Bevor TikTok zur Starfabrik wurde... | KURZBIOGRAPHIE
Tik, Tok, Tik, Tok ...
Beim Swipen durch Lip Syncs, Pranks und Challenges
scheint die Zeit nur so zu verfliegen.
Ganze 50 Minuten täglich
verbringen deutsche User durchschnittlich auf TikTok.
Der App gelang ein kometenhafter Aufstieg.
Warum?
Dafür drehen wir die Uhr ein paar Jahre zurück.
(Ploppgeräusche, Stiftekritzeln)
(Leise Musik)
Zhang Yiming ist 28 Jahre alt,
als er das Start-up "ByteDance" gründet.
Noch ahnt der unscheinbare Software-Ingenieur nicht,
dass er in wenigen Jahren
eine der erfolgreichsten Social Media Apps auf den Markt bringen wird.
Aber sagen wir mal so:
Wenn jemand so besessen ist von seiner Arbeit,
dann verwundert es nicht,
dass er dafür irgendwann auch die Lorbeeren ernten darf.
Auch der Teenager Falco
hat zu dieser Zeit noch keinerlei Vorstellung davon,
dass er einmal zu den reichweitenstärksten TikTok-Stars
Deutschlands zählen wird.
(Dynamische Musik)
Die Videos, die er mit seinem Kumpel drehte,
waren eher unbeholfen, aber Vorbilder weckten seinen Ehrgeiz.
(Dynamische Musik)
... sagt er.
Um coole Effekte in seine Videos einzubauen,
brachte er sich sogar die Bedienung komplexer Programme
nächtelang selbst bei.
Zhang brachte lieber Maschinen zum Arbeiten.
Und war damit so berechnend
wie die Technik, die zu seinem Erfolgsrezept wurde.
Sein erster großer Wurf war eine News-Seite,
die Nachrichten mithilfe von künstlicher Intelligenz
auf Nutzerinteressen abstimmt.
Und was sie vorgesetzt bekamen, gefiel den Chinesen.
Denn 120 Millionen Menschen
öffneten die Seite täglich.
Doch die krasse Nachfrage rief schon bald
die chinesischen Behörden auf den Plan.
Regierungskritische Inhalte sollten von der Plattform verschwinden.
Das sind wohl andere Worte für Zensur.
(Dynamische Musik)
Doch Zhang fügte sich,
was tut man nicht alles für den Erfolg.
Während Falco eine Lehre zum Tischler machte,
produzierte er in seiner Freizeit Musikvideos für befreundete Rapper.
Dabei hörte er das erste Mal von einer neuartigen Video-App
und lud sie direkt herunter.
(Dynamische Musik)
So auch Zhang
doch scheinbar nicht, um die App zu nutzen,
sondern um, typisch Geschäftsmann,
zu analysieren, warum sie so einschlug.
Vielleicht, weil sie die Vorteile anderer Netzwerke
um ein Feature erweiterte?
Wahrscheinlich.
Ein Hype war jedenfalls geboren:
Lip-Sync-Videos.
(Dynamische Musik)
Mit denen startete auch Falco ins Musical.ly-Game.
Wofür er früher stundenlang am Rechner sitzen musste,
genügte jetzt eine App.
Schon bald wurden seine Clips technisch ausgeklügelter,
und hatten für damalige Verhältnisse
'ne ziemlich gute Performance.
Am liebsten tüftelte Falco an Transitions,
also besonderen Übergängen mit Spezialeffekten.
Weniger special hingegen: Zhang Musical.ly-Abklatsch,
den er für den chinesischen Markt entwickelte.
Zwar kam Musical.ly auch aus China,
doch ging die Plattform vor allem in den USA
und in Europa durch die Decke.
Etwas, was der ambitionierte Zhang unbedingt auch erreichen wollte.
Eine App, die man global feiern würde.
(Dynamische Musik)
So kam es ihm gerade recht,
dass Musical.ly in den nächsten Monaten immer mehr in Verruf geriet
und die Nutzerzahlen sanken.
Zhang witterte die Chance und schlug zu.
Bis zu eine Milliarde US-Dollar soll ihn der Deal gekostet haben.
Zhangs Plan:
Die angemeldeten User aus aller Welt behalten,
und die App durch einen neuen Namen und verbesserte Technik aufpolieren.
Auch hier arbeitete er wieder mit künstlicher Intelligenz,
die am laufenden Band maßgeschneiderten Content liefert.
Suchtpotenzial garantiert.
Den Transfer beobachtete Falco mit Skepsis.
Nach einer Pause klickte er sich dann aber doch mal
durch die neue alte App.
Falco hatte richtig Bock, coole Videos zu kreieren.
Und wurde mit seinen Transitions im Nullkommanichts
zum gefeierten TikTok-Star.
Die App dankte ihm seine Kreativität mit hohen Klickzahlen.
Aber auf wessen Kosten?
Videos von Menschen, die nicht wie Falco jung, schön und weiß sind,
soll die Plattform kleinhalten,
warnten Kritiker schon früh.
Auch Clips von Homosexuellen,
Mitgliedern der LGBTQI+ Community
oder Menschen mit Behinderungen
würden kaum ausgespielt.
... sagt Falco Punch zu der Kritik
auf persönliche Nachfrage des "Biographen".
Er selbst habe einen bunt gemischten Feed.
(Treibende Musik) Auch könne er nicht beurteilen,
ob bestimmte Informationen aus politischem Interesse
zurückgehalten würden.
Was ebenfalls häufig bemängelt wird.
Wenn dem so wäre, dann laut Falco aus einem Grund:
"Die wollen auf ihrer App nur positive Vibes."
TikTok bestreitet eine Beeinflussung durch die chinesische Regierung.
Doch die Moderationsregeln,
nach denen die Clips ausgespielt werden,
lassen etwas anderes vermuten.
Aus Zhangs Vergangenheit wissen wir ja inzwischen,
dass er Ärger mit den Behörden lieber vermeidet.
Wer weiß, ob er es sonst vom zielstrebigen Programmierer
zum Selfmade-Milliardär geschafft hätte.
Womit er bei TikTok Geld verdient?
Zum Beispiel mit dem Sammeln von Nutzerdaten,
die für maßgeschneiderte Werbeangebote
teilweise an Unternehmen weitergegeben werden.
Noch so 'ne Sache:
fehlender Datenschutz.
Doch trotz aller Kritik
wächst die App weiter.
Immerhin verschafft sie Menschen wie Falco Punch ein Karrieresprungbrett,
und sorgt bei Nutzern für eine Menge Spaß.
"Der Biograph" ist gespannt:
Hast du TikTok installiert?
Oder inzwischen vielleicht sogar gelöscht?
(Ruhige Musik)
Hier findet ihr die Kurzbiographie von Lisa und Lena,
die mithilfe der App berühmt wurden.
Und auch "MrWissen2go"
hat sich TikTok einmal genauer angesehen.
Bis zur nächsten Inspiration,
"Der Biograph".