Tagesthemen Sendung vom 30.01.2021, 23:25 Uhr - neuer Einreisebeschränkungen
Hier ist das Erste Deutsche Fernsehen
mit den tagesthemen.
Guten Abend.
"Reisen ist Leben" -
das hat Hans Christian Andersen
mal gesagt.
Im Moment ist Reisen leider Risiko.
Deshalb gilt für die meisten Länder:
Wer zurückkommt nach Deutschland,
muss in Quarantäne,
solange kein negatives Test-Ergebnis
vorliegt.
Seit heute gilt für fünf Länder:
Von dort darf nur einreisen,
wer hier zu Hause ist.
Varianten des Corona-Virus
haben sich dort ausgebreitet:
Großbritannien, Irland
und Portugal.
Südafrika und Brasilien.
Für Passagiere aus diesen Ländern
ist Deutschland im Prinzip tabu.
In den ersten Wochen des Jahres
sind Tag für Tag
ungefähr 60 Flieger
aus diesen Ländern angekommen.
Die Bundespolizei hatte heute
an großen Flughäfen viel zu tun.
Nach dem Auslandssemester in
Großbritannien zurück in Deutschland.
Sie gerät in die Kontrollen
am Frankfurter Flughafen.
Sie darf als Deutsche einreisen.
Das ist ein merkwürdiges Gefühl,
von der Polizei empfangen zu werden.
Es kam direkt
ein Polizist zum Flugzeug.
Er hat uns dann mitgenommen.
Aber ich kann nachvollziehen,
dass es ernst genommen wird.
Seit Mitternacht darf aus
fünf Ländern niemand hierher.
Es gibt aber Ausnahmen:
Menschen, die hier leben
oder den deutschen Pass haben.
Die Regierung will verhindern,
dass das mutierte Virus
ins Land kommt.
Wenn die Maßnahmen greifen,
gehen wir davon aus,
dass wir weniger Passagiere zu
erwarten haben aus den Ländern.
Deutschland ist
in der EU voran marschiert.
Für die Fluggesellschaften heißt das:
noch weniger Passagiere.
Diese Maßnahme
ist nicht mit der EU abgestimmt.
So ein Eingriff kann nur
eine befristete Ausnahme sein.
Die Deutschen sollen weniger reisen.
Das sei eine Bürgerpflicht,
so der Innenminister.
In Länder mit mutierten Viren
will er dichtmachen.
Die Beschränkungen gelten
auch für Zug- und Autoreisende.
Das sei uneuropäisch,
so die Opposition.
Es gebe andere Möglichkeiten.
Einseitige Beschränkungen
sind falsch.
Wir müssen uns europäisch abstimmen.
Es gibt viele Berufspendler.
Eine konsequente Teststrategie
wäre sinnvoller.
Es gibt keine einheitliche
europäische Vorgehensweise.
Das Beförderungsverbot
soll am 17. Februar auslaufen.
Vor dem Flugverbot hat sich Portugal
schon weitgehend abgeschottet.
Die Grenze nach Spanien
ist geschlossen.
Ein mutiertes Virus
breitet sich blitzartig aus.
Vor einem Krankenhaus in Lissabon
bauen sie ein Triage-Zentrum auf.
Das heißt für Patienten
erst einmal nur:
Sie werden verteilt und behandelt
nach dem Schweregrad der Erkrankung.
Inzwischen sind es
aber so viele Covid-Kranke,
dass nur wenige Intensivbetten
frei sind.
Und in einigen Fällen
musste entschieden werden:
Wen retten sie?
Und wen nicht?
Portugal
ist fast komplett abgeriegelt.
Nach Spanien darf nur,
wer das begründen kann.
Lange galten eher lockere Regeln.
Jetzt dürfen die Menschen
nur fürs Nötigste aus dem Haus.
Die Regierung schaltet
in den Katastrophenmodus:
Kitas, Schulen, Geschäfte, Cafes
sind geschlossen.
Es könnte noch strenger sein,
man sieht zu viele auf der Straße.
Viele verstehen nicht,
dass wir zu einem der
schlimmsten Corona-Länder wurden.
Intensivstationen
sind an der Kapazitätsgrenze.
Es fehlt an Betten und Personal,
zeitweise wird Sauerstoff knapp.
Vor öffentlichen Kliniken
stauen sich Krankenwagen.
Patienten warten Stunden,
bis Ärzte entscheiden,
ob sie aufgenommen werden.
So haben wir noch nie gearbeitet –
mit Triage.
Manchmal müssen wir die Leute
in den Krankenwagen behandeln.
Die britische Variante des Virus
soll im Großraum Lissabon
für die Hälfte der Fälle
verantwortlich sein.
Patienten
wurden nach Madeira ausgeflogen.
Ärzte befürchten,
dass im Februar nicht alle
behandelt werden können.
Die Entwicklung
ist beängstigend und überraschend.
Portugal stand gut da.
Wie konnte das so schnell
außer Kontrolle geraten?
Man vermutet zwei Faktoren.
Zum einen
den Feiertagseffekt über Weihnachten.
Die Leute haben Verwandte besucht.
Dann gibt es einen
spezifisch portugiesischen Faktor.
In den Großstädten war die
neue britische Variante unterwegs.
Sie hat sich im Land verteilt.
Die Lage
hat sich dramatisch entwickelt.
Es gibt 300 Tote am Tag.
Das klingt nicht dramatisch.
Aber Portugal ist klein.
In deutschen Verhältnissen
wären das 2500 Tote pro Tag.
Jetzt werden Kranke ausgeflogen.
Die Bundeswehr hat Hilfe angeboten.
Das Team der Bundeswehr ist
nach Deutschland zurückgekehrt.
Vor Montag
ist nichts Konkretes zu erwarten.
Im Gespräch war,
dass die Bundeswehr
andere Schwerkranke ausfliegt.
Ärzte in Portugal
wollen das Problem vor Ort lösen.
Es gibt viele private Kliniken
mit freien Betten.
Die Regierung
müsste dazu den Mut haben.
Auch in Deutschland
wartet man auf den Impfstoff.
Das Mittel von AstraZeneca
hat seine Zulassung.
Die Impfkommission empfiehlt es
nur für Erwachsene unter 65 Jahren.
Den Minister veranlasst das,
die Impfverordnung zu überarbeiten.
Der Nachrichtenüberblick.
Das Vakzin werde nicht
für Über-65-Jährige empfohlen.
Deshalb sollten freiwerdende Dosen
an andere Gruppen vergeben werden.
Das sagte Spahn
auf einer Podiumsdiskussion.
Man werde an einer Priorisierung
festhalten.
Aber man werde sie zusätzlich
altersgestaffelt angehen.
Spahn kündigte bis zum 22. Februar
fünf Millionen Impfdosen an.
Trotz Bedenken von Menschenrechtlern
hat Bangladesch weitere Rohingyas
auf eine Insel
im Golf von Bengalen gebracht.
Die Behörden wollen
dort 100.000 Menschen ansiedeln,
obwohl es dort Stürme
und Überschwemmungen gibt.
In Bangladesch
leben 900.000 Rohingyas.
In Frankreich
haben erneut Tausende demonstriert.
Sie sind gegen Polizeigewalt
und für die Pressefreiheit.
Die Proteste richteten sich
gegen ein Sicherheitsgesetz.
Bestimmte Foto- oder Filmaufnahmen
von Polizei-Einsätzen
will die Regierung
unter Strafe stellen.
Kritiker fürchten,
dass Polizeigewalt ungestraft bleibt.
In mehreren deutschen Städten
haben die Menschen
gegen die Migrationspolitik der EU
demonstriert.
Sie machten vor allem aufmerksam
auf Flüchtlinge in Bosnien.
Das Motto des Proteste:
"Aufnahme statt Abschottung".
Die Bundesregierung
wurde aufgefordert,
der humanitären Krise
nicht tatenlos zuzusehen.
Ein Bündnis aus 140 Organisationen
hatte zum Aktionstag aufgerufen.
Gibt es etwas Einsameres
als eine leere Umkleide?
So leer wie die Kassen
vieler Amateurvereine,
die ein Vierteljahr hinter
sich haben im Lockdown.
Viele der 88.000 Vereine
werden das nicht lange durchhalten,
sie verlieren ihre Mitglieder
und deren Beiträge.
Sport ist im Verein
nur dann am schönsten,
wenn er Menschen zusammenbringt,
sie zusammenschweißt.
Auch wenn sie versuchen,
virtuell zusammenzubleiben.
David Zajonz.
Los geht's.
Sandra und Julia geben Vollgas.
Die Freundinnen haben ihr Coaching
ins Netz verlegt.
Wir sehen die Teilnehmer nicht.
Wir können nicht genau erklären,
was wir machen.
Wir helfen, so gut es geht.
Eine Teilnehmerin trainiert
in der anderen Hälfte des Hauses -
die Mutter von Sandra.
15 Leute sind dabei.
Viele sind Mitglieder
des TuS Schildgen.
Mit dem Online-Angebot
versucht der Verein,
die Mitglieder
bei der Stange zu halten.
Mit Hockern auf Abstand
wurde in der Halle trainiert.
Außer Online-Kursen
kann der Verein nicht viel bieten.
Trotzdem gibt es wenige Austritte.
Wir gehen davon aus,
dass die Leute nach dem Lockdown
eine Sehnsucht danach haben.
Wir kriegen von Mitgliedern
auch gespiegelt:
Sie werden wieder Bock haben,
miteinander Sport zu treiben.
Der TuS Schildgen habe deshalb
keine finanziellen Probleme.
Nicht alle Vereine
kommen so gut durch die Krise.
Die Deutsche Sporthochschule
hat 20.000 Vereine befragt.
Jeder zweite Verein erwartet
eine existenzbedrohende Lage.
Am stärksten leiden die Vereine,
die Personal eingestellt haben.
Die haben Kosten für das Personal.
Die müssen auch Miete zahlen
für die Sportanlagen.
Nur die Miete für die Halle
läuft in Schildgen weiter.
Der Verein hat nur Ehrenamtler.
Sandra und Julia wollen nach Corona
ihr Training weiterführen.
Es gibt auch Vorteile.
Manchen Menschen ist es unangenehm,
den Sport in der Gruppe zu machen.
Deshalb ist es die perfekte Lösung,
mit uns im Video
bei sich zu Hause zu trainieren.
Die Corona-Krise
bleibt ein Marathon für die Vereine.
Mit kreativen Lösungen
werden sie weiterhin arbeiten müssen.
So sieht's aus im Breitensport.
Der Profifußball
hatte nur zwei Monate Zwangspause.
Er hat sich ein Hygiene-Konzept
verordnet als Lösung.
Deshalb läuft
seit Mai die Bundesliga.
Okka Gundel.
Das Konzept war Vorbild
für andere Ligen.
Der Profifußball verfügt eben auch
über die finanziellen Mittel.
Was die sportlichen Mittel
in der Bundesliga angeht,
ist es wie immer:
Die Bayern schreiten voran.
Heimlich, still und leise
hat sich Frankfurt rangeschlichen.
Auch weil man das Comeback
von Pal Dardai versaute.
Die Freude von Pal Dardai
über das zwischenzeitliche 1:0
währte nur 69 Sekunden.
Berlin verlor das Spiel und der
Trainer kritisierte die Kaderplanung.
Eine junge Mannschaft.
Haben sie zusammengekauft
und einiges vergessen.
Die Partie wurde erst
nach der Pause interessant.
Berlin ging in der 66. Minute
in Führung durch Piatek.
Einer von sechs Spielern,
die neu in der Startelf waren.
69 Sekunden später der Ausgleich
für Frankfurt durch Andre Silva.
Die Eintracht kann Rückschläge
schnell verarbeiten.
Sie ist ein
Champions-League-Kandidat.
85. Minute,
Martin Hinteregger zum 2:1.
Sein erstes Saisontor.
In der Nachspielzeit gibt es Elfmeter
für Frankfurt nach diesem Foul.
Die Entscheidung durch Andre Silva.
Frankfurt
mischt in der Tabelle oben mit.
Wir sind gut drauf.
Wir haben Selbstvertrauen
und Wahnsinnsspieler.
So kann's weitergehen.
Berlins Neuanfang ist nicht geglückt.
Auch Borussia Dortmund
war zuletzt nicht viel geglückt.
Der Druck war da
vor dem Spiel gegen Augsburg.
Der BVB will
in die Champions League.
Dafür hat er drei Punkte gesammelt.
Es darf gejubelt werden
bei Borussia Dortmund.
Zuletzt drei sieglose Spiele.
Heute ein 3:1 gegen Augsburg.
Es ist das schönste Spiel der Welt.
Man sollte sich
über so eine Leistung freuen.
Dabei geriet Dortmund
früh in Rückstand.
Augsburg mit dem 1:0
durch Andre Hahn.
Zehn Minuten später
Handelfmeter für die Borussia.
Haaland verschießt:
Der dritte vergebene Strafstoß
der Dortmunder in Folge.
Der Ausgleich nach
einer halben Stunde:
Delaney nach einem Freistoß von Reus.
Augsburgs Trainer Heiko Herrlich
war zufrieden mit dem 1:1 zur Pause.
In der 63. Minute
das 2:1 durch Jadon Sancho.
Sancho zum ersten Mal mit viel Platz.
Eine Viertelstunde vor dem Abpfiff
ein Dortmunder Konter.
Haaland erzwingt ein Eigentor.
Ein verdienter Sieg.
3:1 ist unglücklich.
Aber es ist schwierig,
hier zu spielen.
Wir haben alles versucht.
Dortmund am Dienstag mit dem nächsten
Heimspiel im Pokal gegen Paderborn.
Die weiteren Ergebnisse:
Vom Tabellenende zum Karriereende:
Dass ich hier
als Frau im Sport stehe,
habe ich auch Sabine Töpperwien
zu verdanken.
Tor in Dortmund!
Und Tor!
Tor für Borussia Dortmund!
Das Tor für die Bayern, Mandzukic!
Sabine Töpperwien
hat uns Frauen den Weg bereitet,
die Jeanne d'Arc
des Sportjournalismus.
Drei Jahrzehnte hat sie
die Männerdomäne Fußball
als Hörfunkreporterin geprägt.
Sie kommentierte in der Bundesliga,
bei der WM und Olympia.
Auf Wiederhören, Sabine Töpperwien!
Es ist das vierte WM-Gold in Folge
für sie:
Toni Eggert und Sascha Benecken.
Bei den Titelkämpfen am Königssee
lieferten sie sich im Doppelsitzer
ein spannendes Rennen
mit Tobias Wendl und Tobias Arlt.
Mit einem nahezu perfekten
zweiten Lauf
verwiesen Eggert und Benecken
die Dauer-Konkurrenten auf Rang zwei.
Bronze ging an die Sics-Brüder
aus Lettland.
Bei den Einsitzern verpasste
Felix Loch seinen siebten WM-Titel.
Als Führender nach Lauf eins
fiel er auf den zweiten Platz zurück.
Der Sieg ging an Roman Repilow
aus Russland.
Die Lottozahlen:
Sven wird uns auch was
von weißen Kugeln erzählen,
die glücklich machen.
Es hat geschneit im Norden.
Ja, es hat geschneit im Norden.
Da ist eine Schneedecke
von 15-20 Zentimetern.
Da wird es jetzt kalt.
Stade hat -13 Grad.
Wir schauen das Winterwetter an.
Sie sehen über dem Schnee den Nebel.
Wir schauen weiter.
Aufgelockerte Bewölkung im Norden.
Es ist mit Kälte zu rechnen.
Im Süden Regen.
Das wird so bleiben.
Dann kommen vom Nordwesten
die nächsten Wolken.
Die Aussichten:
Montag und Dienstag
kommt von Südwesten Warmluft.
Nachdem wir Nachrichtenmenschen
uns viel im Hier und Jetzt bewegen,
fragt das Wort zum Sonntag,
wie wir künftig leben wollen.
Wir sagen Wiedersehen
und wünschen einen schönen Sonntag.
Gute Nacht.
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