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2021 from Youtube, Spanische Grippe vs. Corona: Haben wir dazugelernt?

Spanische Grippe vs. Corona: Haben wir dazugelernt?

Weltweit sorgt es für Einschränkungen, Angst und Leid.

Mittlerweile wird es kaum noch jemanden geben,

der nicht vom Virus in irgendeiner Weise betroffen ist.

Der wissenschaftliche Begriff für eine solche Situation lautet,

das wisst ihr sicher, Pandemie.

Das ist eine großräumige,

teils Kontinent-übergreifende Infektionskrankheit.

Die Menschheit hat in ihrer Geschichte schon mehrere Pandemien

erlebt und überlebt,

allerdings mit teilweise erschreckend hohen Opferzahlen.

Von einer habt ihr sicher schon gehört, der Spanischen Grippe.

Die wütete vor rund 100 Jahren.

Wissenschaftler gehen davon aus,

dass ihr bis zu 50 Mio. Menschen zum Opfer fielen.

50 Millionen, vor 100 Jahren waren das rund 3% der Weltbevölkerung.

Heute wären das umgerechnet 230 Mio. Menschen.

Ein unfassbares Schreckensszenario.

Was haben wir aus der Spanischen Grippe gelernt? Darum geht es jetzt.

Untertitel: ARD Text im Auftrag von Funk (2020)

Zuerst mal: Was steckt eigentlich hinter der Spanischen Grippe

und warum heißt sie so? Woher kommt der Name?

Warum sie so heißt, ist einfach erklärt:

Spanische Medien

haben als Erste über die rätselhafte Erkrankung berichtet,

daher der Name Spanische Grippe.

Das war im Frühjahr 1918, heißt aber nicht,

dass der Ursprungsort der Pandemie Spanien war.

Heute geht man davon aus, dass die Spanische Grippe aus den USA kam

und rund 3 Jahre gebraucht hat,

um sich über den gesamten Erdball zu verbreiten.

Das ist, wenn man das

mit der Verbreitungsgeschwindigkeit des Coronavirus' vergleicht,

eine lange Zeit.

Im Fall des Coronavirus wurden erste Erkrankungen Ende Dezember 2019

in der chinesischen Stadt Wuhan festgestellt.

Das Virus selbst wurde Anfang Januar 2020 nachgewiesen.

Jetzt haben wir Ende März, das sind keine 3 Monate.

Und das Virus hat nahezu alle Regionen der Erde erreicht.

Ihr seht:

Die Verbreitungsgeschwindigkeit des Coronavirus

ist im Vergleich zur Spanischen Grippe deutlich höher.

Das liegt zu großen Teilen daran,

dass wir heute in einer globalisierten Welt leben,

ständig herumreisen,

Menschen um die ganze Erde haben miteinander Kontakt.

So kann das Virus schnell verbreitet werden.

Aber auch vor 100 Jahren reisten Menschen schon um die Welt,

1918 sogar gezwungenermaßen.

Die Welt war im Krieg.

Der 1. Weltkrieg sorgte für große Truppenbewegungen.

Zusammengepfercht auf den Militärschiffen

kamen Soldaten aus den USA,

um auf den Schlachtfeldern Europas zu kämpfen.

So konnte das Virus der Spanischen Grippe über den Atlantik springen

und sich in Europa schnell verbreiten,

von da aus weiter nach Afrika und Asien.

Am Ende hatte sich jeder Dritte auf der ganzen Welt infiziert.

Alleine im Deutschen Reich starben 300.000 Menschen.

Global gesehen

trifft es aber die Menschen in Afrika und Asien am stärksten.

Die Spanische Grippe wird so zur globalen Katastrophe.

Wie gesagt,

es gab in der Menschheitsgeschichte viele Pandemien oder Seuchen.

Dazu haben wir schon ein Video gemacht.

Das findet ihr oben auf dem "i".

Das Virus der Spanischen Grippe hatte aber noch Besonderheiten:

Anders als bei vielen anderen Grippeerkrankungen,

sterben jüngere Menschen eher an der Spanischen Grippe als ältere.

Das liegt wohl daran,

dass das an sich gute Immunsystem von Jüngeren bei dem Versuch,

das Virus zu besiegen, sozusagen über das Ziel hinausschießt.

Nicht nur Körperzellen,

die mit dem Virus infiziert sind, werden angegriffen,

sondern auch gesunde Körperzellen.

Viele junge Menschen sterben dann an Folgeerkrankungen

wie Lungen- oder Gehirnentzündungen.

Dazu kommt noch, dass das Virus mutiert, also sich verändert.

Die Krankheitsverläufe verändern sich dadurch.

Die Grippe tritt in Wellen auf.

Gebildete Resistenzen wirken nicht mehr.

Und schließlich endet die Krankheit häufiger tödlich.

1920 ebbt die Spanische Grippe dann ab und gilt als überwunden.

Was können wir aus der Geschichte lernen,

aus dem, was damals passierte?

Klar, Krieg ist immer eine Katastrophe

und macht alles immer noch schlimmer.

Das sollte mittlerweile eigentlich jeder begriffen haben.

Aber: Was können wir in direktem Bezug auf das Virus lernen?

Na ja, es ist wichtig,

den Ernst der Lage zu erkennen und schnell zu handeln.

Im Frühjahr 1918 schreiben spanische Zeitungen, wie gesagt,

über die neuartige Krankheit.

Die Reaktion der Menschen damals ist gering.

Die internationalen Medien

berichten gar nicht oder nur als Randnotiz. Wundert euch das?

Na ja, mal ehrlich,

habt ihr euch Ende Januar mit dem Thema Coronavirus beschäftigt?

Hättet ihr die jetzt durchgesetzten Maßnahmen wie Schulschließungen

und Versammlungsverbote Anfang Februar vorhergesagt?

Der Mensch ist wie er ist.

Soll jetzt keine Anklage sein, nur ein Denkanstoß:

Wenn etwas ganz weit weg ist und wenige vor Ort betrifft,

ist es für uns eben nicht interessant.

Das Tückische an einer Pandemie ist aber,

genau das erleben wir jetzt alle:

Das Virus war gestern noch weit weg, in China,

und nur ein paar Menschen, vergleichsweise, waren betroffen.

Aber schon heute steht das Virus vor unserer eigenen Tür,

Abertausende sind infiziert, viele werden sterben.

Trotzdem: Wir können heute etwas tun.

Wir können uns an die Regeln halten.

Wir können den Kontakt zu anderen einschränken.

Wir können online kommunizieren.

Wir haben ein Zuhause, Wasser, Strom. Wir können Essen kaufen.

Wir können die Ausbreitung des Virus daher einschränken.

Wir haben es in der Hand, wenn alle mitmachen.

So. Und jetzt denkt mal an die Menschen,

die 1918 nach 4 Jahren Krieg, Hunger und Entbehrung

in einer von Bomben und Granaten zerklüfteten Landschaft

dicht an dicht im Schützengraben liegen?

Für solche Menschen

gab es die Möglichkeit des Social Distancing nicht.

Wir haben sie, also sollten wir sie vielleicht auch nutzen.

Die 2. Erkenntnis ist:

Frühes Eingreifen und sich an die Regeln halten hilft wirklich.

In Europa breitet sich die Spanische Grippe

1918 nahezu ungehindert aus.

Der Krieg auf dem Kontinent dominiert das Leben.

Der tägliche Kampf ums Überleben

überschattet den Kampf gegen die Grippe.

Der deutsche Reichsgesundheitsrat erklärt im Juli 1918,

die Infizierten sollen sich einfach schonen.

Viel mehr an Maßnahmen kam von offizieller Seite nicht.

In den USA ist das ein bisschen anders.

Hier gibt es große Unterschiede,

was die Strategie gegen die Verbreitung des Virus angeht.

So setzt der New Yorker Gesundheitsminister Royal Copeland

auf häusliche Quarantäne, also auf Isolation der Infizierten,

bis heute eines,

vielleicht das wirksamste Mittel gegen eine Verbreitung des Virus.

In Pittsburgh dagegen führt man diese Maßnahmen erst ein,

als die Behörden

schon einen starken Anstieg der Todesopfer verzeichnen.

Ein Blick in die Statistik zeigt:

Pittsburgh hat die höchste Sterberate aller US-Großstädte

während der Spanischen Grippe, New York dagegen eine der niedrigsten.

Heutige Wissenschaftler führen das auf den unterschiedlichen Zeitpunkt

der Einführung der Quarantänemaßnahmen

in den beiden Städten zurück.

Was die Maßnahmen im Deutschen Reich angeht:

Na ja, Deutschland war ein vom Krieg ausgezehrtes Land.

Der Krieg war verloren, die Wirtschaft am Boden.

Im November 1918 kam es zur Revolution.

Dazu gibt es auch ein Video, könnt ihr euch auf dem "i" anschauen.

Es gab damals kaum etwas zu essen, nichts zum Heizen.

Die Menschen waren ausgemergelt, physisch und psychisch verwundet.

Es gab ja nicht mal eine stabile Regierung.

Niemand wusste, wie es weitergehen würde.

Und jetzt auch noch Maßnahmen gegen eine Grippe?

Es gab welche, ja. Dresden hat die Schließung von Theatern veranlasst,

auch Kinos, Schulen wurden geschlossen.

Aber landesweite koordinierte Maßnahmen beschließen

und auf die Einhaltung achten? In diesen Tagen - nahezu unmöglich.

In Mannheim hat man z. B. gesagt:

Die Menschen brauchen was Tolles, was Fröhliches,

also sollen sie in Kino und Theater gehen, wir schließen das nicht.

Kommen wir zur Erkenntnis Nr. 3: Achtung, Falschmeldung.

Falschmeldung, das sagt sich so leicht.

Fake News, was ist das überhaupt?

Wenn ich eine Nachricht verbreite, von der ich weiß,

dass sie nicht der Wahrheit entspricht,

ist das eine Fake News. Das ist klar.

Ich gebe hier bewusst kein Beispiel,

denn wie schnell ist meine Aussage aus dem Video geklammert,

und schon sieht es so aus,

als ob ich diese Falschnachricht verbreitete.

Aber was ist, wenn ich es nicht besser weiß,

wenn ich mir über die Unwahrheit meiner Aussage nicht bewusst bin?

Ist das auch eine Fake News, eine Falschmeldung?

Dazu mal ein historisches Beispiel aus der Zeit der Spanischen Grippe:

Das Gurgeln mit Salzwasser helfe gegen die Spanische Grippe,

heißt es.

Gut, mit dem heutigen Wissensstand lässt sich das schnell einordnen.

Das ist natürlich Unsinn.

Nur: Wir schreiben das Jahr 1918.

Die Virologie existiert im Prinzip noch gar nicht.

Die Medizin weiß so gut wie nichts über den Erreger der Krankheit.

Kann man den Ärzten von damals einen Vorwurf machen?

Schwierig zu sagen.

Auch deshalb, weil wir nicht wissen,

wie die Aussage zustande gekommen ist.

Vielleicht ist ein Patient tatsächlich gesund geworden,

der zufällig mit Salzwasser gegurgelt hat.

Wir wissen heute:

Da besteht medizinisch überhaupt kein Zusammenhang.

Der Arzt von damals sieht aber einen Zusammenhang.

Fake News?

Ihr seht, so einfach ist das nicht.

Trotzdem:

Nur weil man es nicht besser weiß, kann man nicht alles verbreiten.

Wer Nachrichten verbreitet, hat eine Verantwortung.

Es ist ja möglich, dass ich über einen Sachverhalt nicht viel weiß,

andere über den Sachverhalt aber wesentlich mehr wissen.

Dann liegt es in meiner Verantwortung,

meine möglicherweise falschen Ansichten nicht zu veröffentlichen.

Wir alle sind heute in der Lage,

Nachrichten vom Smartphone jederzeit weltweit zu veröffentlichen.

Wenn es dabei um Belanglosigkeiten geht, ist es unkritisch.

Aber wenn es um essenzielle Dinge,

um unsere Gesundheit, unsere Gesellschaft geht,

um unser und das Leben anderer,

müssen wir alle sorgfältig auswählen und abwägen,

was wir posten und veröffentlichen wollen und was nicht.

Leider halten sich daran bei weitem nicht alle.

Aber Schweigen ist in manchen Fällen eine Form von Verantwortung.

Anders gesagt, mit einem Satz von Molière, nur diesmal umgekehrt:

"Wir sind nicht nur verantwortlich für das, was wir tun,

sondern auch verantwortlich für das, was wir nicht tun."

Die Frage ist: Wie seht ihr das?

Haben wir aus der Geschichte gelernt,

aus der Spanischen Grippe und dem, was damals passierte?

Mit welchen Maßnahmen

habt ihr momentan die größten Schwierigkeiten?

Was sollte man daraus mitnehmen?

Sollten wir die Krise als Chance sehen? Welche Chancen ergeben sich?

Schreibt es gerne unten in die Kommentare

und lasst uns darüber diskutieren.

Neben mir findet ihr noch 2 weitere Videos rund um das Thema.

Eines von unserem Kanal, es geht um die Geschichte der Hygiene.

Darunter gibt es was von den KollegInnen von "represent".

Die haben ein Video

zum Krisenmanagement der Bundesregierung gemacht.

Gerne da auch mal draufklicken.

Danke euch fürs Zuschauen und bis zum nächsten Mal.

Spanische Grippe vs. Corona: Haben wir dazugelernt? Spanish flu vs. Corona: Have we learned? Gripe española frente a coronavirus: ¿hemos aprendido algo? Influenza spagnola e coronavirus: abbiamo imparato qualcosa? Spaanse griep vs. coronavirus: hebben we iets geleerd? Gripe espanhola vs. Corona: aprendemos? Испанский грипп против коронавируса: мы чему-нибудь научились? Іспанський грип проти коронавірусу: чи навчилися ми чомусь?

Weltweit sorgt es für Einschränkungen, Angst und Leid.

Mittlerweile wird es kaum noch jemanden geben,

der nicht vom Virus in irgendeiner Weise betroffen ist.

Der wissenschaftliche Begriff für eine solche Situation lautet,

das wisst ihr sicher, Pandemie. você sabe disso com certeza, pandemia.

Das ist eine großräumige, Este é um espaçoso

teils Kontinent-übergreifende Infektionskrankheit. doença infecciosa parcialmente inter-continente.

Die Menschheit hat in ihrer Geschichte schon mehrere Pandemien A humanidade teve várias pandemias em sua história

erlebt und überlebt, experimentou e sobreviveu,

allerdings mit teilweise erschreckend hohen Opferzahlen. no entanto, com alguns números assustadores de vítimas.

Von einer habt ihr sicher schon gehört, der Spanischen Grippe. Você provavelmente já ouviu falar de um, a gripe espanhola.

Die wütete vor rund 100 Jahren.

Wissenschaftler gehen davon aus,

dass ihr bis zu 50 Mio. Menschen zum Opfer fielen.

50 Millionen, vor 100 Jahren waren das rund 3% der Weltbevölkerung. |||||||world population

Heute wären das umgerechnet 230 Mio. Menschen.

Ein unfassbares Schreckensszenario.

Was haben wir aus der Spanischen Grippe gelernt? Darum geht es jetzt.

Untertitel: ARD Text im Auftrag von Funk (2020)

Zuerst mal: Was steckt eigentlich hinter der Spanischen Grippe

und warum heißt sie so? Woher kommt der Name?

Warum sie so heißt, ist einfach erklärt:

Spanische Medien

haben als Erste über die rätselhafte Erkrankung berichtet,

daher der Name Spanische Grippe.

Das war im Frühjahr 1918, heißt aber nicht,

dass der Ursprungsort der Pandemie Spanien war.

Heute geht man davon aus, dass die Spanische Grippe aus den USA kam

und rund 3 Jahre gebraucht hat,

um sich über den gesamten Erdball zu verbreiten.

Das ist, wenn man das

mit der Verbreitungsgeschwindigkeit des Coronavirus' vergleicht,

eine lange Zeit.

Im Fall des Coronavirus wurden erste Erkrankungen Ende Dezember 2019

in der chinesischen Stadt Wuhan festgestellt.

Das Virus selbst wurde Anfang Januar 2020 nachgewiesen.

Jetzt haben wir Ende März, das sind keine 3 Monate.

Und das Virus hat nahezu alle Regionen der Erde erreicht.

Ihr seht:

Die Verbreitungsgeschwindigkeit des Coronavirus

ist im Vergleich zur Spanischen Grippe deutlich höher.

Das liegt zu großen Teilen daran,

dass wir heute in einer globalisierten Welt leben,

ständig herumreisen,

Menschen um die ganze Erde haben miteinander Kontakt.

So kann das Virus schnell verbreitet werden.

Aber auch vor 100 Jahren reisten Menschen schon um die Welt,

1918 sogar gezwungenermaßen.

Die Welt war im Krieg.

Der 1. Weltkrieg sorgte für große Truppenbewegungen.

Zusammengepfercht auf den Militärschiffen

kamen Soldaten aus den USA,

um auf den Schlachtfeldern Europas zu kämpfen.

So konnte das Virus der Spanischen Grippe über den Atlantik springen

und sich in Europa schnell verbreiten,

von da aus weiter nach Afrika und Asien.

Am Ende hatte sich jeder Dritte auf der ganzen Welt infiziert.

Alleine im Deutschen Reich starben 300.000 Menschen.

Global gesehen

trifft es aber die Menschen in Afrika und Asien am stärksten.

Die Spanische Grippe wird so zur globalen Katastrophe.

Wie gesagt,

es gab in der Menschheitsgeschichte viele Pandemien oder Seuchen.

Dazu haben wir schon ein Video gemacht.

Das findet ihr oben auf dem "i".

Das Virus der Spanischen Grippe hatte aber noch Besonderheiten:

Anders als bei vielen anderen Grippeerkrankungen,

sterben jüngere Menschen eher an der Spanischen Grippe als ältere.

Das liegt wohl daran,

dass das an sich gute Immunsystem von Jüngeren bei dem Versuch,

das Virus zu besiegen, sozusagen über das Ziel hinausschießt.

Nicht nur Körperzellen,

die mit dem Virus infiziert sind, werden angegriffen,

sondern auch gesunde Körperzellen.

Viele junge Menschen sterben dann an Folgeerkrankungen

wie Lungen- oder Gehirnentzündungen.

Dazu kommt noch, dass das Virus mutiert, also sich verändert.

Die Krankheitsverläufe verändern sich dadurch.

Die Grippe tritt in Wellen auf.

Gebildete Resistenzen wirken nicht mehr.

Und schließlich endet die Krankheit häufiger tödlich.

1920 ebbt die Spanische Grippe dann ab und gilt als überwunden.

Was können wir aus der Geschichte lernen,

aus dem, was damals passierte?

Klar, Krieg ist immer eine Katastrophe

und macht alles immer noch schlimmer.

Das sollte mittlerweile eigentlich jeder begriffen haben.

Aber: Was können wir in direktem Bezug auf das Virus lernen?

Na ja, es ist wichtig,

den Ernst der Lage zu erkennen und schnell zu handeln.

Im Frühjahr 1918 schreiben spanische Zeitungen, wie gesagt,

über die neuartige Krankheit.

Die Reaktion der Menschen damals ist gering.

Die internationalen Medien

berichten gar nicht oder nur als Randnotiz. Wundert euch das?

Na ja, mal ehrlich,

habt ihr euch Ende Januar mit dem Thema Coronavirus beschäftigt?

Hättet ihr die jetzt durchgesetzten Maßnahmen wie Schulschließungen

und Versammlungsverbote Anfang Februar vorhergesagt?

Der Mensch ist wie er ist.

Soll jetzt keine Anklage sein, nur ein Denkanstoß:

Wenn etwas ganz weit weg ist und wenige vor Ort betrifft,

ist es für uns eben nicht interessant.

Das Tückische an einer Pandemie ist aber,

genau das erleben wir jetzt alle:

Das Virus war gestern noch weit weg, in China,

und nur ein paar Menschen, vergleichsweise, waren betroffen.

Aber schon heute steht das Virus vor unserer eigenen Tür,

Abertausende sind infiziert, viele werden sterben.

Trotzdem: Wir können heute etwas tun.

Wir können uns an die Regeln halten.

Wir können den Kontakt zu anderen einschränken.

Wir können online kommunizieren.

Wir haben ein Zuhause, Wasser, Strom. Wir können Essen kaufen.

Wir können die Ausbreitung des Virus daher einschränken.

Wir haben es in der Hand, wenn alle mitmachen.

So. Und jetzt denkt mal an die Menschen,

die 1918 nach 4 Jahren Krieg, Hunger und Entbehrung

in einer von Bomben und Granaten zerklüfteten Landschaft

dicht an dicht im Schützengraben liegen?

Für solche Menschen

gab es die Möglichkeit des Social Distancing nicht.

Wir haben sie, also sollten wir sie vielleicht auch nutzen.

Die 2. Erkenntnis ist:

Frühes Eingreifen und sich an die Regeln halten hilft wirklich.

In Europa breitet sich die Spanische Grippe

1918 nahezu ungehindert aus.

Der Krieg auf dem Kontinent dominiert das Leben.

Der tägliche Kampf ums Überleben

überschattet den Kampf gegen die Grippe.

Der deutsche Reichsgesundheitsrat erklärt im Juli 1918,

die Infizierten sollen sich einfach schonen.

Viel mehr an Maßnahmen kam von offizieller Seite nicht.

In den USA ist das ein bisschen anders.

Hier gibt es große Unterschiede,

was die Strategie gegen die Verbreitung des Virus angeht.

So setzt der New Yorker Gesundheitsminister Royal Copeland

auf häusliche Quarantäne, also auf Isolation der Infizierten,

bis heute eines,

vielleicht das wirksamste Mittel gegen eine Verbreitung des Virus.

In Pittsburgh dagegen führt man diese Maßnahmen erst ein,

als die Behörden

schon einen starken Anstieg der Todesopfer verzeichnen.

Ein Blick in die Statistik zeigt:

Pittsburgh hat die höchste Sterberate aller US-Großstädte

während der Spanischen Grippe, New York dagegen eine der niedrigsten.

Heutige Wissenschaftler führen das auf den unterschiedlichen Zeitpunkt

der Einführung der Quarantänemaßnahmen

in den beiden Städten zurück.

Was die Maßnahmen im Deutschen Reich angeht:

Na ja, Deutschland war ein vom Krieg ausgezehrtes Land.

Der Krieg war verloren, die Wirtschaft am Boden.

Im November 1918 kam es zur Revolution.

Dazu gibt es auch ein Video, könnt ihr euch auf dem "i" anschauen.

Es gab damals kaum etwas zu essen, nichts zum Heizen.

Die Menschen waren ausgemergelt, physisch und psychisch verwundet.

Es gab ja nicht mal eine stabile Regierung.

Niemand wusste, wie es weitergehen würde.

Und jetzt auch noch Maßnahmen gegen eine Grippe?

Es gab welche, ja. Dresden hat die Schließung von Theatern veranlasst,

auch Kinos, Schulen wurden geschlossen.

Aber landesweite koordinierte Maßnahmen beschließen

und auf die Einhaltung achten? In diesen Tagen - nahezu unmöglich.

In Mannheim hat man z. B. gesagt:

Die Menschen brauchen was Tolles, was Fröhliches,

also sollen sie in Kino und Theater gehen, wir schließen das nicht.

Kommen wir zur Erkenntnis Nr. 3: Achtung, Falschmeldung.

Falschmeldung, das sagt sich so leicht.

Fake News, was ist das überhaupt?

Wenn ich eine Nachricht verbreite, von der ich weiß,

dass sie nicht der Wahrheit entspricht,

ist das eine Fake News. Das ist klar.

Ich gebe hier bewusst kein Beispiel,

denn wie schnell ist meine Aussage aus dem Video geklammert,

und schon sieht es so aus,

als ob ich diese Falschnachricht verbreitete.

Aber was ist, wenn ich es nicht besser weiß,

wenn ich mir über die Unwahrheit meiner Aussage nicht bewusst bin?

Ist das auch eine Fake News, eine Falschmeldung?

Dazu mal ein historisches Beispiel aus der Zeit der Spanischen Grippe:

Das Gurgeln mit Salzwasser helfe gegen die Spanische Grippe,

heißt es.

Gut, mit dem heutigen Wissensstand lässt sich das schnell einordnen.

Das ist natürlich Unsinn.

Nur: Wir schreiben das Jahr 1918.

Die Virologie existiert im Prinzip noch gar nicht.

Die Medizin weiß so gut wie nichts über den Erreger der Krankheit.

Kann man den Ärzten von damals einen Vorwurf machen?

Schwierig zu sagen.

Auch deshalb, weil wir nicht wissen,

wie die Aussage zustande gekommen ist.

Vielleicht ist ein Patient tatsächlich gesund geworden,

der zufällig mit Salzwasser gegurgelt hat.

Wir wissen heute:

Da besteht medizinisch überhaupt kein Zusammenhang.

Der Arzt von damals sieht aber einen Zusammenhang.

Fake News?

Ihr seht, so einfach ist das nicht.

Trotzdem:

Nur weil man es nicht besser weiß, kann man nicht alles verbreiten.

Wer Nachrichten verbreitet, hat eine Verantwortung.

Es ist ja möglich, dass ich über einen Sachverhalt nicht viel weiß,

andere über den Sachverhalt aber wesentlich mehr wissen.

Dann liegt es in meiner Verantwortung,

meine möglicherweise falschen Ansichten nicht zu veröffentlichen.

Wir alle sind heute in der Lage,

Nachrichten vom Smartphone jederzeit weltweit zu veröffentlichen.

Wenn es dabei um Belanglosigkeiten geht, ist es unkritisch.

Aber wenn es um essenzielle Dinge,

um unsere Gesundheit, unsere Gesellschaft geht,

um unser und das Leben anderer,

müssen wir alle sorgfältig auswählen und abwägen,

was wir posten und veröffentlichen wollen und was nicht.

Leider halten sich daran bei weitem nicht alle.

Aber Schweigen ist in manchen Fällen eine Form von Verantwortung.

Anders gesagt, mit einem Satz von Molière, nur diesmal umgekehrt:

"Wir sind nicht nur verantwortlich für das, was wir tun,

sondern auch verantwortlich für das, was wir nicht tun."

Die Frage ist: Wie seht ihr das?

Haben wir aus der Geschichte gelernt,

aus der Spanischen Grippe und dem, was damals passierte?

Mit welchen Maßnahmen

habt ihr momentan die größten Schwierigkeiten?

Was sollte man daraus mitnehmen?

Sollten wir die Krise als Chance sehen? Welche Chancen ergeben sich?

Schreibt es gerne unten in die Kommentare

und lasst uns darüber diskutieren.

Neben mir findet ihr noch 2 weitere Videos rund um das Thema.

Eines von unserem Kanal, es geht um die Geschichte der Hygiene.

Darunter gibt es was von den KollegInnen von "represent".

Die haben ein Video

zum Krisenmanagement der Bundesregierung gemacht.

Gerne da auch mal draufklicken.

Danke euch fürs Zuschauen und bis zum nächsten Mal.