Bevor Marvel berühmt wurde… | KURZBIOGRAPHIE
Spider-Man, Thor, X-Men, Hulk, Iron Man und so weiter.
All diese Superhelden aus dem Marvel-Universum
locken regelmäßig Millionen von Menschen in die Kinos.
Was du vielleicht schon mal gehört hast:
Die meisten dieser Figuren stammen aus alten Comicheften,
die ein Mann namens Stan Lee geschrieben hat.
Doch wer war dieser Typ?
Und warum sind seine Geschichten bis heute so beliebt?
(Stiftkratzen)
(Nachdenkliche Musik)
Als Stanley Martin Lieber gerade einmal sechs Jahre alt ist,
leiden die US-Amerikaner bereits extrem
unter der Weltwirtschaftskrise.
Für die junge rumänische Einwandererfamilie
ist das eine Katastrophe,
denn Stans Vater findet fortan einfach keinen beständigen Job mehr.
Nicht selten kommt es nun zu heftigem Streit zwischen seinen Eltern,
die wegen ihrer Geldsorgen hart gestresst sind.
Als Stan das einfach nicht aushält, fängt er an, superviel zu lesen
und dabei in Fantasiewelten abzudriften.
Um der misslichen Lage endlich zu entkommen,
möchte seine Mutter,
dass er möglichst früh mit der Schule fertig wird,
damit er arbeiten und die Familie unterstützen kann.
Stan strengt sich also an und überspringt Klassen,
was leider dazu führt, dass er stets der Jüngste ist
und ein Außenseiter wird.
Gegenteilige Erfahrungen macht Stan zum Glück aber auch.
Zum Beispiel, als er als 15-Jähriger
bei einem Schreibwettbewerb teilnimmt.
Hier wird er dreimal hintereinander als Gewinner gefeiert.
Bis ihn der Herausgeber der Zeitung bittet, nicht mehr mitzumachen,
um auch anderen Kindern eine Chance zu lassen.
Ein Vorzeichen seiner späteren Karriere?
Mag sein.
Jedenfalls sucht sich Stan nun bereits als Schüler
entsprechende Nebenjobs.
So arbeitet er beispielsweise eine Zeit lang als Redakteur
für Todesanzeigen.
Doch deprimiert es ihn bald, ständig dieselben traurigen Texte
über fremde Leute schreiben zu müssen.
Zu dieser Zeit entsteht in ihm der ferne Traum,
eines Tages für anspruchsvolle Literatur gefeiert zu werden.
Doch probiert sich der 17-Jährige Stan arbeitstechnisch
erst mal auch in andere Richtungen aus.
Schließlich hatte sich seine Mutter
ja ein wenig finanzielle Unterstützung gewünscht.
Und sein großer Traum vom Autorendasein
war einfach noch zu weit weg.
Allerdings sind diese Jobexperimente meist nur von kurzer Dauer.
Doch Stan hat Glück.
Kurz nach der Schulzeit bekommt er von einem Onkel den Tipp,
dass dessen Arbeitgeber, der Timely Verlag,
jemanden gebrauchen könnte.
Als Stan dort als Mädchen für alles anfängt,
arbeiten nur wenige Leute in der Comicabteilung.
Und weil Not am Mann ist, bekommt Stan schon bald die Chance,
eigene Sachen zu schreiben.
Dazu muss man jedoch sagen:
Comichefte sollen zu dieser Zeit noch längst nicht so angesehen wie heute
und lediglich anspruchslose Unterhaltung für Kinder gewesen sein.
Und weil Stan nicht möchte, dass man seinen echten Namen
später mit denen, aus seiner damaligen Sicht,
peinlichen Comicheften in Verbindung bringt,
arbeitet er nun zum ersten Mal unter dem Künstlernamen "Stan Lee".
Ob er dabei schon ahnen kann,
dass später alles einmal ganz anders kommen würde?
Natürlich nicht.
Aber Stan hat bald sowieso ganz andere Dinge im Kopf.
Der Zweite Weltkrieg bricht aus,
und die Army braucht junge, kampfbereite Männer.
Dass sich Stan der hohen Gefahr wirklich bewusst ist,
als er sich freiwillig als Soldat meldet,
kommt zumindest in seinen späteren Aussagen nicht rüber.
Doch Stan hat Glück.
Denn statt an der Front
wird er daheim als Autor für eine Nachrichteneinheit eingesetzt.
Die nächsten drei Kriegsjahre verbringt Stan also lediglich damit,
Anleitungen sowie Drehbücher für Trainingsfilme zu schreiben
und gelegentlich Infoposter zu zeichnen.
Nach Feierabend entwickelt er weiterhin Comicgeschichten
für den Timely Verlag.
Auch wenn es ihn damals nicht sonderlich erfüllt,
ist es wohl eine solide Einnahmequelle.
Als der Krieg 1945 vorbei ist, tritt Stan aus der Army aus
und kehrt zu seinem alten Arbeitgeber zurück.
Dort wird er dringend gebraucht.
Die Produktion läuft damals auf Hochtouren,
denn nach dem Krieg gibt es einen kleinen Comic-Boom.
Nach Jahren des Mangels sehnen sich die Leute wohl nach Unterhaltung.
Was Stan jedoch stört:
Der Verlag jagte den Trends nur hinterher,
statt selbst welche zu setzen.
Sein Chef schien absolut keine Lust auf große Experimente zu haben.
Wie langweilig!
So vergehen Jahre, in denen die Comicgeschäfte des Verlags
mal besser und mal schlechter laufen.
Finanziell kann sich Stan aber nie beklagen.
Doch trotzdem wächst sein Unbehagen mit der Zeit.
Er fühlt sich, als würde er nicht wirklich vorankommen.
Schließlich träumt er immer noch vom Ruhm durch anspruchsvolle Literatur.
Außerdem wird Stan unsicher,
denn inzwischen ist er ein Familienvater.
Und wer will schon einen ehemaligen Comicautor einstellen,
falls alles zerbricht?
Fragen über Fragen, die mit der Zeit nur noch komplizierter werden.
Zum Beispiel, als die Branche 1954 in eine Krise stürzt,
nachdem ein renommierter Psychiater behauptet hatte,
Comichefte würden Kinder negativ beeinflussen.
Oder als der externe Vertrieb des Verlags
plötzlich Pleite geht und sie quasi über Nacht
von einem der größten Comicheft-Macher
zu einem der kleinsten werden.
Stan verzweifelt so immer mehr.
Nein, ist sich Stan bald sicher und beschließt, zeitnah zu kündigen.
Doch als sein Chef kurz darauf mit einer Bitte um die Ecke kommt,
genau wie ihr großer Konkurrenzverlag
ein Comicheft über ein Superheldenteam zu produzieren,
passt er sein Vorhaben leicht an.
Er würde noch genau diese eine Geschichte entwickeln,
allerdings zum ersten Mal so, wie er sie sich vorstellte:
Also mit viel mehr Tiefe und Substanz,
mit Helden, die interessante Persönlichkeiten
sowie Schwächen besitzen
und sowohl junge als auch alte Leser begeistern sollten.
Tagelang schließt sich Stan nun ein und denkt sich eine Story aus,
die es in der Form noch nie zuvor gegeben hatte.
Seine neuen Helden kommen nicht immer gut miteinander klar
und sind nicht perfekt,
doch können sie sich im Zweifelsfall aufeinander verlassen.
Und die Resonanz der Leser spricht damals Bände.
Die erste Ausgabe der "Fantastic Four"
geht 1961 durch die Decke.
Als Stan den Erfolg mit seinen nächsten Superhelden-Comics
über Hulk oder Spider-Man sogar noch steigern kann,
sind die Sache mit der Kündigung und alle Zweifel schnell vergessen.
Klar, denn Stan bekam endlich die Anerkennung,
die er sich schon lange gewünscht hatte.
Nebenbei legte er mit seinem hohen Anspruch auch den Grundstein
für eine neue Ära von unperfekten und nahbaren Superhelden,
der dafür sorgt, dass seine Geschichten bis heute
von Jung und Alt gefeiert werden.
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Und ein cooles Video von Leeroy ist hier ebenfalls verlinkt.
Bis zur nächsten Inspiration!
"Der Biograph".