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2020-7 Imported from YouTube, Im freien Fall von der Klippe: Extremsport Base-Jumping

Im freien Fall von der Klippe: Extremsport Base-Jumping

Ach, die Schweiz. Schaut euch das mal an. Nichts für Menschen mit Höhenangst.

Aber ein Paradies für die hier: Basejumper. Ich lieb das. Ich lieb das so unfassbar fest.

Es ist eine der gefährlichsten Sportarten, die es gibt.

Es ist genau vor zwei Wochen passiert, dass jemand von dieser Stelle gesprungen ist und das war der letzte Todesfall.

Wenn du da mit 200, 220 mit 80 Kilo in den Boden schlägst, dann das hört man schon.

Was sind das für Menschen, die so einen Sport machen? Ich will sie kennenlernen.

Dafür bin ich im Lauterbrunnental in der Schweiz – dem Ort für Basejumper.

Soviel schonmal vorweg: Am Ende wird es viel knapper als gedacht.

48 Meter. Schon niedrig.

Haben wir eigentlich jemals drüber geredet, was wir tun, wenn etwas passiert?

Drei, zwei, eins.

Schon schön. Absolut.

Das ist Florian. Er ist Anfang 30, lebt in Zürich, arbeitet als Barkeeper.

In diesem Film begleiten wir ihn drei Tage lang. Wollen verstehen, warum er diesen Sport macht.

Abkürzung. Ist das legal?

Unterwegs zum ersten Absprung. Würde jetzt schon ja sagen.

Basejumper springen von Objekten, also nicht aus dem Flugzeug, sondern von Häusern, Staudämmen oder Felsen.

In vielen Ländern ist das verboten oder nur mit Genehmigung möglich – wie in Deutschland.

Anders in der Schweiz. Hier kann springen, wer sich traut.

Das hat das Land zum bedeutendsten Ort für den Sport gemacht.

Florian hat vor vier Jahren mit dem Basejumpen angefangen. Noch ist es nur ein Hobby.

Hast du gezählt, dein wievielter Sprung ist das?

Ich bin jetzt bei 500 Sprüngen ungefähr. 500 Mal überlebt. Ja.

Die Liste verstorbener Basejumper ist lang – und das obwohl es weltweit schätzungsweise

nur einige Tausend Sportler gibt. Etwa 20 bis 40 von ihnen sterben jedes Jahr.

Kurz vor der Absprungstelle halten wir an. Hier will Florian seine Ausrüstung anziehen.

Guck mal hier, was mir ja gerade aufgefallen ist, die Plakette hier.

Der Mark. Kanntest du den?

Ja, ja. Also vor ziemlich genau zwei Jahren.

Ja, ja, da war ich hier sogar. Florian schaut nach, was genau passiert ist.

Auf einer Liste von verstorbenen Basejumpern. Mark war nach einem Salto in der Luft gegen die Felswand geprallt.

Ja, Mark. Ja, ja. Von Nose 3.

Nose 3 - so heißt die Absprungstelle. Ja, so läuft's manchmal.

Makabere Frage: Wenn du sagst, dann ist er eingeschlagen – hört man das?

Ja, das ist echt laut. Ja, das hört man schon. Ja, du musst dir überlegen, ist ja irgendwie 80 Kilo,

ist wie wenn du so einen Stein runterballerst. Da mit 80 Kilo, Stein, wenn der einschlägt,

das Vibrieren auf der Erde spürt man auch. Also das ist schon ein ziemlicher Einschlag,

wenn du da mit 200, 220 mit 80 Kilo in den Boden schlägst. Das hört man schon.

So ein ganz anderes Level an Angst, die da in mir aufkommt.

Noch nie musste ich mir bei einem Film ernsthaft Sorgen darum machen, dass jemand sterben könnte.

Ich bin derbe angespannt. Florian gar nicht.

Der Anzug auf dem Boden füllt sich nach dem Absprung mit Luft, damit Florian besser vom Fels wegfliegen kann.

Ist ganz schön klein der Fallschirm. Ist halt auch nur ein Schirm drin.

Richtig gehört. Basejumper haben keinen Notfallschirm. Wenn etwas schiefgeht, bleibt sowieso keine Zeit mehr dafür.

Löst das am Ende den Fallschirm aus? Genau, das ist der Pilote Chute.

Der fliegt hinterher quasi oder den wirfst du?

Ja, den packe ich jetzt und den packe ich unten in meinem Fallschirm rein, also in das Rig, also in den Rucksack.

Und da ziehst du dran? Und dann ist das Handle eigentlich. An dem ziehe ich dann den kleinen Schirm raus.

Und dann -Zieht er den Rest raus. Genau.

Ich will wissen, was ihn an dem Sport so fasziniert. Man gibt alles hin für den Moment.

Und es gibt eigentlich nichts Ehrlicheres, als sein Leben wie kurze Zeit aufzugeben. Mit dem Wissen:

“Okay, ich kann das. Es ist wie möglich, weißt du.?"

Jetzt ist es soweit. Da soll es runtergehen. Über 500 Meter hoch sind die Steilwände im Lauterbrunnental.

Im Schnitt springt hier alle paar Minuten ein Basejumper.

Alright. Pilote Chute, Leg Strap, Leg Strap, Chest Strap. Ja, eigentlich kann ich springen, würde ich sagen. -Hast Bock?

Okay, unbedingt. Endlich, so lange warten. -Viel Glück, mach keinen Scheiß.

Danke dir. Alright. Gut. Pilote Chute, Leg Strap, Leg Strap, Chest Strap.

Ja, dann gehe ich mal. Ja du.

Man sieht sich unten. Ja, guten Flug.

Dankeschön. Eins, zwei.

Er hat den Schirm immer noch nicht gezogen. Immer noch nicht. Alter, der ist schon richtig weit unten.

Warum zieht er den denn nicht? Jetzt ey.

Ok, ist safe unten.

Sah schon geil aus, aber der hat schon ganz schön lange ausgehalten, ohne den Schirm zu ziehen.

Echt wirklich, wenn in der Sekunde irgendwas nicht funktioniert, der hat einfach eine Sekunde gehabt sich vielleicht noch was anderes auszudenken.

Dann hätte es halt geknallt. Wir treffen Florian danach wieder.

Er will uns noch einen anderen Sprung zeigen.

Bei einem Sport, der ein hohes Risiko bringt, ist halt eine gewisse Todeszahl dabei.

Das ist beim Gleitschirmfliegen oder beim Hochalpinklettern oder bei anderen Sportarten auch so. Aber bei den Basejumpern ist es dann so:

Schon wieder ein Basejumper gestorben. Klar, riskant sind Extremsportarten immer.

Gleitschirmfliegen ist aber keine. Und die Zahlen, die ich recherchiert habe, zeigen: Basejumpen ist um ein Vielfaches gefährlicher.

Aber glaubst du, das wär überhaupt ein so erfolgreicher Sport und einer, den du gern machst, wäre diese Gefahr nicht da, dieser Nervenkitzel?

Ja, ist dann die Frage natürlich. Müssen hier links. Das Risiko bringt ja natürlich auch Reiz mit sich, oder?

Hm. Wahrscheinlich. Sonst wären wir ja nicht hier. An diesem Seil. Florian will sich damit in den Abgrund schwingen.

Digger, Digger, Digger. Mühsam. So.

Oh yeah!

That was perfect!

Wir treffen uns an der Seilbahn wieder. Was ich mittlerweile weiß: Basejumpen scheint verdammt viel Spaß zu machen.

Aber ist es das Risiko wirklich wert? Vielleicht finde ich bei denen ne Antwort.

Die drei Jungs sind Freunde von Florian. Sie kennen sich vom Springen.

Und genau das wollen sie auch jetzt tun. Wieder müssen wir dafür ein ganzes Stück laufen.

Das ist Max. Er steht bei Red Bull unter Vertrag. Performt bei Events der Firma Stunts im freien Fall.

Er kommt aus Deutschland, wohnt aber in der Schweiz. Er sagt, Basejumpen habe hier eine ganz andere Bedeutung.

Viele Leute, die hier wohnen, die gehen einfach Basespringen zum Spaß. So wie andere Leute nach der Arbeit noch ein bisschen Fußball spielen gehen im Park.

Das ist halt so Ein geiler Vergleich. Also ich verstehe, glaube ich, was du sagen willst.

Aber ich glaube, für so viele Menschen hinkt der Vergleich so unfassbar.

Anders als Florian springt der Rest hier schon mit Wingsuits. Anzüge mit Stoff an Armen und Beinen, die Menschen in Flügel verwandeln.

Diese Erfindung machte Basejumpen zum viralen Hit. Sie erlaubt Flugmanöver, bei denen Springer durch Felsspalten donnern, die nur wenige Meter breit sind.

Dann geht es los. Robin springt zuerst. Als nächstes Max. Florian. Und Yoshi.

Das, was die Jungs gemacht haben, so nah am Stein vorbeifliegen, das nennt sich Proximity-Fliegen.

Ist so eine der tödlichsten Sachen, die man machen kann. Dabei fliegen immer wieder Leute viel zu nah am Stein.

Und tatsächlich ist es genau vor zwei Wochen passiert, dass jemand von dieser Stelle gesprungen ist. Und das war der letzte Todesfall im Lauterbrunnental.

Und fällt mir nicht weiter ein, was ich dazu noch sagen soll.

Vielleicht das: Nach dem ersten Tag mit Basejumpern bin ich beeindruckt von ihrer Leidenschaft. Kann die Euphorie verstehen.

Dass sie mehr Abenteuer möchten und ihre Grenzen finden wollen, weil das nunmal nicht geht, wenn man Steuererklärungen macht – oder auf Youtube rumhängt.

Andererseits habe ich auch Angst vor dem Tod. Ja, klingt platt, aber ich lebe eben nur einmal und das doch bitte in voller Länge.

Alle den einfacheren Weg runtergehabt.

Definitiv. Ja, defintiv. Wo ihr alle vorhin gesprungen seid, das muss doch über uns sein direkt.

Genau, wenn du hochguckst, bei den Masten und dann hast du drei Finger zur rechten Seite und da leuchtet sowas ein bisschen.

Genau da. Genau. Wir bleiben noch auf ein Getränk.

Separat setzen? Müssen wir ja wohl fast, ne?

Noch gute Sprünge gehabt? Max.

Immer gute Sprünge. Bis bald.

Jeder Sprung ist ein guter Sprung. Bevor Max geht, will ich noch kurz mit ihm sprechen.

Er hat das, was Florian gern hätte: Sponsoren. Hat sein Hobby zum Beruf gemacht.

Was hält er von der Kritik an Red Bull? Die Getränkefirma unterstützt alle möglichen Extremsportarten, um ihren Energydrink zu vermarkten.

Dabei kommen immer wieder Athleten ums Leben.

Da kann es passieren, dass man unter Umständen Entscheidungen trifft, die halt ohne Kameras daneben vielleicht anders gewesen wären.

Da ist dann nicht der Sponsor dran Schuld, sondern irgendwie man selber, weil du steckst dir ja die Ziele selber.

Letztendlich ist es immer deine Wahl zu sagen, heute nicht, und du gehst wieder runter.

Und wenn du damit alle deine Sponsoren verlierst, so what? Ist besser als dein Leben. Ich glaube, da wird einfach die Verantwortung an den Sponsor abgegeben.

Letztendlich treffe ich die Entscheidung, ob ich springe oder nicht. Völlig egal, was für Konsequenzen das mit sich zieht, was die Sponsoren angeht.

Und das ist ja auch im Interesse. Die haben ja nichts davon, wenn einer ihrer Athleten irgendwie einen schweren Unfall hat oder tödlich verunglückt.

Manche Leute sagen. dann: Bad Publicity ist auch Publicity. Aber das sind trotzdem Menschen, die dich da betreuen, deine Athleten-Manager, deine Kollegen.

Von denen hat keiner Lust, irgendwie wie deinen Eltern zu erklären, was gerade passiert ist.

Man muss immer überlegen: Wir machen das, was wir machen, halt richtig, richtig gerne. Und wir wollen das noch viel, viel länger machen.

Und deshalb laufe ich lieber einmal mehr den Berg wieder runter und probiere es am nächsten

Tag, als es irgendwie aufs Spiel zu setzen und unter Umständen nie mehr machen zu können.

Florian auch war schon mit Red Bull in Kontakt.

Aber sie haben ihm gesagt, dass sie seit dem Tod eines gesponserten Basejumpers in der

Schweiz vorerst keine Springer mehr aufnehmen würden.

Mach's gut Max. Danke dir. Viel Spaß noch.

Der nächste Morgen. Florian ist schon wieder auf dem Weg zum ersten Absprung, ich bin noch beim ersten Kaffee.

Auf Instagram schaue ich mir weitere Sprünge von Yoshi an.

Das war der im blauen Anzug, der gestern so nah an der Felswand geflogen ist.

Ey, das ist so knapp. Links Felsen, rechts Felsen, unten Felsen.

Und echt maximal ein paar Meter über dem Boden.

Aber wir feiern es doch alle. Extreme Sachen gleich extrem viele Klicks.

Yoshi hat mir übrigens erzählt, dass er fast jeden Tag springe und solche spektakulären Flüge nicht einfach spontan mache, sondern lange dafür übe.

Und das ist ein Video von Florian. Er springt nicht nur von Felsen, sondern auch von Gebäuden.

Oder, wie hier zu sehen, von einem Baukran mitten in Zürich. Er macht es nachts, damit ihn niemand erwischt.

Denn es ist Hausfriedensbruch.

Florian sagt, durch die Stadt zu fliegen sei ein besonderer Kick.

Wenn ich ehrlich bin, weiß ich nicht so richtig genau, was ich denken soll. Einerseits ist das schon krass, was die machen und die Manöver, die die fliegen.

Aber andererseits hab ich echt auch als relativ verantwortungsvolle Menschen kennengelernt, die zwar Risiko eingehen. -Aber am Ende,

wer bin ich, denen zu sagen das: Was du machst - absoluter Schwachsinn. Müssen sie am Ende irgendwie auch selbst entscheiden.

Was ich bisher gelernt habe: Eine Gefahr für andere sind Basejumper nicht. Nur für sich selbst.

Trotzdem kann ich immer noch nicht richtig einschätzen, wie gefährlich das nun genau ist.

Deshalb schauen wir bei den Rettungsfliegern vorbei. Schließlich müssen sie in Notfällen ran.

Das ist Michael, Leiter des Rettungsteams.

Das war auf jeden Fall einer der eindrucksvollsten Auftritte zum Interview, die ich gesehen habe.

Was war der letzte Basejump-Einsatz, den ihr hattet?

Der letzte Basejumper-Einsatz, den wir hatten, war eine Landung in einem Baum.

Wie ist das ausgegangen? Glimpflich unverletzt.

Also der letzte Todesfall im Tal war, glaube ich, vor zwei Wochen knapp. Von der Via Ferrata.

Das ist so, da hat es ein Todesfall gegeben. Wart ihr da auch im Einsatz?

Ja, da waren wir auch im Einsatz. Und ist es für euch von der Rettung Alltag

- Unfälle von Basejumpern? Nein, auf keinen Fall. Wie vorhin schon erwähnt:

Das sind 20.000 bis 30.000 Sprünge, die jährlich im Lauterbrunnental stattfinden.

Und ich würde sagen, der Hubschrauber ist zehn- bis fünzehnmal involviert. Und davon sind längst alle nicht tödlich.

Dein Kollege meinte eben, dass er relativ viele Basejumper kennt, davon lebt die Hälfte nicht mehr.

Wie ist das bei dir? Kennst du Basejumper? Ja, ich kenne Basejumper.

Und die sind aber alle noch am Leben? -Alle nicht, aber ich könnte nicht sagen, dass die Hälfte davon nicht mehr am Leben ist.

Also: Es sterben nicht so viele Basejumper wie man denkt, aber eben doch: verhältnismäßig viele.

Mittlerweile hat Florian seinen ersten Sprung des Tages gemacht.

Zwei Springer aus den USA haben Florian gebeten, ihnen den Sprung mit dem Seil zu zeigen.

Er wartet unten auf sie. Und macht sich Sorgen. So ein bisschen prädestiniert für, das etwas schiefgeht beim Rope Swing.

Ist das so? Ja. Was kann da schiefgehen?

Ja, man lässt zu spät los. Oder man dreht nicht sauber. Man verdreht sich in der Luft oder, weiß nicht, alles.

Aber das werden wir gleich sehen.

Da geht er. Nice. Nice one, man.

Ich bin total aufgedreht. That's sick. Ich liebe das. Ich liebe das so unfassbar fest.

That was awesome. Nachdem alle sicher gelandet sind, geht es zum Schirmpacken.

Sieht aus wie ein Zelt das Ganze. Kostet aber deutlich mehr. Einige Tausend Euro.

Und packen sollte man einen Fallschirm auch sorgfältiger. Zum Beispiel darauf achten, dass die Schnüre nicht verheddern.

Und das Wichtigste ist eigentlich, dass die schön schön liegen, dass sie als erstes Luft bekommen, wenn du den Schirm aufmachst. So, magischer Rucksack ist ready.

Später am Abend. Den Schirm braucht Florian heute nicht mehr. Denn er hat Geburtstag, wird 32.

Zwei seiner besten Freunde sind deshalb ins Lauterbrunnental gekommen, um mit ihm zu feiern.

Beim Dorfbäcker haben wir eine kleine Torte gekauft.

Das Horner ist die einzige Bar im Tal. In einer normalen Saison tummeln sich hier abends jede Menge Basejumper.

An einer Wand hängt das.

...28, 29, 30, 31. Also das sind jetzt 31 Basejumper, die gestorben sind und deren Bilder hier hängen.

Und sind teilweise schon echt noch jung. Bilder von Frauen sind auch dabei.

Ein paar wenige nur. Es ist ein Männersport. Draußen am Tisch erzählt Florian von seinen Plänen.

Nächstes Jahr will ich anfangen mit Wingsuit.

Das ist eigentlich das einzige Ziel. Sonst eigentlich nicht große Pläne.

Überleben, noch ein Jahr. Aber es ist nur ein Scherz, dass du das sagt:

Noch überleben ein Jahr. Oder schwingt das schon so ein bisschen mit in dem Sport?

Klar, aber das sage ich mehr so: Wär nice. Also für mich. Das kann ich ja nicht beeinflussen.

Aber es wäre nice klingt ja, als wenn es voll fein wär, wenn es eben nicht mehr so ist.

Ich beschäftige mich halt viel mit dem Thema Tod, und darum habe ich wahrscheinlich auch ein entspannteres Verhältnis mit.

Es macht vielleicht die Beziehung auch etwas Spezieller, vielleicht bist du auch mehr an

dem Punkt, an dem du die Zeit, die du mit dem verbingen darfst, dann auch anders schätzt.

Weil du den Tod als ständigen Begleiter dann hast.

Sicher nicht leicht als bester Freund. Ich bin schon mit dem Rucksack ready und dem

Laser bei ihm auf dem Balkon gestanden. Und dann war er so: Hey, was machst du hier.

Und ich so: Nichts. Aber es ist auch schwierig, wenn man einen Freund hat, der irgendwie so...

So einen hohen Balkon hat. Warum hast du auch so einen hohen Balkon?

Er ist umgezogen und ist in ein Penthouse gezogen, im irgendwie 14. Stock, und das ist

einfach für mich so eine Einladung. Ja, ich meine, wenn man irgendwas hoch genug ist, dann will ich da runter springen.

Florian erzählt, dass schon zehn seiner Freunde beim Basejumpen gestorben sind. Einer von ihnen ist vor zwei Jahren in Italien verunglückt.

Also, ich bin zwei Meter neben ihm gestanden und er ist gesprungen und zwei Meter unter

dem Absprung das erste Mal eingeschlagen und dann noch weiter unten noch einmal eingeschlagen.

Wegen des Windes?- Einfach schlecht abgesprungen und nicht über eine Felswand rausgekommen, die ein bisschen weiter unten kam.

Du kannst nichts machen in dem Moment. Schlussendlich ist er abgesprungen, eingeschlagen. Ich wusste, dass er eingeschlagen ist.

Dann ist diese ganze Situation noch ein bisschen länger gegangen, das mag ich jetzt irgendwie nicht erklären.

Dann kommt eigentlich das ganze Bürokratische.

Wie bringt man ihn aus Italien nach Hause? Wer ruft seine Frau an? Wie organisiert man sich mit der Polizei?

Wer bekommt seinen Schmuck, wer wäscht den Anzug mit dem Blut aus? Alles solche Sachen.

Und dann am nächsten Tag habe ich mein Zeug gepackt und bin wieder springen gegangen.

Klar geht einem das trotzdem nahe, wenn du irgendwie dein Handy nach vorne nimmst und ihn anrufen möchtest, weil du denkst:

Ah, heute ist ein perfekter Tag. Und dann so: Stimmt, den gibt's gar nicht mehr.

Mir fällt das irgendwie schwer zu verstehen, wie man da noch weiter springen kann.

Jeder Basejumper will ja eigentlich überleben, weil er das das Größte findet, was er jemals in seinem Leben gemacht hat.

Sonst würden wir das nicht machen. Und ich bin bei jedem Sprung mir hundertprozentig sicher, dass es klappt.

Ich bin noch nie an dem Sprung gestanden, dachte: Ja, wahrscheinlich schlag ich da ein, aber wenn alles gut geht, dann geht's. Weißt du?

Man steht nicht so an einem Absprung.

Aber irgendwie kann ich dir das nicht ganz abnehmen, dass du immer hundert Prozent denkst, dass alles glatt geht.

Ich kann mir das auch nicht ganz abnehmen. Aber ich dachte, es hört sich jetzt gut an, wenn ich das sage.

Dass er sich nicht immer 100 Prozent sicher ist, seht ihr gleich.

Wir sind noch einmal unterwegs mit Florian. Er hat gehört, dass es hier oben irgendwo einen guten Sprung geben soll.

Da frage ich mich aber, wer als erster sagt:

Ja, du, hier, da würde ich jetzt mal runterspringen. Wo genau er springen kann, weiß er selbst nicht.

Deshalb misst er erstmal die Höhe mit einem Lasergerät.

48 Meter. Ungefähr die 15. Etage eines Hauses.

48 Meter wahrscheinlich. Schon niedrig. Da bin ich jetzt nicht gerade begeistert von.

Machbar wär's, das weiß ich aber. Ja. Man soll nicht so viel reden, Mann. Soll einfach machen.

Es ist jetzt tatsächlich das erste Mal, dass ich ihn in all den Sprüngen so ein bisschen ruhiger erlebe und auch nervöser.

Also ich glaube, das macht ihm jetzt schon Sorgen, dass nicht ganz klar ist, wie er da runter kommt.

Aber er will, glaube ich, auch nicht klein beigeben?

Zu unsicher. Und dann fängt es auch noch an zu regnen. Florian will kurz nachdenken.

Allein hätte ich es wahrscheinlich schon gemacht.

Warum würdest du es alleine machen und nicht wenn wir filmen?

Weil ich nicht das Klischee vom reckless Basejumper irgendwie feeden will.

Ich finde, wenn Leute da zuschauen, dann ist es ja nicht nur mein Leben, das beeinflusst wird, sondern auch das Leben von den Leuten, die da zugucken.

Und ich weiß, ich kann mit dem umgehen.

Aber ich weiß nicht, wie andere Leute damit umgehen, wenn jemand einschlägt vor den Augen, weißt du?

Florian entscheidet sich: Mit der Seilbahn fährt er nicht unter.

Haben wir eigentlich jemals drüber geredet, was wir tun, wenn etwas passiert? Rennen wir da rüber?

Ja, würde ich sagen. Ich kann dir auch eine Nummer geben. Von den Air Glaciers.

Quasi, dass ich die ganz schnell wählen kann, wenn was ist. Ich will die ja nicht erst eingeben.

Er hat sich jetzt eine Reißleine da gelegt und daran wird der Schirm festgemacht.

Und wenn er springt, dann gibt's einen Widerstand und der Schirm wird ausgelöst.

Dafür muss natürlich die Leine reißen und er darf nicht vom Wind gegen den Stein geworfen werden.

Er hat auch gerade erzählt, dass ein Kumpel, der sehr erfahren darin ist, auch meinte:

Jetzt hier die 48 sind schon knappe Kiste. Schauen wir mal.

Ihr merkt ich bin nervös. Und dann noch das: Kurz vor dem Sprung bittet mich Florian, mit meinem Fuß das Seil zu sichern, das seinen Schirm auslöst.

Ich weiß nicht, ob ich das verantworten möchte. Tue es dann aber doch. Denn springen will er so oder so.

...3, 2, 1.

Oh yeah.

Puh. Ich kann mir gut vorstellen, mit was für einem großen Grinsen Florian gerade ins Tal fliegt.

Aber dieser Film hätte ein ganz anderes Ende haben können.

Das war es wieder einmal. Bevor wir uns aber aus dem Lauterbrunnen Tal verabschieden, noch eine Frage an euch:

Findet ihr das total verrückt, was Basejumper machen oder könnt ihr das vielleicht auch nachvollziehen?

Schreibt das gern in die Kommentare. Und auf eure Fragen gehe ich dann wie immer im Q&A nächste Woche ein. Eine Filmempfehlung noch, wo wir schon bei gefährlichen Hobbys sind: Unsere Kollegin Aminata von Follow Me Reports hat Annica begleitet.

Die ist im Schützenverein, und das schon, seit sie zwölf Jahre alt ist.

Wir sehen uns beim nächsten Film. Bis dahin, ciao.

Im freien Fall von der Klippe: Extremsport Base-Jumping Free fall from the cliff: extreme sport base jumping Caída libre desde el acantilado: deporte extremo salto base Vrije val van de klif: extreme sport basejumpen Swobodne spadanie z klifu: ekstremalny sport base jumpingu Queda livre do penhasco: desporto radical base jumping

Ach, die Schweiz. Schaut euch das mal an. Nichts für Menschen mit Höhenangst.

Aber ein Paradies für die hier: Basejumper. Ich lieb das. Ich lieb das so unfassbar fest.

Es ist eine der gefährlichsten Sportarten, die es gibt.

Es ist genau vor zwei Wochen passiert, dass jemand von dieser Stelle gesprungen ist und das war der letzte Todesfall.

Wenn du da mit 200, 220 mit 80 Kilo in den Boden schlägst, dann das hört man schon.

Was sind das für Menschen, die so einen Sport machen? Ich will sie kennenlernen.

Dafür bin ich im Lauterbrunnental in der Schweiz – dem Ort für Basejumper.

Soviel schonmal vorweg: Am Ende wird es viel knapper als gedacht.

48 Meter. Schon niedrig.

Haben wir eigentlich jemals drüber geredet, was wir tun, wenn etwas passiert?

Drei, zwei, eins.

Schon schön. Absolut.

Das ist Florian. Er ist Anfang 30, lebt in Zürich, arbeitet als Barkeeper.

In diesem Film begleiten wir ihn drei Tage lang. Wollen verstehen, warum er diesen Sport macht.

Abkürzung. Ist das legal?

Unterwegs zum ersten Absprung. Würde jetzt schon ja sagen.

Basejumper springen von Objekten, also nicht aus dem Flugzeug, sondern von Häusern, Staudämmen oder Felsen.

In vielen Ländern ist das verboten oder nur mit Genehmigung möglich – wie in Deutschland.

Anders in der Schweiz. Hier kann springen, wer sich traut.

Das hat das Land zum bedeutendsten Ort für den Sport gemacht.

Florian hat vor vier Jahren mit dem Basejumpen angefangen. Noch ist es nur ein Hobby.

Hast du gezählt, dein wievielter Sprung ist das?

Ich bin jetzt bei 500 Sprüngen ungefähr. 500 Mal überlebt. Ja.

Die Liste verstorbener Basejumper ist lang – und das obwohl es weltweit schätzungsweise

nur einige Tausend Sportler gibt. Etwa 20 bis 40 von ihnen sterben jedes Jahr.

Kurz vor der Absprungstelle halten wir an. Hier will Florian seine Ausrüstung anziehen.

Guck mal hier, was mir ja gerade aufgefallen ist, die Plakette hier.

Der Mark. Kanntest du den?

Ja, ja. Also vor ziemlich genau zwei Jahren.

Ja, ja, da war ich hier sogar. Florian schaut nach, was genau passiert ist.

Auf einer Liste von verstorbenen Basejumpern. Mark war nach einem Salto in der Luft gegen die Felswand geprallt.

Ja, Mark. Ja, ja. Von Nose 3.

Nose 3 - so heißt die Absprungstelle. Ja, so läuft's manchmal.

Makabere Frage: Wenn du sagst, dann ist er eingeschlagen – hört man das?

Ja, das ist echt laut. Ja, das hört man schon. Ja, du musst dir überlegen, ist ja irgendwie 80 Kilo,

ist wie wenn du so einen Stein runterballerst. Da mit 80 Kilo, Stein, wenn der einschlägt,

das Vibrieren auf der Erde spürt man auch. Also das ist schon ein ziemlicher Einschlag,

wenn du da mit 200, 220 mit 80 Kilo in den Boden schlägst. Das hört man schon.

So ein ganz anderes Level an Angst, die da in mir aufkommt.

Noch nie musste ich mir bei einem Film ernsthaft Sorgen darum machen, dass jemand sterben könnte.

Ich bin derbe angespannt. Florian gar nicht.

Der Anzug auf dem Boden füllt sich nach dem Absprung mit Luft, damit Florian besser vom Fels wegfliegen kann.

Ist ganz schön klein der Fallschirm. Ist halt auch nur ein Schirm drin.

Richtig gehört. Basejumper haben keinen Notfallschirm. Wenn etwas schiefgeht, bleibt sowieso keine Zeit mehr dafür.

Löst das am Ende den Fallschirm aus? Genau, das ist der Pilote Chute.

Der fliegt hinterher quasi oder den wirfst du?

Ja, den packe ich jetzt und den packe ich unten in meinem Fallschirm rein, also in das Rig, also in den Rucksack.

Und da ziehst du dran? Und dann ist das Handle eigentlich. An dem ziehe ich dann den kleinen Schirm raus.

Und dann -Zieht er den Rest raus. Genau.

Ich will wissen, was ihn an dem Sport so fasziniert. Man gibt alles hin für den Moment.

Und es gibt eigentlich nichts Ehrlicheres, als sein Leben wie kurze Zeit aufzugeben. Mit dem Wissen:

“Okay, ich kann das. Es ist wie möglich, weißt du.?"

Jetzt ist es soweit. Da soll es runtergehen. Über 500 Meter hoch sind die Steilwände im Lauterbrunnental.

Im Schnitt springt hier alle paar Minuten ein Basejumper.

Alright. Pilote Chute, Leg Strap, Leg Strap, Chest Strap. Ja, eigentlich kann ich springen, würde ich sagen. -Hast Bock?

Okay, unbedingt. Endlich, so lange warten. -Viel Glück, mach keinen Scheiß.

Danke dir. Alright. Gut. Pilote Chute, Leg Strap, Leg Strap, Chest Strap.

Ja, dann gehe ich mal. Ja du.

Man sieht sich unten. Ja, guten Flug.

Dankeschön. Eins, zwei.

Er hat den Schirm immer noch nicht gezogen. Immer noch nicht. Alter, der ist schon richtig weit unten.

Warum zieht er den denn nicht? Jetzt ey.

Ok, ist safe unten.

Sah schon geil aus, aber der hat schon ganz schön lange ausgehalten, ohne den Schirm zu ziehen.

Echt wirklich, wenn in der Sekunde irgendwas nicht funktioniert, der hat einfach eine Sekunde gehabt sich vielleicht noch was anderes auszudenken.

Dann hätte es halt geknallt. Wir treffen Florian danach wieder.

Er will uns noch einen anderen Sprung zeigen.

Bei einem Sport, der ein hohes Risiko bringt, ist halt eine gewisse Todeszahl dabei.

Das ist beim Gleitschirmfliegen oder beim Hochalpinklettern oder bei anderen Sportarten auch so. Aber bei den Basejumpern ist es dann so:

Schon wieder ein Basejumper gestorben. Klar, riskant sind Extremsportarten immer.

Gleitschirmfliegen ist aber keine. Und die Zahlen, die ich recherchiert habe, zeigen: Basejumpen ist um ein Vielfaches gefährlicher.

Aber glaubst du, das wär überhaupt ein so erfolgreicher Sport und einer, den du gern machst, wäre diese Gefahr nicht da, dieser Nervenkitzel?

Ja, ist dann die Frage natürlich. Müssen hier links. Das Risiko bringt ja natürlich auch Reiz mit sich, oder?

Hm. Wahrscheinlich. Sonst wären wir ja nicht hier. An diesem Seil. Florian will sich damit in den Abgrund schwingen.

Digger, Digger, Digger. Mühsam. So.

Oh yeah!

That was perfect!

Wir treffen uns an der Seilbahn wieder. Was ich mittlerweile weiß: Basejumpen scheint verdammt viel Spaß zu machen.

Aber ist es das Risiko wirklich wert? Vielleicht finde ich bei denen ne Antwort.

Die drei Jungs sind Freunde von Florian. Sie kennen sich vom Springen.

Und genau das wollen sie auch jetzt tun. Wieder müssen wir dafür ein ganzes Stück laufen.

Das ist Max. Er steht bei Red Bull unter Vertrag. Performt bei Events der Firma Stunts im freien Fall.

Er kommt aus Deutschland, wohnt aber in der Schweiz. Er sagt, Basejumpen habe hier eine ganz andere Bedeutung.

Viele Leute, die hier wohnen, die gehen einfach Basespringen zum Spaß. So wie andere Leute nach der Arbeit noch ein bisschen Fußball spielen gehen im Park.

Das ist halt so Ein geiler Vergleich. Also ich verstehe, glaube ich, was du sagen willst.

Aber ich glaube, für so viele Menschen hinkt der Vergleich so unfassbar.

Anders als Florian springt der Rest hier schon mit Wingsuits. Anzüge mit Stoff an Armen und Beinen, die Menschen in Flügel verwandeln.

Diese Erfindung machte Basejumpen zum viralen Hit. Sie erlaubt Flugmanöver, bei denen Springer durch Felsspalten donnern, die nur wenige Meter breit sind.

Dann geht es los. Robin springt zuerst. Als nächstes Max. Florian. Und Yoshi.

Das, was die Jungs gemacht haben, so nah am Stein vorbeifliegen, das nennt sich Proximity-Fliegen.

Ist so eine der tödlichsten Sachen, die man machen kann. Dabei fliegen immer wieder Leute viel zu nah am Stein.

Und tatsächlich ist es genau vor zwei Wochen passiert, dass jemand von dieser Stelle gesprungen ist. Und das war der letzte Todesfall im Lauterbrunnental.

Und fällt mir nicht weiter ein, was ich dazu noch sagen soll.

Vielleicht das: Nach dem ersten Tag mit Basejumpern bin ich beeindruckt von ihrer Leidenschaft. Kann die Euphorie verstehen.

Dass sie mehr Abenteuer möchten und ihre Grenzen finden wollen, weil das nunmal nicht geht, wenn man Steuererklärungen macht – oder auf Youtube rumhängt.

Andererseits habe ich auch Angst vor dem Tod. Ja, klingt platt, aber ich lebe eben nur einmal und das doch bitte in voller Länge.

Alle den einfacheren Weg runtergehabt.

Definitiv. Ja, defintiv. Wo ihr alle vorhin gesprungen seid, das muss doch über uns sein direkt.

Genau, wenn du hochguckst, bei den Masten und dann hast du drei Finger zur rechten Seite und da leuchtet sowas ein bisschen.

Genau da. Genau. Wir bleiben noch auf ein Getränk.

Separat setzen? Müssen wir ja wohl fast, ne?

Noch gute Sprünge gehabt? Max.

Immer gute Sprünge. Bis bald.

Jeder Sprung ist ein guter Sprung. Bevor Max geht, will ich noch kurz mit ihm sprechen.

Er hat das, was Florian gern hätte: Sponsoren. Hat sein Hobby zum Beruf gemacht.

Was hält er von der Kritik an Red Bull? Die Getränkefirma unterstützt alle möglichen Extremsportarten, um ihren Energydrink zu vermarkten.

Dabei kommen immer wieder Athleten ums Leben.

Da kann es passieren, dass man unter Umständen Entscheidungen trifft, die halt ohne Kameras daneben vielleicht anders gewesen wären.

Da ist dann nicht der Sponsor dran Schuld, sondern irgendwie man selber, weil du steckst dir ja die Ziele selber.

Letztendlich ist es immer deine Wahl zu sagen, heute nicht, und du gehst wieder runter.

Und wenn du damit alle deine Sponsoren verlierst, so what? Ist besser als dein Leben. Ich glaube, da wird einfach die Verantwortung an den Sponsor abgegeben.

Letztendlich treffe ich die Entscheidung, ob ich springe oder nicht. Völlig egal, was für Konsequenzen das mit sich zieht, was die Sponsoren angeht.

Und das ist ja auch im Interesse. Die haben ja nichts davon, wenn einer ihrer Athleten irgendwie einen schweren Unfall hat oder tödlich verunglückt.

Manche Leute sagen. dann: Bad Publicity ist auch Publicity. Aber das sind trotzdem Menschen, die dich da betreuen, deine Athleten-Manager, deine Kollegen.

Von denen hat keiner Lust, irgendwie wie deinen Eltern zu erklären, was gerade passiert ist.

Man muss immer überlegen: Wir machen das, was wir machen, halt richtig, richtig gerne. Und wir wollen das noch viel, viel länger machen.

Und deshalb laufe ich lieber einmal mehr den Berg wieder runter und probiere es am nächsten

Tag, als es irgendwie aufs Spiel zu setzen und unter Umständen nie mehr machen zu können.

Florian auch war schon mit Red Bull in Kontakt.

Aber sie haben ihm gesagt, dass sie seit dem Tod eines gesponserten Basejumpers in der

Schweiz vorerst keine Springer mehr aufnehmen würden.

Mach's gut Max. Danke dir. Viel Spaß noch.

Der nächste Morgen. Florian ist schon wieder auf dem Weg zum ersten Absprung, ich bin noch beim ersten Kaffee.

Auf Instagram schaue ich mir weitere Sprünge von Yoshi an.

Das war der im blauen Anzug, der gestern so nah an der Felswand geflogen ist.

Ey, das ist so knapp. Links Felsen, rechts Felsen, unten Felsen.

Und echt maximal ein paar Meter über dem Boden.

Aber wir feiern es doch alle. Extreme Sachen gleich extrem viele Klicks.

Yoshi hat mir übrigens erzählt, dass er fast jeden Tag springe und solche spektakulären Flüge nicht einfach spontan mache, sondern lange dafür übe.

Und das ist ein Video von Florian. Er springt nicht nur von Felsen, sondern auch von Gebäuden.

Oder, wie hier zu sehen, von einem Baukran mitten in Zürich. Er macht es nachts, damit ihn niemand erwischt.

Denn es ist Hausfriedensbruch.

Florian sagt, durch die Stadt zu fliegen sei ein besonderer Kick.

Wenn ich ehrlich bin, weiß ich nicht so richtig genau, was ich denken soll. Einerseits ist das schon krass, was die machen und die Manöver, die die fliegen.

Aber andererseits hab ich echt auch als relativ verantwortungsvolle Menschen kennengelernt, die zwar Risiko eingehen. -Aber am Ende,

wer bin ich, denen zu sagen das: Was du machst - absoluter Schwachsinn. Müssen sie am Ende irgendwie auch selbst entscheiden.

Was ich bisher gelernt habe: Eine Gefahr für andere sind Basejumper nicht. Nur für sich selbst.

Trotzdem kann ich immer noch nicht richtig einschätzen, wie gefährlich das nun genau ist.

Deshalb schauen wir bei den Rettungsfliegern vorbei. Schließlich müssen sie in Notfällen ran.

Das ist Michael, Leiter des Rettungsteams.

Das war auf jeden Fall einer der eindrucksvollsten Auftritte zum Interview, die ich gesehen habe.

Was war der letzte Basejump-Einsatz, den ihr hattet?

Der letzte Basejumper-Einsatz, den wir hatten, war eine Landung in einem Baum.

Wie ist das ausgegangen? Glimpflich unverletzt.

Also der letzte Todesfall im Tal war, glaube ich, vor zwei Wochen knapp. Von der Via Ferrata.

Das ist so, da hat es ein Todesfall gegeben. Wart ihr da auch im Einsatz?

Ja, da waren wir auch im Einsatz. Und ist es für euch von der Rettung Alltag

- Unfälle von Basejumpern? Nein, auf keinen Fall. Wie vorhin schon erwähnt:

Das sind 20.000 bis 30.000 Sprünge, die jährlich im Lauterbrunnental stattfinden.

Und ich würde sagen, der Hubschrauber ist zehn- bis fünzehnmal involviert. Und davon sind längst alle nicht tödlich.

Dein Kollege meinte eben, dass er relativ viele Basejumper kennt, davon lebt die Hälfte nicht mehr.

Wie ist das bei dir? Kennst du Basejumper? Ja, ich kenne Basejumper.

Und die sind aber alle noch am Leben? -Alle nicht, aber ich könnte nicht sagen, dass die Hälfte davon nicht mehr am Leben ist.

Also: Es sterben nicht so viele Basejumper wie man denkt, aber eben doch: verhältnismäßig viele.

Mittlerweile hat Florian seinen ersten Sprung des Tages gemacht.

Zwei Springer aus den USA haben Florian gebeten, ihnen den Sprung mit dem Seil zu zeigen.

Er wartet unten auf sie. Und macht sich Sorgen. So ein bisschen prädestiniert für, das etwas schiefgeht beim Rope Swing.

Ist das so? Ja. Was kann da schiefgehen?

Ja, man lässt zu spät los. Oder man dreht nicht sauber. Man verdreht sich in der Luft oder, weiß nicht, alles.

Aber das werden wir gleich sehen.

Da geht er. Nice. Nice one, man.

Ich bin total aufgedreht. That's sick. Ich liebe das. Ich liebe das so unfassbar fest.

That was awesome. Nachdem alle sicher gelandet sind, geht es zum Schirmpacken.

Sieht aus wie ein Zelt das Ganze. Kostet aber deutlich mehr. Einige Tausend Euro.

Und packen sollte man einen Fallschirm auch sorgfältiger. Zum Beispiel darauf achten, dass die Schnüre nicht verheddern.

Und das Wichtigste ist eigentlich, dass die schön schön liegen, dass sie als erstes Luft bekommen, wenn du den Schirm aufmachst. So, magischer Rucksack ist ready.

Später am Abend. Den Schirm braucht Florian heute nicht mehr. Denn er hat Geburtstag, wird 32.

Zwei seiner besten Freunde sind deshalb ins Lauterbrunnental gekommen, um mit ihm zu feiern.

Beim Dorfbäcker haben wir eine kleine Torte gekauft.

Das Horner ist die einzige Bar im Tal. In einer normalen Saison tummeln sich hier abends jede Menge Basejumper.

An einer Wand hängt das.

...28, 29, 30, 31. Also das sind jetzt 31 Basejumper, die gestorben sind und deren Bilder hier hängen.

Und sind teilweise schon echt noch jung. Bilder von Frauen sind auch dabei.

Ein paar wenige nur. Es ist ein Männersport. Draußen am Tisch erzählt Florian von seinen Plänen.

Nächstes Jahr will ich anfangen mit Wingsuit.

Das ist eigentlich das einzige Ziel. Sonst eigentlich nicht große Pläne.

Überleben, noch ein Jahr. Aber es ist nur ein Scherz, dass du das sagt:

Noch überleben ein Jahr. Oder schwingt das schon so ein bisschen mit in dem Sport?

Klar, aber das sage ich mehr so: Wär nice. Also für mich. Das kann ich ja nicht beeinflussen.

Aber es wäre nice klingt ja, als wenn es voll fein wär, wenn es eben nicht mehr so ist.

Ich beschäftige mich halt viel mit dem Thema Tod, und darum habe ich wahrscheinlich auch ein entspannteres Verhältnis mit.

Es macht vielleicht die Beziehung auch etwas Spezieller, vielleicht bist du auch mehr an

dem Punkt, an dem du die Zeit, die du mit dem verbingen darfst, dann auch anders schätzt.

Weil du den Tod als ständigen Begleiter dann hast.

Sicher nicht leicht als bester Freund. Ich bin schon mit dem Rucksack ready und dem

Laser bei ihm auf dem Balkon gestanden. Und dann war er so: Hey, was machst du hier.

Und ich so: Nichts. Aber es ist auch schwierig, wenn man einen Freund hat, der irgendwie so...

So einen hohen Balkon hat. Warum hast du auch so einen hohen Balkon?

Er ist umgezogen und ist in ein Penthouse gezogen, im irgendwie 14. Stock, und das ist

einfach für mich so eine Einladung. Ja, ich meine, wenn man irgendwas hoch genug ist, dann will ich da runter springen.

Florian erzählt, dass schon zehn seiner Freunde beim Basejumpen gestorben sind. Einer von ihnen ist vor zwei Jahren in Italien verunglückt.

Also, ich bin zwei Meter neben ihm gestanden und er ist gesprungen und zwei Meter unter

dem Absprung das erste Mal eingeschlagen und dann noch weiter unten noch einmal eingeschlagen.

Wegen des Windes?- Einfach schlecht abgesprungen und nicht über eine Felswand rausgekommen, die ein bisschen weiter unten kam.

Du kannst nichts machen in dem Moment. Schlussendlich ist er abgesprungen, eingeschlagen. Ich wusste, dass er eingeschlagen ist.

Dann ist diese ganze Situation noch ein bisschen länger gegangen, das mag ich jetzt irgendwie nicht erklären.

Dann kommt eigentlich das ganze Bürokratische.

Wie bringt man ihn aus Italien nach Hause? Wer ruft seine Frau an? Wie organisiert man sich mit der Polizei?

Wer bekommt seinen Schmuck, wer wäscht den Anzug mit dem Blut aus? Alles solche Sachen.

Und dann am nächsten Tag habe ich mein Zeug gepackt und bin wieder springen gegangen.

Klar geht einem das trotzdem nahe, wenn du irgendwie dein Handy nach vorne nimmst und ihn anrufen möchtest, weil du denkst:

Ah, heute ist ein perfekter Tag. Und dann so: Stimmt, den gibt's gar nicht mehr.

Mir fällt das irgendwie schwer zu verstehen, wie man da noch weiter springen kann.

Jeder Basejumper will ja eigentlich überleben, weil er das das Größte findet, was er jemals in seinem Leben gemacht hat.

Sonst würden wir das nicht machen. Und ich bin bei jedem Sprung mir hundertprozentig sicher, dass es klappt.

Ich bin noch nie an dem Sprung gestanden, dachte: Ja, wahrscheinlich schlag ich da ein, aber wenn alles gut geht, dann geht's. Weißt du?

Man steht nicht so an einem Absprung.

Aber irgendwie kann ich dir das nicht ganz abnehmen, dass du immer hundert Prozent denkst, dass alles glatt geht.

Ich kann mir das auch nicht ganz abnehmen. Aber ich dachte, es hört sich jetzt gut an, wenn ich das sage.

Dass er sich nicht immer 100 Prozent sicher ist, seht ihr gleich.

Wir sind noch einmal unterwegs mit Florian. Er hat gehört, dass es hier oben irgendwo einen guten Sprung geben soll.

Da frage ich mich aber, wer als erster sagt:

Ja, du, hier, da würde ich jetzt mal runterspringen. Wo genau er springen kann, weiß er selbst nicht.

Deshalb misst er erstmal die Höhe mit einem Lasergerät.

48 Meter. Ungefähr die 15. Etage eines Hauses.

48 Meter wahrscheinlich. Schon niedrig. Da bin ich jetzt nicht gerade begeistert von.

Machbar wär's, das weiß ich aber. Ja. Man soll nicht so viel reden, Mann. Soll einfach machen.

Es ist jetzt tatsächlich das erste Mal, dass ich ihn in all den Sprüngen so ein bisschen ruhiger erlebe und auch nervöser.

Also ich glaube, das macht ihm jetzt schon Sorgen, dass nicht ganz klar ist, wie er da runter kommt.

Aber er will, glaube ich, auch nicht klein beigeben?

Zu unsicher. Und dann fängt es auch noch an zu regnen. Florian will kurz nachdenken.

Allein hätte ich es wahrscheinlich schon gemacht.

Warum würdest du es alleine machen und nicht wenn wir filmen?

Weil ich nicht das Klischee vom reckless Basejumper irgendwie feeden will.

Ich finde, wenn Leute da zuschauen, dann ist es ja nicht nur mein Leben, das beeinflusst wird, sondern auch das Leben von den Leuten, die da zugucken.

Und ich weiß, ich kann mit dem umgehen.

Aber ich weiß nicht, wie andere Leute damit umgehen, wenn jemand einschlägt vor den Augen, weißt du?

Florian entscheidet sich: Mit der Seilbahn fährt er nicht unter.

Haben wir eigentlich jemals drüber geredet, was wir tun, wenn etwas passiert? Rennen wir da rüber?

Ja, würde ich sagen. Ich kann dir auch eine Nummer geben. Von den Air Glaciers.

Quasi, dass ich die ganz schnell wählen kann, wenn was ist. Ich will die ja nicht erst eingeben.

Er hat sich jetzt eine Reißleine da gelegt und daran wird der Schirm festgemacht.

Und wenn er springt, dann gibt's einen Widerstand und der Schirm wird ausgelöst.

Dafür muss natürlich die Leine reißen und er darf nicht vom Wind gegen den Stein geworfen werden.

Er hat auch gerade erzählt, dass ein Kumpel, der sehr erfahren darin ist, auch meinte:

Jetzt hier die 48 sind schon knappe Kiste. Schauen wir mal.

Ihr merkt ich bin nervös. Und dann noch das: Kurz vor dem Sprung bittet mich Florian, mit meinem Fuß das Seil zu sichern, das seinen Schirm auslöst.

Ich weiß nicht, ob ich das verantworten möchte. Tue es dann aber doch. Denn springen will er so oder so.

...3, 2, 1.

Oh yeah.

Puh. Ich kann mir gut vorstellen, mit was für einem großen Grinsen Florian gerade ins Tal fliegt.

Aber dieser Film hätte ein ganz anderes Ende haben können.

Das war es wieder einmal. Bevor wir uns aber aus dem Lauterbrunnen Tal verabschieden, noch eine Frage an euch:

Findet ihr das total verrückt, was Basejumper machen oder könnt ihr das vielleicht auch nachvollziehen?

Schreibt das gern in die Kommentare. Und auf eure Fragen gehe ich dann wie immer im Q&A nächste Woche ein. Eine Filmempfehlung noch, wo wir schon bei gefährlichen Hobbys sind: Unsere Kollegin Aminata von Follow Me Reports hat Annica begleitet.

Die ist im Schützenverein, und das schon, seit sie zwölf Jahre alt ist.

Wir sehen uns beim nächsten Film. Bis dahin, ciao.