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Aus dem Leben eines Taugenichts (1826), Aus dem Leben eines Taugenichts, Drittes Kapitel 2/2

Aus dem Leben eines Taugenichts, Drittes Kapitel 2/2

Wie ich noch immer so dasitze, höre ich auf einmal aus der Ferne Hufschlag im Walde. Ich hielt den Atem an und lauschte, da kam es immer näher und näher, und ich konnte schon die Pferde schnauben hören. Bald darauf kamen auch wirklich zwei Reiter unter den Bäumen hervor, hielten aber am Saume des Waldes an und sprachen heimlich sehr eifrig miteinander, wie ich an den Schatten sehen konnte, die plötzlich über den mondbeglänzten Platz vorschossen, und mit langen dunklen Armen bald dahin bald dorthin wiesen. – Wie oft, wenn mir zu Hause meine verstorbene Mutter von wilden Wäldern und martialischen Räubern erzählte, hatte ich mir sonst immer heimlich gewünscht, eine solche Geschichte selbst zu erleben. Da hatte ich's nun auf einmal für meine dummen, frevelmütigen Gedanken! – Ich streckte mich nun an dem Lindenbaum, unter dem ich gesessen, ganz unmerklich so lang aus, als ich nur konnte, bis ich den ersten Ast erreicht hatte und mich geschwinde hinaufschwang. Aber ich baumelte noch mit halbem Leibe über dem Aste und wollte soeben auch meine Beine nachholen, als der eine von den Reitern rasch hinter mir über den Platz dahertrabte. Ich drückte nun die Augen fest zu in dem dunkeln Laube, und rührte und regte mich nicht. – »Wer ist da?« rief es auf einmal dicht hinter mir. »Niemand!« schrie ich aus Leibeskräften vor Schreck, daß er mich doch noch erwischt hatte. Insgeheim mußte ich aber doch bei mir lachen, wie die Kerls sich schneiden würden, wenn sie mir die leeren Taschen umdrehten. – »Ei, ei«, sagte der Räuber wieder, »wem gehören denn aber die zwei Beine, die da herunterhängen?« Da half nichts mehr. »Nichts weiter«, versetzte ich, »als ein Paar arme, verirrte Musikantenbeine«, und ließ mich rasch wieder auf den Boden herab, denn ich schämte mich auch, länger wie eine zerbrochene Gabel da über dem Aste zu hängen.

Das Pferd des Reiters scheute, als ich so plötzlich vom Baume herunterfuhr. Er klopfte ihm den Hals und sagte lachend: »Nun, wir sind auch verirrt, da sind wir rechte Kameraden; ich dächte also, du hälftest uns ein wenig den Weg nach B. aufsuchen. Es soll dein Schade nicht sein.« Ich hatte nun gut beteuern, daß ich gar nicht wüßte, wo B. läge, daß ich lieber hier im Wirtshause fragen oder sie in das Dorf hinunterführen wollte. Der Kerl nahm gar keine Räson an. Er zog ganz ruhig eine Pistole aus dem Gurt, die recht hübsch im Mondschein funkelte. »Mein Liebster«, sagte er dabei sehr freundschaftlich zu mir, während er bald den Lauf der Pistole abwischte, bald wieder prüfend an die Augen hielt, »mein Liebster, du wirst wohl so gut sein, selber nach B. vorauszugehen.«

Da war ich nun recht übel daran. Traf ich den Weg, so kam ich gewiß zu der Räuberbande und bekam Prügel, da ich kein Geld bei mir hatte, traf ich ihn nicht – so bekam ich auch Prügel. Ich besann mich also nicht lange und schlug den ersten besten Weg ein, der an dem Wirtshause vorüber vom Dorfe abführte. Der Reiter sprengte schnell zu seinem Begleiter zurück, und beide folgten mir dann in einiger Entfernung langsam nach. So zogen wir eigentlich recht närrisch auf gut Glück in die mondhelle Nacht hinein. Der Weg lief immerfort im Walde an einem Bergeshange fort. Zuweilen konnte man über die Tannenwipfel, die von unten herauflangten und sich dunkel rührten, weit in die tiefen, stillen Täler hinaussehen, hin und her schlug eine Nachtigall, Hunde bellten in der Ferne in den Dörfern. Ein Fluß rauschte beständig aus der Tiefe und blitzte zuweilen im Mondschein auf. Dabei das einförmige Pferdegetrappel und das Wirren und Schwirren der Reiter hinter mir, die unaufhörlich in einer fremden Sprache miteinander plauderten, und das helle Mondlicht und die langen Schatten der Baumstämme, die wechselnd über die beiden Reiter wegflogen, daß sie mir bald schwarz, bald hell, bald klein, bald wieder riesengroß vorkamen. Mir verirrten sich ordentlich die Gedanken, als läge ich in einem Traum und könnte gar nicht aufwachen. Ich schritt immer stramm vor mich hin. Wir müssen, dachte ich, doch am Ende aus dem Walde und aus der Nacht herauskommen.

Endlich flogen hin und wieder schon lange rötliche Scheine über den Himmel, ganz leise, wie wenn man über einen Spiegel haucht, auch eine Lerche sang schon hoch über dem stillen Tale. Da wurde mir auf einmal ganz klar im Herzen bei dem Morgengruße, und alle Furcht war vorüber. Die beiden Reiter aber streckten sich, und sahen sich nach allen Seiten um, und schienen nun erst gewahr zu werden, daß wir doch wohl nicht auf dem rechten Wege sein mochten. Sie plauderten wieder viel, und ich merkte wohl, daß sie von mir sprachen, ja es kam mir vor, als finge der eine sich vor mir zu fürchten an, als könnt ich wohl gar so ein heimlicher Schnapphahn sein, der sie im Walde irreführen wollte. Das machte mir Spaß, denn je lichter es ringsum wurde, je mehr Courage kriegte ich, zumal da wir soeben auf einen schönen freien Waldplatz herauskamen. Ich sah mich daher nach allen Seiten ganz wild um, und pfiff dann ein paar Mal auf den Fingern, wie die Spitzbuben tun, wenn sie sich einander Signale geben wollen.

»Halt!« rief auf einmal der eine von den Reitern, daß ich ordentlich zusammenfuhr. Wie ich mich umsehe, sind sie beide abgestiegen und haben ihre Pferde an einen Baum angebunden. Der eine kommt aber rasch auf mich los, sieht mir ganz starr ins Gesicht, und fängt auf einmal ganz unmäßig an zu lachen. Ich muß gestehen, mich ärgerte das unvernünftige Gelächter. Er aber sagte: »Wahrhaftig, das ist der Gärtner, wollt' sagen: Einnehmer vom Schloß!« Ich sah ihn groß an, wußte mich aber seiner nicht zu erinnern, hätte auch viel zu tun gehabt, wenn ich mir alle die jungen Herren hätte ansehen wollen, die auf dem Schlosse ab und zu ritten. Er aber fuhr mit ewigem Gelächter fort: »Das ist prächtig! Du vazierst, wie ich sehe, wir brauchen eben einen Bedienten, bleib bei uns, da hast du ewige Vakanz.« – Ich war ganz verblüfft und sagte endlich, daß ich soeben auf einer Reise nach Italien begriffen wäre. – »Nach Italien? !« entgegnete der Fremde, »ebendahin wollen auch wir!« – »Nun, wenn das so ist!« rief ich aus und zog voller Freude meine Geige aus der Tasche und strich, daß die Vögel im Walde aufwachten. Der Herr aber erwischte geschwind den andern Herrn und walzte mit ihm wie verrückt auf dem Rasen herum.

Dann standen sie plötzlich still. »Bei Gott«, rief der eine, »da seh ich schon den Kirchturm von B.! nun, da wollen wir bald unten sein.« Er zog seine Uhr heraus und ließ sie repetieren, schüttelte mit dem Kopfe, und ließ noch einmal schlagen. »Nein«, sagte er, »das geht nicht, wir kommen so zu früh hin, das könnte schlimm werden!«

Darauf holten sie von ihren Pferden Kuchen, Braten und Weinflaschen, breiteten eine schöne bunte Decke auf dem grünen Rasen aus, streckten sich darüber hin und schmausten sehr vergnüglich, teilten auch mir von allem sehr reichlich mit, was mir gar wohl bekam, da ich seit einigen Tagen schon nicht mehr vernünftig gespeist hatte. – »Und daß du's weißt«, sagte der eine zu mir –, »aber du kennst uns doch nicht?« – ich schüttelte mit dem Kopfe. – »Also, daß du's weißt: ich bin der Maler Leonhard, und das dort ist – wieder ein Maler – Guido geheißen.« Ich besah mir nun die beiden Maler genauer bei der Morgendämmerung. Der eine, Herr Leonhard, war groß, schlank, braun, mit lustigen, feurigen Augen. Der andere war viel jünger, kleiner und feiner, auf altdeutsche Mode gekleidet, wie es der Portier nannte, mit weißem Kragen und bloßem Hals, um den die dunkelbraunen Locken herabhingen, die er oft aus dem hübschen Gesichte wegschütteln mußte. – Als dieser genug gefrühstückt hatte, griff er nach meiner Geige, die ich neben mir auf den Boden gelegt hatte, setzte sich damit auf einen umgehauenen Baumast, und klimperte darauf mit den Fingern. Dann sang er dazu so hell wie ein Waldvögelein, daß es mir recht durchs ganze Herz klang:

»Fliegt der erste Morgenstrahl

Durch das stille Nebeltal,

Rauscht erwachend Wald und Hügel:

Wer da fliegen kann, nimmt Flügel!

Und sein Hütlein in die Luft

Wirft der Mensch vor Lust und ruft:

»Hat Gesang doch auch noch Schwingen,

Nun so will ich fröhlich singen!«

Dabei spielten die rötlichen Morgenscheine recht anmutig über sein etwas blasses Gesicht und die schwarzen verliebten Augen. Ich aber war so müde, daß sich mir die Worte und Noten, während er so sang, immer mehr verwirrten, bis ich zuletzt fest einschlief.

Als ich nach und nach wieder zu mir selber kam, hörte ich wie im Traume die beiden Maler noch immer neben mir sprechen und die Vögel über mir singen, und die Morgenstrahlen schimmerten mir durch die geschlossenen Augen, daß mir's innerlich so dunkelhell war, wie wenn die Sonne durch rotseidene Gardinen scheint. »Come è bello!« hört ich da dicht neben mir ausrufen. Ich schlug die Augen auf, und erblickte den jungen Maler, der im funkelnden Morgenlicht über mich hergebeugt stand, so daß beinah nur die großen schwarzen Augen zwischen den herabhängenden Locken zu sehen waren.

Ich sprang geschwind auf, denn es war schon heller Tag geworden. Der Herr Leonhard schien verdrießlich zu sein, er hatte zwei zornige Falten auf der Stirn und trieb hastig zum Aufbruch. Der andere Maler aber schüttelte seine Locken aus dem Gesicht und trällerte, während er sein Pferd aufzäumte, ruhig ein Liedchen vor sich hin, bis Leonhard zuletzt plötzlich laut auflachte, schnell eine Flasche ergriff, die noch auf dem Rasen stand, und den Rest in die Gläser einschenkte. »Auf eine glückliche Ankunft!« rief er aus, sie stießen mit den Gläsern zusammen, es gab einen schönen Klang. Darauf schleuderte Leonhard die leere Flasche hoch ins Morgenrot, daß es lustig in der Luft funkelte.

Endlich setzten sie sich auf ihre Pferde, und ich marschierte frisch wieder nebenher. Gerade vor uns lag ein unübersehliches Tal, in das wir nun hinunterzogen. Da war ein Blitzen und Rauschen und Schimmern und Jubilieren! Mir war so kühl und fröhlich zumute, als sollt ich von dem Berge in die prächtige Gegend hinausfliegen.

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Aus dem Leben eines Taugenichts, Drittes Kapitel 2/2 of|||||Third| From the Life of a Good-for-Nothing, Third Chapter 2/2 Dalla vita di un buono a nulla, capitolo terzo 2/2 Da vida de um inútil, capítulo três 2/2 出自废柴人生 第三章 2/2

Wie ich noch immer so dasitze, höre ich auf einmal aus der Ferne Hufschlag im Walde. |||||sitting there|||||||distance|hoofbeats|| Ich hielt den Atem an und lauschte, da kam es immer näher und näher, und ich konnte schon die Pferde schnauben hören. |held||breath|||listened|||||||||||||horses|snort| Bald darauf kamen auch wirklich zwei Reiter unter den Bäumen hervor, hielten aber am Saume des Waldes an und sprachen heimlich sehr eifrig miteinander, wie ich an den Schatten sehen konnte, die plötzlich über den mondbeglänzten Platz vorschossen, und mit langen dunklen Armen bald dahin bald dorthin wiesen. |thereupon|||||riders||||out|held|||edge||||||secretly||eagerly||how||||shadow|||||||moonlit||shot|||||||there||there|pointed Вскоре из-под деревьев действительно выехали два всадника, но они остановились на опушке леса и тайком очень оживленно беседовали друг с другом, как я понял по теням, которые внезапно метнулись вперед по залитой лунным светом площади, указывая длинными темными руками то в ту, то в другую сторону. – Wie oft, wenn mir zu Hause meine verstorbene Mutter von wilden Wäldern und martialischen Räubern erzählte, hatte ich mir sonst immer heimlich gewünscht, eine solche Geschichte selbst zu erleben. |||||||deceased|||wild|forests||martial|robbers|told||||otherwise|||wished||such||||experience - Как часто дома, когда моя покойная мама рассказывала мне о диких лесах и боевых разбойниках, я всегда втайне желал сам пережить такую историю. Da hatte ich's nun auf einmal für meine dummen, frevelmütigen Gedanken! ||I||||||dumb|blasphemous| There I had it for my stupid, sacrilegious thoughts! – Ich streckte mich nun an dem Lindenbaum, unter dem ich gesessen, ganz unmerklich so lang aus, als ich nur konnte, bis ich den ersten Ast erreicht hatte und mich geschwinde hinaufschwang. |stretched|||||linden tree||||sat||imperceptibly||||||||||||branch|reached||||swiftly|up swung Aber ich baumelte noch mit halbem Leibe über dem Aste und wollte soeben auch meine Beine nachholen, als der eine von den Reitern rasch hinter mir über den Platz dahertrabte. ||hung|||half|body|||branch|||just||||catch up||||||riders|quickly||||||there trotted Ich drückte nun die Augen fest zu in dem dunkeln Laube, und rührte und regte mich nicht. |pressed||||tight|||||arbor||moved||moved|| I closed my eyes tightly in the dark bower and didn't move or stir. – »Wer ist da?« rief es auf einmal dicht hinter mir. |||called||||close|| - "Who's there?" it suddenly called out close behind me. »Niemand!« schrie ich aus Leibeskräften vor Schreck, daß er mich doch noch erwischt hatte. ||||with all my strength||shock||||but||caught| "Nobody!" I screamed at the top of my lungs in shock that he had caught me after all. Insgeheim mußte ich aber doch bei mir lachen, wie die Kerls sich schneiden würden, wenn sie mir die leeren Taschen umdrehten. Secretly||||||||||guys||cut|would||||||pockets|turned Но втайне я смеялся над тем, как парни режут себя, когда выворачивают мои пустые карманы. – »Ei, ei«, sagte der Räuber wieder, »wem gehören denn aber die zwei Beine, die da herunterhängen?« Da half nichts mehr. Egg||||robber|||belong||||||||hang||helped|| »Nichts weiter«, versetzte ich, »als ein Paar arme, verirrte Musikantenbeine«, und ließ mich rasch wieder auf den Boden herab, denn ich schämte mich auch, länger wie eine zerbrochene Gabel da über dem Aste zu hängen. ||replied||||||lost|musician's legs||||quickly|||||down|||was ashamed||||||broken|fork||||branch|| "Не более, - ответил я, - чем пара ног бедного, заблудшего музыканта", - и быстро опустился на землю, так как мне тоже было стыдно висеть там дольше, как сломанная вилка над веткой.

Das Pferd des Reiters scheute, als ich so plötzlich vom Baume herunterfuhr. |||rider|shied|||||from the||down Er klopfte ihm den Hals und sagte lachend: »Nun, wir sind auch verirrt, da sind wir rechte Kameraden; ich dächte also, du hälftest uns ein wenig den Weg nach B. aufsuchen. |knocked|||neck|||laughing|||||lost|||||buddies||would think|so||half||||||||seek He patted him on the neck and said with a laugh: "Well, we're lost too, we're real comrades, so I thought you'd help us find our way to B. for a bit. Он похлопал его по шее и сказал со смехом: "Ну, мы тоже заблудились, мы настоящие товарищи; поэтому я подумал, что ты поможешь нам немного найти дорогу в Б.". Es soll dein Schade nicht sein.« Ich hatte nun gut beteuern, daß ich gar nicht wüßte, wo B. läge, daß ich lieber hier im Wirtshause fragen oder sie in das Dorf hinunterführen wollte. |||shame|||||||assert|||||would know|||lay|that|||||inn|||||||lead down| It shall not be your pity." I had now well affirmed that I did not know where B. was, that I would rather ask here at the inn or lead her down to the village. Это не будет вашей жалостью. Мне пришлось подтвердить, что я не знаю, где находится Б., что я лучше спрошу здесь, в трактире, или поведу ее в деревню. Der Kerl nahm gar keine Räson an. ||took|||reason| The guy didn't take any advice at all. Парень совсем не радовался. Er zog ganz ruhig eine Pistole aus dem Gurt, die recht hübsch im Mondschein funkelte. |pulled||||pistol|||belt||||||sparkled He calmly pulled a pistol out of his belt, which sparkled beautifully in the moonlight. Он спокойно снял с пояса пистолет, который очень красиво сверкал в лунном свете. »Mein Liebster«, sagte er dabei sehr freundschaftlich zu mir, während er bald den Lauf der Pistole abwischte, bald wieder prüfend an die Augen hielt, »mein Liebster, du wirst wohl so gut sein, selber nach B. vorauszugehen.« |dearest|||||friendlily|||||||run|||wiped|||examining||||||||||||||||to go ahead "My dearest," he said to me very amicably, as he wiped the barrel of the pistol and then held it up to his eyes again, "my dearest, you will be good enough to go ahead to B. yourself." "Дорогая моя, - сказал он мне очень дружелюбно, вытирая ствол пистолета и снова поднося его к глазам, - дорогая моя, ты будешь добра, если сама поедешь в Б.".

Da war ich nun recht übel daran. |||||badly|there I was pretty bad about that. Теперь мне было очень плохо от этого. Traf ich den Weg, so kam ich gewiß zu der Räuberbande und bekam Prügel, da ich kein Geld bei mir hatte, traf ich ihn nicht – so bekam ich auch Prügel. met|||||||certainly|||robber gang||got|beatings||||||||met|||||got|||beatings If I went the wrong way, I was sure to join the band of robbers and get a beating, and if I didn't have any money with me, I didn't meet him - so I got a beating too. Если я выходил на дорогу, то обязательно натыкался на банду разбойников и получал взбучку, потому что денег у меня с собой не было, я его не бил - значит, тоже получал взбучку. Ich besann mich also nicht lange und schlug den ersten besten Weg ein, der an dem Wirtshause vorüber vom Dorfe abführte. |reflected||||||took|||||||||inn|past|from||led away Der Reiter sprengte schnell zu seinem Begleiter zurück, und beide folgten mir dann in einiger Entfernung langsam nach. |rider|galloped||||companion||||followed|||||distance|| So zogen wir eigentlich recht närrisch auf gut Glück in die mondhelle Nacht hinein. |pulled||||foolishly||||||moonlit|| So we set off into the moonlit night in a rather foolish way. Der Weg lief immerfort im Walde an einem Bergeshange fort. ||ran|continuously|||on||mountainside|forth The path continued through the forest on a mountain slope. Zuweilen konnte man über die Tannenwipfel, die von unten herauflangten und sich dunkel rührten, weit in die tiefen, stillen Täler hinaussehen, hin und her schlug eine Nachtigall, Hunde bellten in der Ferne in den Dörfern. |||||pine tree tops||||reached up||||moved||||||valleys|look out||||beat||nightingale||barked|||distance||| Временами над верхушками елей, которые тянулись снизу вверх и мрачно колыхались, можно было видеть далеко вглубь безмолвных долин, туда-сюда бил соловей, вдали в деревнях лаяли собаки. Ein Fluß rauschte beständig aus der Tiefe und blitzte zuweilen im Mondschein auf. A|river|rushed|constantly|||depth||flashed|occasionally||| Dabei das einförmige Pferdegetrappel und das Wirren und Schwirren der Reiter hinter mir, die unaufhörlich in einer fremden Sprache miteinander plauderten, und das helle Mondlicht und die langen Schatten der Baumstämme, die wechselnd über die beiden Reiter wegflogen, daß sie mir bald schwarz, bald hell, bald klein, bald wieder riesengroß vorkamen. ||uniform|horse trotting|||whirring||buzzing||riders||||continuously||||||chatted|||bright|moonlight||||shadows||tree trunks||alternately|||||flew away|||||||bright|||||huge|seemed to Монотонный топот лошадей, путаница и гул всадников позади меня, беспрестанно болтающих на иностранном языке, яркий лунный свет и длинные тени от стволов деревьев, которые попеременно пролетали над двумя всадниками, так что они казались мне то черными, то яркими, то маленькими, то снова огромными. Mir verirrten sich ordentlich die Gedanken, als läge ich in einem Traum und könnte gar nicht aufwachen. |lost||properly|||||||||||||wake up Ich schritt immer stramm vor mich hin. |step||stiffly|||in Я всегда был внимателен. Wir müssen, dachte ich, doch am Ende aus dem Walde und aus der Nacht herauskommen. ||||||||||||||come out In the end, I thought, we have to get out of the forest and out of the night.

Endlich flogen hin und wieder schon lange rötliche Scheine über den Himmel, ganz leise, wie wenn man über einen Spiegel haucht, auch eine Lerche sang schon hoch über dem stillen Tale. |flew|away|||||reddish|sheets|||||quietly||when||||mirror|breathes|||lark|sang||||||valley Now and again, reddish gleams flew across the sky, very softly, like breathing over a mirror, and a lark sang high above the quiet valley. Da wurde mir auf einmal ganz klar im Herzen bei dem Morgengruße, und alle Furcht war vorüber. |||||||||||morning greeting|||fear||over Die beiden Reiter aber streckten sich, und sahen sich nach allen Seiten um, und schienen nun erst gewahr zu werden, daß wir doch wohl nicht auf dem rechten Wege sein mochten. ||||stretched||||||||||seemed|||aware||||||||||right|ways|| But the two riders stretched out and looked around on all sides, and only now seemed to realize that we might not be on the right path. Sie plauderten wieder viel, und ich merkte wohl, daß sie von mir sprachen, ja es kam mir vor, als finge der eine sich vor mir zu fürchten an, als könnt ich wohl gar so ein heimlicher Schnapphahn sein, der sie im Walde irreführen wollte. |chatted|||||noticed|well||||||||||||began|||||||fear|||||||||secret|snapper||||||mislead| Das machte mir Spaß, denn je lichter es ringsum wurde, je mehr Courage kriegte ich, zumal da wir soeben auf einen schönen freien Waldplatz herauskamen. |||||the|lighter||around||the||courage|got||especially since|||just||||free|forest clearing|came out I enjoyed it, because the clearer it became all around me, the more courage I got, especially as we had just come out onto a beautiful open wooded area. Мне это чрезвычайно понравилось, потому что чем светлее становилось вокруг, тем больше я получал смелости, особенно когда мы только что вышли на красивую открытую поляну в лесу. Ich sah mich daher nach allen Seiten ganz wild um, und pfiff dann ein paar Mal auf den Fingern, wie die Spitzbuben tun, wenn sie sich einander Signale geben wollen. |||therefore|||||wildly|||whistled|||||||fingers|||little rascals||||||signals|| Я взглянул вокруг себя в полном отчаянии и несколько раз пронзительно свистнул пальцами, как делают негодяи, когда хотят передать друг другу сигналы.

»Halt!« rief auf einmal der eine von den Reitern, daß ich ordentlich zusammenfuhr. Stop|called|||||||riders|||properly|jumped "Stop!" shouted one of the riders, causing me to flinch. Wie ich mich umsehe, sind sie beide abgestiegen und haben ihre Pferde an einen Baum angebunden. |||look around||||descended||||||||tied Когда я оглянулся, я увидел, что оба спустились и привязали своих лошадей к дереву. Der eine kommt aber rasch auf mich los, sieht mir ganz starr ins Gesicht, und fängt auf einmal ganz unmäßig an zu lachen. ||||quickly||||sees|||staring||||begins||||excessively||| But one of them comes at me quickly, looks me straight in the face and suddenly starts laughing wildly. Один из них вдруг набросился на меня, строго посмотрел мне в глаза и внезапно начал безудержно смеяться. Ich muß gestehen, mich ärgerte das unvernünftige Gelächter. |must|confess||||unreasonable|laughter Er aber sagte: »Wahrhaftig, das ist der Gärtner, wollt' sagen: Einnehmer vom Schloß!« |||Truly|||||want||taker|of the| But he said: "Truly, this is the gardener, I want to say: collector of the castle!" Ich sah ihn groß an, wußte mich aber seiner nicht zu erinnern, hätte auch viel zu tun gehabt, wenn ich mir alle die jungen Herren hätte ansehen wollen, die auf dem Schlosse ab und zu ritten. |||large|to|||||||remember||||||had|||||||||||||||off|||rode I looked at him with great interest, but could not remember him, and would have had plenty to do if I had wanted to look at all the young gentlemen who rode about the castle from time to time. Я внимательно посмотрел на него, но не смог вспомнить его, у меня было бы и так много дел, если бы я захотел рассмотреть всех молодых джентльменов, которые иногда ездили в замок. Er aber fuhr mit ewigem Gelächter fort: »Das ist prächtig! ||||eternal|||||magnificent But he continued with an eternal laugh: "That's splendid! Du vazierst, wie ich sehe, wir brauchen eben einen Bedienten, bleib bei uns, da hast du ewige Vakanz.« – Ich war ganz verblüfft und sagte endlich, daß ich soeben auf einer Reise nach Italien begriffen wäre. |are vacating||||||just||servant|||||||eternal|vacation||||astonished||||||just||||||understood| Ты видишь, как я вижу, нам просто нужен слуга, оставайся с нами, у нас у тебя будет вечная вакансия." - Я был сильно удивлен и наконец сказал, что в данный момент нахожусь в поездке в Италию. – »Nach Italien? !« entgegnete der Fremde, »ebendahin wollen auch wir!« – »Nun, wenn das so ist!« rief ich aus und zog voller Freude meine Geige aus der Tasche und strich, daß die Vögel im Walde aufwachten. replied|||just there|||||||||||||pulled|||||||||strummed||||||woke up Der Herr aber erwischte geschwind den andern Herrn und walzte mit ihm wie verrückt auf dem Rasen herum. |||caught|quickly|||||rolled||||crazy|||lawn|around But the gentleman quickly caught the other gentleman and rolled around like crazy on the lawn with him.

Dann standen sie plötzlich still. »Bei Gott«, rief der eine, »da seh ich schon den Kirchturm von B.! ||called||||see||||church tower|| "By God," cried one of them, "I can already see the church tower of B.! nun, da wollen wir bald unten sein.« Er zog seine Uhr heraus und ließ sie repetieren, schüttelte mit dem Kopfe, und ließ noch einmal schlagen. ||want||||||pulled|||out||let||repeat|shook||||||||strike Well, we'll be down there soon." He pulled out his watch and had it repeated, shook his head, and let it strike again. Ну, скоро мы будем внизу.« Он достал часы и заставил их пробить, покачал головой и дал повторно пробить. »Nein«, sagte er, »das geht nicht, wir kommen so zu früh hin, das könnte schlimm werden!« ||||||||||too early||||bad|

Darauf holten sie von ihren Pferden Kuchen, Braten und Weinflaschen, breiteten eine schöne bunte Decke auf dem grünen Rasen aus, streckten sich darüber hin und schmausten sehr vergnüglich, teilten auch mir von allem sehr reichlich mit, was mir gar wohl bekam, da ich seit einigen Tagen schon nicht mehr vernünftig gespeist hatte. There|took||||horses|cake|roast||wine bottles|spread|||colorful|blanket||||lawn||stretched||over it|out||feasted||joyfully|shared||||||richly||||||got|||||||||reasonably|eaten| Затем они принесли с лошадей пироги, жаркое и бутылки вина, расстелили на зеленой лужайке красивое разноцветное покрывало, растянулись на нем и очень весело пировали, угощая меня всем подряд, что было очень кстати, так как я не ел толком уже несколько дней. – »Und daß du's weißt«, sagte der eine zu mir –, »aber du kennst uns doch nicht?« – ich schüttelte mit dem Kopfe. ||you||||||||||||||shook||| - "And that you know it," one of them said to me, "but you don't know us, do you?" I shook my head. – »Also, daß du's weißt: ich bin der Maler Leonhard, und das dort ist – wieder ein Maler – Guido geheißen.« |||||||painter|Leonhard|||there||again|||Guido|named - "So that you know: I'm the painter Leonhard, and that there is - another painter - called Guido." Ich besah mir nun die beiden Maler genauer bei der Morgendämmerung. |looked at||now||||more closely|||morning twilight Der eine, Herr Leonhard, war groß, schlank, braun, mit lustigen, feurigen Augen. ||||||slim||||fiery| Один из них, мистер Леонард, был высоким, стройным, смуглым, с веселыми, огненными глазами. Der andere war viel jünger, kleiner und feiner, auf altdeutsche Mode gekleidet, wie es der Portier nannte, mit weißem Kragen und bloßem Hals, um den die dunkelbraunen Locken herabhingen, die er oft aus dem hübschen Gesichte wegschütteln mußte. |||||||finer||old German|style|dressed||||porter|called||white|collar||bare|neck|||||curls|hung down||||||pretty||shake off|had to – Als dieser genug gefrühstückt hatte, griff er nach meiner Geige, die ich neben mir auf den Boden gelegt hatte, setzte sich damit auf einen umgehauenen Baumast, und klimperte darauf mit den Fingern. |||breakfast||grabbed|||||||next to|||||laid|||||||cut|tree branch||tinkled|||| Dann sang er dazu so hell wie ein Waldvögelein, daß es mir recht durchs ganze Herz klang: ||||||||forest little bird||||||||sounded

»Fliegt der erste Morgenstrahl |||morning ray

Durch das stille Nebeltal, |||fog valley

Rauscht erwachend Wald und Hügel: rustles|awakening|||hills

Wer da fliegen kann, nimmt Flügel! ||||takes|wings If you can fly, take wings!

Und sein Hütlein in die Luft ||little hat|||

Wirft der Mensch vor Lust und ruft: Throws|||before|||calls Man throws with desire and calls:

»Hat Gesang doch auch noch Schwingen, |song||||wings "But singing also has wings,

Nun so will ich fröhlich singen!«

Dabei spielten die rötlichen Morgenscheine recht anmutig über sein etwas blasses Gesicht und die schwarzen verliebten Augen. |||reddish|morning lights||gracefully||||pale|||||loving| The reddish morning glow played quite gracefully over his somewhat pale face and the black, enamored eyes. Красноватый утренний свет изящно играл на его немного бледном лице и черных, полных очарования глазах. Ich aber war so müde, daß sich mir die Worte und Noten, während er so sang, immer mehr verwirrten, bis ich zuletzt fest einschlief. ||||||||||||||||||confused|||last|firmly|fell asleep But I was so tired that the words and notes became more and more confused as he sang, until I finally fell fast asleep.

Als ich nach und nach wieder zu mir selber kam, hörte ich wie im Traume die beiden Maler noch immer neben mir sprechen und die Vögel über mir singen, und die Morgenstrahlen schimmerten mir durch die geschlossenen Augen, daß mir's innerlich so dunkelhell war, wie wenn die Sonne durch rotseidene Gardinen scheint. ||||||||||||||dream|||painters||||||||||||||morning rays|||||closed|||me|internally||darkly bright|||||||red silk|curtains|shines Постепенно приходя в себя, я слышал, как рядом со мной, словно во сне, продолжают разговаривать два художника, как надо мной поют птицы, а утренние лучи проникали сквозь мои закрытые глаза, так что внутри у меня стало так темно, как бывает, когда солнце светит сквозь красные шелковые занавески. »Come è bello!« hört ich da dicht neben mir ausrufen. Come|is|beautiful||||close|||shout "Come è bello!" I hear him exclaim close to me. Ich schlug die Augen auf, und erblickte den jungen Maler, der im funkelnden Morgenlicht über mich hergebeugt stand, so daß beinah nur die großen schwarzen Augen zwischen den herabhängenden Locken zu sehen waren. |opened|||||||||||sparkling|morning light|||leaned||||almost||||||||hanging|curls||| I opened my eyes and saw the young painter standing leaning over me in the sparkling morning light, so that almost only his big black eyes were visible between his drooping curls.

Ich sprang geschwind auf, denn es war schon heller Tag geworden. ||quickly||||||brighter|| Der Herr Leonhard schien verdrießlich zu sein, er hatte zwei zornige Falten auf der Stirn und trieb hastig zum Aufbruch. |||seemed|grumpily||||||angry|wrinkles|||forehead||drove|hastily||departure Господин Леонард казался раздраженным, у него были две злобные складки на лбу, и он быстро торопился к отъезду. Der andere Maler aber schüttelte seine Locken aus dem Gesicht und trällerte, während er sein Pferd aufzäumte, ruhig ein Liedchen vor sich hin, bis Leonhard zuletzt plötzlich laut auflachte, schnell eine Flasche ergriff, die noch auf dem Rasen stand, und den Rest in die Gläser einschenkte. ||||shook||locks|||||sang|||||tacked up|||little song|before||to|||last||loud|laughed||||took|||||||||rest||||poured »Auf eine glückliche Ankunft!« rief er aus, sie stießen mit den Gläsern zusammen, es gab einen schönen Klang. ||happy|arrival|called||||clinked|||glasses||||||sound Darauf schleuderte Leonhard die leere Flasche hoch ins Morgenrot, daß es lustig in der Luft funkelte. On it|threw|||||||morning light|that||||||sparkled Затем Леонард бросил пустую бутылку высоко в утреннем свете, так что она весело сверкала в воздухе.

Endlich setzten sie sich auf ihre Pferde, und ich marschierte frisch wieder nebenher. |set|||||||||freshly||along Gerade vor uns lag ein unübersehliches Tal, in das wir nun hinunterzogen. |||lay||vast|valley|||||down Da war ein Blitzen und Rauschen und Schimmern und Jubilieren! |||lightning||rushing||shine||jubilating Там были вспышки, шум, мерцание и восторженные крики! Mir war so kühl und fröhlich zumute, als sollt ich von dem Berge in die prächtige Gegend hinausfliegen. |||cool|||to feel|||||||||magnificent|region|fly out I felt as cool and cheerful as if I was supposed to fly out of the mountain into the beautiful countryside.