivitäten.
Doch natürlich konnte damals niemand in die Zukunft blicken,
und auch, was die Geschichte um Enos wütenden Opa in der Türkei betraf,
sah es nicht gut aus.
soll die Richterin gesagt
und die beiden auf Post verwiesen haben,
die sie in den nächsten Tagen erhalten würden.
"War es das nun gewesen? War also alles umsonst?",
sind nur zwei der vielen Fragen, die sich Eno in dem Moment stellte.
"Kann ja gar nicht sein!",
wird jetzt vielleicht der eine oder andere Eno-Fan aufschreien.
Wie hätte es sonst jemals zu diesen legendären Handyvideos kommen sollen,
in denen Eno, inspiriert von seinen Vorbildern,
selbst anfängt zu rappen?
Auf die sogar ein erfolgreicher Labelboss aufmerksam
und ihn schließlich kurz darauf unter Vertrag nehmen würde.
(Langsame, rhythmische Musik)
Tja, Eno und seine Mutter hatten eben Glück:
Aufgrund ihrer Schwangerschaft wollte man seine Mama nicht abschieben,
erinnert sich Eno in seinem Buch.
Bis man sie außer Landes gebracht hätte,
wären seine Geschwister schon längst geboren
und hätten wohl automatisch einen deutschen Pass erhalten.
Voneinander trennen wollte man sie auch nicht,
und so war es nicht die Geschichte um Enos vermeintlich wütenden Opa,
die für eine Bewilligung sorgte, sondern seine ungeborenen Schwestern.
Nun ja. Auf die Familie kann man sich eben verlassen.
Du interessierst dich auch für Enos Labelkollegen SSIO?
Dann schau dir mal seine Biografie an.
Und ein cooles Video von World Wide Wohnzimmer gibt es hier.
Bis zur nächsten Inspiration! Der Biograf.