Magenverkleinerung: Sie kann nie wieder normal essen I reporter
Dina: Das ist meine Chance, so ein bisschen
irgendwie, auf ein zweites Leben kann man so sagen.
Weil wenn ich so weiter
leben würde, dann würde es nicht mehr so
lange dauern.
142,1 kg.
Saadet: Dina wiegt über 140 Kilogramm auf 1,60 Meter
und ist damit so stark übergewichtig,
dass ihr quasi nur eine Magenverkleinerung
beim Abnehmen helfen kann.
Die steht morgen an. Wir sind jetzt
gerade noch spazieren im Wald, um vor der
OP so ein bisschen runter zu kommen,
dann geht es auf ins Krankenhaus.
Aber ist so eine Magenverkleinerung
tatsächlich eine Abnehm-Garantie und bringt
diese Operation der Dina dann am Ende wirklich was?
S: Hallo, Saadet! D: Dina, Hi!
S: Danke, dass du dir die Zeit nimmst! D: Sehr gerne doch.
S: Ja, wollen wir direkt los? D: Ja gerne.
S: Perfekt. Wie aufgeregt bist du denn gerade?
D: Ja ich hoffe einfach, dass hat alles gut geht mit der Wundheilung, mit dem Trinken dann,
weil das ganz anders ist, wie ich es halt
gewohnt bin und alles. Das hoffe ich vor allem, dass das klappt.
Klar, die OP hat halt
Risiken, aber wenn du überlegst was das
für ein Risiko ist im Vergleich dazu wenn ich es
nicht mache. Wie ich dann vielleicht in zehn
Jahren dastehe.
Da muss ich sagen, da habe ich vor der
Zukunft viel mehr Angst als vor der OP. Ganz ehrlich.
S: Was denkst du denn würde
passieren wenn du die OP nicht machen würdest.
D: Wenn ich die nicht machen würde,
würde ich weiter kontinuierlich zunehmen
und dann ist halt einfach so, dass ich
irgendwann nicht mehr laufen kann, irgendwann
nicht mehr arbeiten kann und irgendwann hast
du dann gar kein Leben mehr.
Das ist meine Chance ein bisschen
irgendwie auch auf ein zweites Leben kann man so sagen.
Weil das erste Leben ist
eigentlich so, für mich schon
so ein bisschen abgeschlossen, weil wenn ich
so weiterleben würde, dann würde es nicht
mehr so lange dauern.
S: Aber ganz schön heftig das so zu sagen. Du bist 25 Jahre alt
und bringst das so krass auf den Punkt.
D: Ja.
S: Du hast uns ja in unserer letzten
Reportage erzählt, dass eine
Magenverkleinerung wirklich die
allerletzte Option ist, die du irgendwie in
betracht ziehst. Jetzt sind wir gleich
im Krankenhaus. Warum hast du dich
jetzt dafür entschieden?
D: Ich habe mich deshalb dafür entschieden,
weil ich zum einen einfach mir selber
eingestehen musste, dass man es anders
nicht schafft. Und ich habe gesagt, okay wenn
ich doch noch mehr Sport machen muss,
noch gesünder essen, noch weniger essen.
Es muss doch irgendwie gehen.
Aber wenn man halt irgendwann einfach mal so sich
selber eingesteht: Okay es geht nicht
und dann so die Möglichkeiten
durchgeht. Dann ist halt einfach in dem
Moment die OP ein sehr sehr gutes
Werkzeug, dass sehr sehr gut funktionieren
kann, wenn man es richtig benutzt.
[Musik]
S: Was hast du denn da alles drin?
D: Ich habe mein halben Hausrat mitgenommen. S: Ich glaub es auch.
Was musstest du alles machen damit du jetzt morgen
operiert werden kannst?
D: Ich musste, also das Ganze ging eigentlich fast ein Jahr
bei mir. Ich habe MMK machen müssen,
also quasi "gesunde Ernährung und Diät".
Einfach mal einen Ernährungszirkel.
Das sind so Treffen, wo man einfach immer wieder
gesagt bekommt wie man sich ernähren soll.
Und dann natürlich die ganzen Untersuchungen.
Magenspiegelung, psychologisches Gutachten,
Also ganz, ganz viele Sachen.
Abnehmen natürlich, Sport machen.
S: Aber das heißt du musst das vorher quasi den Ärzten
wirklich auch zeigen, dass du dass du das willst.
D: Also du kannst nicht hergehen und
sagen "Ich hätte gerne die OP" und morgen so: Okay. Also das geht nicht.
S: Du sagst ja, dass die OP so ein bisschen deine
letzte Chance ist. D: Ja das ist sie wirklich.
S: Was erhoffst du dir denn davon?
D: Ich erhoffe mir natürlich, dass das Gewicht
endlich runter geht. Man hat halt
einfach tatsächlich viel mehr
Möglichkeiten wieder dann. Man muss sich
keine Gedanken machen mit dem Fliegen.
Wenn man wohin geht, hat dieser Sitz Lehnen
oder nicht, kann ich da sitzen oder nicht.
Das sind alles ein bisschen so die Sachen
wo man halt einfach, keine Ahnung, sich Gedanken macht.
Wo man...ich gehe voll oft nicht
auf Geburtstage oder so, weil ich
mir denke das ist eine Wirtschaft, dann habe
ich gegoogelt, dann hat dieser Stuhl auf einmal
Lehnen. Oh dann hab ich auf einmal was vor an diesem Tag.
Leider keine Zeit oder sowas.
S: Wegen einem Stuhl?
D: Ja, weill wenn du da hin kommst un du passt in diesem Stuhl nicht rein.
Das sind halt so die Sachen, wo man sich Sorgen macht
und einfach Gedanken hat und
was man danach nicht mehr braucht.
Einfach so ein bisschen normal. Normal sein.
Ein bisschen Normalität reinbringen.
S: Hast du das Gefühl dein Leben ist gerade nicht normal?
D: Ne! Das ist von hinten bis vorne alles andere als
normal, ganz ehrlich.
142,1 kg.
Arzt: Grüß Gott die Damen.
D: Hallo!
Arzt: Hallo.
D: Hi.
S: Hi.
A: So, es ist bald soweit.
D: Ja.
S: Das ist der Arzt, der Dina morgen operiert. Jetzt gibt es noch mal ein Aufklärungsgespräch.
Arzt: Wir haben im Vorfeld besprochen, dass wir ihnen
einen Magenbypass machen. Damit werden zwei
Meter Dünndarm ausgestaltet. Das heißt
es fehlen auch die ganzen Vitamine und
Spurenelemente, die auf den ersten zwei
Metern des Dünndarms aufgenommen werden.
Das sind ganz viele und damit auch das
Wichtigste nach dieser Operation.
Sie müssen zeitlebens zusätzlich
Vitamine und Spurenelemente nehmen. Wenn Sie
es nicht tun entstehen unter
Umständen Mangelzustände, die sie nicht
wiedergutmachen können.
Eigentlich nach diesen Operationen darf man nie
mehr Alkohol trinken.
D: Das ist kein Problem.
Arzt: Das haben wir im Vorfeld auch schon besprochen, weil der Alkohol sofort im
Dünndarm damit sofort in der Leber und
sofort im Gehirn ist.
S: Ist es dann so was wie eine Abnehm-Garantie?
Arzt: Garantie gibt's bei uns nie.
Aber die aller, allermeisten, heißt auch
deutlich über 80 Prozent, nehmen sehr gut ab.
Wobei der operiert
damit sie genau so lange lebt, wie die anderen auch
und damit sie keine Folgeerkrankungen
bekommt. Ich helfe ihnen da
raus aus der Sackgasse.
Aber ihr Weg hinterher wird nicht ganz einfach sein.
D: Das stimmt
S: Es ist sechs Uhr morgens und Dina wird
gleich operiert. Ich hoffe, dabei läuft
alles rund und vor allem auch, dass die OP
ihr dann am Ende wirklich was bringt.
Guten Morgen.
D: Guten Morgen.
S: Gut geschlafen?
D: Ja, so.
Ich hab lange gebraucht zum einschlafen, aber irgendwann wie so ein Stein.
S: Sehr gut.
Bis gleich.
D: Bis gleich.
S: Irgendwie schon verrückt. Dina zieht sich
jetzt gerade um und macht sich fertig
und wenn sie jetzt diese OP gemacht hat, dann
gibt es kein zurück mehr dann wird sie
wahrscheinlich nie wieder so normal
essen können. Also ziemlich sicher wird sie
es nie wieder können und das nimmt sie in Kauf.
Schönes Kleidchen.
Wie ist das jetzt für dich, dass du weißt, dass du nie wieder so
ganz normal essen kannst?
D: Das ist schon komisch irgendwie.
Das ist so noch ganz weit.
Das ist noch ganz weit weg. Es ist mir schon bewusst, aber ich
glaube, so richtig bewusst wird einem das erst, wenn man
erstmal wieder daheim sitzt und alle anderen frühstücken und du da sitzt und denkst "ja, okay."
S: Hast du heute morgen irgendwie mal kalte Füße bekommen? Und überlegt, ich renn jetzt weg,
damit ich, weiß ich nicht...
Also das ist ja schon echt ein krasser Einschnitt.
D: Ne, eigentlich nicht. Also ich freu mich ja drauf.
S: Wie fühlt sich das an, dass es jetzt soweit ist?
D: Ich freue mich. Jetzt kommt so die Nervosität.
Aber so im positiven Sinne.
S: Hier dürfen wir jetzt gerade noch mit
rein, bis sie halt narkotisiert ist
dann müssen wir raus.
Die Daumen sind ganz, ganz fest gedrückt.
D: Dankeschön.
Arzt: Hier kommt Sauerstoff raus.
[Musik]
S: Nach anderthalbstunden OP und noch ein
paar Stunden im Aufwachraum ist die Dina
jetzt glaube ich wieder auf dem Zimmer.
Ich schau jetzt mal wie es ihr geht.
Da bist du wieder! Wie geht's dir?
D: Ganz gut soweit.
S: Du siehst ein bisschen fertig aus.
D: Ja.
S: Bist du froh, dass du es geschafft hast?
D: Ja! Ich habe gesehen es ist jetzt schon 13 Uhr. Hat ja relativ lange gedauert.
Aber es ist ganz, ganz krass ich kann es dir mal zeigen.
S: Okay.
So ein paar Schnitte jetzt noch...
Dieses gelbe Zeug vom OP. Hier sind drei
Schnitte, unten ist einer drin,
hier und da oben ist auch noch einer.
S: Wovor hast du am meisten Schiss, jetzt in der Zukunft?
D: Dass ich irgendwas vergesse und
Tabletten einzunehmen, dass ich irgendwie vergesse, keine Ahnung,
dass sich irgendwas nicht essen darf oder so.
S: Ich muss sagen schon wirklich
gespannt, wie es dir dann geht, wenn wir
uns dann in vier Wochen noch einmal
wiedersehen, dann hast du dich ja so ein
bisschen schon dran gewöhnt, und vor allem
wer weiß, wie viel du bis dahin schon abnehmen konntest.
D: Ja, ich bin echt gespannt. Weil heute wog ich 142 Kilo, mal sehen wie viel ich dann hab.
S: Dina hat mir erzählt, dass die
Magenverkleinerung ihre Chance auf ein
neues Leben ist. Die OP selber ist aber
tatsächlich erst der Anfang von einem
echt harten Weg. Wir sind jetzt zum
kochen verabredet und sie will mir
zeigen, was sich so bei ihr gewichtsmäßig getan hat.
D: Hallo
S: Hi.
Schön dich zu sehen, Hallo.
D: Schön, dass du da bist.
Das ist ja fast eine Jahresportion.
S: Echt? Ich war mir irgendwie nicht sicher ich
habe auch so...
D: Der ist voll lecker, ja. Den kenne ich.
S: Ich hab so fettarm und nicht so... Da ist die Küche ich geh mal so...
D: Eine halbe Tomate und einen halben Becher, dann
sind wir fertig.
S: Wirklich!
D: Ja.
S: Eine einzige Tomate und davon auch nur die Hälfte
D: Ja, weil die zuviel ist praktisch, weil du
musst dir vorstellen, wenn ich die Tomate
jetzt komplett essen würde, dann wäre mein Magen so abnormal voll nur von
Tomate. Und Tomate ist halt quasi ein
leeres Essen und die Regel ist halt
kein Essen ohne Eiweiß.
ich muss halt auf 60 bis 75 Gramm Eiweiß
kommen am Tag, was hat echt nicht einfach ist,
wenn du so wenig essen kannst.
Deswegen alles mit Kohlenhydrate und
Gemüse und so was, quasi leer ist
also ohne Inhaltsstoffe für mich die,
wichtig wären, gehen quasi nicht mehr.
deswegen darf ich den Platz nicht
verschwenden damit. Es gab nur eine Sache,
die ich nicht vertragen habe. Aber ich darf
halt viele Sachen nicht essen,
die habe ich jetzt bisschen halt auch
nicht ausprobiert, was ja auch nicht soll.
Zum Beispiel, was jetzt gar nicht mehr
gehen würde, ist diese klassischen
Fruchtjoghurt. Also alles was mit
Frucht ist, muss ich selber machen.
S: Du sagst jetzt, ich vertrage das dann nicht mehr. Wie
äußert sich das? Also hast du dann
Bauchschmerzen und dann musst du dich
dann übergeben oder wie merkst du das denn?
D: Ich glaub übergeben ist eigentlich so das typischere.
Also es hat wie so ein Stein im Magen
und wirklich so... Man merkt auf jeden
Fall, wenn er was nicht will.
Und äußert das ganz, ganz direkt.
[Musik]
S: Jetzt wo wir aufgegessen haben,
interessiert mich natürlich, wie viel du
jetzt seit, also es ist jetzt vier Wochen her.
Wie viel du abgenommen hast. Sollen wir mal zur Waage gehen?
D: Klar!
S: Da legt sie schon bereit.
D: Ja, lass mal schauen. Ich bin gespannt.
S: Das sind einfach fast knapp zehn Kilo weniger.
D: Ja, .142, 1 wars bei der OP.
Fast 10 Kilo weniger. Yey!
S: Bist du stolz?
D: Ja.
Am Anfang ging es schnell, jetzt geht es langsamer handelt sich so um
einen Kilo pro Woche ein
aber wenn es so weitergeht, so überleg mal. Das ist... Kann man nicht meckern.
S: Was ist denn dein Zielgewicht?
D: Mega hammer gut wäre 70 Kilo.
S: Und worauf freust du dich am
meisten, weil du musst mir auch erzählt,
dass du so viele Einschränkungen
irgendwie hattest.
D: Ich freue mich am meisten auf Kletterhalle, wenn dieses
beknackte Kletterseil wieder passt und halt so
Freizeitpark, wenn man dieses Stühle wieder
einfach nutzen kann. Da rein gehen kann
ohne, dass man denkt: Oh Gott, ich muss
wieder aussteigen und shoppen.
Klamotten shoppen ist einfach der Hammer.
S: Ich seh schon du hast viel vor jetzt mit deinem neuen Leben.
D: Die Liste ist lang. Sehr, sehr lang.
S: Ich hätte vor der Recherche zu diesem
Film ehrlich gesagt nie erwartet, dass eine
Magenverkleinerung so viele Regeln und
Veränderungen mit sich bringt. Ich meine, Dina
muss jetzt ihr Leben lang Tabletten
nehmen, muss ihren Lebensstil umstellen, auf
ihre Ernährung achten - für immer!
Aber das ist halt eben auch
die Chance auf ein neues Leben für sie.
Hättet ihr gedacht, dass die
Veränderungen so extrem sind?
Schreibt mir das gerne unten in die Kommentare.
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