Bevor Pokémon berühmt wurde… | KURZBIOGRAPHIE
Eine Reihe von Videospielen, unzählige Sammelkarten,
eine beliebte TV-Serie, massenweise Merch
und etliche Kinofilme.
Die Fantasiewesen aus Pokémon bewegen sich auf diese Weise
seit über 25 Jahren durch unsere Welt.
Und sind daraus inzwischen kaum wegzudenken.
Doch wer steckt eigentlich hinter Glurak, Bisaflor und Pikachu?
Wie ein einfacher Junge zum Erfinder eines der erfolgreichsten Produkte
der modernen Spielindustrie wurde,
das erfahrt ihr jetzt. (Treibende Musik)
(Ploppgeräusche, Stiftekritzeln)
(Bewegte Musik)
Als Sohn eines Autoverkäufers
und einer Hausfrau wächst Satoshi Tajiri
Ende der 60er-Jahre in einem ländlichen Vorort von Tokio auf.
Um ihn herum blühende Natur, erinnert er sich.
Die perfekte Umgebung für einen Knirps,
der sich wahnsinnig für Insekten begeistert.
So sehr, dass er später einmal auch beruflich
Insektenforscher werden möchte.
Denn jedes Mal, wenn er ein neues dieser seltsamen Wesen fangen konnte,
sei das für ihn das Größte gewesen.
Doch als sich die Stadt in den später 70er-Jahren
nach außen hin ausweitet,
habe man Platz für Wohnhäuser,
Schnellstraßen und Bahnlinien gebraucht,
sagt Satoshi.
Immer mehr von der einst so schönen Natur wäre zerstört worden,
sodass auch die Vielfalt an Insekten dahinschwand.
Da, wo eins ein Fischteich lag,
habe man nun eine Videospielhalle gebaut.
Satoshi aber scheint flexibel zu sein.
Denn anstatt weiterhin Käfer zu suchen, orientiert er sich um.
Seine Freizeit verbringt er nun einfach
an den neuartigen Daddelautomaten,
obwohl das zu dieser Zeit im strebsamen Japan
noch extrem verpönt gewesen sein soll.
Ein Großteil der Kids pauken da
nämlich auch außerhalb des regulären Schulunterrichts,
doch Satoshi wusste Fleiß und Vergnügen zu kombinieren.
Er suchte sich eine Nachhilfeschule,
die neben einer Spielhalle lag.
Jede noch so kleine Pause konnte er jetzt nutzen,
um seine Raketenkommandos zu starten.
(Klingeln)
Scheinbar gewann das Zocken allerdings irgendwann die Überhand.
Denn Satoshi soll kurz vor Ende der Schulzeit
so viel geschwänzt haben,
dass sein Abschluss ernsthaft in Gefahr war.
Sein Vater machte sich daraufhin so große Sorgen,
dass er schon persönliche Beziehungen spielen ließ,
um dem Jungen auch ohne Abitur eine berufliche Zukunft zu sichern.
(Lockere Musik) Satoshi wollte derweil
aber vermutlich nicht nur selbst zocken,
sondern auch anderen
ein möglichst aufregendes Spielerlebnis verschaffen.
Also schließt er sich als 16-Jähriger mit ein paar Gleichgesinnten zusammen
und veröffentlicht fortan ein eigenes Gaming Magazin,
das Tipps und Cheatcodes für ihre Lieblingsspiele enthält.
Über mehrere Jahre hinweg mausert sich ihr handgeschriebenes Heftchen
zum echten Insiderprodukt.
Und beschert Satoshi bereits in jungem Alter
ein gut laufende Geschäft.
(Lockere Musik)
Die Schule packt er zwischenzeitlich übrigens trotzdem.
Sehr zur Erleichterung seines Vaters.
Auf eine richtige Universität will Satoshi dennoch nicht gehen.
Lieber besucht er zwei Jahre lang eine Fachschule,
um dort mehr über Elektronik zu lernen.
Doch je mehr sich Satoshi und seine Freunde
mit den damals verfügbaren Games auseinandersetzen,
desto frustrierter werden sie im Laufe der Zeit.
Sagen sie sich.
Ihr Gaming Magazin wandeln sie Ende der 80er-Jahre
also kurzerhand in eine kleine Videospielentwicklungsfirma um.
(Unruhige Musik)
Das Programmieren hatten sie sich inzwischen selbst beigebracht.
Was zu dieser Zeit vermutlich noch nicht so anspruchsvoll war wie heute
aber dennoch viel Fleiß erforderte.
Und schon bald erscheint ihr erstes Game.
Ein Action-Puzzle-Videospiel,
das bereits wichtige Personen von Nintendo
auf Satoshis Fähigkeiten aufmerksam macht.
Denken sie.
(Lockere Musik)
Ob man bei Nintendo da auch weiterhin dran glaubt,
als Satoshi die Idee für sein nächstes Game vorstellt?
Keine Ahnung, aber auf jeden Fall soll er Schwierigkeiten gehabt haben,
das Konzept zu erklären,
wodurch es die anderen nicht so richtig verstehen konnten.
Vielleicht lag das daran,
dass alles nur auf einer losen Eingebung beruhte,
die Satoshi zuvor hatte?
Denn als er kurze Zeit vorher Nintendos Game Boy
und vor allem das sogenannte Linkkabel entdeckt,
kommt ihm eine Idee.
Was wäre, wenn die ganzen Stadtkinder
auch heute noch Insekten sammeln könnten -
so wie er es eins getan hatte -
und sie dann sogar miteinander tauschen würden?
Die Grundidee für Pokémon war geboren.
Doch wer jetzt denkt, dass das alles über Nacht zum Erfolg führte,
hat sich geschnitten.
Satoshi unterzeichnet 1990 zwar einen Vertrag
und bekommt einen Game-Boy-Experten zur Seite gestellt,
um an seinem noch unausgereiften Konzept zu feilen,
aber trotzdem passierte nach außen hin erst mal nicht viel,
erinnert sich ein Nintendo-Mitarbeiter.
(Tippen)
Intern hingegen brodelt es bald wie verrückt.
Da sich die Entwicklung des Spiels
nach einer Weile immer weiter in die Länge zieht
und nur wenig Geld reinkommt.
Während der sechs Jahre, die Satoshi braucht, um Pokémon fertigzustellen,
geht sein Unternehmen fast pleite.
Mehrere Mitarbeiter kündigen und auch Satoshi zahlt sich selbst
kein Gehalt aus, sondern lebt nur vom Gehalt seines Vaters.
Als die Ambitionen für sein Spiel immer weiter wachsen,
sieht er sich gezwungen, Aufträge für andere Games dazwischenzuschieben,
um die Firma zu retten.
Was ein Stress!
Durch all den Druck ging die Liebe zum Detail aber nicht verloren.
Im Gegenteil.
So sind zum Beispiel viele Pokémon in ihrem Aussehen an Insekten angelehnt,
die Satoshi als kleiner Junge gefangen hat.
Und auch die Namen der Figuren und Fantasiewesen
sind stets bewusst gewählt.
Wer von euch hätte zum Beispiel gewusst,
dass sich die Bezeichnung Pikachu aus zwei Bestandteilen zusammensetzt?
So sagen die Japaner nämlich, dass das Geräusch,
das elektrische Funken produzieren,
sich anhöre wie "Pika",
und das Piepsen einer Maus klinge wie "Chu".
Okay, wie dem auch sei,
als Satoshi nach einem halben Jahrzehnt
mit der Entwicklung von Pokémon fast fertig ist,
soll er nicht etwa ausgelaugt, sondern mittlerweile
eine glasklare Vision gehabt haben.
Doch als das Spiel 1996 in Japan auf den Markt kommt,
ist der Game Boy inzwischen so gut wie out.
Niemand rechnet mehr damit, dass sich Pokémon gut verkaufen würde.
Denn nur PC-Spiele galten als die Zukunft.
Allerdings soll die etwas veraltete Technologie
einen großen Vorteil gehabt haben:
Im Gegensatz zur neuesten Hightech
war sie für viele japanische Kids bezahlbar.
Und so passierte, was passieren musste,
die Pokémon-Verkäufe wuchsen langsam und stetig.
Und sie hörten nicht auf.
Satoshis Traum wurde also tatsächlich wahr.
Pokémon wurde zum gigantischen Erfolg.
Ein richtiger Insektenforscher ist er letzten Endes nie geworden.
Doch was lernen wir aus seiner Geschichte?
Wer erfolgreiche Spiele entwickeln möchte,
darf nicht nur selbst zocken, sondern muss auch vielfältige Erfahrungen
im echten Leben sammeln.
(Dynamische Musik)
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Und ein cooles Video von "Game Two" ist hier ebenfalls verlinkt.
Bis zur nächsten Inspiration, "Der Biograph".