tagesthemen 30.10.2021, 23:15 Uhr - Staatschefs verhandeln bei G20-Treffen in Rom erstmals seit Pandemiebeginn größtente
Hier ist das Erste Deutsche Fernsehen mit den tagesthemen.
Diese Sendung wurde vom NDR live untertitelt (30.10.2021)
Heute im Studio: Ingo Zamperoni
Guten Abend.
"Urbi et Orbi", der allumfassende Segen des Papstes,
der der Stadt Rom und dem ganzen Erdkreis gilt.
Vielleicht ist Rom der passende Ort, um an diesem Wochenende
Lösungen für die vielen Probleme unseres Erdkreises zu finden:
Beim G20-Treffen.
Corona, Wirtschaftswachstum, Klimaschutz -
die großen Themen, die dieses Treffen bewegen.
Erstmals seit Ausbruch der Pandemie
findet der Austausch persönlich statt.
Eine gute Möglichkeit für Merkel, bei ihrer letzten Teilnahme
sich vom Kreis der Mächtigsten der Welt zu verabschieden.
Die einen fehlen, also der russische und der chinesische Präsident.
Und er steht links außen -
für einen US-Präsidenten ungewöhnlich.
Biden beansprucht international eine Führungsrolle für die USA,
beim Familienfoto bleibt er am Rand.
Als die italienische Gipfelregie
medizinisches Personal mit aufs Podium holt:
Da kann sich der US-Präsident wieder aller Aufmerksamkeit sicher sein.
Zumindest als Selfie-Star.
Doch Bilder allein reichen nicht.
Die Erwartungen an das Treffen der finanzstärksten Nationen sind groß.
Sie sollen und wollen, sagen sie, eine Antwort finden
auf die Herausforderungen der Zeit.
Von der Pandemie über den Klimawandel
bis zu einer fairen Besteuerung:
Alleingänge sind keine Option.
Wir müssen tun, was wir können, um unsere Differenzen zu überwinden.
Draghi beklagt, es sei moralisch inakzeptabel,
dass die ärmeren Länder weniger Zugang zu Impfstoff haben.
Mitte 2022 sollen 70 % der Weltbevölkerung geimpft sein.
Das ist das ehrgeizige Ziel der G20-Staaten.
Neben vielen Themen gibt es am ersten Gipfeltag auch
ungewöhnliche Personalkonstellationen.
Kanzlerin Merkel macht Jobtraining mit ihrem potenziellen Nachfolger.
US-Präsident Biden verbindet mit Noch-Finanzminister Scholz
der Kampf für eine weltweite Unternehmenssteuer von 15 %.
Den Erfolg verkündet aber noch Merkel selbst.
Die Weltgemeinschaft hat sich geeinigt
auf eine Minimumbesteuerung von Unternehmen.
Das ist ein Gerechtigkeitssignal in Zeiten der Digitalisierung.
Nicht so leicht zueinander finden die G20-Mitglieder beim Klimaschutz.
Der chinesische Präsident ermahnt die reichen Länder,
CO2-Emissionen zu reduzieren.
Sein Land zählt er nicht zu diesem Kreis.
Keine gute Verhandlungsstrategie, finden Experten in Rom.
Der größte Nachzügler ist der größte Umweltverschmutzer weltweit: China.
Präsident Xi ist nicht mal hier,
damit andere Regierende ihm in die Augen sehen und sagen können:
Wenn ihr mehr davon macht, machen wir mehr dazu,
und wir haben eine Chance, das Problem zu lösen.
Am Abend ein entspannter US-Präsident.
Während er zum Dinner geht, wird bekannt,
dass die USA die Strafzölle auf Stahl und Aluminium aufheben wollen.
Aber nur, wenn der Stahl möglichst umweltgerecht produziert wird.
Sprich: nicht so wie in China.
Claudia Buckenmaier in Rom beim G20-Gipfel.
Plötzlich Bewegung beim Zoll-Streit zwischen EU und USA.
Deutete sich das an oder kam das überraschend?
Ein Stück weit kam es überraschend.
Wenn man bedenkt, was am Rande eines solchen Treffens
noch möglich ist.
EU und USA haben das Ganze vorbereitet,
also die Aufhebung der unter Trump verabschiedeten Strafzölle.
Die Europäer wollten Anfang Dezember 50 Prozent Zoll erheben,
auf bestimmte Prestige-trächtige US-Produkte.
Es gibt noch einen wichtigen Aspekt:
Stahl, der aus Europa in die USA geliefert werden soll,
darf nicht aus China kommen.
China wird das als Affront begreifen.
Zeichnen sich noch andere überraschende Einigungen ab?
Im Moment kann ich mir das nicht vorstellen.
Heute ging es um den Kampf gegen die Pandemie.
Morgen soll es um Klimaschutz gehen.
Da sind sich die 20 Staaten längst nicht so einig.
Sie wollen ein positives Signal setzen
vor der Klimakonferenz morgen in Glasgow.
Das hat man nicht oft erlebt:
Wo sich CDU-Funktionäre treffen,
um über die Parteizukunft zu entscheiden:
Da gibt es draußen Protest aus den eigenen Reihen.
Die Junge Union pocht auf eine Mitgliederbefragung
für die Nachfolge von Parteichef Laschet.
Die Kreisvorsitzenden befürworteten das später auch.
Ein Weckruf für die CDU? Es wäre der zweite an diesem Tag.
Fast schon symbolisch begann der Morgen für die Kreis-Chefs
mit einem Feueralarm im Berliner Tagungshotel.
Wie hitzig es beim Zukunftsgipfel zuging, berichtet Kirsten Girschick.
Ihre Meinung soll sich mehr widerspiegeln
in den Entscheidungen der Partei.
Versammlung der CDU-Basis im hessischen Wetterau-Kreis.
Mehr Beteiligung wollen auch sie,
Mitgliederbefragungen sehen viele skeptisch:
Das ist wichtig, dass die Basis zusammenkommt.
Dass wir drüber sprechen können, wie weiter vorgegangen werden soll.
Die CDU muss die Lehren aus der Klatsche ziehen,
die sie bekommen hat.
Für immer sind Urwahlen keine Option,
weil das Schwerfälligkeit mit sich bringt.
Ich will zurückblicken:
Merkel und Kohl
wären bei einer Basisentscheidung nicht gewählt worden.
Meinungen, die die Basis ihrer Kreisvorsitzenden Puttrich mitgibt
zur Kreisvorsitzendenkonferenz in Berlin.
Mir ist wichtig, dass wir die Mitglieder einbeziehen,
nicht nur heute, sondern als dauerhaften Prozess.
Erst geht es um die Nachfolge von Laschet als Parteichef.
Vor dem Treffen heute in Berlin
haben diese Thüringer CDU-Mitglieder eine ganz klare Forderung:
Das ist längst überfällig.
Wir sind für eine Mitgliederbefragung.
Am Nachmittag berichtet Generalsekretär Ziemiak
von einem eindeutigen Meinungsbild.
Die Konferenz schlägt vor:
Der nächste Vorsitzende soll per Mitgliederbefragung bestimmt werden.
Heute ist ein guter Tag:
Der erste Tag der Erneuerung der CDU.
Wir schlagen heute ein neues Kapitel auf,
eines der Mitgliederbeteiligung.
Formal muss der CDU-Bundesvorstand noch entscheiden
und das Verfahren festlegen.
Eine langfristige Weichenstellung?
In dieser Situation werden wir den Weg der Mitgliederbefragung wählen.
Ich möchte nicht vorgreifen, ob das ein dauerhaftes Instrument wird.
Gerade ist es notwendig.
Aus der Deckung hat sich noch keiner getraut.
Über die Kandidaten wird bislang nur spekuliert.
Kirsten Girschick in Berlin:
Bricht die CDU nun in neue Sphären auf?
Sie geht mutig dorthin,
wo noch keinen erteilte Mitglied bisher war.
Sie dürfen mit bestimmen.
Schon Annegret Kramp-Karrenbauer hat das versucht.
Trotz dieser Entscheidung für eine Mitgliederbefragung
gibt es eine Sehnsucht in der CDU nach Führung.
Viele wollen, dass man sich einig auf einen Kandidaten.
Es hat sich noch niemand offiziell beworben,
aber es werden die üblichen Verdächtigen genannt:
Merz, Röttgen, Spahn.
Klingt nicht gerade nach Neuanfang.
Das ist ja das paradoxe.
Es ist ein neuer Weg, aber er führt zu einem alten Ziel.
Zu einem katholischen Mann aus Nordrhein-Westfalen.
Darum gibt es den Wunsch nach einer Team Lösung.
Das soll die gesamte Partei abdecken.
Eine Frau, verschiedene Regionen, junge und alte Mitglieder.
Konservative und eher liberale Mitglieder.
Im Moment gilt es als relativ sicher,
dass Merz und Röttgen antreten wollen.
Man beschreitet jetzt einen neuen Weg,
aber die inhaltliche Modernisierung der Partei
ist damit noch nicht abgearbeitet.
Zu den Kurznachrichten, wir beginnen mit dem Thema Corona.
Nach Ärzte-Kritik hat das Gesundheitsministerium
an das generelle Anrecht auf eine Auffrischungsimpfung erinnert.
Mehr dazu mit Judith Rakers.
In einem Tweet des Ministeriums heißt es:
Für einige Personengruppen seien Auffrischungen besonders sinnvoll.
Minister Spahn wies darauf hin,
dass eine Booster-Impfung grundsätzlich für jeden möglich sei.
Ärztepräsident Reinhardt erklärte:
Die Notwendigkeit einer Auffrischung für alle
sei wissenschaftlich nicht erwiesen.
Merkel warnt angesichts steigender Corona-Infektionszahlen davor,
im Kampf gegen die Pandemie nachzulassen.
Die Entwicklung der Hospitalisierungswerte
und der Todeszahlen bereite ihr große Sorgen, sagte sie der "FAZ".
Derzeit mache sich eine gewisse Leichtfertigkeit breit.
Sie stehe dazu, dass es keine Impfpflicht gebe.
In den USA können Kinder zwischen fünf und elf
den Impfstoff von Biontech erhalten.
Die Arzneimittelbehörde FDA erteilte eine Notfallzulassung.
Nun muss die Gesundheitsbehörde CDC eine Empfehlung aussprechen.
Auch in Europa beantragte Biontech eine Zulassung für Kinder.
Fünf Tage nach dem Militärputsch im Sudan
gingen Hunderttausende auf die Straße.
Die Kundgebungen verliefen meist friedlich,
es soll aber Tote und Verletzte gegeben haben.
Prodemokratische Gruppen hatten zu den Protesten aufgerufen.
Sie fordern die Wiedereinsetzung der abgesetzten Übergangsregierung
und die Freilassung inhaftierter Spitzenpolitiker.
Das bisher stärkste Erdbeben seit Beginn des Vulkanausbruchs
hat heute Vormittag die Kanareninsel La Palma erschüttert.
Wegen der anhaltenden Erschütterungen
rechnen Experten nicht mit einem baldigen Ende der Vulkanaktivität:
Das berichtete der TV-Sender RTVE.
Sechs Wochen nach Beginn des Ausbruchs
werden Magma und Gestein in die Höhe geschleudert.
Lavaströme bewegen sich weiter in Richtung Atlantik.
Das war eine denkwürdige Woche im DFB-Pokal.
In der Bundesliga gelang Bayern München
nach dem 0:5 gegen Mönchengladbach eine Wiedergutmachung.
Nachdem Fußball-Deutschland gespannt war,
wie München das 0:5 in Gladbach verdaute:
Da war der Druck groß in der Liga.
Umso erleichterter waren die Bayern heute
nach dem 5:2 in der Alten Försterei bei Union Berlin.
Wobei auch hier Defensivschwächen nicht zu übersehen waren.
Das Aufatmen war danach deutlich spürbar.
Das war eine Reaktion der Bayern nach dem 0:5.
Der Druck lag auf unserer Seite.
Aber wir begannen gut.
Wir zeigten, wer die dominante Mannschaft ist.
Nicht wie bei Gladbach, Bayern gegen Union - gleich da.
0:1 in der 15. Minute.
Wenig später 0:2.
München dominant, zu schnell für Berlin.
35. Minute - 0:3. Union wurde kurz vor der Pause gefährlich.
1:3.
Bundestrainer Flick sah eine unterhaltsame Partie.
Union ließ in der zweiten Hälfte Chancen aus,
die Bayern trafen - 1:4.
Topmöller vertritt Nagelsmann, er sah das 2:4.
Julian Ryerson - der Türschütze.
Seine Mannschaft setzte den Schlusspunkt,
Müller mit dem 2:5.
Es war ein schönes Tor.
Das sind sie nicht immer, aber das war eins der besseren.
Das dürfte Bayern nach der Pokalniederlage gut getan haben.
Dass die Dortmunder den Bayern im Nacken sitzen, tabellarisch,
dafür ist die Heimstärke der Borussia verantwortlich:
Sechs Spiele, sechs Siege -
die makellose Bilanz nach dem 2:0 heute gegen Köln.
Auch wenn die drei Punkte diesmal eher glücklicher Natur waren:
Es ist beeindruckend, wie erfolgreich der BVB
trotz seiner Verletztenliste ist.
Manchmal sind es schwere Zeiten,
in denen unterbeschäftigte Talente ihre Chance bekommen.
So jubelt einer, der seinen ersten Bundesligatreffer erzielt hat.
Jeder kleine Junge träumt davon, mal 'n Bundesligator zu schießen.
Viele schaffen's gar nicht, darum bin ich dankbar,
dass ich hier mal sein darf.
Ich glaub, wir haben heute alles rausgehauen.
Es war ein schwieriges Spiel.
Der 1. FC Köln war über weite Strecken die bessere Mannschaft.
Nach Dudas Versuch aus 40 Metern muss BVB-Torwart Kobel alles geben,
um das 0:1 zu verhindern.
Dortmund mit nur wenigen Gelegenheiten.
In der 40. Minute nutzten sie eine.
Hazard mit Kopf und ein wenig Schulter
zur 1:0-Pausenführung.
Auch nach dem Wechsel der FC mit attraktivem Angriffsfußball.
Aber ohne Glück im Abschluss, wie hier Modeste.
Sie sehen mich trotz alledem zufrieden.
Meine Jungs hatten 'ne hohe Intensität im Spiel.
Der Fußball sah gut aus,
aber wir haben's am Ende nicht zum Ergebnis gebracht.
In der 63. Minute dann der große Auftritt
des kurz zuvor eingewechselten Tigges.
Sein erster Bundesligatreffer zum 2:0-Endstand.
Der BVB feiert den sechsten Sieg im sechsten Heimspiel der Saison.
Damit bleibt der BVB weiter nur einen Punkt hinter den Bayern.
Sehen wir gleich in der Tabelle, vorher alle Ergebnisse:
Immer wieder geht die Sonne auf.
Wenn Sie künftig so einen Sonnenaufgang erleben wollen,
müssen sie ab morgen früher aufstehen.
Heute Nacht wird wieder an der Uhr gedreht,
von 3 zurück auf 2 Uhr.
Was dazu führt, dass es morgens wieder früher hell wird,
abends aber wieder eher dunkel.
Was am Tag auf uns morgen wartet, das verrät uns Donald Bäcker.
Es wird noch mal sehr mild.
Auf der Wetterkarte für morgen sehen wir:
Der Hochdruckeinfluss verschwindet in Richtung Osten.
Es wird ein bisschen schöner,
bis neue Tiefausläufer neuen Regen bringen.
Hier sehen wir, wo Regen kommen wird.
Nachts wird es aber trockener.
Tagsüber gibt es größere Aufheiterungen.
Abends bringt einen Wolkenband wieder Schauer und Gewitter.
Der Trend für die nächsten Tage:
Montag etwas regnerisch.
Das waren die tagesthemen.
Hier geht es weiter mit dem "Wort zum Sonntag"
und dem Gedanken darüber:
Warum ein Pfarrer trotz Skandale in der Katholischen Kirche bleibt.
Wir sind morgen Abend wieder für Sie da.
Ich wünsche Ihnen einen schönen Sonntag.
Tschüss, bleiben Sie zuversichtlich.
Copyright Untertitel: NDR 2021