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Die schwarze Spinne - Jeremias Gotthelf, Die schwarze Spinne - 25

Die schwarze Spinne - 25

Verzweiflung lag überem ganzen Tale. Wut kochte in allen Herzen, strömte in schrecklichen Verwünschungen gegen den armen Christen aus; an allem sollte jetzt er schuld sein. Jetzt auf einmal wußten alle, daß Christen das alte Haus nicht hätte verlassen, das Gesinde nicht sich selbst überlassen sollen. Auf einmal wußten alle, daß der Meister für sein Gesinde mehr oder minder verantwortlich sei, daß er wachen solle über Beten und Essen, wehren solle gottlosem Leben, gottlosen Reden und gottlosem Schänden der Gaben Gottes. Jetzt war allen auf einmal Hoffart und Hochmut vergangen, sie taten diese Laster in die unterste Hölle hinunter und hätten es kaum Gott geglaubt, daß sie dieselben noch vor wenig Tagen so schmählich an sich getragen; sie waren alle wieder fromm, hatten die schlechtesten Kleider an und die alten verachteten Rosenkränze wieder in den Händen und überredeten sich selbst, sie seien immer gleich fromm gewesen, und an ihnen fehlte es nicht, daß sie Gott nicht das gleiche überredeten. Christen allein unter ihnen allen sollte gottlos sein, und Flüche wie Berge kamen von allen Seiten auf ihn her. Und war er doch vielleicht unter allen der Beste, aber sein Wille lag gebunden in seiner Weiber Willen, und dieses Gebundensein ist allerdings eine schwere Schuld für jeden Mann, und schwerer Verantwortung entrinnt er nicht, weil er anders ist, als Gott ihn will. Das sah Christen auch ein, darum war er nicht trotzig, pochte nicht, gab sich schuldiger dar, als er war; aber damit versöhnte er die Leute nicht, erst jetzt schrien sie einander zu, wie groß seine Schuld sein müsse, da er so viel auf sich nehme, so weit sich unterziehe, es ja selbst bekenne, er sei nichts wert.

Er aber betete Tag und Nacht zu Gott, daß er das Übel wende, aber es ward schrecklicher von Tag zu Tag. Er ward es inne, daß er gutmachen müsse, was er gefehlt, daß er sich selbst zum Opfer geben müsse, daß an ihm liege die Tat, die seine Ahnfrau getan. Er betete zu Gott, bis ihm so recht feurig im Herzen der Entschluß emporwuchs, die Talschaft zu retten, das Übel zu sühnen, und zum Entschluß kam der standhafte Mut, der nicht wankt, immer bereit ist zur gleichen Tat, am Morgen wie am Abend.

Da zog er herab mit seinen Kindern aus dem neuen Haus ins alte Haus, schnitt zum Loch einen neuen Zapfen, ließ ihn weihen mit heiligem Wasser und heiligen Sprüchen, legte zum Zapfen den Hammer, setzte zu den Betten der Kinder sich und harrte der Spinne.

Da saß er, betete und wachte und rang mit dem schweren Schlaf festen Mutes und wankte nicht; aber die Spinne kam nicht, ob sie sonst allenthalben war; denn immer größer war der Sterbet, immer wilder die Wut der Überlebenden.

Mitten in diesen Schrecken sollte ein wildes Weib ein Kind gebären. Da kam den Leuten die alte Angst, ungetauft möchte die Spinne das Kindlein holen, das Pfand ihrer alten Pacht. Das Weib gebärdete sich wie unsinnig, hatte kein Gottvertrauen, desto mehr Haß und Rache im Herzen.

Man wußte, wie die Alten gegen den Grünen sich geschützt vor Zeiten, wenn ein Kind geboren werden sollte, wie der Priester der Schild war, den sie zwischen sich und den ewigen Feind gestellt. Man wollte auch nach dem Priester senden, aber wer sollte der Bote sein? Die unbegrabenen Toten, welche die Spinne bei den Leichenzügen erfaßt, sperrten die Wege, und würde wohl ein Bote über die wilden Höhen der Spinne, die alles zu wissen schien, entgehen können, wenn er den Priester holen wollte? Es zagten alle. Da dachte endlich der Mann des Weibes: wenn die Spinne ihn haben wolle, so könne sie ihn daheim fassen wie auf dem Wege; wenn ihm der Tod bestimmt sei, so entrinne er ihm hier nicht und dort nicht.

Er machte sich auf den Weg, aber Stunde um Stunde rann vorüber, kein Bote kam wieder. Wut und Jammer wurde immer entsetzlicher, die Geburt rückte immer näher. Da riß das Weib in der Wut der Verzweiflung vom Lager sich auf, stürzte hin nach Christes Haus, dem tausendfach Verwünschten, der betend bei seinen Kindern saß, des Kampfes mit der Spinne gewärtig. Weither schon tönte ihr Geschrei, ihre Verwünschungen donnerten an Christes Türe, lange ehe sie dieselbe aufriß und den Donner in die Stube ihm brachte. Als sie hereinstürzte so schrecklichen Angesichtes, da fuhr er auf, er wußte erst nicht, war es Christine in ihrer ursprünglichen Gestalt. Aber unter der Türe hemmte der Schmerz ihren Lauf, an den Türpfosten wand sie sich, die Flut ihrer Verwünschungen ausgießend über den armen Christen. Er sollte der Bote sein, wenn er nicht verflucht sein wolle mit Kind und Kindeskindern in Zeit und Ewigkeit. Da überwallete der Schmerz ihr Fluchen, und ein Söhnlein war geboren vom wilden Weibe auf Christes Schwelle, und alle, die ihr gefolget waren, stoben ins Weite, des Schrecklichsten gewärtig. Das unschuldige Kindlein hielt Christen in den Armen; stechend und wild, giftig starrten aus des Weibes verzerrten Zügen dessen Augen ihn an, und es ward ihm immer mehr, als trete die Spinne aus ihnen heraus, als sei sie es selbst. Da kam eine Kraft Gottes in ihn, und ein übermenschlicher Wille ward in ihm mächtig; einen innigen Blick warf er auf seine Kinder, hüllte das neugeborne Kind in sein warm Gewand, sprang über das glotzende Weib den Berg hinunter das Tal entlang, Sumiswald zu. Zur heiligen Weihe wollte er das Kindlein selbsten tragen zur Sühne der Schuld, die auf ihm lag, dem Haupte seines Hauses, das übrige überließ er Gott. Tote hemmten seinen Lauf, vorsichtig mußte er seine Tritte setzen. Da ereilte ihn ein leichter Fuß, es war das arme Bübchen, dem es graute bei dem wilden Weibe, das ein kindlicher Trieb dem Meister nachgetrieben. Wie Stacheln fuhr es durch Christes Herz, daß seine Kinder alleine bei dem wütenden Weibe seien. Aber sein Fuß stund nicht stille, strebte dem heiligen Ziele zu.

Schon war er unten am Kilchstalden, hatte die Kapelle im Auge, da glühte es plötzlich vor ihm mitten im Wege, es regte sich im Busche, im Wege saß die Spinne, im Busche wankte rot ein Federbusch, und hoch hob sich die Spinne alswie zum Sprunge. Da rief Christen mit lauter Stimme zum dreieinigen Gott, und aus dem Busche tönte ein wilder Schrei, es schwand die rote Feder, in des Bübchens Arme legte er das Kind und griff, dem Herren seinen Geist empfehlend, mit starker Hand die Spinne, die, wie gebannt durch die heiligen Worte, am gleichen Flecke sitzenblieb. Glut strömte durch sein Gebein, aber er hielt fest; der Weg war frei, und das Bübchen, verständigen Sinnes, eilte dem Priester zu mit dem Kinde, Christen aber, Feuer in der starken Hand, eilte geflügelten Laufes seinem Hause zu. Schrecklich war der Brand in seiner Hand, der Spinne Gift drang durch alle Glieder. Zu Glut ward sein Blut. Die Kraft wollte erstarren, der Atem stocken, aber er betete fort und fort, hielt Gott fest vor Augen, hielt aus in der Hölle Glut. Schon sah er sein Haus, mit dem Schmerz wuchs sein Hoffen, unter der Türe war das Weib. Als dasselbe ihn kommen sah ohne Kind, stürzte es sich ihm entgegen einer Tigerin gleich, der man die Jungen geraubt, es glaubte an den schändlichsten Verrat. Es achtete sich seines Winkens nicht, hörte nicht die Worte aus seiner keuchenden Brust, stürzte in seine vorgestreckten Hände, klammerte an sie sich an, in Todesangst mußte er die Wütende schleppen zum Hause herein, muß frei die Arme kämpfen, ehe es ihm gelingt, ins alte Loch die Spinne zu drängen, mit sterbenden Händen den Zapfen vorzuschlagen. Er vermag's mit Gottes Hülfe. Den sterbenden Blick wirft er auf die Kinder, hold lächeln sie im Schlafe. Da wird es ihm leicht, eine höhere Hand schien seine Glut zu löschen, und laut betend schließt er zum Tode seine Augen, und Frieden und Freude fanden die auf seinem Gesichte, die vorsichtig und angstvoll kamen, zu schauen, wo das Weib geblieben. Erstaunt sahen sie das Loch verschlagen, aber das Weib fanden sie versengt und verzerrt im Tode liegen; an Christes Hand hatte sie den feurigen Tod geholt. Noch standen sie und wußten nicht, was geschehen war, als mit dem Kinde das Bübchen wiederkehrte, vom Priester begleitet, der das Kind schnell getauft nach damaliger Sitte und wohlgerüstet und mutvoll dem gleichen Kampfe entgegengehen wollte, in dem sein Vorgänger siegreich das Leben gelassen. Aber ein solch Opfer forderte Gott nicht von ihm, den Kampf hatte schon ein anderer bestanden.

Lange faßten die Leute nicht, welch große Tat Christen vollbracht. Als ihnen endlich Glaube und Erkenntnis kam, da beteten sie freudig mit dem Priester, dankten Gott für das neu geschenkte Leben und für die Kraft, die er Christen gegeben. Diesem aber baten sie im Tode noch ihr Unrecht ab und beschlossen, mit hohen Ehren ihn zu begraben, und sein Andenken stellte sich glorreich wie das eines Heiligen in aller Seelen.

Sie wußten nicht, wie ihnen war, als der so schreckliche Schreck, der fort und fort durch ihre Glieder zitterte, auf einmal geschwunden war und sie mit Freuden wieder in den blauen Himmel hinaufsehen konnten ohne Angst, die Spinne krieche unterdessen auf ihre Füße. Sie beschlossen viele Messen und einen allgemeinen Kilchgang; vor allem wollten sie die beiden Leichen bestatten, Christen und seine Drängerin, dann sollten auch die andern eine Stätte finden, soweit es möglich war.

Die schwarze Spinne - 25 The black spider - 25 Черный паук - 25

Verzweiflung lag überem ganzen Tale. ||over|| Desperation lay over the whole valley. Wut kochte in allen Herzen, strömte in schrecklichen Verwünschungen gegen den armen Christen aus; an allem sollte jetzt er schuld sein. Anger boiled in all hearts, pouring out terrible curses against the poor Christian; everything should now be his fault. Jetzt auf einmal wußten alle, daß Christen das alte Haus nicht hätte verlassen, das Gesinde nicht sich selbst überlassen sollen. Now all of a sudden everyone knew that Christen shouldn't have left the old house, shouldn't have left the servants to themselves. Auf einmal wußten alle, daß der Meister für sein Gesinde mehr oder minder verantwortlich sei, daß er wachen solle über Beten und Essen, wehren solle gottlosem Leben, gottlosen Reden und gottlosem Schänden der Gaben Gottes. |||||||||||||||||||||||||||||||desecrating||| All at once everybody knew that a master is more or less responsible for his servants and should set himself against godless living, godless talking and godless defilement of the gifts of God. Jetzt war allen auf einmal Hoffart und Hochmut vergangen, sie taten diese Laster in die unterste Hölle hinunter und hätten es kaum Gott geglaubt, daß sie dieselben noch vor wenig Tagen so schmählich an sich getragen; sie waren alle wieder fromm, hatten die schlechtesten Kleider an und die alten verachteten Rosenkränze wieder in den Händen und überredeten sich selbst, sie seien immer gleich fromm gewesen, und an ihnen fehlte es nicht, daß sie Gott nicht das gleiche überredeten. |||||pride||pride|||||||||||||||||||||||||shamefully||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||| Now all at once everybody had lost their vanity and arrogance, relegating their vices to the lowest depths of hell; they would scarcely have believed God Himself, if He had told them that until a few days ago they had borne these vices within themselves. They were all pious again, wore their poorest clothes, carried their old, despised rosaries in their hands and persuaded themselves that they had always been as pious as this and that it was not their fault if they could not persuade God in the same way. Christen allein unter ihnen allen sollte gottlos sein, und Flüche wie Berge kamen von allen Seiten auf ihn her. Christen alone among them all was deemed to be godless, and curses fell upon him like mountains from all sides. Und war er doch vielleicht unter allen der Beste, aber sein Wille lag gebunden in seiner Weiber Willen, und dieses Gebundensein ist allerdings eine schwere Schuld für jeden Mann, und schwerer Verantwortung entrinnt er nicht, weil er anders ist, als Gott ihn will. And yet he was perhaps the best of them, except that his will lay bound by that of his womenfolk, and such dependence is certainly a heavy sin for any man, and a man cannot escape the weight of responsibility because he is different from what God intends him to be. Das sah Christen auch ein, darum war er nicht trotzig, pochte nicht, gab sich schuldiger dar, als er war; aber damit versöhnte er die Leute nicht, erst jetzt schrien sie einander zu, wie groß seine Schuld sein müsse, da er so viel auf sich nehme, so weit sich unterziehe, es ja selbst bekenne, er sei nichts wert. |||||||||defiant|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||undergo|||||||| Christen saw that too, which is why he wasn't defiant, didn't push, and pretended to be more guilty than he was; but he didn't reconcile the people with that, only now did they shout at each other how great his guilt must be, since he took on so much, went through so much, and admitted it himself that he was worth nothing.

Er aber betete Tag und Nacht zu Gott, daß er das Übel wende, aber es ward schrecklicher von Tag zu Tag. He, however, prayed day and night to God that He might turn the evil away; but it became more terrible from day to day. Er ward es inne, daß er gutmachen müsse, was er gefehlt, daß er sich selbst zum Opfer geben müsse, daß an ihm liege die Tat, die seine Ahnfrau getan. |||||||||||||||||||||||||||ancestress| He realized that he must make good where he had fallen short, that he must sacrifice himself and that the deed which his ancestress had performed was now to fall to him. Er betete zu Gott, bis ihm so recht feurig im Herzen der Entschluß emporwuchs, die Talschaft zu retten, das Übel zu sühnen, und zum Entschluß kam der standhafte Mut, der nicht wankt, immer bereit ist zur gleichen Tat, am Morgen wie am Abend. |||||||||||||grew up||||||||atone||||||steadfast||||||||||||||| He prayed to God until the resolve grew right ardently in his heart that he must save the valley community and atone for the evil; his resolve was strengthened by steady courage that does not waver and is always ready for the same deed, in the morning as in the evening.

Da zog er herab mit seinen Kindern aus dem neuen Haus ins alte Haus, schnitt zum Loch einen neuen Zapfen, ließ ihn weihen mit heiligem Wasser und heiligen Sprüchen, legte zum Zapfen den Hammer, setzte zu den Betten der Kinder sich und harrte der Spinne. ||||||||||||||||||||||bless||||||||||||||||||||waited|| So he moved with his children out of the new house into the old one, cut a new peg for the hole, had it hallowed with holy water and prayers, placed the hammer by the peg, sat down by the children’s beds and waited for the spider.

Da saß er, betete und wachte und rang mit dem schweren Schlaf festen Mutes und wankte nicht; aber die Spinne kam nicht, ob sie sonst allenthalben war; denn immer größer war der Sterbet, immer wilder die Wut der Überlebenden. |||||||||||||||||||||||||everywhere||||||||||||| There he sat, prayed and watched and struggled with the heavy sleep with firm courage and did not falter; but the spider didn't come, though she was everywhere else; for the dying was ever greater, the anger of the survivors ever wilder.

Mitten in diesen Schrecken sollte ein wildes Weib ein Kind gebären. In the midst of these terrors a wild woman was expecting to give birth to a child. Da kam den Leuten die alte Angst, ungetauft möchte die Spinne das Kindlein holen, das Pfand ihrer alten Pacht. Then people were overwhelmed by the old fear that the spider might take the child unbaptized, the pledge of the old agreement. Das Weib gebärdete sich wie unsinnig, hatte kein Gottvertrauen, desto mehr Haß und Rache im Herzen. ||behaved||||||faith in God||||||| The woman behaved as if insane and had no trust in God, but had all the more hatred and revenge in her heart.

Man wußte, wie die Alten gegen den Grünen sich geschützt vor Zeiten, wenn ein Kind geboren werden sollte, wie der Priester der Schild war, den sie zwischen sich und den ewigen Feind gestellt. It was known how in the old days people had protected themselves against the green huntsman, and how the priest was the shield whom they had placed between themselves and the eternal fiend. Man wollte auch nach dem Priester senden, aber wer sollte der Bote sein? It was decided now to send for the priest, but who should be the messenger? Die unbegrabenen Toten, welche die Spinne bei den Leichenzügen erfaßt, sperrten die Wege, und würde wohl ein Bote über die wilden Höhen der Spinne, die alles zu wissen schien, entgehen können, wenn er den Priester holen wollte? The unburied dead, whom the spider had stricken during the funeral processions, barred the roads, and would any messenger going over the deserted heights to fetch the priest be able to escape the spider who seemed to know everything? Es zagten alle. |nodded| Everyone was hesitant. Da dachte endlich der Mann des Weibes: wenn die Spinne ihn haben wolle, so könne sie ihn daheim fassen wie auf dem Wege; wenn ihm der Tod bestimmt sei, so entrinne er ihm hier nicht und dort nicht. ||||||||||||||||||||||||||||||escape||||||| Then at last the woman’s husband thought that if the spider would be seizing him, it would be as likely to get hold of him in his own home as on the road; if he were doomed to die, he would not escape death here any more than there.

Er machte sich auf den Weg, aber Stunde um Stunde rann vorüber, kein Bote kam wieder. He set out on the way, but hour after hour went by, and no messenger came back. Wut und Jammer wurde immer entsetzlicher, die Geburt rückte immer näher. Rage and distress became more and more terrible, and the hour of the birth drew closer and closer. Da riß das Weib in der Wut der Verzweiflung vom Lager sich auf, stürzte hin nach Christes Haus, dem tausendfach Verwünschten, der betend bei seinen Kindern saß, des Kampfes mit der Spinne gewärtig. ||||||||||||||||||||cursed||||||||||||awaiting Then in the fury of despair the woman raised herself from her bed, lurched out towards the house of Christen, who bad been the object of thou­sandfold curses and who sat in prayer by his children, awaiting the encounter with the spider. Weither schon tönte ihr Geschrei, ihre Verwünschungen donnerten an Christes Türe, lange ehe sie dieselbe aufriß und den Donner in die Stube ihm brachte. |||||||thundered||Christ's|||||||||||||| Already from afar her screaming could be heard, and her imprecations thundered on Christen’s door long before she wrenched it open to bring the storm of her revilement to him in his room. Als sie hereinstürzte so schrecklichen Angesichtes, da fuhr er auf, er wußte erst nicht, war es Christine in ihrer ursprünglichen Gestalt. ||burst in|||face||||||||||||||| When she rushed in with so terrible an appearance, he started up, wondering at first whether this might not be Christine in her original shape. Aber unter der Türe hemmte der Schmerz ihren Lauf, an den Türpfosten wand sie sich, die Flut ihrer Verwünschungen ausgießend über den armen Christen. |||||||||||doorframe||||||||pouring|||| But as she stood in the doorway, pain held back her walk, and she clung to the doorpost, pouring out the flood of her curses upon poor Christen. Er sollte der Bote sein, wenn er nicht verflucht sein wolle mit Kind und Kindeskindern in Zeit und Ewigkeit. He should be the messenger, she said, unless he wished to be cursed with his children and children’s children for all time and eternity. Da überwallete der Schmerz ihr Fluchen, und ein Söhnlein war geboren vom wilden Weibe auf Christes Schwelle, und alle, die ihr gefolget waren, stoben ins Weite, des Schrecklichsten gewärtig. |||||||||||||||||||||||scattered|||||awaiting At that, pain smothered her swearing, and a little son was born to the wild woman on Christen’s threshold, and all who had followed her fled in all directions, expecting the worst to happen. Das unschuldige Kindlein hielt Christen in den Armen; stechend und wild, giftig starrten aus des Weibes verzerrten Zügen dessen Augen ihn an, und es ward ihm immer mehr, als trete die Spinne aus ihnen heraus, als sei sie es selbst. ||||||||staring||||||||||||||||||||||||||||||| Christen held the innocent child in his arms; the woman’s eyes stared stabbing, fierce and poisonous at him from her distorted features, and he felt more and more as if she herself were the spider. Da kam eine Kraft Gottes in ihn, und ein übermenschlicher Wille ward in ihm mächtig; einen innigen Blick warf er auf seine Kinder, hüllte das neugeborne Kind in sein warm Gewand, sprang über das glotzende Weib den Berg hinunter das Tal entlang, Sumiswald zu. Then the power of God came upon him, and a superhuman will power became mighty within him; be threw an intense, loving glance at his children, wrapped the newborn infant in his warm cloak, strode over the fiercely staring woman down the hill and along the valley towards Sumiswald. Zur heiligen Weihe wollte er das Kindlein selbsten tragen zur Sühne der Schuld, die auf ihm lag, dem Haupte seines Hauses, das übrige überließ er Gott. ||consecration||||||||atonement||||||||||||||| He made up his mind to take the child to its holy baptism, in expiation of the guilt which lay upon him as head of his house; the rest he would leave to God. Tote hemmten seinen Lauf, vorsichtig mußte er seine Tritte setzen. Dead bodies hindered his progress, and he had to be careful where he put his feet. Da ereilte ihn ein leichter Fuß, es war das arme Bübchen, dem es graute bei dem wilden Weibe, das ein kindlicher Trieb dem Meister nachgetrieben. ||||||||||||||||||||||||pursued Then light­ moving feet caught him up; it was the poor boy who felt afraid to be with the wild woman and who, impelled by a childish urge, had run after his master. Wie Stacheln fuhr es durch Christes Herz, daß seine Kinder alleine bei dem wütenden Weibe seien. Christen’s heart felt pierced as if by thorns to think that his children were left alone with the raging woman. Aber sein Fuß stund nicht stille, strebte dem heiligen Ziele zu. However, his feet did not stay still, but pressed on to their holy destination.

Schon war er unten am Kilchstalden, hatte die Kapelle im Auge, da glühte es plötzlich vor ihm mitten im Wege, es regte sich im Busche, im Wege saß die Spinne, im Busche wankte rot ein Federbusch, und hoch hob sich die Spinne alswie zum Sprunge. |||||||||||||||||||||||||||||||||||feather bush|||||||as if|| He had already got down to the Kilchstalden and the shrine was in sight, when there was a sudden gleaming before him in the middle of the road, there was movement in the bushes, the spider sat in the road, a feather was waving red from behind a bush, and the spider reared up high as if to spring. Da rief Christen mit lauter Stimme zum dreieinigen Gott, und aus dem Busche tönte ein wilder Schrei, es schwand die rote Feder, in des Bübchens Arme legte er das Kind und griff, dem Herren seinen Geist empfehlend, mit starker Hand die Spinne, die, wie gebannt durch die heiligen Worte, am gleichen Flecke sitzenblieb. |||||||triune|||||||||||||||||||||||||||||recommending||||||||||||||||sat Then Christen called with a loud voice to God in Three Persons, and a wild shout sounded from the bushes, the red feather disappeared, he placed the infant in the boy’s arms and after commending his soul to the Lord he seized with a strong hand the spider which, as if transfixed by the holy words, remained motionless in the same spot. Glut strömte durch sein Gebein, aber er hielt fest; der Weg war frei, und das Bübchen, verständigen Sinnes, eilte dem Priester zu mit dem Kinde, Christen aber, Feuer in der starken Hand, eilte geflügelten Laufes seinem Hause zu. Fire streamed through his limbs, but he held fast; the road was free, and the boy with understanding mind hastened to the priest with the child. But Christen, with fire in his strong hand, hurried with winged course towards his own house. Schrecklich war der Brand in seiner Hand, der Spinne Gift drang durch alle Glieder. The burning in his hand was terrible, the spider’s poison penetrated through all his limbs. Zu Glut ward sein Blut. His blood became fire. Die Kraft wollte erstarren, der Atem stocken, aber er betete fort und fort, hielt Gott fest vor Augen, hielt aus in der Hölle Glut. His strength was on the verge of being benumbed, and his breathing almost stopped, but he prayed on and on, kept God firmly before his mind’s eye and held out in the fire of hell. Schon sah er sein Haus, mit dem Schmerz wuchs sein Hoffen, unter der Türe war das Weib. Already now he could see his house; as the pain grew, so did his hope, and there at the door was the woman. Als dasselbe ihn kommen sah ohne Kind, stürzte es sich ihm entgegen einer Tigerin gleich, der man die Jungen geraubt, es glaubte an den schändlichsten Verrat. ||||||||||||||||||||||||most shameful| When the latter saw him coming without her child, she rushed at him like a tigress that has been robbed of her young, believing him responsible for the most shameful betrayal. Es achtete sich seines Winkens nicht, hörte nicht die Worte aus seiner keuchenden Brust, stürzte in seine vorgestreckten Hände, klammerte an sie sich an, in Todesangst mußte er die Wütende schleppen zum Hause herein, muß frei die Arme kämpfen, ehe es ihm gelingt, ins alte Loch die Spinne zu drängen, mit sterbenden Händen den Zapfen vorzuschlagen. ||||gesture||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||| She took no notice of his gesticulations, did not hear the words coming from his heaving breast, rushed into his outstretched hands and clung on to them; in deathly fear he was compelled to drag the raging woman into the house with him. He has to fight his arms free before he succeeds in forcing the spider back into the old house and securing the peg with dying hands. Er vermag's mit Gottes Hülfe. |can||| With God’s help he is able to do it. Den sterbenden Blick wirft er auf die Kinder, hold lächeln sie im Schlafe. ||||||||sweet|||| He throws his dying glance at his children as they lie sweetly smiling in their sleep. Da wird es ihm leicht, eine höhere Hand schien seine Glut zu löschen, und laut betend schließt er zum Tode seine Augen, und Frieden und Freude fanden die auf seinem Gesichte, die vorsichtig und angstvoll kamen, zu schauen, wo das Weib geblieben. Then he feels at rest, a higher hand seems to extinguish the fire within him, and praying aloud he closes his eyes in readiness for death. Those who ventured in, cautiously and fearfully, to see what had happened to the woman, found serenity and joy on his face. Erstaunt sahen sie das Loch verschlagen, aber das Weib fanden sie versengt und verzerrt im Tode liegen; an Christes Hand hatte sie den feurigen Tod geholt. |||||blocked|||||||||||||||||||| They were astonished to see the hole closed up, but they found the woman lying burnt and distorted in death; she had found fiery death from Christen’s hand. Noch standen sie und wußten nicht, was geschehen war, als mit dem Kinde das Bübchen wiederkehrte, vom Priester begleitet, der das Kind schnell getauft nach damaliger Sitte und wohlgerüstet und mutvoll dem gleichen Kampfe entgegengehen wollte, in dem sein Vorgänger siegreich das Leben gelassen. While they were standing by without knowing what had happened, the boy came back carrying the child, and with him was the priest who had quickly christened the child according to the custom of the time and was ready to go, well­ armed and courageously, to the same struggle in which his predecessor had given up his life in victory. Aber ein solch Opfer forderte Gott nicht von ihm, den Kampf hatte schon ein anderer bestanden. But God did not require such a sacrifice from this priest, for another man had already fought the fight.

Lange faßten die Leute nicht, welch große Tat Christen vollbracht. For a long time people did not understand what a great deed Christen had accomplished. Als ihnen endlich Glaube und Erkenntnis kam, da beteten sie freudig mit dem Priester, dankten Gott für das neu geschenkte Leben und für die Kraft, die er Christen gegeben. When at last faith and insight came to them, they prayed joyfully with the priest and thanked God for the life given to them anew and for me strength which He had given to Christen. Diesem aber baten sie im Tode noch ihr Unrecht ab und beschlossen, mit hohen Ehren ihn zu begraben, und sein Andenken stellte sich glorreich wie das eines Heiligen in aller Seelen. |||||||||||||||||||||||glorious||||||| They begged Christen’s forgiveness for their injustice towards him, although he was now dead, and resolved to bury him with high honours, and his memory became gloriously enshrined in their souls like that of a saint.

Sie wußten nicht, wie ihnen war, als der so schreckliche Schreck, der fort und fort durch ihre Glieder zitterte, auf einmal geschwunden war und sie mit Freuden wieder in den blauen Himmel hinaufsehen konnten ohne Angst, die Spinne krieche unterdessen auf ihre Füße. They hardly knew how they felt when this so fearful terror which had been coursing through their limbs suddenly disappeared and they could look joyously up again into the blue sky without fear that the spider was meanwhile crawling on their feet. Sie beschlossen viele Messen und einen allgemeinen Kilchgang; vor allem wollten sie die beiden Leichen bestatten, Christen und seine Drängerin, dann sollten auch die andern eine Stätte finden, soweit es möglich war. |||||||||||||||||||rival|||||||||||| They decided to have many masses sung and to hold a general procession to the church; above all they wanted to perform the funeral obsequies for the two bodies of Christen and the woman who had pressed upon him, and after that the other corpses were also to find a resting ground, as far as possible.