Bevor Khabib Nurmagomedov berühmt wurde… | KURZBIOGRAPHIE
Als Khabib Nurmagomedov im Januar 2012
zum ersten Mal im Oktagon
des weltweit größten MMA-Veranstalters kämpft,
(Rundenglocke) ahnt sicherlich niemand,
dass er einmal Weltmeister im Leichtgewicht werden
und einen namenhaften Gegner nach dem anderen besiegen würde.
Ohne einer einzigen Niederlage.
Wer es überhaupt in die UFC geschafft hat,
und welch besondere Rolle sein Vater dabei spielte,
das erfahrt ihr jetzt.
(Ploppgeräusche, Stiftekritzeln)
Khabib kommt Ende der 80er-Jahre als zweites von drei Kindern
in einer traditionellen muslimischen Familie
im heutigen Russland zur Welt.
Alle leben zusammen im Haus der Großeltern,
wie es in vielen dagestanischen Familien üblich sein soll.
Apropos Dagestan,
bekannt als bergiges Land im Südwesten
ist es eine der ärmsten Republiken der Russischen Föderation.
Hier liegt auch Khabibs Heimatdorf,
eine ländliche Ortschaft, in der jeder gezwungen war,
mitanzupacken, erinnert sich Khabib.
Und so muss sich auch er schon früh
mit Dingen wie Wasserholen nützlich machen.
Denn ein eigener Anschluss am Haus
soll damals noch keine Selbstverständlichkeit gewesen sein.
Was Khabibs Vater aber vermutlich eh viel wichtiger war,
dass es in seinem Haus ein kleines Gym gibt,
in dem er seiner Nebentätigkeit als Kampfsporttrainer nachgehen kann.
Von ihm lern Khabib seit seinem dritten Lebensjahr
nicht nur erste Kampftechniken,
sondern auch, dass Heldentum und Selbstaufopferung
viel bedeuten.
Außerdem hätten Männer und Ältere generell das Sagen,
verinnerlich Khabib.
Der seinen Vater somit schon früh zutiefst verehrt haben will.
Doch das einfache Dorfleben ist spätestens vorbei,
als Khabib elf Jahre alt wird.
Weil sein Vater beschließt, seine Aktivitäten
als Kampfsporttrainer ausweiten zu wollen,
zieht die Familie in Dagestans Hauptstadt.
Die ist zwar nicht weit von seiner alten Bleibe entfernt,
trotzdem ist es für Khabib ein Übergang in ein ganz neues Leben,
erinnert er sich.
Denn kaum besucht er die neue internationale Schule,
auf die ihn sein Vater jetzt schickt,
kommt er im Unterricht nicht mehr mit,
weil alles auf Englisch unterrichtet wird.
Frust staut sich auf, während sich Khabib außerdem
mit fiesen Stadtkindern rumschlagen muss.
Nicht selten kommt es nun zu unschönen Raufereien auf der Straße.
In denen sich der überforderte Junge immer häufiger abreagiert.
Ein Highlight in dieser schwierigen Phase:
Samstagabends amerikanisch Wrestling- und MMA-Kämpfe
im Fernsehen schauen.
Irgendwann auch einmal selbst in die USA zu reisen,
geschweige denn in der UFC zu kämpfen,
für Khabib einst noch völlig utopisch.
Er selbst trainierte zu der Zeit hauptsächlich im Freistilringen.
Wie es damals für viele Jungs in Russland üblich gewesen sein soll.
Einzig Khabibs Vater erkannte schon früh den Trend,
dass sich alles zunehmend zu einer Verschmelzung
verschiedener Kampfkünste bewegen würde.
Und spezialisierte sich deshalb als Trainer
auf die MMA-ähnliche Sportart:
(Treibende Musik)
Doch Khabibs Bitte, von nun an auch Sambo trainieren zu dürfen,
lehnt sein Vater zunächst ab.
Er solle erst mal die einzelnen Kampfkünste beherrschen,
bevor er sie miteinander vermischt.
Alles klar, Ältere haben immer recht und Papa muss man gehorchen.
Also wird das so gemacht.
Ob so aus einem kleinen Jungen ein eigenständiger Mann werden kann,
bleibt fragwürdig.
Bis ihm sein Vater schließlich nach mehreren Jahren Training
und bestandener Beweisproben
endlich doch erlaubt, an den Sambo-Sessions teilzunehmen.
Kurze Zeit später, etwas nach seinem 18. Geburtstag,
tritt Khabib dann schon bei seinem ersten Amateurturnier an.
Und knockt direkt alle vier Gegner aus.
Der Junge hat Talent, bemerken nun plötzlich viele.
In den nächsten Jahren reist Khabib
von einem Amateurturnier zum nächsten.
Quer durch Russland und die Ukraine.
Nicht nur im Combat-Sambo, sondern auch im Freistilringen,
Judo, Kickboxen und einigen anderen Kampfsportarten
steigert er so seine Skills.
Begeistern soll ihn aber vor allem ein Turnier
in der Kampfkunst Pankration im Jahr 2008.
Das erstmals unter MMA-Regeln veranstaltet wird.
Auch hier kann Khabib wieder alle Amateurkämpfe
früh für sich entscheiden. (Treibende Musik)
Warum also nicht fortan auch professionell
nach MMA-Regeln trainieren?
Denkt sich Khabib.
Und spricht seinen Vater einfach drauf an.
Große Hoffnungen macht er sich allerdings keine,
denn zu dem Zeitpunkt ist er ja bereits
mit vielen Kampfsportarten beschäftigt.
Und auch an der Uni, an der er sich mittlerweile eingeschrieben hat,
ist er wieder am Struggeln.
Doch überraschenderweise meint sein Papa,
er würde es sich überlegen.
Cool!
Vielleicht hängt das damit zusammen, dass Khabibs Vater
ohnehin grade dabei war, ein eigenes MMA-Turnier zu organisieren.
(Rundenglocke)
Mag sein. Jedenfalls hat der 20-Jährige Khabib
hier im Herbst 2008 seinen ersten Profikampf.
Als er den schon nach etwa zwei Minuten gewinnt,
verdient Khabib zum ersten Mal Geld mit einem Fight.
Umgerechnet 2.000 Dollar.
Für ihn damals richtig viel Asche.
Khabibs Vater checkt wahrscheinlich,
was für ein Potenzial in seinem Sohn schlummert.
Und will ihn unbedingt vor dummen Entscheidungen
oder den immer noch stattfindenden Raufereien auf der Straße bewahren.
Also setzt er Khabib fortan auch als Kampfsporttrainer ein.
Neben Uni und eigenem Training vermutlich ganz schön hart.
Doch soll der Plan seines Vaters trotzdem aufgehen.
(Treibende Musik)
Denn in den folgenden zwei Jahren gewinnt Khabib als Amateur
nicht nur Landes- und Weltmeisterschaften im Combat-Sambo,
sondern auch als Profi macht er sich in der russischen MMA-Landschaft
langsam aber sicher einen Namen.
Was vor längerer Zeit noch als utopisch galt,
wird nun nach und nach immer realistischer,
eine Profikarriere in der amerikanischen UFC.
Schon bald kann Khabib den bisherigen Russland-Champion
in seiner MMA-Gewichtsklasse besiegen.
Und holt auch im Anschluss einen Sieg nach dem nächsten rein.
Im Herbst 2010 kann er bereits seine makellose Profistatistik
von 15 Siegen und null Niederlagen vorweisen.
Klar, dass die UFC nun wirklich auf ihn aufmerksam wird
und tatsächlich einen Kampf in den USA in Aussicht stellt.
Khabib schafft es schließlich ohne Niederlage in die UFC.
Und wird sich dort in den nächsten Jahren zu einem Megastar entwickeln.
Seine Dankbarkeit richtet sich bis heute
vor allem an seinen Papa.
Umso tragischer, dass Khabibs Vater
2020 infolge einer Corona-Infektion stirbt.
Nachvollziehbar, dass der zutiefst traurige
und vielleicht auch ein bisschen hilflose Khabib
kurz darauf seine Profikarriere in der UFC beendet.
(Beklemmende Musik)
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Und ein cooles Video von Leeroy ist hier ebenfalls verlinkt.
Bis zur nächsten Inspiration,
"Der Biograph".