Bevor Frida Kahlo berühmt wurde... | KURZBIOGRAPHIE
"Frida-Mania" heißt der Hype um Frida Kahlo.
Ihre Fans kaufen T-Shirts, Hausschuhe, Nagellack,
Socken oder Uhren.
Essen in Frida-Kahlo-Cafés, lesen Bücher über sie
oder feiern die Verfilmung ihres Lebens.
Frida hat Anhänger auf der ganzen Welt
und gilt als Heldin, besonders für viele Minderheiten.
Warum gerade sie, das erfahrt ihr jetzt.
(Stiftkratzen)
Später wird Frida Kahlo behaupten, sie wäre 1910 geboren,
dem Jahr, in dem die Mexikanische Revolution begann.
Doch in Wahrheit ist sie damals schon drei Jahre alt.
Fridas Mutter ist Mexikanerin, ihr Vater aus Deutschland emigriert.
Obwohl er fünf Töchter aus zwei Ehen hat,
sind das Mädchen und ihr Papa besonders eng.
Frida begleitet ihn auf seinen Fototouren,
um ihm im Notfall zu helfen.
Denn er ist Epileptiker.
Und so kommt sie schon früh
mit Kunst und Fotografie in Berührung.
Nachdem Frida mit sechs Jahren an Kinderlähmung erkrankt,
muss sie einen Monat lang im Bett liegen.
Ihr rechtes Bein bleibt dünner und kürzer zurück.
Doch davon wird sich Frida nicht aufhalten lassen.
Natürlich profitiert Frida von der Zeit,
in der sie aufwächst.
Mexiko gehört wieder den Mexikanern, das Land reformiert sich.
Mit 15 gehört Frida zu den ersten 35 Mädchen,
die auf die beste Schule in Mexico City gehen dürfen.
Sie ist ehrgeizig.
Hier will sie sich auf das Medizinstudium vorbereiten.
Aber Frida ist auch ein wildes Mädchen.
So schließt sie sich den "Cachuchas" an.
Einer Clique, die sich für den Kommunismus interessiert
und keine Lust hat, sich von Lehrern oder anderen Autoritäten
irgendetwas sagen zu lassen.
Wo sie auftauchen soll Chaos geherrscht haben,
und zwar ohne Rücksicht auf Verluste.
Doch das Leben fordert Frida erneut heraus.
Mit 18 Jahren ist sie
in einen hefigen Verkehrsunfall verwickelt.
Nicht nur bricht dabei ihr rechtes Bein elfmal,
während ihr Fuß zerquetscht wird.
Auch eine Haltestange durchbohrt ihre linke Hüfte
und tritt aus der Vagina wieder aus.
Ihr Rückgrat und ihr Schambein sind dreifach gebrochen.
Schlüsselbein und drei Rippen ebenso.
Monatelang muss Frida liegen,
erst im Krankenhaus und dann zu Hause.
Nach zahlreichen Operationen heißt es: Ganzkörpergips.
Fridas Alltag ist wie zerstört.
Aber aufgeben war ja nicht so ihr Ding.
Also legt sie sich eine neue Identität zu
und beginnt zu malen.
Sie soll mal gesagt haben:
Fridas Vater legte seiner Tochter die Pinsel also einfach in die Hand,
während ihre Mutter einen Zimmermann damit beauftragte,
eine maßgefertigte Staffelei zu bauen.
Was für ein Glück, denn die Kunst wird Frida helfen,
mit dem ganzen Leid umzugehen, das noch auf sie zukommen wird.
Schon ein Jahr nach ihrem Unfall, mit 19 Jahren,
malt Frida das erste von insgesamt 55 Selbstporträts.
Manche Ärzte hatten keinen Hoffnung, doch Frida lernte wieder Laufen.
Mit ihrer Lebenslust mischte sie jetzt
die künstlerisch und kommunistischen Kreise auf.
Hier begegnete sie mit 20 Jahren ihrer großen Liebe,
dem angesehen Revolutionsmaler Diego Rivera.
Dass er 21 Jahre älter war, juckt sie nicht.
Zwei Jahre später wird geheiratet. (Fröhliche Musik)
1930 zieht es das Paar in die USA.
Diego soll sich unter anderem mit einer Wandmalerei
im berühmten Rockefeller Center verewigen.
Doch während ihr Ehemann die High Society genießt,
findet Frida das Leben und die Leute abscheulich.
Soll sie gesagt haben. (Lebhafte Musik)
Um sich Luft zu machen begann sie,
die feinen Damen mit Fäkalausdrücken zu provozieren.
Gleichzeitig verpasste das Leben Frida den nächsten Tritt.
Hatte sie bereits eine Fehlgeburt erlitten,
folgte wenige Jahre später die zweite.
Doch anstatt in einer Depression zu versinken,
verarbeitete sie ihren Verlust in Bildern.
Frida gab nicht auf.
Stattdessen fand sie einen Weg, um damit umzugehen.
Die Schmerzen wurden zum Mittelpunkt ihrer Arbeiten.
Frida will nicht wie die anderen sein.
Sie will nicht wegen Schmerzen oder Liebeskummer leiden.
Und so verzeiht sie ihrem Ehemann unzählige Seitensprünge.
Doch als er, zurück in Mexiko,
eine Affäre mit Fridas kleiner Schwester beginnt,
zieht sie erst mal aus.
Frida trennt sich aber nicht, sondern beginnt,
sich die gleichen Rechte rauszunehmen wie ihr Mann.
Auch Frida hat jetzt immer häufiger Affären,
vor allem mit Frauen.
Die stören Diego weniger, dafür aber die wechselnden Männer.
1939 lassen sich die beiden dann doch scheiden,
um 1940 wieder zu heiraten.
Tja, wo die Liebe hinfällt.
Allerdings vereinbaren sie, keinen Sex mehr miteinander zu haben.
Und es war genau diese zutiefst persönliche
und gleichzeitig stolze Darstellung
ihrer inneren Verletzungen und Schmerzen,
die die Menschen begeisterte.
In Fridas Bildern ging es oft um Geburt, Tod, Sexualität und Gewalt.
Noch zu Lebzeiten stellte sie bereits in New York und Paris aus.
Aber Frida malte nicht, um das große Geld zu machen,
sondern um mit ihrem Leben klarzukommen.
Kaufte jemand ein Bild, soll sie gesagt haben:
Und weitere Themen für ihre Bilder blieben leider nicht aus.
Denn ihr gesundheitlicher Zustand wird ab Ende 30 immer schlechter.
Bis zu ihrem Tod wird Frida wohl 35-mal operiert
und trägt mehr als 25 Korsetts aus Gips, Leder oder Stahl.
Irgendwie nachvollziehbar, dass sie flüchtet
und von Schmerzmitteln sowie Alkohol abhängig wird.
Auch soll sie mehrmals versucht haben,
sich das Leben zu nehmen. (Nachdenkliche Musik)
Zu ihrer ersten Einzelausstellung in Mexiko
kann Frida zwar nicht mehr laufen, kommt aber trotzdem.
Hat sie wohl gesagt. (Melancholische Musik)
Kein Wunder, dass Frida Kahlo für viele ein Vorbild ist.
Ihr Leben lang hat sie gemacht, was sie wollte
und hat sich weder von ihrer Behinderung
noch von Geschlechterrollen einschränken lassen.
Anstatt sich zu schämen, hat sie das, was sie von anderen unterscheidet,
zu ihrem Markenzeichen gemacht.
Doch als man ihr das rechte Bein amputierte,
kann selbst Frida ihr Leiden nicht mehr ertragen.
Kurz darauf stirbt sie mit 47 Jahren an einer Lungenembolie.
(Bewegte Musik)
Frida Kahlo zählt auch als Vorbild für die LGBTQ-Community.
Wenn ihr mehr über Vorbilder wissen wollt,
Becci hat sich einige Gedanken gemacht.
Und eine weitere Biografie über eine beeindruckende Frau
findet ihr hier.
Bis zur nächsten Inspiration!
"Der Biograph".