Bevor Nura berühmt wurde… | KURZBIOGRAPHIE
(Ruhige Musik, Schulglocke)
Während ihre Klassenkameraden
zum Spielen direkt mit Freunden nach Hause gehen
oder sich zu Geburtstagspartys verabreden,
marschiert die junge Nura allein zurück.
Sie darf das alles nicht,
ihre Mutter verbietet es.
Und das ist erst der Anfang,
jahrelang steht Nura immer wieder zwischen den Stühlen:
Will sie cool sein mit ihrer Mama oder ihren eigenen Weg gehen?
(Ploppgeräusche, Stiftkritzeln)
Alles Fragen, die sich Nura als junges Mädchen
aus religiösem Haushalt irgendwann stellt,
schreibt sie in ihrer Autobiografie.
Denn viele islamische Regeln und Bräuche findet sie unfair.
Doch ihre alleinerziehende Mutter
kann keine zufriedenstellenden Antworten geben.
Stattdessen wird Nura gelobt,
wenn sie den Älteren nicht widerspricht
und einfach macht, was sie ihr sagen.
Bei Freundinnen übernachten,
mit Mädchen und Jungs spielen,
so lange draußen bleiben, wie sie möchte,
gehört nicht dazu.
Wie gesagt, alles Dinge, die die anderen Kinder scheinbar dürfen,
sie aber nicht.
Mit der Zeit entwickelt Nura Strategien,
um ein wenig Freiheit zu gewinnen.
Doch fragt sie sich nach einer Weile zu Recht:
Dass sie sich zu der Zeit gerade am Beginn der Pubertät befindet,
tut wahrscheinlich sein Übriges.
Nura wird wütend
(Rockige Musik)
Also verändert sie allmählich ihr Äußeres, hört laute Metal-Musik
und widersetzt sich immer mehr den Regeln,
die man ihr zu Hause auferlegt.
Erinnert sie sich in ihrem Buch.
Eine Rebellin, die sich nichts mehr vorschreiben lassen
und ihr eigenes Ding machen will. (Rockige Musik)
Und so beschließt sie, zusammen mit einer Freundin
von zu Hause abzuhauen.
Keine Vorschriften mehr, kein Stress mehr mit ihrer Mama,
das klingt verlockend.
Funktioniert aber nur für kurze Zeit.
Bis sie nämlich von der Polizei aufgesammelt werden.
(Traurige Musik)
Eine Strafe fürs Abhauen
ist in Deutschland gesetzlich nicht vorgesehen,
doch in der Konsequenz kommt es zum Gespräch beim Jugendamt.
Nura und ihre Mutter reden kein Wort miteinander,
eine Sozialarbeiterin versucht zu vermitteln.
Nura checkt, dass es jetzt kein Zurück mehr gibt,
und bestätigt:
Nach Hause will ich nicht mehr.
(Treibende Musik)
Schlussendlich darf Nura also
ins betreute Wohnen für Jugendliche ziehen,
Eine Einrichtung vom Staat,
in der sie zwar ohne ihrer Mutter,
dafür aber mit jeder Menge Gleichaltrigen lebt.
Für viele ist das eigentlich wie eine heftige Bestrafung,
Nura hingegen fühlt sich hier wohl.
(Rockige Musik)
Doch nach einer Weile ist die gute Laune wie weggeblasen,
erzählt Nura in ihrer vor Kurzem veröffentlichten Lebensgeschichte.
Denn all ihre Probleme muss sie mit sich selbst ausmachen,
es gibt niemanden, den sie um Rat fragen kann.
Zwar ist ihre Mutter immer wieder
zu sogenannten Hilfeplangesprächen eingeladen,
nimmt aber nur selten dran teil.
Bisher hatte sich Nura nichts sehnlicher gewünscht,
als endlich frei zu sein,
und jetzt fehlt ihr auf einmal die Familie um sich herum?
Warum konnte sie nicht beides haben?
Sie selbst fasst zusammen:
Auch als sie ein paar Jahre später
in ihre erste eigene Wohnung ziehen darf,
weil sie jetzt volljährig ist,
kann sie sich nicht wirklich freuen.
Denn Nura fühlt sich noch immer unglücklich und orientierungslos.
Und mit der Zeit wurde es immer schlimmer.
Nura war im Alltag nämlich phasenweise sehr traurig,
fühlte sich alleingelassen und unwichtig,
nahm die Welt in einem dunklen Schleier wahr.
Heute weiß sie, dass die Depressionen hatte
und mit dem Ritzen anfing, weil sie irgendwie hoffte,
auf diese Weise die Aufmerksamkeit
und das Verständnis ihrer Mutter zu bekommen.
Leider vergebens.
Abgesehen davon erlebt sie viele weitere,
für sie unerträgliche, Dinge
in ihrem Wohnort Wuppertal.
Ständig von Bekannten beobachtet werden,
die über sie und ihre Angelegenheiten tratschen.
Ein Freund, der sie mit ihrer besten Freundin betrügt,
Geschwister, von denen sie sich mehr Rückhalt gewünscht hätte.
Nura hat mal wieder die Schnauze voll
und haut ab. (Traurige Musik)
Weltoffen, liberal und unkompliziert
sei man nur in Berlin, hatte sie gehört.
Ihr Ziel steht somit fest.
Und tatsächlich:
Die neue Umgebung gefällt ihr von Tag eins.
Berlin, eine Stadt, in der sie sie selbst sein kann,
und zwar ohne dabei schief angeglotzt zu werden.
Ein Ort, an dem man sie einfach so akzeptiert, wie sie ist.
Nura fühlt sich richtig gut.
Das tut sie vor allem, indem sie ihr Leben genießt,
ständig Party macht
und dabei viele Leute kennenlernt.
Das Geld ist knapp und reicht meist nur für Miete,
Essen, Klamotten und ein wenig Gras.
Doch Nura ist endlich glücklich.
Und was nun passiert,
ist vielen Fans bereits bekannt.
Nura schließt sich der Elektro-Punk-Band
"The toten Crackhuren im Kofferraum"
und dem "Berliner Kneipenchor" an.
Sie sammelt erste Live-Erfahrung
und lernt zu dieser Zeit auch Juju kennen,
mit der sie wenig später das weibliche Rap-Duo
"SXTN" gründen wird.
Außerdem beginnt sie eine Ausbildung zur Sozialassistentin,
macht Praktika in Jugendzentren,
arbeitet als Barkeeperin und Türsteherin
in verschiedenen Kneipen und Clubs.
Insgesamt hat Nura eine gute Zeit,
erinnert sie sich.
Jahre vergehen in Berlin,
in denen sich Nura zwar weiterentwickelt,
ihr Verhältnis zur Familie bessert sich jedoch kaum.
Erst 2015,
mit der Geburt ihrer Nichte
und kurz darauf dem Tod ihres Großvaters,
nähern sich Mutter und Tochter langsam wieder an.
Es scheint, als hätten sie nach all den Jahren der Trennung dazugelernt,
und könnten jetzt mehr Verständnis füreinander aufbringen.
Warten bis einer von beiden nachgibt
und sich nur für den jeweils anderen ändert,
scheint nicht der richtige Weg zu sein.
(Dynamische Musik) Nura sagt:
Wie wahr.
Das war jetzt natürlich nur ein sehr kleiner Teil von dem,
was Nura selbst über ihre Vergangenheit erzählt.
Weitere Aspekte gibt es hier.
Und eine andere spannende Kurzbiografie
ist hier ebenfalls verlinkt.
Bis zur nächsten Inspiration,
der Biograph.