Bevor Palina Rojinski berühmt wurde… | KURZBIOGRAPHIE
Es gibt kaum einen Beitrag über Palina Rojinski,
der ohne einen Hinweis auf ihre Oberweite auskommt.
Dabei gibt es noch viel mehr über sie zu erzählen,
als das, was man auf den ersten Blick sieht.
Dafür muss man sich nur einmal ihre "Kinderheit" ansehen,
wie Palinas Mamochka wohl sagen würde.
Okay, dann machen wir das doch mal.
(Plopp- und Kritzelgeräusche)
In jungen Jahren wuchs Palina in ärmlichen Verhältnissen heran.
Wenn es kein Klopapier mehr gab,
wurde kurzerhand die Zeitung kleingeschnitten.
Und doch versuchten die Eltern ihrer ersten Tochter
alles zu geben, was sie hatten.
Obwohl beide Akademiker waren,
konnten sie in ihrem sozialistischen Heimatland
nicht viel erreichen.
Die Sowjetunion war kurz vor dem Zerfall,
das Volk litt unter Hunger und war ständiger Unterdrückung ausgesetzt.
Für "ihre" Palina
wünschten sich die Eltern deshalb eine bessere Zukunft.
Also beschlossen sie Anfang der 90er-Jahre,
die Sowjetunion zu verlassen.
Während Papa und Mama in Berlin alles für die Ankunft
ihrer bis dahin einzigen Tochter vorbereiteten,
lebte Palina für einige Wochen bei ihren Großeltern.
Babuschka und Djeduschka.
Als kleiner Vorgeschmack
trudelte dort eines Tages ein Westpaket von ihren Eltern ein.
Die ganze Nachbarschaft des Arbeiterviertels kam vorbei
und staunte nicht schlecht.
Solche Produkte hatten sie noch nie gesehen.
Und das war erst der Anfang.
Als Palina wenig später selbst in Berlin ankam,
war sie völlig überwältigt.
So viel Reklame, so viel Verpackung,
so eine riesengroße Auswahl an Lebensmitteln
war das junge Mädchen aus der Sowjetunion nicht gewohnt.
Die Familie lebte zu Beginn fast ein Jahr lang
in einem Asylheim in Schöneberg, dem früheren Westberlin.
Anfang der 90er-Jahre wohnten dort neben Russen
viele Bulgaren, Polen und auch Ostdeutsche.
Die Sechsjährige lebte sich schnell ein
und schwärmt noch heute von der Zeit in der Unterkunft.
Vor allem, weil sie mit den gleichaltrigen Kindern
auch trotz der Sprachbarrieren wunderbar spielen konnte.
In der Vorschule gelang die Ein- gewöhnung aber nicht so schnell.
Andere Kinder mobbten das junge Mädchen,
weil sie noch nicht so gut Deutsch konnte.
Palina kam häufig weinend nach Hause.
Als ihr Vater davon erfuhr,
brachte er ihr Leberhaken und Karatekicks bei.
"Ich habe wirklich ein paar Watschen verteilt und dann war Ruhe",
erzählt Palina heute.
So lernte sie von klein auf, sich zu wehren.
Palina, ein knallhartes Mädchen?
Nicht nur.
Beim Training der Rhythmischen Sportgymnastik
zeigte sie sich ganz grazil und leichtfüßig.
Bereits mit vier Jahren hatte sie in Leningrad
mit der Sportart begonnen.
Sie liebte es, zu tanzen und zu turnen.
In der Grundschule traf das Mädchen dagegen auf Kinder
eines ganz anderen Schlags.
In Kreuzberg besuchten nämlich viele Kids von Alt-68ern ihre Klasse.
Die Hippiekultur ihrer Mitschüler
prallte mit Palinas russischer Mentalität zusammen.
Denn sich schick zu machen und weiblich zu kleiden,
das habe man mit sowjetischen Wurzeln im Blut,
sagt die Moderatorin.
Bis heute könne es ihr Papa nicht leiden,
wenn Palina Leggins und Turnschuhe trägt.
In Russland wäre sie mit ihrer Art wohl eher ein Mann, sagt sie,
weil sie sich nicht gern unterordnet,
im Auto am liebsten selbst am Steuer sitzt
und einen jüngeren Freund hat.
Gleichzeitig aber legt sie großen Wert auf ihr Äußeres,
zeigt sich gern als Vollblutfrau und wünscht sich,
dass der Mann mal den ersten Schritt macht.
Deswegen würde sie auch hierzulande oft abgestempelt.
Palina möchte beides sein dürfen,
das wollte sie auch schon als Kind.
Ihr Berufsziel sollte dann irgendwann tatsächlich einmal
die Rhythmische Sportgymnastik werden.
Weil sie so talentiert war und große Freude daran hatte.
War sie sich damals sicher.
Also überredete sie ihre Eltern,
1995 auf ein Sportinternat
in die Nähe von Stuttgart wechseln zu dürfen.
Hier trainierte Palina hart.
Schule, Mittagessen, Training bis abends,
allein eineinhalb Stunden Ballett täglich,
was sie überhaupt nicht mochte.
"Aber die Notwendigkeit habe ich verstanden",
sagt sie heute.
Sie und ihre Klassenkameradinnen
waren auch ständig auf Diät, vor allem vor den Wettkämpfen.
Nach erfolgreicher Teilnahme zurück ins Internat zu fahren,
sei damals das Schönste gewesen.
Doch je älter sie wurde, desto stärker schmerzten die Knie.
Und auch ihre disziplinierte Einstellung
wandte sich ins Gegenteil.
Sie begann zu rebellieren,
wechselte vom Internat wieder in eine Schule nach Berlin,
die Noten wurden schlechter
und Palina musste ein Schuljahr wiederholen.
Mit ihrer Clique ging sie trotzdem oft feiern
und machte einen drauf.
Zwar musste sie um jede halbe Stunde, die sie länger ausgehen wollte,
mit ihren Eltern kämpfen,
aber das Trinken hatten sie ihr vorsorglich schon beigebracht.
Doch nicht jeder Drink landete in Palinas Bauch.
Denn schon als Teenager wehrte sie sich gegen übergriffige Kommentare
von Männern.
Diese verbale sexuelle Belästigung
nennt man heutzutage übrigens Catcalling.
Auch heute muss sich Palina
mit unzähligen Kommentaren unter der Gürtellinie
oder Dickpics im Postfach herumschlagen.
Und trotzdem bleibt sie sich und ihrem Stil treu.
Aber nicht ohne ihre Meinung kund zu tun.
Oft hält sie sexistischen Männern nämlich den Spiegel vor.
Während ihres Geschichte- und Literaturstudiums,
das sie übrigens nach dem dritten Semester abbrach,
organisierte sie für eine Zigarettenfirma Partys
und Dinnerabende
und lernte so die Berliner Nachtszene richtig gut kennen.
Clubbesitzer, Veranstalter, Menschen, die Connections hatten.
So wurde eines Tages auch der damalige Musikchef von MTV
auf Palina aufmerksam
und lud sie zum Casting mit Joko Winterscheidt ein.
Über die Anfänge ihrer Karriere als Frau im Männerbusiness Entertainment
sagte sie zuletzt:
Sie wollte mehr als nur ein Sidekick sein,
denn sie wusste, was sie draufhat.
Weil sie es schon immer verstand, für sich einzustehen.
Um als die Person wahrgenommen zu werden,
die sie wirklich ist.
Auch, wenn der erste Eindruck vielleicht trügerisch scheint.
Den Weg einer weiteren Frau,
die sich übrigens auch in einer Männerdomäne behaupten musste,
stellen wir euch hier vor.
Und eine knackige Diskussion über Sexismus und Flirts
gibt es hier.
Bis zur nächsten Inspiration ...
der Biograph.