Bevor Muhammad Ali berühmt wurde… | KURZBIOGRAPHIE
Was ging dem bedeutendsten Schwergewichtsboxer
des 20. Jahrhunderts Muhammad Ali wohl durch den Kopf,
als er mit grade mal 22 Jahren
zum ersten Mal Weltmeister wurde?
Was es braucht, um in den Olymp der ewigen Legenden aufzusteigen,
und the Greatest of all Time zu werden,
das erfahrt ihr jetzt.
(Ploppgeräusche)
(Stiftekritzeln)
Im Osten der USA wächst Cassius Marcellus Clay Junior,
der später seinen Namen zu Muhammad Ali ändert,
zu einer Zeit auf, in der es Afroamerikaner nicht leicht haben.
Das merkt er schnell.
Cassius Familie gehört zum afroamerikanischen Mittelstand
der Stadt.
Sein Vater, ein Maler, arbeitet hart,
um Cassius, dessen Bruder und Mutter zu versorgen.
Voller Stolz ist der Zwölfjährige,
als ihm sein Vater ein brandneues Fahrrad zu Weihnachten schenkt.
Doch es dauert nicht lang und es wird gestohlen.
Mit jeder Menge Wut im Bauch berichtet er einem Polizisten davon,
und sagt ihm, dass er den Typ verprügeln werde,
wenn er diesen in die Finger kriege.
Ein wahrhafter Schlüsselmoment in Cassius Leben.
Denn der Polizist ist nebenbei auch ein Boxtrainer,
der ihn zum Training einlädt.
Glück im Unglück für den späteren
dreifachen, unumstrittenen Weltmeister.
Schon am nächsten Tag steht Cassius auf der Matte,
bereit seine Fäuste zu schwingen.
Das Besondere an diesem Gym:
Hier trainieren schwarze und weiße Boxer zusammen.
Zu dieser Zeit: eine absolute Ausnahme.
Zwar wird 1865 die Sklaverei per Gesetz
in den Vereinigten Staaten abgeschafft,
trotzdem gelten People of Color
noch lange als Menschen zweiter Klasse.
Die sogenannte Rassentrennung spürt auch Cassius jeden Tag.
In unmittelbarer Nähe seines Zuhauses befindet sich nämlich
ein sehr beliebter Freizeitpark.
Doch den dürfen nur Weiße betreten.
Cassius Vater sagt zu seinen Kindern:
Vielleicht ein Grund, warum Cassius beim Training richtig Gas gibt.
Denn nach nur wenigen Wochen hat er schon seinen ersten Boxkampf.
Und das sogar vor laufenden Kameras.
Weil sein Trainer, der Polizist, eine eigene kleine Lokal-TV-Show hat,
in der er Nachwuchstalente gegeneinander antreten lässt.
Und tatsächlich:
nach drei Runden gewinnt Cassius nach Punkten.
Die Siegesprämie: vier Dollar.
Doch jetzt hat der 13-Jährige richtig Blut geleckt.
Cassius trainiert von nun an sechs bis acht Stunden pro Tag.
Aber damit nicht genug.
Heimlich schleicht er sich in ein zweites Boxstudio,
das bekannt für seine Härte ist.
Nach seinem Karriereende soll er gesagt haben:
"Ich habe jede Minute des Trainings gehasst, aber ich sagte mir:"
Auf dem Weg zur Schule
joggt Cassius fortan neben dem Schulbus her.
Und in seiner Freizeit findet man ihn
meist schattenboxend in seiner Gegend,
erinnert sich ein Nachbarsjunge.
Einige lachen über Cassius und seine Prophezeiungen.
Aber das macht ihm nichts aus.
Sein Bruder erinnert sich,
wie selbstbewusst und redegewandt Cassius war.
Obendrein ist er jemand, der anderen Mut und Komplimente macht,
will sich ein Freund aus der Kindheit
über den charmanten und zielstrebigen Jungen erinnern.
Während Cassius beim Boxen überragende Leistungen bringt,
ist seine schulische Performance unterirdisch.
Er ist nicht nur faul, sondern leidet zudem unter Legasthenie,
einer Lese- und Rechtschreibstörung.
Im Alter von 16 Jahren verlässt er die Schule also mit schlechten Noten
und konzentriert sich erst mal nur auf das Boxtraining.
Und treibt seinen Coach dabei zur Weißglut.
Denn Cassius kämpft unorthodox, ist schnell,
nimmt dauernd seine Deckung runter,
weicht Schlägen aus und tänzelt förmlich im Ring.
So was hat die Boxwelt noch niemals gesehen, erinnert sich sein Biograph.
Innerhalb weniger Jahre
erlangt Cassius sämtliche nationale Amateurtitel.
Aber Cassius will wohl mehr als nur im Ring zu kämpfen.
Denn nach nur einem Jahr Pause
drückt er erneut die Schulbank,
um seinen Highschool-Abschluss zu machen.
Vermutlich will er es sich selbst beweisen
und vor allem anderen Afroamerikanern ein Vorbild sein.
Später wird er sogar eine Lernbuchreihe herausbringen,
die schwarze Kinder ermutigen soll, zu lesen.
Und auch sonst geht Cassius seinen Weg.
Mit 17 Jahren erfährt er, dass einer der größten Boxtrainer
in der Stadt sein wird.
Also fährt er zu dessen Hotel
und ruft ihn dreist aus der Lobby an.
Aber auch Cassius hat Ängste, und zwar vorm Fliegen.
Um trotzdem an den Olympischen Spielen teilzunehmen,
nimmt der 18-Jährige all seinen Mut zusammen
und fliegt doch.
(Lockere Musik)
Zum Glück, denn zurück in den USA
wird Cassius als großer olympischer Champ gefeiert.
Doch gleichberechtigt ist er damit noch lange nicht.
In einem Only-Whites-Restaurant werden er und ein Freund
nicht bedient.
Aus Frust und Wut auf die damaligen Zustände
wirft er seine gewonnene Goldmedaille in den Ohio Fluss.
So erzählt er es zumindest in seiner Biographie.
Cassius kämpft von nun an auch außerhalb des Rings.
Als einer der wenigen berühmten Afroamerikaner,
nutzt er seine Bekanntheit,
um sich gegen Rassismus und Armut auszusprechen.
Und wird so zum Helden vieler.
Im Ring provoziert er, um seine Gegner zu irritieren,
das Publikum zu entertainen und damit die Presse über ihn spricht.
Er gewöhnt sich an, viele Witze zu reißen,
und sich wie ein Champion aufzuspielen.
Mit Erfolg: mit grade mal 22 Jahren
gewinnt Cassius den Weltmeistertitel.
Kurz danach konvertiert er zum Islam
und nennt sich fortan Muhammad Ali.
Als Ausdruck seiner Freiheit.
Seine Werte und seine Geschichte hat der Boxer auf dem Weg nach oben
nie vergessen.
Heute ist er nicht nur eine Legende,
sondern auch immer noch ein Vorbild für viele.
Wie hart es beim Bare-Knuckle-Fight in den USA zur Sache geht,
das könnt ihr in diesem Video sehen.
Und eine weitere interessante Biographie
ist hier ebenfalls verlinkt.
Bis zur nächsten Inspiration,
"Der Biograph".