Bevor Tyson Fury berühmt wurde… | KURZBIOGRAPHIE
(Babyweinen)
Er kam drei Monate zu früh zur Welt
und wog bei der Geburt grade einmal 800 Gramm.
Die Ärzte räumten ihm kaum eine Überlebenschance ein.
Doch sein Vater glaubte an seinen kleinen Kämpfer.
Tatsächlich würde sein Vater einmal recht behalten.
Doch bis dahin war es noch ein weiter Weg
für den kleinen Tyson Luke Fury.
(Kratzender Stift)
(Friedliche Musik)
Die meisten Kinder haben keinen Bezug zum Boxen.
Doch das war bei dem kleinen Tyson ganz anders.
In seiner Familie hatte der Kampfsport Tradition
und war fester Bestandteil der Familiengeschichte.
Sein Vater und viele andere seiner männlichen Vorfahren
waren Bare-Knuckle-Kämpfer.
Das heißt, sie schlugen sich mit bloßen Fäusten.
Entweder für Ruhm und Ehre,
für Geld oder einfach nur, um einen Streit beizulegen.
Tyson Fury entstammt nämlich einer irischen Traveller-Familie,
Seine Vorfahren zogen mit Pferdegespann und Wohnwagen
durch das Land.
Neben ehrlicher Arbeit und Gelegenheitsjobs
konnten sie sich mit Boxkämpfen ein bisschen Geld
oder auch Respekt verschaffen.
Seinem Vater John hatte Tyson zu verdanken,
dass er zur ersten Generation seiner Familie gehörte,
die in einem richtigen Haus aufwuchs.
John Fury wollte seinen Kindern nämlich
ein leichteres Leben ermöglichen, als er es hatte.
Das heißt aber nicht, dass nicht gekämpft wurde.
Den Tysons erster, harter Gegner war sein Bruder Shane.
Shane sollte für Tyson
immer einer der schwierigsten Gegner bleiben,
denn keiner kannte ihn so gut und konnte seine Bewegungen
so vorausahnen wie sein eigener Bruder.
Die beiden boxten häufig bis zur Erschöpfung.
Tyson hatte eine glückliche Kindheit, die allerdings früh endete.
Als er grade einmal elf Jahre alt war,
musste er die Schule verlassen.
Eigentlich hätte er, gemäß der englischen Schulpflicht,
weiter unterrichtet werden müssen.
Doch das entsprach nicht der Tradition der Traveller-Familien,
an der Vater John, trotz des ständigen Wohnsitzes, festhielt.
Durch die Arbeit wurde der junge Tyson schnell erwachsen.
Während andere Jugendliche anfingen auszugehen
und Partys zu feiern,
ließ John seinen Sohn sogar an den Wochenenden arbeiten.
So lernte Tyson, dass Disziplin sich auszahlt.
Arbeite hart, und du wirst dafür belohnt.
Außerdem hielt sein Vater ihn auf diese Weise
von Alkohol und anderen Versuchungen fern.
Mit 14 Jahren war Tyson bereits 1,95 Meter groß
und 95 Kilogramm schwer.
Eines Tages ging er also zu seinem Vater und provozierte ihn.
John hatte seine Boxerkarriere mittlerweile an den Nagel gehangen.
Zu oft fühlte er sich ausgenutzt und schlecht behandelt.
Zudem verabscheute er die Promoter und Manager hinter den Kulissen.
Er wollte schon lange nicht mehr, dass sein Sohn einmal Boxer wird.
Nun wollte er Tyson also eine Lektion erteilen
und ihm auf schmerzhafte Weise zeigen,
dass er als Boxer keine Chance haben würde.
Doch es kam anders.
Innerhalb weniger Augenblicke war der Kampf vorbei.
Und Tyson hatte seinen Vater besiegt.
John erkannte nun das enorme Potenzial seines Sohnes
und fing an, ihn zu unterstützen.
Und so begann Tyson das professionelle Training.
Dazu musste er jeden Tag nach der Arbeit
fünf Kilometer zu Fuß in die nächste Ortschaft gehen.
Doch das machte ihm nichts aus, denn er merkte, hier gehörte er hin.
Im Ring bewegte er sich trotz seiner Größe flink und agil.
Zudem konnte er in den Auslagen wechseln,
also wahlweise wie ein Linkshänder oder wie ein Rechtshänder boxen,
und so sein Gegenüber verwirren.
Die ersten Siege bei nationalen und internationalen Amateurkämpfen
ließen nicht lange auf sich warten.
(Traurige Musik)
Doch 2011 musste er
mit einem schlimmen Rückschlag fertigwerden.
Sein Vater wurde zu elf Jahren Gefängnis verurteilt,
denn er hatte in einer Schlägerei einem verfeindeten Autohändler
ein Auge ausgestochen.
Bei dieser Familiengeschichte kein Wunder,
dass Gewalt wohl leider ein beliebtes Mittel
zur Bewältigung von Konflikten war.
Tysons Vater hatte ihn von seinem ersten Kampf an
all die Jahre begleitet und ihm stets versichert,
dass er eines Tages Weltmeister sein würde.
Nun, ohne John, war Tyson am Boden zerstört
und sah keinen Sinn mehr darin, sein Ziel zu verfolgen.
Für John war jedoch klar:
Aufgeben ist keine Option.
Nur jemand aus der Familie käme infrage,
um seine Lücke zu füllen.
Und so beauftragte er seinen Bruder Peter,
Tyson zu coachen.
Auch der hatte in der Vergangenheit
zwar häufig Probleme mit dem Gesetz gehabt,
wollte sein Leben aber nun ändern.
Onkel Peter schaffte es, Tyson wieder zu motivieren.
Und verfügte auch über Erfahrung als Boxtrainer.
Er gab Tyson neue Trainingsimpulse und half ihm dabei,
sein Wissen weiter auszubauen
und seine Boxtechnik zu perfektionieren.
Mit seinem Onkel als Mentor kämpfte sich Tyson
in den Boxranglisten immer weiter empor
und sorgte für positive Schlagzeilen.
Doch es gab auch eine andere, dunkle Seite von Tyson Fury.
Mehrmals fiel er in Interviews mit sexistischen, homophoben
und antisemitischen Kommentaren auf.
Seine veralteten, teils gefährlichen Ansichten
hatten jedoch keinen Einfluss auf seine sportliche Karriere.
Zumindest vorerst nicht.
Denn im Ring ging es erst mal weiter bergauf.
Sein Promoter Mick Hennessy und sein Onkel Peter
schafften es mit einigem Verhandlungsgeschick,
dass Tyson endlich um den Weltmeistertitel kämpfen durfte.
Zu Tysons Freude wurde sogar sein Vater
einige Monate vor dem Kampf frühzeitig aus der Haft entlassen.
Und so konnte John miterleben,
wie seine eigene Prophezeiung tatsächlich in Erfüllung ging.
Der neue Weltmeister im Schwergewichtsboxen hieß:
Tyson Fury. (Jubel)
Leider konnte auch der Status eines Weltstars
nichts an seinen zweifelhaften Aussagen
und seinem veralteten Weltbild ändern.
Bis heute fällt er damit negativ auf
und überschattet seinen eigenen Ruhm.
(Treibende Musik)
Wann ist ein Mann ein Mann?
Damit beschäftigen sich unsere Kollegen von "Jäger & Sammler"
in diesem Video.
Und eine weitere, spannende Biografie ist hier ebenfalls verlinkt.
Bis zur nächsten Inspiration! "Der Biograph".