tagesthemen Sendung vom 04.02.2021 - Coronavirus-Mutationen in Deutschland
Hier ist das Erste Deutsche Fernsehen
mit den tagesthemen.
Heute im Studio: Ingo Zamperoni
Guten Abend.
Gute Entscheidungen
trifft man am besten,
wenn man die entscheidenden
Informationen hat.
Das gilt umso mehr
in Zeiten wie diesen.
Wenn am Mittwoch die Kanzlerin
und die Länderchefs
über Verlängerung oder Lockerung
des Lockdowns beraten:
Dann wird viel davon abhängen,
wie sehr sich die hochansteckenden
Mutationen des Coronavirus
auch bei uns verbreitet haben.
Das Aufkommen der neuen Varianten
war beim letzten Treffen
einer der Hauptgründe
für die erneute Verlängerung.
Das Problem ist nur:
Derzeit fehlen die nötigen Daten
über die Verbreitung der Mutation,
auf deren Basis man die richtige
Entscheidung treffen könnte.
Nur DASS wir es vielerorts
schon damit zu tun haben,
ist unstrittig.
Der erste Mutationsfall trat
im Seniorenheim St. Anna in Düren
Mitte Januar auf,
dann ging es rasend schnell.
Aktuell sind 25 Bewohner
und neun Mitarbeiter betroffen,
auch Besucher.
Das Haus ist abgeriegelt.
Mitarbeiter dürfen sich nur noch
zwischen ihrer Wohnung
und dem Arbeitsplatz bewegen.
Mit Pflegedienstleiter Thomas Schmitz
können wir nur durch das geschlossene
Fenster und das Telefon sprechen.
Es ist wie eine Bombe eingeschlagen,
weil wir ein sehr striktes
Testkonzept im Haus fahren.
Wir dachten,
wir hätten das im Griff.
Dann kam das in dieser Vehemenz,
mit der wir nie gerechnet hatten.
Es ist nicht klar,
wie die mutierte Virusvariante
ihren Weg in das Heim gefunden hat
und ob sie sich weiter ausbreitet.
Wir hatten gestern wieder
eine Reihentestung im Haus.
Ich gucke im Viertelstundentakt
auf die Listen beim Kreis Düren,
ob kein neuer Fall dabei ist.
Drei Corona-Mutanten
verbreiten sich weltweit:
Die britische, südafrikanische
und brasilianische Variante.
Sie grassieren auch in Deutschland.
Krankenhäuser, Flüchtlingsunterkünfte
und Seniorenheime
melden immer mehr Fälle.
In Köln werden alle positiven Corona-
Tests auf die Mutanten hin überprüft.
Deswegen haben sie hier
einen genauen Überblick.
Bei 10 bis 20 % aller Infektionen
finden sie eine Mutante -
meist die britische.
Wir sehen die Varianten
immer wieder auftauchen
und haben dadurch die Gefahr,
dass es sich schneller ausbreitet.
Das ist sicher was,
was uns in der Zukunft
ein großes Problem bereitet.
SPD-Gesundheitspolitiker
Lauterbach sagt,
diese Gefahr werde unterschätzt.
Eine weitere Ausbreitung der Mutanten
müsse dringend verhindert werden.
Daher müssen wir
die Maßnahmen verlängern
über den 14. Februar hinaus,
in Teilen wohl auch verschärfen.
Wir müssen auch darüber nachdenken,
ob bei der britischen Variante
die Abstandsregeln und
die Maskenqualität noch ausreicht.
Auch fraglich, ob die Corona-Warn-App
noch korrekt ausschlägt,
wenn sich die Mutante
so viel schneller überträgt.
Oder ob Einlassbeschränkungen
in Supermärkten noch ausreichen.
Der Kreis Düren reagiert.
Die britische Mutante wurde hier
in 77 Fällen nachgewiesen.
Ab morgen gelten zwei Meter Abstand
statt 1,50 in Innenräumen.
Schon 5 statt 15 Minuten Kontakt
zu einem Infizierten reichen aus,
um in Quarantäne zu müssen.
Im Heim St. Anna in Düren
hofft man darauf,
dass bald wieder
etwas Normalität einkehrt.
Dass wir sagen können,
die können wieder Besuch empfangen
und wieder teilhaben am Leben.
Vorerst bleibt das Haus
unter Quarantäne.
Ungewiss, wie lange noch.
Von den vielen Fragen,
die im Raum stehen,
hat diese immer mehr
an Bedeutung gewonnen:
Sollen die Corona-Auflagen
für diejenigen nicht mehr gelten,
die eine Impfung erhalten haben?
Das ist nicht nur eine rechtliche,
sondern auch eine ethische Frage.
Die hat der Deutsche Ethikrat
heute so entschieden:
Vorzeitige Lockerungen für Geimpfte
sollte es nicht geben.
Zwar könne es Ausnahmen für geimpfte
Bewohner*innen von Pflegeheimen
oder Hospizen geben, angesichts
der Belastung für die Menschen dort.
Aber sonst müssten Lockerungen
für alle gelten.
Michael Stempfle.
Was, wenn wir
wieder abtauchen könnten
in die Welt der Klassik-Konzerte?
Wenn Berliner Klubgänger
draußen vor dem Berghain lungern?
Oder wenn Live-Acts mit
Live-Shows glänzen könnten?
Je länger die Türen
geschlossen bleiben,
desto mehr schwindet das Vertrauen.
Und die Konzertveranstalter
müssen es ausbaden.
Es hängt auch davon ab,
dass wir wieder Künstler
ins Land bekommen müssen.
Dass wir amerikanische, englische
Künstler ins Land lassen können.
Wir müssen wieder
Spielstätten buchen können.
Und wir werden mit dem Problem
zu kämpfen haben,
dass wir wieder
Vertrauen bilden müssen.
Der Nationale Ethikrat
hat analysiert,
unter welchen Bedingungen ein Zurück
in die Normalität denkbar wäre.
Können wir wieder in Konzerte,
sobald wir geimpft sind?
Derzeit kommt
eine individuelle Rücknahme
staatlicher Freiheitsbeschränkungen
für Geimpfte nicht in Betracht.
Die Impfung schützt davor,
schwer an Covid-19 zu erkranken.
Sie schützt aber
nicht zuverlässig davor,
sich und vor allem andere
zu infizieren.
Und doch macht der Ethikrat
Hoffnung.
Je mehr Menschen geimpft seien,
desto weniger Covid-Patienten
in den Kliniken.
Dann seien Lockerungen geboten,
nicht nur für Geimpfte.
Es gilt umso mehr, als die Gruppen
mit einem besonderen Risiko
für einen schweren Krankheitsverlauf
zuerst geimpft werden.
Damit müssten auch
die Freiheitsbeschränkungen
für alle Bürger*innen
nach und nach aufgehoben werden.
Was heißt das für Konzerte?
Abwarten, bis viele geimpft sind?
Halt ich für einen falschen Weg,
vor allem wenn man sieht,
in welcher Geschwindigkeit
die Impfungen voranschreiten.
Wie lange sollen wir warten,
bis wir die Zahlen,
die vor wenigen Monaten nur hatten,
in Konzerte lassen können?
Auch Restaurant-Betreiber
warten darauf,
die Türen wieder zu öffnen.
Wen sie dann reinlassen,
entscheiden sie selbst.
Wenn Restaurants wieder öffnen oder
Konzerte wieder stattfinden dürfen,
könnte ein Anbieter das nur
für geimpfte Kunden anbieten.
Um für sich zu werben oder das
eigene Personal zu schützen.
Das Problem:
Nicht-Geimpfte
könnten sich diskriminiert fühlen.
Wir haben heute eine E-Mail bekommen
mit dem Satz:
"Macht das mal mit dem Impfzwang.
Dann werdet ihr mich bei den
Veranstaltungen nicht mehr sehen."
Das ist nicht das,
worauf wir abzielen sollten.
Die Veranstalter
erarbeiten ein eigenes Konzept.
Etwa mit Corona-Tests vor Konzerten.
Ob wir mit Impfungen und Tests
ein Stück unserer alten Welt
zurückbekommen?
Zumindest kann man
wieder davon träumen.
Der Deutsche Ethikrat
sieht es kritisch,
wenn Corona-Auflagen für Geimpfte
nicht mehr gelten.
Wie die Bevölkerung das sieht,
weiß Ellen Ehni.
Sie hat die aktuellen Zahlen
des Deutschlandtrends.
Wie sieht das Meinungsbild
bei dieser Frage aus?
Man könnte sagen:
Der Deutsche Ethikrat
hat so entschieden,
wie es die Mehrheit der
deutschen Bevölkerung auch sieht.
Die ist dagegen,
dass Geimpfte zum Beispiel früher
wieder ins Theater gehen dürfen.
Wir nennen das
Sonderrechte für Corona-Geimpfte.
Das sind fünf Punkte weniger
als im Januar.
Dieses Bild
kann sich weiter verschieben.
Wir stehen erst
am Anfang der Impfkampagne.
Das Thema hängt eng damit zusammen,
wie sehr die Menschen bereit sind,
sich impfen zu lassen.
Auch das haben wir abgefragt.
Die Corona-Impfbereitschaft steigt.
Drei Viertel der Deutschen
sagen "auf jeden Fall"
oder "wahrscheinlich".
Dieser Wert könnte noch steigen,
wenn der Impfprozess durchstartet.
Die Impfbereitschaft ist das eine.
Ob und wann man eine Impfung
bekommt, ist das andere.
Wie bewerten die Bürger
das aktuelle Impftempo?
Je eher die Menschen bereit sind,
sich impfen zu lassen,
desto ungeduldiger
und kritischer sind sie.
Die Ungeduld ist da.
Die könnte noch wachsen,
je nachdem, wie schleppend es
mit dem Impfen vorangeht.
Vielen Dank.
Wir sprechen uns gleich noch einmal.
Dann geht es auch um den Lockdown.
Bis gleich.
Bis gleich.
Über die Empfehlungen des Ethikrats
sprach ich mit Heribert Prantl.
Den Journalisten der SZ beschäftigt
der Umgang mit unseren Grundrechten
nicht nur als Bürger,
sondern auch als gelernter Jurist.
Guten Abend, Herr Prantl.
Guten Abend, Herr Zamperoni.
Keine Rückkehr zur Normalität
für Geimpfte, sagt der Ethikrat,
wie auch 68 Prozent der Deutschen
im Deutschlandtrend.
Was sagen Sie
zur Empfehlung des Ethikrats?
Die Empfehlung ist richtig,
aber der Ethikrat mogelt sich heraus
aus der Grundsatzfrage.
Der Ethikrat sagt:
Wir wissen nicht, ob Geimpfte
das Virus weitergeben können.
Solange das so ist, brauchen wir
das nicht zu entscheiden.
Die Grundsatzfrage ist:
Gibt es die Grundrechte wieder
für die Geimpften?
Ich meine:
Grundrechte sind keine Sonderrechte,
die man sich
durch eine Impfung erwerben muss.
Die Grundrechte sind für alle da,
jederzeit und unabhängig davon,
wie man sich verhält.
Sie sind kein 13. Monatsgehalt
oder ein Recht,
das man sich verdienen muss.
Wenn man für Geimpfte die Rückkehr
zur "Normalität" erleichtern würde,
wird damit der Eingriff
in die Grundrechte leichter gemacht.
Die Grundrechte stehen nicht
unter Pandemie-Vorbehalt.
Ich hätte mir gewünscht, dass das
der Ethikrat deutlicher macht.
Die Grundrechte
sind keine Belastung, keine Bürde,
die man in Pandemie-Zeiten
kleiner machen muss.
Sie sind die Leuchttürme
für diese Gesellschaft.
Sie müssen gerade
in Pandemie-Zeiten leuchten.
Da würden wohl
die Meisten zustimmen.
Aber alle,
die die Grundrechte einschränken
und Beschränkungen ausrufen:
Die machen das ja,
um Menschenleben zu retten.
Wie bekommt man
ein gutes Gleichgewicht
zwischen den Einschränkungen der
Grundrechte und dem, was Sie sagen?
Die Einschränkungen
müssen verhältnismäßig sein.
So, wie der Lockdown
jetzt durchgeführt wird,
ist meines Erachtens
unverhältnismäßig.
Es geht nicht
um noch härtere Maßnahmen,
wie manche Befürworter meinen.
Es geht darum,
stärker zu differenzieren.
Die Maßnahmen
müssen erforderlich sein
und das Maß halten.
Dem Verhältnismäßigkeitsgebot
wird man nicht gerecht,
mit der Pauschalität,
mit der wir das durchführen.
Aber es gibt doch Differenzierungen,
allein durch die 16 Länderchefs,
die alle behaupten, das bei sich
anders machen zu müssen.
Findet da nicht
eine Differenzierung statt?
Wenn wir uns das
im gesamten Bundesgebiet anschauen,
haben wir überall
massive Einschränkungen.
Sehen Sie sich an, wie der
Einzelhandel darnieder liegt.
Die Geschäfte sind zu.
Die Existenzen von Hunderttausenden
Menschen stehen auf dem Spiel.
Hier sind
diffizilere Abwägungen notwendig.
Ich erhoffe mir sehr,
dass die Grundrechtsbetrachtung
in den nächsten Wochen
größeres Gewicht hat.
Ich verstehe, wenn die Politik sagt:
Wir müssen
massive Maßnahmen treffen.
Aber sie dürfen nicht
die Grundrechte abschalten.
Die Pauschalität
der Anti-Corona-Maßnahmen
werden den Grundrechten
nicht gerecht.
Was schlagen Sie stattdessen vor?
Wir brauchen nicht größere Härten,
wir brauchen mehr Differenziertheit.
Wir müssen bei den Schulen die
Rechte der Kinder stärker beachten.
Wir haben eine Schulpflicht
und ein Schulrecht.
Dem werden die Maßnahmen
nicht gerecht.
Es gibt die Rechte der Familien.
Die Schließung der Kitas
und der Schulen
wird diesem Grundrecht
nicht gerecht.
Die Freizügigkeit,
die Versammlungsfreiheit,
die Vereinigungsfreiheit:
Diese Grundrechte leiden.
Man kann da nicht
mit dem Hammer draufhauen.
Das ist kein geeignetes Mittel,
um die Pandemie zu bekämpfen.
Glauben Sie nicht, dass diese
Grundrechtsbeschränkungen
aufgehoben werden,
sobald sich die Lage entspannt?
Sehen Sie die Demokratie in Gefahr?
Ich fürchte, dass wir
'ne Art Blaupause kriegen,
dass wir auf künftige Katastrophen
ähnlich reagieren.
Ich habe die Erfahrung gemacht,
dass Zeitgesetze
immer wieder verlängert werden.
Die Gefahr sehe ich jetzt auch.
Deswegen ist die Debatte so richtig,
das Gewicht der Grundrechte
zu achten.
Und sich nicht schleichend
an die Einschränkungen zu gewöhnen.
Grundrechte sollen immer gelten.
Sie sollen auch in Pandemie-Zeiten
der Leitstern sein.
Dafür zu werben, ist unsere Aufgabe.
Herr Prantl, danke für das Gespräch.
Ich danke Ihnen.
Zu den Empfehlungen des Ethikrats
hat auch unser ARD-Rechtsexperte
Frank Bräutigam eine Meinung.
Und, worauf
freuen Sie sich am meisten?
Wieder mal richtig
mit Freunden treffen?
Die Impfung macht Hoffnung drauf.
Was der Deutsche Ethikrat
heute sagte, stimmt:
Solange nicht geklärt ist,
ob Geimpfte ansteckend sind,
müssen Einschränkungen
für alle gleich gelten.
Die umstrittenere Frage
beantwortete der Rat heute nicht:
Falls bald feststehen sollte,
dass Geimpfte nicht mehr
oder kaum ansteckend sind.
Und der Impfstoff
noch nicht für alle reicht.
Muss der Staat dann für Geimpfte
Einschränkungen aufheben?
Ich meine: ja.
Es geht dabei nicht um Sonderrechte,
sondern Grundrechte.
Wir sollten nicht vergessen:
Der Lockdown
ist nicht der Normalfall.
Der Normalfall ist unsere Freiheit.
Wenn der Staat
Grundrechte einschränkt,
etwa sagt, du darfst dich nicht
mit Freunden treffen:
Dann braucht er eine gute Begründung.
Wenn eine geimpfte Person
nicht mehr ansteckend wäre,
fällt eine zentrale Begründung weg.
Der eine darf wieder,
die andere nicht?
Wäre das nicht ungerecht?
Muss man nicht alle gleich behandeln?
Diese Einwände verstehe ich.
Aber gleich behandeln nach dem Motto
"alle dürften gleich wenig",
das ist für mich der falsche Ansatz.
Bis genug Impfstoff da ist für alle,
die möchten,
hätten Geimpfte
mehr Freiheiten als andere.
Das würde uns herausfordern, aber das
kann unsere Gesellschaft aushalten.
Dabei wird helfen:
Je stärker die Inzidenz sinkt
und die Impfquote steigt,
desto mehr muss der Staat
Einschränkungen ohnehin aufheben.
Und zwar für alle.
Viele von Ihnen werden mit der
Impfung früher dran sein als ich.
Falls Sie deswegen für eine
gewisse Zeit mehr dürften als ich –
ich gönne es Ihnen von Herzen.
Die Meinung von Frank Bräutigam.
Natürlich freuen sich Familien
über einen einmaligen Zuschuss
zum Kindergeld von 150 Euro.
Und Restaurant- und Kneipen-Besitzer
sind sicherlich auch froh,
dass die verringerte Mehrwertsteuer
von 7 % bis Ende 2022 gelten soll.
Das hatte der Koalitionsausschuss
von Union und SPD beschlossen.
Doch am Tag danach
gab es nicht nur Jubel.
Kristin Schwietzer.
Die Kanzlerin grüßt in die Ferne.
Deutschlands Familien winken zurück.
Digitale Dialogreihe
nennt sich das Gesprächsformat.
Die virtuellen Gästen
kommen gleich zur Sache.
Die Ergebnisse
des Koalitionsausschusses
liegen manch einer Familie quer
im Magen, v.a. der Kinderbonus.
Davon kann ich nicht mal
die Masken finanzieren.
Der Kinderbonus
war ein Wunsch der SPD.
Die hätte gern noch mehr gezahlt,
ist aber dennoch zufrieden.
Wir haben uns mit denen beschäftigt,
die am stärksten unter Druck sind.
Das sind Familien,
erst recht mit kleinem Einkommen.
Familien erhalten
einen einmaligen Bonus pro Kind.
Empfänger von Grundsicherung
erhalten auch einmalig 150 Euro.
Der erleichterte Zugang
wird verlängert.
Der Verlustrücktrag wird erweitert.
Unternehmer können so besser
Verluste der Corona-Krise
mit Gewinnen aus Vorjahren
verrechnen.
Die ermäßigte Mehrwertsteuer für
die Gastronomie wird verlängert.
Die Branche ist schwer gebeutelt.
Der Lockdown wird für viele Gastwirte
zum Problem.
Dass die Mehrwertsteuer
weiterhin ermäßigt bleibt,
lässt sie zumindest wieder hoffen.
Ein Viertel fühlte sich akut
von Insolvenz bedroht
und hat überlegt, den Betrieb
einzustellen mangels Perspektive.
Dieses Signal, wir lassen die
Branche nicht im Stich, macht Mut.
Ebenso hart trifft der Lockdown
freischaffende Musiker,
Bühnenbauer, Schauspieler.
Existenzängste treiben viele Künstler
immer wieder auf die Straße.
Auch hier will die Große Koalition
mit einer Milliarde Euro helfen.
Das ist ein gutes Kulturpaket.
Die Kulturschaffenden sind am
meisten von der Krise betroffen.
Es ist auch wichtig,
dass wir die Gastronomie
wieder ans Laufen bringen.
Viele Gastwirt hoffen nun, dass es
bald wieder so zugeht in Deutschland.
Die Familien mit Kindern waren nicht
nur Thema beim Koalitionsausschuss,
sondern auch
beim aktuellen Deutschlandtrend.
Damit zurück zu Ellen nach Köln.
Wie groß sind die Sorgen
bei dieser Frage?
Das Thema wird breit diskutiert.
Es gibt ein Bewusstsein
für die Situation der Kinder.
Die Mehrheit blickt mit Sorge
auf die aktuelle Situation.
Zum Vergleich mal eine andere Sorge:
Da scheinen die Milliardenhilfen,
die es gegeben hat, zu wirken.
Trotz dieser Sorgen muss man sagen,
dass der Rückhalt für die
Corona-Beschränkungen noch hoch ist.
Es bleibt festzuhalten,
dass drei Viertel der Bürger sagen,
die Maßnahmen sind angemessen
oder gehen nicht weit genug.
Also immer noch ein deutlicher
Rückhalt in der Bevölkerung.
Der Rückhalt also für die Maßnahmen.
Aber wie ist der Blick insgesamt
auf das Management der Corona-Krise?
Wir wollten wissen, wie die
Bevölkerung auf Bundesregierung
und Landesregierung guckt, die
dieses Krisenmanagement betreiben.
Da ist der Blick deutlich kritischer
als noch vor ein paar Wochen.
Das ist der geringste Rückhalt,
den wir im Deutschlandtrend
für diese Frage gemessen haben.
Das macht sich aber nicht
in der Sonntagsfrage bemerkbar.
Da geht es nur um die Bundespolitik
und die Parteien,
wie sie auf dieser Ebene agieren.
Alle Zahlen und Analysen finden Sie
wie immer unter tagesschau.de.
Ellen, Danke
für die Informationen nach Köln.
Danke nach Hamburg.
Ins Ausland.
Der neue US-Präsident
will in der Außenpolitik
wieder verstärkt
auf Diplomatie setzen.
Mehr dazu jetzt
in weiteren Nachrichten.
In einer Grundsatzrede zur
Außenpolitik sagte Präsident Biden,
er wolle die Verbindungen der USA
zu ihren Partnern wiederbeleben.
America is back - diplomacy is back.
"Amerika ist zurück",
sagte Biden in Washington.
So stoppt Biden
ein Vorhaben seines Amtsvorgängers.
Die 12.000 US-Soldaten, die Trump
aus Deutschland abziehen wollte,
sollen bis zum Abschluss
einer Überprüfung bleiben.
Im Zusammenhang mit
der rechtsextremen "Gruppe Freital"
wurden vor dem Oberlandesgericht
Dresden weitere Urteile verkündet.
Die Rädelsführer waren
vor drei Jahren verurteilt worden,
teils wegen versuchten Mordes.
Nun ging es um vier weitere
Mitglieder und Unterstützer.
Einer der Angeklagten erhielt
eine Freiheitsstrafe von 2,5 Jahren
wegen der Beteiligung
an zwei Anschlägen im Jahr 2015.
Die anderen
bekamen Bewährungsstrafen.
Die Deutsche Bank hat 2020
überraschend einen Gewinn
von 113 Mio. Euro erzielt.
Es ist der erste Überschuss
seit sechs Jahren.
Im Vorjahr hatte die Bank
wegen der hohen Kosten
für den Konzern-Umbau einen Verlust
von 5,7 Mrd. Euro gemacht.
Näheres von Anja Kohl.
Ermöglicht hat den Jahresgewinn
das Investmentbanking,
das im Zuge des Umbaus
verkleinert wurde.
Die Deutsche Bank verdiente
vor allem an Anleihe-Emissionen,
durch die sich Firmen
in der Corona-Krise Geld beschafften.
Vor Steuern entfielen
3,2 Milliarden Euro Gewinn
allein aufs Investmentbanking.
Die einzige Sparte
mit substanziellen Erträgen.
Das Geschäft mit Privatkunden machte
einen Verlust von 124 Millionen Euro.
Dabei soll dieses die Zukunft sein.
Chef Christian Sewing sieht
die Deutsche Bank auf gutem Weg:
Sie sei nachhaltig profitabel.
Auch dieses Jahr sei ein Gewinn drin.
Anleger scheinen daran zu zweifeln:
Die Deutsche-Bank-Aktie verlor.
Nach dem Putsch in Myanmar
forderte der UN-Sicherheitsrat
die Freilassung von De-facto-
Regierungschefin Aung San Suu Kyi.
Das Gremium verzichtete aber auf eine
klare Verurteilung des Militär-Coups,
offenbar auf Druck
von China und Russland.
In Myanmar kam es derweil
die dritte Nacht in Folge
zu Protesten
gegen das Vorgehen des Militärs.
Die Armee sperrte inzwischen
Online-Netzwerke,
die zentralen Kommunikationswege
der Opposition.
Über 30 Jahre hat die Rebellenmiliz
"Lord's Resistance Army", kurz LRA,
eine Handvoll Länder
mitten in Afrika terrorisiert.
Die paramilitärische Truppe
kämpfte für die Errichtung
eines Gottesstaates.
Nach UN-Schätzungen könnten
100.000 Menschen gestorben sein.
Vor allem in Uganda, aber auch
in der Demokratischen Republik Kongo
oder der Zentralafrikanischen
Republik.
Einer der Verantwortlichen
wurde nun vom Internationalen
Strafgerichtshof verurteilt:
Dominic Ongwen, Kommandant der LRA.
Bedeutet der Richterspruch
Gerechtigkeit?
Und wie hilft er den Opfern?
Norbert Hahn.
Es war ein Tag im Mai,
als Vincent Oyet aus der Stadt
in zurück in sein Dorf Lukodi kam.
Doch vom Dorf und dem
Flüchtlingslager im Norden Ugandas
war kaum noch etwas übrig geblieben.
Ein einfacher Stein
erinnert an die mehr als 60 Toten
des Massakers von Lukodi:
Einige waren zu alt,
sie konnten nicht mehr fliehen.
Aber die Täter
hatten kein Mitleid mit ihnen.
Andere Opfer waren sehr jung.
Die hier zum Beispiel kannte ich –
ja, sie waren sehr jung.
17 Jahre ist das her,
doch vergessen können sie hier nicht
und wollen es nicht.
Im Haus der Erinnerung:
Die Opfer, ihre Gesichter,
ihre Geschichten.
Wie die von Vincent Oyet.
Mit 15 sollte er für die LRA kämpfen.
Als ich das erste Mal
entführt wurde,
habe ich mich auf die Prüfung
in der Schule vorbereitet.
Sie haben mich mitgenommen,
als ich mit meinen Brüdern
und Schwestern gegessen habe.
Auch er war entführt worden,
bevor er selbst Kinder verschleppte:
Dominic Ongwen.
Das Lukodi-Massaker
soll in seine Verantwortung
als Kommandant der Rebellenmiliz
Lord's Resistance Army gefallen sein.
U.a. dafür
und viele weitere Verbrechen
hat ihn das Weltstrafgericht in
Den Haag heute schuldig gesprochen.
Er sei "voll verantwortlich",
so das Gericht.
Es mindere seine Schuld auch nicht,
dass er selbst zu den Zehntausenden
verschleppten Kindern gehört habe,
die zu Soldaten abgerichtet
oder sexuell versklavt wurden.
So wie Evelyn Amony.
Sie ist zwölf Jahre, als sie
von Rebellen gekidnappt wird.
Wenig später muss sie Ehefrau des
LRA-Gründers Joseph Kony werden –
eine von 27.
Von ihm bekommt sie ein Kind.
Die Vierjährige wird bei einem
Angriff der ugandischen Armee
von ihr getrennt,
bleibt bis heute verschwunden.
Nach Jahren bei den Rebellen
gelingt Evelyn Amony die Flucht.
Zu Hause angekommen stellt sie fest,
dass sieben ihrer Familienangehörigen
durch die LRA getötet wurden.
Und sie überall auf Ablehnung stößt.
Als wir aus dem Busch kamen,
war es sehr schwer.
Sie haben in uns diejenigen gesehen,
die ihre Liebsten getötet haben.
Noch schwerer war es,
als sie gemerkt haben,
dass ich zu Konys Familie gehörte.
So gehen auch bei Amony und Oyet
die Meinungen darüber auseinander,
wie hart Ongwen bestraft werden soll.
Ongwen ist schon Jahre im Gefängnis
und wir Opfer haben nichts davon.
Wir erwarten, dass man ihm vergibt.
Wenn ich einer der Richter wäre,
würde ich ihm
mindestens 30 Jahre geben.
Die nächste Generation müsse lernen,
dass solche Grausamkeiten streng
verfolgt werden, sagt der Lehrer.
Er kann und will Dominic Ongwen
nicht vergeben.
Das Strafmaß
wird erst Mitte April verkündet,
ihm droht lebenslange Haft.
Menschen, die auf der Straße leben,
sind für jede Minute Wärme dankbar.
Für jeden Moment,
der sie die Kälte vergessen lässt.
Mindestens elf Obdachlose
starben seit Dezember in Hamburg.
In der Corona-Pandemie fällt
auch manch milde Gabe weg,
weil viele Imbisse und Lokale
geschlossen sind.
Wie gut, dass es neben der Hilfe
durch Sozialarbeiter
auch die von Arash Hampay gibt.
Einem Iraner, der selbst lange
kein festes Zuhause hatte,
und nun heiße Suppe kocht
und liefert.
Anna Mundt hat ihn begleitet.
* Klopfen *
Das wird eine persische Nudelsuppe
mit Kräutern - Ash reshteh.
Ein Rezept
aus der iranischen Heimat von Arash.
Hamburg ist sein neues Zuhause.
Er kocht jetzt für Menschen,
die hier auf der Straße leben.
Ich schäme mich, wenn ich
in meinem warmen Zuhause schlafe
und weiß, dass es Menschen gibt,
die draußen sein müssen.
Es ist meine Verantwortung,
etwas dagegen zu tun.
Schon im Iran hat Arash
sich um andere Menschen gekümmert:
Um verfolgte Araber und Afghanen.
Dafür wurde er
vom Regime schikaniert,
verhaftet, gefoltert, sagt er.
Er flieht, verbringt Monate
im Flüchtlingslager Moria
und organisiert auch in Griechenland
Essen für andere.
Schließlich bekommt der Fotograf
in Griechenland Asyl
und zieht vor zwei Monaten
zu seiner Frau, einer Hamburgerin.
Wenn mein Sohn erwachsen ist,
und es immer noch Obdachlose gibt,
in einer der reichsten Städte
Europas, dann wird er fragen:
Warum hast du nichts
gegen die Obdachlosigkeit getan?
Suppe für Obdachlose:
Arashs Idee haben sich
Hunderte angeschlossen,
kochen jetzt abwechselnd.
Ein paar Kilometer weiter
steht Gabriela am Herd.
Auch, um in Zeiten von Corona
nicht tatenlos zu bleiben.
Da ist 'ne ganz andere Energie,
als alles, was einen runterzieht.
Da ist Bewegung, die tut gut.
Arash ist gekommen, um Gabrielas
Suppe an Obdachlose zu verteilen.
Das machen sie jeden Tag,
immer zu zweit.
An diesem eiskalten Abend haben sich
viele Obdachlose zurückgezogen.
Unter diesen Decken hat ein
junger Mann sein Lager aufgeschlagen.
Die Suppe wärmt ihn ein wenig auf.
Etwas weiter wartet schon Mehdi
auf seine allabendliche Suppe.
Früher hat er manchmal einen ganzen
Monat nichts Warmes gegessen.
Das ist gut.
Natürlich ist die Suppe
und das Essen wichtig,
aber viel wichtiger
ist die Anerkennung.
Dass sie das Gefühl haben,
dass die sie nicht vergessen.
Deshalb machen sie weiter.
Bis tief in die Nacht, Tag für Tag.
Wie kalt es
in den kommenden Tagen wird,
das sagt uns jetzt Claudia.
Es wird vor allem
im Nordosten richtig kalt.
Die kalte Luft kommt
weiter nach Südwesten voran.
Bevor das passiert, kommt kräftiger
Schneefall und Eisregen.
Ab Samstagnachmittag
und in der Nacht zu Sonntag
schneit es vom südlichen
Niedersachsen bis nach Sachsen.
Anschließend
an diesen kräftigen Schneefall
gibt es südlich davon Eisregen.
Also größere Mengen Niederschlag,
der auf kalten Boden fällt.
Das kann zu einer Eisfläche werden.
Das könnte die Mitte
von Nordrhein-Westfalen
bis in den Bayerischen Wald
passieren.
Kräftiger Schneefall bis 30
Zentimeter bis Sonntagabend.
Es kommt dann auch noch
ein heftiger Wind aus Osten dazu.
Eine Unwetterlage
von Samstagnachmittag bis Sonntag.
Jetzt ist es eher ruhig.
Wir haben dichte Wolken.
Im Süden regnet es.
Es kann örtlich glatt sein
durch Schneeregen.
Morgen im Laufe des Tages
dichte Wolken.
Daraus fällt leichter Regen.
Große Temperaturunterschiede
gibt es jetzt schon.
Samstag im Laufe des Tages
zum Teil kräftiger Schneefall.
Am Sonntag verbreitet Schnee.
Danke, Claudia.
Das waren die tagesthemen.
Hier im Ersten geht es weiter
mit Dieter Nuhr und seinen Gästen.
Andre Schünke meldet sich
mit dem nachtmagazin um 0.05 Uhr.
Wir sind morgen Abend
wieder für Sie da.
Bis dahin,
bleiben Sie zuversichtlich.
Copyright Untertitel: NDR 2021