Sendung: tagesschau 01.12.2020 12:00 Uhr - Biontech beantragt Zulassung
Themen der Sendung: Biontech beantragt Zulassung für Corona-Impfstoff, Strengere Corona-Regeln der Bundesländer in Kraft getreten, Studie der Barmer: Altenpflegekräfte dauerhaft überlastet, Digital-Gipfel der Bundesregierung soll Chancen für die Wirtschaft zeigen, Bundesinnenminister Seehofer verbietet Neonazi-Gruppe "Sturmbrigade 44", Zahl der Arbeitslosen gesunken, Die Börse, Nitrat im Grundwasser: Landwirte klagen gegen Düngemittelverordnunge, Prozessbeginn gegen Shell in den Niederlanden wegen CO2-Emissionen, Abholzung im Amazonas erreicht Höchststand, Schnee und Glätte sorgen im südlichen Deutschland für Verkehrsbehinderungen, Das Wetter
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Hier ist das Erste Deutsche Fernsehen
mit der tagesschau.
Heute im Studio: Claus-Erich Boetzkes
Guten Tag, willkommen zur tagesschau.
Ein Impfstoff gegen das Coronavirus
gilt als Schlüssel zur Bekämpfung.
Insofern sind es gute Nachrichten:
Der US-Pharmakonzern Moderna
und Biontech aus Mainz
haben Zulassungen für Impfstoffe
in der EU beantragt.
Die ersten Impfungen in Deutschland
könnten im Januar beginnen,
stellt Gesundheitsminister Spahn
in Aussicht.
Die Regierung will bei der Sicherheit
gleichwohl keine Abstriche machen.
Atemberaubend sei das Tempo
der Impfstoff-Entwicklung.
Die Forschungsministerin sagt,
dass das Tempo nicht
zu Lasten der Sicherheit ginge.
Sie will Vertrauen schaffen.
Ein Covid-19-Impfstoff
muss sicher und wirksam sein
wie jeder andere Impfstoff.
Die Menschen haben nur Vertrauen,
wenn er sicher ist und wir
Qualitätsstandards einhalten.
Mit dabei sind drei deutsche Firmen.
In der Poleposition BioNTech:
Die Mainzer gaben bekannt,
dass sie bei der Arzneimittelagentur
ENA die Zulassung beantragten:
Ermutigt durch 95-%-Wirksamkeit
und die Verträglichkeit.
Sobald wir 'ne Zulassung erhalten,
sei es in Europa oder den USA,
können wir innerhalb
von wenigen Stunden ausliefern.
Wir haben auf Halde produziert.
Das kann in wenigen Stunden
verteilt werden.
Unterstützt hat der Bund
auch CureVac und IDT Biologika.
Auch das macht
die Forschungsministerin deutlich:
Es braucht mehrere Impfstoffe.
Die Zahl der Corona-Neuinfektionen
verharren auf hohem Niveau.
Das sind etwa so viele Fälle
wie am Dienstag vergangener Woche.
In den meisten Bundesländern sind
strengere Regeln in Kraft getreten.
Fünf Personen aus zwei Haushalten
dürfen sich privat treffen.
Die Kundenzahl in
großen Geschäften wird begrenzt.
Schon vor Corona war der Mangel
an Pflegekräften ein Problem.
Die Überbelastung
der Beschäftigten hat Folgen:
Altenpflegekräfte sind laut
einer Studie der Barmer überlastet
und häufiger krankgeschrieben
als Erwerbstätige in anderen Berufen.
Der Teufelskreis
müsse durchbrochen werden,
fordern die Autoren der Studie:
Durch bessere
und attraktivere Arbeitsbedingungen.
In dieser Potsdamer Klinik fehlte
im November jede zehnte Pflegekraft.
Der Krankenstand ist doppelt so hoch
wie in anderen Branchen.
Fehlzeiten
reißen Löcher in Dienstpläne.
Das bedeutet größere Belastung
für die übrigen Kollegen.
Stehende Tätigkeit, Heben,
körperliche Belastung,
arbeiten in gebückter Haltung
bis hin zu psychischen Belastungen:
Die Arbeitsverdichtung
führt zu Stress.
Arbeit in der Pflege bringt
lange Krankheitszeiten mit sich:
Das ist Ergebnis des Pflegereports
der Barmer Krankenkasse.
Viele halten den Job
nicht bis zur Rente durch.
Die Studie fordert mehr Personal
und Gesundheitsvorsorge,
Präventionsangebote der Arbeitgeber.
Es ist einfacher, die Pflegekräfte
gesund und motiviert zu halten,
als irgendwo in der Welt
nach neuen Kräften zu suchen.
Gesünderes Personal,
weniger Fehlzeiten:
Der Effekt wäre laut Studie derselbe,
als würden
26.000 Pflegekräfte eingestellt.
Die Pandemie hat gezeigt,
dass Deutschland in punkto
Digitalisierung Nachholbedarf hat.
Beispiel Homeschooling,
was an der mangelnden technischen
Ausstattung von Schulen scheiterte.
Dabei bietet
die Digitalisierung viele Chancen.
So können Unternehmen
ihre Wettbewerbsfähigkeit steigern,
auch beim Umweltschutz
kann sie helfen.
In der Landwirtschaft
wird digital gearbeitet.
Den Traktor steuert ein Satellit.
Der Landwirt plant am Computer
das Säen und Düngen.
Digitalisierung ist Gegenwart.
Der Gipfel der Regierung
ist wegen Corona erstmals digital.
Der Wirtschaftsminister
findet bei allen Problemen:
Die Krise
habe einen positiven Effekt.
Digitalisierung gelangt nicht
nur ins Bewusstsein der Experten,
sondern in breiteste
Schichten der Bevölkerung.
Sie gelangt in die Wirtschaft
und in das Gesellschaftsleben.
Homeoffice ist zum Alltag geworden,
nicht aber digitales Lernen
an Schulen und Universitäten.
Der EU-Kommissionspräsidentin
und Altmaier ist wichtig,
bei der Digitalisierung
auf Klimaschutz zu achten.
Studien zeigen:
Wenn wir alle Geräte in Europa
nur ein Jahr länger benutzen,
würden wir unserer Umwelt
gewaltig helfen.
Das hätte den Effekt,
wie wenn eine Million Autos
von den Straßen verschwinden.
Wie verändert die Digitalisierung
Alltag, Arbeit, Klimaschutz?
Die Diskussion geht weiter,
die Forschung auch.
Ihre Mitglieder
gelten als besonders gewaltbereit.
Sie wollen
einen nationalsozialistischen Staat.
Jetzt hat Innenminister Seehofer
die "Sturmbrigade 44" verboten.
Zur Begründung heißt es:
Wer die Grundwerte
freiheitlicher Gesellschaft bekämpfe,
bekomme die Reaktion
des Rechtsstaates zu spüren.
Die Gruppe tritt auch unter dem Namen
"Wolfsbrigade 44" auf.
Die Polizei hatte Wohnungen
von Vereinsmitgliedern durchsucht.
Michael Stempfle ist in Berlin.
Aus was für Leuten
besteht die Gruppierung?
Man bekennt sich zu Adolf Hitler.
Man bekennt sich zur Waffen-SS.
Man lehnt die Demokratie ab.
Man hat rassistisches Gedankengut.
Man hat einen Verhaltenskodex.
Deshalb hat der Innenminister
die Gruppe verboten.
Warum wurde die "Sturmbrigade 44"
erst jetzt verboten?
Es soll ein Symbol
ausgestrahlt werden:
Man kann als Staat
gegen solche Gruppen vorgehen.
Das muss dann auch funktionieren.
Eine Entscheidung muss Bestand haben
vor Gericht.
Es könnte ja Klagen geben.
Deshalb ist man vorsichtig.
Man möchte auch,
dass die Propaganda
nicht weiterverbreitet wird.
Die Gruppe ist relativ klein,
aber sie war gut vernetzt.
Man will letztlich zeigen:
Der Staat ist wehrhaft.
Die Zahl der Arbeitslosen
ist im November zurückgegangen.
Eine Auswirkung der Corona-Regeln
gibt es:
Die Betriebe suchen weniger Personal
und melden mehr Kurzarbeit an.
Bayer muss eine weitere
juristische Niederlage einstecken.
Erneut lehnte ein US-Richter einen
Vergleich in Sachen Glyphosat ab.
Bayer wollte Klagen wegen
möglicher Krebsgefahren beilegen.
Warum steigt der Aktienkurs trotzdem?
Der Konzern hat noch Zeit,
um etwas nachzubessern.
Das Angebot hat dem Richter
nicht gefallen.
Der Richter hat gesagt:
Das ist zu wenig Geld.
Bayer ist zuversichtlich,
dass sie das schaffen.
Der neue Vorschlag
soll natürlich Gefallen finden.
Zudem hat Bayer
ein Aktienpaket verkauft.
Das sind 1,6 Milliarden Euro
gewesen.
Der DAX verdankt die gute Stimmung
den Vorgaben aus China.
Der Einsatz von Dünger
ist Bestandteil der Landwirtschaft,
belastet zugleich aber oft
das Grundwasser durch zu viel Nitrat.
Nach einem Urteil
des Europäischen Gerichtshofs
verstößt Deutschland
gegen die EU-Richtlinien.
Es muss nachbessern.
Abhilfe schaffen
soll eine Verordnung,
die den Einsatz von Dünger
einschränkt.
Wohin mit dem Mist?
Laut Verordnung
darf er nicht auf den Acker.
Aber der Öko-Bauer
braucht frostigen Boden,
um mit dem Düngewagen
auf sein Grünland zu fahren.
Ich kann den Festmist
nicht ausbringen.
Wo soll ich die Nährstoffe
herkriegen?
Im Grunde muss ich aufhören,
zu düngen.
Durch Dünger
sickert Nitrat in den Boden.
Das ist wichtig
für Pflanzenwachstum.
Aber aus Nitrat
können Nitrite entstehen.
Die sind gesundheitsgefährdend.
Die EU hatte Deutschland verklagt.
Es drohten Bußgelder
von 800.000 Euro pro Tag.
Das Ergebnis
sind strengere Düngeregeln.
Jens Soeken findet das zu streng.
Er zieht vor das Verfassungsgericht.
Wir wollen von der Regierung,
dass sie sich erneut
mit der Verordnung auseinandersetzt.
Sie muss ein Regelwerk schaffen
für die Landwirtschaft,
in dem ein Arbeiten
nach fachlicher Praxis möglich ist.
Nach der Verordnung
muss Reinhard Jung
den eigenen Mist
durch Mineraldünger ersetzen.
Auch eine Frage des Geldes.
Klimaschutz schreiben sich
viele Unternehmen auf die Fahnen.
Doch Versprechen
sind keine Verpflichtungen.
Nun wird erstmals in der EU
ein Konzern verklagt,
Klimaschutzziele einzuhalten:
Shell.
In den Niederlanden
ziehen Umweltorganisationen
und Tausende Bürger vor Gericht.
Sie wollen Shell
per Urteil verpflichten,
den CO2-Ausstoß bei der Herstellung
seiner Produkte zu halbieren.
Zum ersten Mal
wird ein Konzern vor Gericht
auf die Einhaltung
der Klimaziele von Paris verklagt.
Mehrere Organisationen
wollen Shell zur Rechenschaft ziehen.
Shell ist der größte Verschmutzer
der Niederlande.
Shell stößt mehr CO2 aus
als alle Niederländer zusammen.
Der Konzern ist groß.
Er muss Verantwortung übernehmen.
Im Moment tut er das nicht.
Die Kläger fordern einen Kurswechsel.
95 Prozent seiner Investitionen
steckt er in Öl und Gas.
Die Betriebsführung genüge nicht,
um die Klimaziele zu erreichen.
Die Umweltschützer drängen darauf,
dass Shell seinen CO2-Ausstoß
um 45 Prozent senken muss.
Vor einem Jahr hat ein Gericht
die Niederlande
zu mehr Klimaschutz verpflichtet.
Das hatte aufhorchen lassen.
Die rechtlichen Hürden sind hoch.
Bei einem privaten Unternehmen
ist das erst recht Neuland.
Der Prozess wird Jahre dauern.
Die Wetteraussichten.
Heute im Süden Schneefall,
gebietsweise glatte Straßen.
Im Nordosten trocken,
sonst bewölkt und regnerisch.
Hier geht es weiter
mit dem ARD-Buffet.
Innerhalb des Mittagsmagazins
gibt es die nächste tagesschau.
Wir sehen uns um 14 Uhr.
Bis dahin.
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