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2021 ZDF Sendung, heute journal vom 01.05.2021 - Dringende Hilfe - Beatmungsgeräte für Indien

heute journal vom 01.05.2021 - Dringende Hilfe - Beatmungsgeräte für Indien

Diese Untertitel sind live produziert.

Guten Abend und willkommen im Mai.

Indien, dieses wunderschöne, verstörende Land,

ist schwer zu fassen, schon in normalen Zeiten.

Das nach Einwohnern zweitgrößte Land der Welt kämpft jetzt

mit einem derart wütenden Virus, dass praktisch jeder Inder

mittlerweile jemanden kennt, der infiziert ist.

Die tatsächlichen Zahlen sind offenbar

nochmal wesentlich dramatischer als die offiziellen.

Wer krank wird, muss um Sauerstoff flehen.

Einem ganzen Land bleibt die Luft weg.

Heute Abend ist dieser Airbus der Bundeswehr aus Köln

in Delhi gelandet, an Bord: 120 Beatmungsgeräte und ein Team,

das eine Anlage zur Sauerstoff- produktion aufbauen soll.

Internationale Solidarität, ein wenig Hilfe im Angesicht der Katastrophe.

Normen Odenthal berichtet.

Manche Menschen leisten Übermenschliches.

Die Treppe rauf mit gläubigen Sikhs, Freiwillige, die kommen,

um eine Leiche abzuholen.

Wieder ein Corona-Toter, der keinen Platz im Krankenhaus bekam,

der zu Hause starb.

Wieder eine Familie, die nicht weiterweiß.

Ich habe alles verloren.

Wie soll ich das beschreiben?

Unsere Töchter haben ihren Vater nicht mehr.

Dutzende holen allein sie – Tag für Tag, es nimmt kein Ende.

Kaum eine Familie in Delhi, die unberührt bleibt.

Das Virus greift weiter und weiter um sich.

Auch die hier helfen, sind betroffen.

Die Gefahr ist real, kommt immer näher.

Der Tote ist der Cousin meines Kollegen.

Vor zwei Tagen habe ich meinen Onkel abgeholt.

Er starb, weil wir nicht rechtzeitig Sauerstoff besorgen konnten.

Ich hatte im Krematorium gearbeitet.

Als sie mich erreicht haben, war es zu spät, er war tot.

Es ist hart, für jeden von uns.

Vor dem Krematorium ballt es sich.

Krankenwagen, die längst nur noch Leichenwagen sind.

Die Opferzahlen sind so groß,

dass sie mit den Einäscherungen nicht nachkommen.

Wo früher Parkplätze waren, richten sie neue Feuerstellen auf.

Doch manchmal fehlt es inzwischen schon an Holz.

Paramjeet und seine Leute brauchen Geduld und vieles mehr.

Wenn dich das mitnimmt, dann kannst du das nicht machen.

Wir müssen stark sein, wir müssen das durchstehen.

Es klingt wie ein Mantra fürs ganze Land: durchstehen.

Aber die Zweifel werden größer, ob Indien dieser Aufgabe gewachsen ist.

Alle versagen: das ganze System, das ganze Land.

So viele Leute, die mir nicht helfen wollten – mit Sauerstoff.

Deshalb hat mein Vater nichts bekommen, es ist zu spät.

Alles ist zu spät: Hilfe, Medikamente, Sauerstoff.

Nichts ist da.

Es geht ums Überleben – für jeden.

Wohin das führt, kann man spüren, kann man sehen.

Schlange stehen für Sauerstoff, das kostbarste Gut in diesen Tagen.

Und die Nerven liegen blank.

Ich warte hier seit 48 Stunden, wir alle warten hier.

Und unsere Angehörigen, unsere Lieben zu Hause sind krank.

Wir sind doch nicht aus Spaß hier, Langeweile, Neugier.

Wir brauchen Sauerstoff, um Leben zu retten.

Alle ab 18 könnten sich jetzt impfen lassen,

hat die Regierung vollmundig verkündet.

Der gute Plan scheitert an der harten Realität.

Indien hat zu wenig Impfstoff.

“Entschuldigen Sie die Unannehmlichkeit“, steht da.

Wenn es nur das wäre.

Walter Lindner ist der deutsche Botschafter in Indien

und jetzt bei uns in der Sendung.

Guten Abend, Herr Botschafter. Guten Abend, Herr Sievers.

Sie stehen im Regen von Delhi, kommen gerade vom Flughafen,

wo die Luftwaffen-Maschine gelandet ist.

Wie kann denn diese deutsche Hilfe

jetzt Indien in dieser Situation ganz besonders helfen?

Was ganz besonders wichtig ist, ist, dass Sauerstoff hier ist.

Und was heute geliefert wurde mit diesem Airbus von der Bundeswehr

waren 120 Beatmungsgeräte.

Die werden morgen durchs Rote Kreuz verteilt an die Krankenhäuser,

die es am dringendsten brauchen.

Im Grunde jedes Krankenhaus braucht es.

Aber die müssen aussuchen, wohin es erst mal geliefert wird,

und werden morgen 120 Leben retten.

So dringend ist es, es geht um jede Stunde,

um jede halbe Stunde eigentlich.

Deswegen ist die Hilfe keine Sekunde zu früh gekommen.

Herr Lindner, Sie sagen über sich selbst,

Sie fühlen halb indisch mittlerweile und halb deutsch.

Es gibt auf Social Media im Moment herzzerreißende Hilferufe von Indern,

die um Sauerstoff geradezu betteln.

Beschreiben Sie doch mal bitte die Lage, wie sie sich Ihnen darstellt.

Die Lage ist schrecklich und deprimierend,

denn in der Tat ist es so, dass es keine Krankenhausbetten gibt,

keine medizinische Versorgung.

Und, wie erwähnt, der Sauerstoff ausgegangen ist.

Das heißt, die Szenen, die sich abspielen im Krankenhaus,

die sehen wir gar nicht, weil wir nicht drin sind

und auch keine Kameras reinkommen.

Aber die Szenen vor den Krankenhäusern:

Die Leute ersticken z.T. in den Autos,

weil sie von einem Krankenhaus zum nächsten fahren.

Sie ersticken in der Schlange, um auf Sauerstoff zu warten.

Das ist alles schrecklich, was wir da draußen erleben.

Und diese Social-Media-Appelle, die gibt es laufend,

wenn Sie aufs Handy gucken.

Da habe ich vielleicht 100, 200, 300, die alle bitten:

"Ich brauche Sauerstoff, ich brauche ein Krankenhausbett,

wir werden sterben."

Und am nächsten Tag heißt es dann oft: "Leider gestorben".

"Niemand hat uns geholfen."

Die offiziellen Zahlen, was Infektionen und Tote angeht,

die scheint niemand mehr wirklich zu glauben.

Was meinen Sie, wie hoch sind denn die tatsächlichen Zahlen?

Zehnmal so hoch, 20-mal, 30-mal so hoch?

Das kann niemand sagen.

Allein in den letzten 24 Stunden gab es 400.000 neue Fälle in ganz Indien

Aber erstens weiß man nicht, wie oft getestet wird.

Zweitens: Die Dunkelziffer ist groß.

Wie verlässlich sind die Tests?

Ich wage da keine Prognose abzugeben.

Aber viele Experten sagen: ein Mehrfaches der 400.000,

die es gibt, und allein die Zahl in Delhi ist auch schon so groß

wie in Deutschland, also 25.000 über 24 Stunden neue Fälle.

Der Inzidenzwert in Delhi ist allein 600 - glaube ich.

Daran sehen Sie, wie die Dimension ist.

Das kann keiner kleinreden.

Und es ist wirklich ein Riesenschlag für das Land.

Herr Botschafter, Sie sind natürlich Diplomat.

Dennoch möchte ich Ihnen gern die Frage stellen:

Wie konnte Indiens Regierung religiöse Massenfeste

mit Abermillionen Teilnehmern erlauben?

Wie konnte die Regierungspartei sich hinstellen und sagen:

Wir haben Covid im Griff.

Sie haben sogar gesagt, wir haben Covid besiegt.

Ich glaube, es gibt mehrere Gründe,

warum jetzt hier die Zahlen so extrem ansteigen.

Einer ist, dass es hier ein Virus ist,

der wirklich besonders ansteckend und besonders aggressiv ist.

Das haben wir noch nicht richtig erforscht,

wie wie stark diese Mutante jetzt tatsächlich

von den anderen abweicht.

Aber das ist schon mal ein großer Faktor.

Der zweite ist, dass in der Tat Indien,

aber viele Länder der Welt auch,

viel zu früh sich zurückgelehnt haben

und gesagt haben: Wir haben es besiegt.

Oder: Wir sind in der Normalität jetzt mittlerweile.

Das gibt es ja in vielen Ländern der Welt.

Und dann haben sie in der Tat das mit der Masken-Disziplin

nicht mehr so ernst genommen und die Großveranstaltungen zugelassen.

Religiöse, sportliche, Wahlveranstaltungen,

Protestveranstaltungen, die alle bestimmt nicht dazu beitragen,

dass der Virus eingedämmt wird.

All das gibt eins zum anderen, und als Mix ist es wahrscheinlich dann

die Erklärung, warum das so ist.

Dazu kommt natürlich, dass Indien ein Land ist mit 1,3 Mrd. Menschen:

eng bewohnt, oft in ärmsten Verhältnissen.

Das heißt, Abstand zu halten, ist da illusorisch.

Oder einem Rikscha-Puller zu sagen, er soll eine Maske tragen,

der sowieso kein Geld hat fürs Überleben.

All das sind Sachen, die können wir uns in Europa überlegen.

Aber hier passen sie nicht so ganz.

Jetzt ist Indien aber auch der weltgrößte Impfstoffproduzent.

Sehen Sie für das Land einen baldigen Weg

aus dieser katastrophalen Lage wieder raus?

Ich glaube, es ist verständlich, dass Indien erst mal gucken muss,

dass es die Bevölkerung rettet und so weit wie möglich impft.

Indien hat ja schon vieles an Impfstoffen verteilt,

kostenlos verteilt, zum Teil, hat viel produziert dort.

Die haben schon eine ganze Menge gemacht.

Und jetzt sind sie halt einfach in einer großen Notlage,

sodass sie zunächst einmal das reduziert haben,

was sie exportieren können.

Was, glaube ich, selbstverständlich ist.

Sobald die Situation etwas im Griff sein könnte,

was noch lange dauern kann,

wird es natürlich wieder den Export von Vakzinen ermöglichen.

Walter Lindner, der deutsche Botschafter in Indien,

ich danke Ihnen ganz herzlich für das Gespräch.

Wenn Sie den Menschen in Indien helfen wollen

in ihrem Kampf gegen das Virus:

Das Aktionsbündnis Katastrophenhilfe freut sich über Ihre Spende.

Weitere wichtige Nachrichten am 1. Mai.

Dieser "Tag der Arbeit" stand ein weiteres Mal

im Zeichen der Corona-Pandemie.

Statt großer Kundgebungen setzten die Veranstalter

auf kleinere Veranstaltungen, wie hier in Hamburg.

Die Gewerkschaften mahnten,

die Beschäftigten dürften nicht zu Krisenverlierern werden.

Man werde nicht zulassen, dass die Pandemie als Vorwand für Jobabbau

und Lohndumping missbraucht werde, so DGB-Chef Hoffmann.

Auch andere Gruppen nutzten den 1. Mai für ihre Zwecke:

So haben sich in Berlin rund 8.000 Demonstranten versammelt,

zum sog. Revolutionären 1. Mai.

Dabei wurden auch Polizisten an- gegriffen und Mülltonnen angezündet.

Außerdem gab es Verstöße gegen Corona-Regeln.

Die Polizei löste die Proteste inzwischen auf.

Sieben Wochen nach der Landtagswahl in Baden-Württemberg haben sich

Grüne und CDU auf eine Neuauflage ihrer Koalition geeinigt.

Sie wollen auf mehr Klimaschutz setzen, das schnelle Internet

ausbauen und die LKW-Maut auf kleinere Straßen ausweiten.

Der Koalitionsvertrag soll am Mittwoch präsentiert werden,

bevor am Samstag dann die Parteitage abstimmen.

Mehr Freiheiten für Covid-19-Genesene und Geimpfte:

Während die Bundesregierung noch an einer Verordnung arbeitet,

haben fast alle Bundesländer bereits gelockert.

Nun ziehen auch Nordrhein-Westfalen und das Saarland nach.

Damit entfällt für die Genannten die Testpflicht,

z.B. in Geschäften oder beim Friseur.

Bundesjustizministerin Lambrecht

will auch die Kontaktbeschränkungen zurücknehmen.

Knapp 16.000 Firmenpleiten gab es im vergangenen Jahr,

mitten in der Corona-Krise

so wenige wie nie zuvor seit Einführung der Insolvenzordnung.

Nicht etwa, weil es den Unternehmen besonders gut ging.

Es lag schlicht daran,

dass die Pflicht, einen Insolvenzantrag zu stellen,

in der Pandemie ausgesetzt ist - ausgesetzt war, muss man sagen.

Denn diese Sonderregelung für unverschuldet in Not geratene Firmen

gilt seit heute nicht mehr.

Jetzt stellt sich die Frage: Kommt eine Pleitewelle?

Oliver Deuker ist dem nachgegangen.

Rund 100 dieser gelben Leitern stehen in Lüneburgs City.

Sie sind ein Symbol, eine Initiative der zahlreichen Einzelhändler,

die auf ihre Situation aufmerksam machen wollen.

Die Idee dazu hatte Ralf Elfers,

der 20 Geschäfte in Norddeutschland betreibt.

Es geht uns nicht gut,

den einen geht es ganz schlecht, den anderen geht es einigermaßen noch,

aber wir müssen einen neuen Weg finden,

um für unsere Innenstädte zu kämpfen.

Corona hat die Probleme deutlich verschärft.

Neben finanzieller Unterstützung von Bund und Land

setzte die Regierung auch die sog. Insolvenzantragspflicht aus,

um Pleiten zu vermeiden,

die unverschuldet durch Corona verursacht worden wären.

Mit der Aussetzung der Insolvenzantragspflicht

hat man sich Zeit gekauft.

Das war insofern richtig.

Aber durch die Aussetzung der Insolvenzantragspflicht

geht es keinem Unternehmen besser.

Denn es sind zahlreiche Unternehmen,

die jetzt noch im Markt tätig sind, die aber überschuldet sind.

Tatsächlich gab es 2020, im Corona-Krisenjahr,

nur 15.841 Unternehmenspleiten bundesweit.

2019 waren es 15,5 % mehr, fast 18.300.

Ab Anfang des Monats gilt jetzt aber wieder die Insolvenzantragspflicht.

Was wird passieren?

Wir können ungefähr davon ausgehen,

dass vielleicht 30.000 bis 35.000 Insolvenzen

in diesem Jahr noch folgen werden.

Die sog. Zombie-Unternehmen sind sicherlich mehr geworden

unter diesem Schutzschirm.

Also viele, die unter normalen Bedingungen

eigentlich vom Markt verschwunden wären.

Mit einem nennenswerten Anstieg

der Arbeitslosenquote sei aber nicht zu rechnen,

da vor allem Kleinstbetriebe in die Pleite gingen.

Auch die Konjunkturdaten sind davon minimal betroffen,

erklären Wirtschaftsexperten.

Allerdings kritisieren sie,

dass die Insolvenzantragspflicht zu lange ausgesetzt war.

Dadurch wurde viel Steuergeld in ohnehin marode Betriebe gepumpt.

Wie viel, da fehlt noch der Überblick.

Das hat sicherlich auch den Strukturwandel gebremst.

Das Potenzialwachstum ist ohnehin geringer geworden.

Und deshalb ist es jetzt an der Zeit, dafür zu sorgen,

dass die Zombie-Unternehmen verschwinden.

Und es ist richtig, dass wir jetzt diese Unterscheidung treffen

zwischen den gesunden Unternehmen und jenen,

die ohnehin aus dem Markt ausscheiden müssen.

Für Ralf Elfers ist wichtig, dass sich die Zeiten normalisieren.

Die Insolvenzantragspflicht gehört dazu.

Mittlerweile stehen auch gelbe Stühle in Lüneburg.

Ein Signal an Kunden: Bitte unterstützt auch die Gastronomie.

RB Leipzig gegen Borussia Dortmund:

So sieht das Finale des DFB-Pokals aus.

Der BVB besiegte vorhin Zweitligist Holstein Kiel souverän mit 5:0.

Erling Haaland wegen muskulärer Probleme nur Tribünengast,

doch auch ohne den Offensivstar hat Dortmund die erste gute Szene:

16. Minute, Reyna, 1:0. Kiel hat Bayern aus dem Pokal geworfen,

der BVB heute eine Nummer zu groß.

Reus, Verwirrung in der Holsteiner Abwehrreihe - Reyna, 2:0.

26. Minute: Reus diesmal im Fallen. 3:0 - dieses Halbfinale ist spätestens jetzt entschieden.

Doch der viermalige Pokalsieger hat noch nicht genug.

Auch Haaland-Ersatz Hazard trifft noch vor der Halbzeit,

wie auch Youngster Bellingham zum 5:0-Endstand.

Der Kieler Höhenflug im Pokal vorbei,

Dortmund zieht hochverdient ins Finale ein.

Wie immer am Samstag, gibt es die Lottozahlen, ohne Gewähr:

Kurz noch der Blick auf das ziemlich gemischte Sonntagswetter.

Das bringt dem Westen häufig Sonne und nur wenige Schauer.

Im Rest des Landes mehr Wolken und auch mal etwas Regen.

Der Dauerregen im Osten und Süden lässt am Vormittag nach.

Es weht ein lebhafter Wind.

Genießen Sie die letzte halbe Stunde dieses 1. Mai.

Und wir sehen uns morgen wieder, wenn Sie mögen.

Bis dahin, tschüss.

heute journal vom 01.05.2021 - Dringende Hilfe - Beatmungsgeräte für Indien heute journal vom 01.05.2021 - Urgent aid - Ventilators for India heute journal du 01.05.2021 - Aide urgente - Des respirateurs pour l'Inde Heute journaal vom 01.05.2021 - Dringende hulp - ventilatoren voor India Журнал "Heute" от 01.05.2021 - Срочная помощь - Вентиляторы для Индии

Diese Untertitel sind live produziert.

Guten Abend und willkommen im Mai.

Indien, dieses wunderschöne, verstörende Land,

ist schwer zu fassen, schon in normalen Zeiten.

Das nach Einwohnern zweitgrößte Land der Welt kämpft jetzt

mit einem derart wütenden Virus, dass praktisch jeder Inder

mittlerweile jemanden kennt, der infiziert ist.

Die tatsächlichen Zahlen sind offenbar

nochmal wesentlich dramatischer als die offiziellen.

Wer krank wird, muss um Sauerstoff flehen.

Einem ganzen Land bleibt die Luft weg.

Heute Abend ist dieser Airbus der Bundeswehr aus Köln

in Delhi gelandet, an Bord: 120 Beatmungsgeräte und ein Team,

das eine Anlage zur Sauerstoff- produktion aufbauen soll.

Internationale Solidarität, ein wenig Hilfe im Angesicht der Katastrophe.

Normen Odenthal berichtet.

Manche Menschen leisten Übermenschliches.

Die Treppe rauf mit gläubigen Sikhs, Freiwillige, die kommen,

um eine Leiche abzuholen.

Wieder ein Corona-Toter, der keinen Platz im Krankenhaus bekam,

der zu Hause starb.

Wieder eine Familie, die nicht weiterweiß.

Ich habe alles verloren.

Wie soll ich das beschreiben?

Unsere Töchter haben ihren Vater nicht mehr.

Dutzende holen allein sie – Tag für Tag, es nimmt kein Ende.

Kaum eine Familie in Delhi, die unberührt bleibt.

Das Virus greift weiter und weiter um sich.

Auch die hier helfen, sind betroffen.

Die Gefahr ist real, kommt immer näher.

Der Tote ist der Cousin meines Kollegen.

Vor zwei Tagen habe ich meinen Onkel abgeholt.

Er starb, weil wir nicht rechtzeitig Sauerstoff besorgen konnten.

Ich hatte im Krematorium gearbeitet.

Als sie mich erreicht haben, war es zu spät, er war tot.

Es ist hart, für jeden von uns.

Vor dem Krematorium ballt es sich.

Krankenwagen, die längst nur noch Leichenwagen sind.

Die Opferzahlen sind so groß,

dass sie mit den Einäscherungen nicht nachkommen.

Wo früher Parkplätze waren, richten sie neue Feuerstellen auf.

Doch manchmal fehlt es inzwischen schon an Holz.

Paramjeet und seine Leute brauchen Geduld und vieles mehr.

Wenn dich das mitnimmt, dann kannst du das nicht machen.

Wir müssen stark sein, wir müssen das durchstehen.

Es klingt wie ein Mantra fürs ganze Land: durchstehen.

Aber die Zweifel werden größer, ob Indien dieser Aufgabe gewachsen ist.

Alle versagen: das ganze System, das ganze Land.

So viele Leute, die mir nicht helfen wollten – mit Sauerstoff.

Deshalb hat mein Vater nichts bekommen, es ist zu spät.

Alles ist zu spät: Hilfe, Medikamente, Sauerstoff.

Nichts ist da.

Es geht ums Überleben – für jeden.

Wohin das führt, kann man spüren, kann man sehen.

Schlange stehen für Sauerstoff, das kostbarste Gut in diesen Tagen.

Und die Nerven liegen blank.

Ich warte hier seit 48 Stunden, wir alle warten hier.

Und unsere Angehörigen, unsere Lieben zu Hause sind krank.

Wir sind doch nicht aus Spaß hier, Langeweile, Neugier.

Wir brauchen Sauerstoff, um Leben zu retten.

Alle ab 18 könnten sich jetzt impfen lassen,

hat die Regierung vollmundig verkündet.

Der gute Plan scheitert an der harten Realität.

Indien hat zu wenig Impfstoff.

“Entschuldigen Sie die Unannehmlichkeit“, steht da.

Wenn es nur das wäre.

Walter Lindner ist der deutsche Botschafter in Indien

und jetzt bei uns in der Sendung.

Guten Abend, Herr Botschafter. Guten Abend, Herr Sievers.

Sie stehen im Regen von Delhi, kommen gerade vom Flughafen,

wo die Luftwaffen-Maschine gelandet ist.

Wie kann denn diese deutsche Hilfe

jetzt Indien in dieser Situation ganz besonders helfen?

Was ganz besonders wichtig ist, ist, dass Sauerstoff hier ist.

Und was heute geliefert wurde mit diesem Airbus von der Bundeswehr

waren 120 Beatmungsgeräte.

Die werden morgen durchs Rote Kreuz verteilt an die Krankenhäuser,

die es am dringendsten brauchen.

Im Grunde jedes Krankenhaus braucht es.

Aber die müssen aussuchen, wohin es erst mal geliefert wird,

und werden morgen 120 Leben retten.

So dringend ist es, es geht um jede Stunde,

um jede halbe Stunde eigentlich.

Deswegen ist die Hilfe keine Sekunde zu früh gekommen.

Herr Lindner, Sie sagen über sich selbst,

Sie fühlen halb indisch mittlerweile und halb deutsch.

Es gibt auf Social Media im Moment herzzerreißende Hilferufe von Indern,

die um Sauerstoff geradezu betteln.

Beschreiben Sie doch mal bitte die Lage, wie sie sich Ihnen darstellt.

Die Lage ist schrecklich und deprimierend,

denn in der Tat ist es so, dass es keine Krankenhausbetten gibt,

keine medizinische Versorgung.

Und, wie erwähnt, der Sauerstoff ausgegangen ist.

Das heißt, die Szenen, die sich abspielen im Krankenhaus,

die sehen wir gar nicht, weil wir nicht drin sind

und auch keine Kameras reinkommen.

Aber die Szenen vor den Krankenhäusern:

Die Leute ersticken z.T. in den Autos,

weil sie von einem Krankenhaus zum nächsten fahren.

Sie ersticken in der Schlange, um auf Sauerstoff zu warten.

Das ist alles schrecklich, was wir da draußen erleben.

Und diese Social-Media-Appelle, die gibt es laufend,

wenn Sie aufs Handy gucken.

Da habe ich vielleicht 100, 200, 300, die alle bitten:

"Ich brauche Sauerstoff, ich brauche ein Krankenhausbett,

wir werden sterben."

Und am nächsten Tag heißt es dann oft: "Leider gestorben".

"Niemand hat uns geholfen."

Die offiziellen Zahlen, was Infektionen und Tote angeht,

die scheint niemand mehr wirklich zu glauben.

Was meinen Sie, wie hoch sind denn die tatsächlichen Zahlen?

Zehnmal so hoch, 20-mal, 30-mal so hoch?

Das kann niemand sagen.

Allein in den letzten 24 Stunden gab es 400.000 neue Fälle in ganz Indien

Aber erstens weiß man nicht, wie oft getestet wird.

Zweitens: Die Dunkelziffer ist groß.

Wie verlässlich sind die Tests?

Ich wage da keine Prognose abzugeben.

Aber viele Experten sagen: ein Mehrfaches der 400.000,

die es gibt, und allein die Zahl in Delhi ist auch schon so groß

wie in Deutschland, also 25.000 über 24 Stunden neue Fälle.

Der Inzidenzwert in Delhi ist allein 600 - glaube ich.

Daran sehen Sie, wie die Dimension ist.

Das kann keiner kleinreden.

Und es ist wirklich ein Riesenschlag für das Land.

Herr Botschafter, Sie sind natürlich Diplomat.

Dennoch möchte ich Ihnen gern die Frage stellen:

Wie konnte Indiens Regierung religiöse Massenfeste

mit Abermillionen Teilnehmern erlauben?

Wie konnte die Regierungspartei sich hinstellen und sagen:

Wir haben Covid im Griff.

Sie haben sogar gesagt, wir haben Covid besiegt.

Ich glaube, es gibt mehrere Gründe,

warum jetzt hier die Zahlen so extrem ansteigen.

Einer ist, dass es hier ein Virus ist,

der wirklich besonders ansteckend und besonders aggressiv ist.

Das haben wir noch nicht richtig erforscht,

wie wie stark diese Mutante jetzt tatsächlich

von den anderen abweicht.

Aber das ist schon mal ein großer Faktor.

Der zweite ist, dass in der Tat Indien,

aber viele Länder der Welt auch,

viel zu früh sich zurückgelehnt haben

und gesagt haben: Wir haben es besiegt.

Oder: Wir sind in der Normalität jetzt mittlerweile.

Das gibt es ja in vielen Ländern der Welt.

Und dann haben sie in der Tat das mit der Masken-Disziplin

nicht mehr so ernst genommen und die Großveranstaltungen zugelassen.

Religiöse, sportliche, Wahlveranstaltungen,

Protestveranstaltungen, die alle bestimmt nicht dazu beitragen,

dass der Virus eingedämmt wird.

All das gibt eins zum anderen, und als Mix ist es wahrscheinlich dann

die Erklärung, warum das so ist.

Dazu kommt natürlich, dass Indien ein Land ist mit 1,3 Mrd. Menschen:

eng bewohnt, oft in ärmsten Verhältnissen.

Das heißt, Abstand zu halten, ist da illusorisch.

Oder einem Rikscha-Puller zu sagen, er soll eine Maske tragen,

der sowieso kein Geld hat fürs Überleben.

All das sind Sachen, die können wir uns in Europa überlegen.

Aber hier passen sie nicht so ganz.

Jetzt ist Indien aber auch der weltgrößte Impfstoffproduzent.

Sehen Sie für das Land einen baldigen Weg

aus dieser katastrophalen Lage wieder raus?

Ich glaube, es ist verständlich, dass Indien erst mal gucken muss,

dass es die Bevölkerung rettet und so weit wie möglich impft.

Indien hat ja schon vieles an Impfstoffen verteilt,

kostenlos verteilt, zum Teil, hat viel produziert dort.

Die haben schon eine ganze Menge gemacht.

Und jetzt sind sie halt einfach in einer großen Notlage,

sodass sie zunächst einmal das reduziert haben,

was sie exportieren können.

Was, glaube ich, selbstverständlich ist.

Sobald die Situation etwas im Griff sein könnte,

was noch lange dauern kann,

wird es natürlich wieder den Export von Vakzinen ermöglichen.

Walter Lindner, der deutsche Botschafter in Indien,

ich danke Ihnen ganz herzlich für das Gespräch.

Wenn Sie den Menschen in Indien helfen wollen

in ihrem Kampf gegen das Virus:

Das Aktionsbündnis Katastrophenhilfe freut sich über Ihre Spende.

Weitere wichtige Nachrichten am 1. Mai.

Dieser "Tag der Arbeit" stand ein weiteres Mal

im Zeichen der Corona-Pandemie.

Statt großer Kundgebungen setzten die Veranstalter

auf kleinere Veranstaltungen, wie hier in Hamburg.

Die Gewerkschaften mahnten,

die Beschäftigten dürften nicht zu Krisenverlierern werden.

Man werde nicht zulassen, dass die Pandemie als Vorwand für Jobabbau

und Lohndumping missbraucht werde, so DGB-Chef Hoffmann.

Auch andere Gruppen nutzten den 1. Mai für ihre Zwecke:

So haben sich in Berlin rund 8.000 Demonstranten versammelt,

zum sog. Revolutionären 1. Mai.

Dabei wurden auch Polizisten an- gegriffen und Mülltonnen angezündet.

Außerdem gab es Verstöße gegen Corona-Regeln.

Die Polizei löste die Proteste inzwischen auf.

Sieben Wochen nach der Landtagswahl in Baden-Württemberg haben sich

Grüne und CDU auf eine Neuauflage ihrer Koalition geeinigt.

Sie wollen auf mehr Klimaschutz setzen, das schnelle Internet

ausbauen und die LKW-Maut auf kleinere Straßen ausweiten.

Der Koalitionsvertrag soll am Mittwoch präsentiert werden,

bevor am Samstag dann die Parteitage abstimmen.

Mehr Freiheiten für Covid-19-Genesene und Geimpfte:

Während die Bundesregierung noch an einer Verordnung arbeitet,

haben fast alle Bundesländer bereits gelockert.

Nun ziehen auch Nordrhein-Westfalen und das Saarland nach.

Damit entfällt für die Genannten die Testpflicht,

z.B. in Geschäften oder beim Friseur.

Bundesjustizministerin Lambrecht

will auch die Kontaktbeschränkungen zurücknehmen.

Knapp 16.000 Firmenpleiten gab es im vergangenen Jahr,

mitten in der Corona-Krise

so wenige wie nie zuvor seit Einführung der Insolvenzordnung.

Nicht etwa, weil es den Unternehmen besonders gut ging.

Es lag schlicht daran,

dass die Pflicht, einen Insolvenzantrag zu stellen,

in der Pandemie ausgesetzt ist - ausgesetzt war, muss man sagen.

Denn diese Sonderregelung für unverschuldet in Not geratene Firmen

gilt seit heute nicht mehr.

Jetzt stellt sich die Frage: Kommt eine Pleitewelle?

Oliver Deuker ist dem nachgegangen.

Rund 100 dieser gelben Leitern stehen in Lüneburgs City.

Sie sind ein Symbol, eine Initiative der zahlreichen Einzelhändler,

die auf ihre Situation aufmerksam machen wollen.

Die Idee dazu hatte Ralf Elfers,

der 20 Geschäfte in Norddeutschland betreibt.

Es geht uns nicht gut,

den einen geht es ganz schlecht, den anderen geht es einigermaßen noch,

aber wir müssen einen neuen Weg finden,

um für unsere Innenstädte zu kämpfen.

Corona hat die Probleme deutlich verschärft.

Neben finanzieller Unterstützung von Bund und Land

setzte die Regierung auch die sog. Insolvenzantragspflicht aus,

um Pleiten zu vermeiden,

die unverschuldet durch Corona verursacht worden wären.

Mit der Aussetzung der Insolvenzantragspflicht

hat man sich Zeit gekauft.

Das war insofern richtig.

Aber durch die Aussetzung der Insolvenzantragspflicht

geht es keinem Unternehmen besser.

Denn es sind zahlreiche Unternehmen,

die jetzt noch im Markt tätig sind, die aber überschuldet sind.

Tatsächlich gab es 2020, im Corona-Krisenjahr,

nur 15.841 Unternehmenspleiten bundesweit.

2019 waren es 15,5 % mehr, fast 18.300.

Ab Anfang des Monats gilt jetzt aber wieder die Insolvenzantragspflicht.

Was wird passieren?

Wir können ungefähr davon ausgehen,

dass vielleicht 30.000 bis 35.000 Insolvenzen

in diesem Jahr noch folgen werden.

Die sog. Zombie-Unternehmen sind sicherlich mehr geworden

unter diesem Schutzschirm.

Also viele, die unter normalen Bedingungen

eigentlich vom Markt verschwunden wären.

Mit einem nennenswerten Anstieg

der Arbeitslosenquote sei aber nicht zu rechnen,

da vor allem Kleinstbetriebe in die Pleite gingen.

Auch die Konjunkturdaten sind davon minimal betroffen,

erklären Wirtschaftsexperten.

Allerdings kritisieren sie,

dass die Insolvenzantragspflicht zu lange ausgesetzt war.

Dadurch wurde viel Steuergeld in ohnehin marode Betriebe gepumpt.

Wie viel, da fehlt noch der Überblick.

Das hat sicherlich auch den Strukturwandel gebremst.

Das Potenzialwachstum ist ohnehin geringer geworden.

Und deshalb ist es jetzt an der Zeit, dafür zu sorgen,

dass die Zombie-Unternehmen verschwinden.

Und es ist richtig, dass wir jetzt diese Unterscheidung treffen

zwischen den gesunden Unternehmen und jenen,

die ohnehin aus dem Markt ausscheiden müssen.

Für Ralf Elfers ist wichtig, dass sich die Zeiten normalisieren.

Die Insolvenzantragspflicht gehört dazu.

Mittlerweile stehen auch gelbe Stühle in Lüneburg.

Ein Signal an Kunden: Bitte unterstützt auch die Gastronomie.

RB Leipzig gegen Borussia Dortmund:

So sieht das Finale des DFB-Pokals aus.

Der BVB besiegte vorhin Zweitligist Holstein Kiel souverän mit 5:0.

Erling Haaland wegen muskulärer Probleme nur Tribünengast,

doch auch ohne den Offensivstar hat Dortmund die erste gute Szene:

16\. Minute, Reyna, 1:0. Kiel hat Bayern aus dem Pokal geworfen,

der BVB heute eine Nummer zu groß.

Reus, Verwirrung in der Holsteiner Abwehrreihe - Reyna, 2:0.

26\. Minute: Reus diesmal im Fallen. 3:0 - dieses Halbfinale ist spätestens jetzt entschieden.

Doch der viermalige Pokalsieger hat noch nicht genug.

Auch Haaland-Ersatz Hazard trifft noch vor der Halbzeit,

wie auch Youngster Bellingham zum 5:0-Endstand.

Der Kieler Höhenflug im Pokal vorbei,

Dortmund zieht hochverdient ins Finale ein.

Wie immer am Samstag, gibt es die Lottozahlen, ohne Gewähr:

Kurz noch der Blick auf das ziemlich gemischte Sonntagswetter.

Das bringt dem Westen häufig Sonne und nur wenige Schauer.

Im Rest des Landes mehr Wolken und auch mal etwas Regen.

Der Dauerregen im Osten und Süden lässt am Vormittag nach.

Es weht ein lebhafter Wind.

Genießen Sie die letzte halbe Stunde dieses 1. Mai.

Und wir sehen uns morgen wieder, wenn Sie mögen.

Bis dahin, tschüss.