Bevor Stephen Hawking berühmt wurde… | KURZBIOGRAPHIE
Stell dir vor, du bist grade Anfang 20
und ein Arzt sagt dir,
dass du nur noch wenige Jahre zu leben hast.
Dass du in nächster Zeit allmählich die Kontrolle
über deinen Körper verlieren wirst.
Bis du irgendwann noch nicht mal mehr atmen kannst.
Was würdest du tun?
(Kratzender Stift)
England Anfang der 60er-Jahre.
Der junge Stephen Hawking ist grade auf dem Weg zur Vorlesung,
als er plötzlich hinfällt.
Weil er sich nicht erklären kann wieso das geschehen ist
und weil ihm die ganze Aufmerksamkeit unangenehm wird,
schiebt er es einfach auf seine offenen Schnürsenkel.
Doch war das gar nicht so weit hergeholt,
denn Stephen hatte in letzter Zeit tatsächlich immer häufiger
Probleme gehabt, seine Schuhe ordentlich zuzubinden.
Irgendwie wollten ihm seine Hände nicht mehr so richtig gehorchen,
was ihn sehr beunruhigte.
Also geht er zu einem Arzt und erzählt ihm von seinem Problem.
Doch der schickt ihn nach einer oberflächlichen Untersuchung
direkt wieder nach Hause.
Leider war das Problem damit nicht gelöst.
Denn als Stephen während der Weihnachtsferien
seine Familie besucht
und ohne erkennbaren Grund dermaßen stürzt,
machen sich auch seine Eltern große Sorgen.
Was war nur los mit dem Jungen?
Stephens Vater bringt ihn daraufhin zu einem Facharzt,
der verschiedene Untersuchungen im Krankenhaus anordnet.
Über zwei Wochen lang muss sich Stephen
dort zum Teil schmerzhaften Tests unterziehen.
Bis schlussendlich eine grausame Diagnose feststeht:
ALS.
Eine sogenannte Motoneuronen-Erkrankung,
die unheilbar ist und dafür sorgen soll,
dass er sich schon bald gar nicht mehr bewegen kann.
Die restliche Lebenserwartung: wenige Jahre, behaupten die Ärzte.
Uff. Was für ein Schock.
Stephen ist zu diesem Zeitpunkt grade mal 21 Jahre alt
und hatte noch sein ganzes Leben vor sich.
Das konnte es doch wohl noch nicht gewesen sein?
Die Krankheit kann jeden treffen.
Warum musste ausgerechnet ihm so was passieren,
fragte er sich.
Während er so dalag und irgendwie verstehen wollte,
was mit ihm geschah, erinnerte er sich an einen kleinen Jungen,
der vor ein paar Tagen noch im Bett neben ihm gelegen hatte.
Dieser Knirps war inzwischen an Leukämie verstorben.
Und, im Gegensatz zu Stephen,
nie in den Genuss einer unbeschwerten Kindheit gekommen.
Denn bis zu diesem Tag
war Stephens Leben doch eigentlich superentspannt gewesen.
Geboren wurde er nämlich zum Ende des Zweiten Weltkriegs.
Aber wirklich viel darunter gelitten
hat der Sohn eines Tropenarztes und einer Sekretärin nicht.
Die Familie war weder arm noch superreich.
Doch Bildung wurde im Hause Hawking schon damals großgeschrieben.
In seiner Schulzeit gab es allerdings
noch keine besonderen Anzeichen dafür,
dass Stephen einmal, nur mithilfe seinen Vorstellungsvermögens,
außerordentliche Leistungen erbringen wird.
Ein Freund wettete sogar einmal mit einem anderen Jungen,
dass aus Stephen nie etwas werden würde.
Trotzdem schafft er es irgendwie an die Universität von Oxford,
wo er, ebenso wie die meisten anderen Studenten,
mit sehr geringem Einsatz einen Bachelorabschluss macht.
Damals musste man sich im heutigen Elite-College
wohl noch nicht so sehr ins Zeug legen,
wenn man sich schlau anstellte.
Ebenso mühelos meistert er auch den Sprung
an die ausgezeichnete Cambridge Universität.
Hier beginnt er halbherzig an seiner Promotion zu arbeiten.
Hier lernt er seine Freundin Jane kennen.
Und hier werden, wie bereits erwähnt,
die ersten Anzeichen seiner Krankheit sichtbar.
Und da lag er nun,
niedergeschlagen von der Diagnose,
und machte sich Gedanken über die kurze restliche Zeit,
die ihm verblieb.
In den nächsten Wochen verfiel Stephen in eine Depression,
hörte viel Wagner-Musik, getrunken habe er aber nicht,
wie später oft behauptet wurde.
Bevor seine Krankheit erkannt worden war,
hatte ihn sein Leben schon gelangweilt.
Nichts schien ihm irgendeiner Mühe wert zu sein, sagt er.
Doch ganz plötzlich,
im Angesicht des vermeintlich kurz bevorstehende Todes,
hätte er auf einmal begriffen,
dass es eine Reihe wertvoller Dinge im Leben gab.
Was genau das bedeutete?
Na ja, trotz der geringen Lebenserwartung
seine große Liebe Jane zu heiraten und mit ihr Kinder zu bekommen.
Sich endlich in sein Studium reinzuhängen
und seinen Doktor zu machen.
Und vor allem intensiv nachzudenken
und physikalische Theorien zu entwickeln.
Das ging ja schließlich auch mit nachlassender Bewegungsfähigkeit.
(Rockige Musik)
Während sein Körper in den nächsten Jahren also immer schwächer wurde,
setzte Stephen trotzdem neue, ungeahnte Kräfte frei.
Wurde die ALS-Diagnose also vielleicht
zu einem wichtigen, wenn nicht sogar zu dem wichtigsten Wendepunkt
in Stephens Leben?
Wahrscheinlich.
Er selbst sagt:
Und im Fall von Stephen Hawking auch, wie das Universum entstanden ist.
Mit bahnbrechenden Theorien zu Kosmologie und Schwarzen Löchern
machte er sich als Wissenschaftler,
zuerst unter Forscherkollegen, einen Namen.
Als er diese dann in leicht verständlicher Sprache
für die Allgemeinheit aufbereitete,
gelang ihm schließlich auch der ganz große Durchbruch.
Nur wenige Jahre hatten ihm die Ärzte damals gegeben.
Dass sie damit falsch liegen
und sich um über 50 Jahre verschätzen sollten,
konnte zu der Zeit keiner ahnen.
Als gut und erfüllt hat dagegen der 76-jährige Stephen Hawking
sein Leben, kurz vor seinem Tod im Jahr 2018, beschrieben.
Also möchten wir noch einmal nachfragen:
Wenn dir ein Arzt sagen würde,
dass du nur noch kurze Zeit zu leben hast,
was würdest du tun?
Eine ähnlich spannende Biografie kannst du dir übrigens hier ansehen.
Und wie es für Marcel war,
der während seines Studiums plötzlich erblindet ist,
seht ihr hier.
Bis zur nächsten Inspiration! "Der Biograph".
(Rockige Musik)